Ein fester Festspielflash…

> Sendung: Das Artarium vom Sonntag, 28. August präsentiert unter anderem Impressionen zu Thomas Oberender, den Festspielen, A Game Of You, Salzburg, kapitalistischen Konsumwichteln, der Verleihung und dem Fächer der Gabi…

Am Abend des 21. August fing die Reise in die gestylte und hochintellektuelle Welt der Reichen und Schönen an, die alle nach Salzburg pilgern um wenigstens für ein paar Stunden zu glänzen, bevor sie dann wieder in den Alltag zurück gespuckt werden. Natürlich sind nicht alle versnobbt und tragen ihre Nasen eigentlich schon als Hut, vor lauter Hochnäsigeit; aber je näher man dem Festspielhaus kommt, desto feiner angezogen, reicher, eingebildeter, schöner und stolzer werden die Leute

An jenem Abend machten wir, Norbert K. Hund, Babu – unser Gast in der Sendung: „Graffiti on Tour“ – und meine Wenigkeit uns auf in die „Young Directors Project“ – Aufführung: „A Game Of You“. Ein Selbstfindungtrip verpackt mit Herzklopfen und dem unbekannten Raum. Um und in sich… Wir waren alle drei hellauf begeistert und ziemlich verpeilt als wir die Aula der theologischen Fakultät verließen. So viel über sich selbst zu erfahren, kann einen ganz schön versetzen.

Und am Ende bleibt nur noch die Frage: Wer bin ich für mich selbst und für andere? Wie sehen mich die Leute und wie sehe ich mich?“

Christopher Schmall & Norbert K.Hund nach dem Interview-Marathon

Das Gespräch

Am nächsten Tag fanden wir uns auf der Presseterasse wieder – und lernten den scheidenden Schauspieldirektor Thomas Oberender kennen. Ein genialer Spagatkünstler, der es nicht nur versteht zwischen kreativem Prozess und geldpolitischem Dramafest den Bogen zu spannen, sondern sich auch als exzessiver Leser, Radiofabrik-Liebhaber, Familienvater und Arbeitstier entpuppte. Ein Mensch, der Revolutionäres in Salzburg geleistet hat und nun nach Berlin als Intendant der dortigen Festspiele geht… Aber wie wird es mit den Festspielen in Salzburg, dieser barocken Kult(ur)stadt weiter gehen? Wird man dort weiter machen wo Thomas Oberender anfing? Oder wird man zurück zum konventionellen und nicht-experimentellen Theater-Schaukasten gehen? Wir werden abwarten müssen…

Die Verleihung und ein roter Fächer 

Feiner gekleidet und mit der Beute des Interviews in der Tasche folgten wir der Einladung zur „Verleihung des großen Verdienstzeichens des Landes Salzburg“ an Thomas Oberender durch Landeshauptfrau Gabi Burgstaller! 😀 Leicht ungewöhnlich für uns Post-Punks des rebellischen Lebens, nicht? Naja, sei es wie es sei… Wir waren auf jeden Fall dabei und waren erstaunt über die Worte von Gabi B. und von der offenen Nettheit der selben, die uns ihren Fächer lieh, der von einem absolut grenzgenialen roten Farbton war. Lobende Worte, strahlende Gesichter, Champagner, die Andeutung von Brötchen und ein glücklicher Oberender, der natürlich, denn wie sollte es anders sein, nach der Ehrung in ein Theaterstück ging.

Zusammenfassend kann ich nur noch sagen, dass mich dieser Mensch, der Salzburg erfolgreich überlebt hat und immer noch voller Kraft an seine Projekte herantritt, schwer beeindruckt hat – und das nachhaltig!

PS. Die Fotos zur Vorgeschichte und zur Produktion dieser Sendung haben wir in einem eigenen Facebook-Album veröffentlicht. Guten Appetit allerseits! Die Festspiele sind vorüber – wir haben noch lange nicht genug! Und die Aufzeichnung der Sendung könnt ihr jederzeit hier anhören/downloaden.

 

Ich bin der Chriss

Könnte eine Annäherung sein… Vielleicht auch mehr.                                                     Aber auf jeden Fall eine Vorstellung von mir und meiner KUNNST!

Ich bin irgendwie in dieses neue, sehr geniale Radio-Projekt hineingestolpert worden. Und zwar von einem sehr liebenswerten Menschen. Nämlich vom legendären Bärenwelpenkorbmuttertier Norbert K Hund. Da bin ich ihm auch wirklich dankbar dafür. Denn es taten sich mir ganz neue Sinneserfahrungen, Lebenswelten, Zulunftsvisionswellen und Gedankentürme auf.

Und alles fing an am 10.12. 2010…

Die erste Nachfahrt

Ein Salzburger Adventsingen. Mein erster Auftritt im Radio. 4 Stunden, von 22:00- 02:00. Schnee. Dunkelheit. Ein neuer Mensch und Uwe Dick mit „Der Öd“. Alles war wie in einem Traum. Sehr unwirklich und dennoch mehr als real. Erschöpft und mit dem Wissen, dass dies erst der Anfang sei, machte ich mich auf in eine neue Welt…

Und jetzt, 8 Monate später, darf ich mich Co-Producer der Nachfahrt nennen! 😀 Und Radiomachen ist für mich nicht nur ein Hobby, sondern viel mehr ein Teil meines Lebens… ein sehr geliebter und geschätzter Teil…

Ich hab noch lange nicht genug!  

 

Ich bin der Norbert

Was mach ich da jetzt auf diesem neuen Blog? Na ja, irgendwie hab ichs halt doch erfunden, die Nachtfahrt, damals vor 3 Jahren, gemeinsam mit dem Mark und dem Luki. Wirklich, 3 Jahre lang gibts unsere emotional-musikalische Seelenreise jetzt schon, immer am 2. Freitag jedes Monats ab 22:00 Uhr. Ganze 3 Stunden Musik und Text rund um ein spezielles Thema, mittlerweile unter dem Namen Perlentaucher in ausgesprochen kongenialer Koproduktion mit meinem kollegialen Chaospiloten Christopher Schmall, dem wunderbaren Monsieur Museau des Sternenpflückens.

Irgendwie haben wir einander nicht nur als zwei seelenverwandte Menschentiere gefunden, sondern sind dermaßen in das Thema “Musik und Text emotionsdramaturgisch spontanassoziativ zu einer Ganzheit zu verbinden” hinein gestürzt, voller Begeisterung und einem Himmel voller Ideen, so dass wir es seither immer und immer wieder tun.

Und weil das für unser kreatives Mitteilungsbedürfnis natürlich “noch lange nicht genug” sein kann – und wir euch, liebe Ohrrübinnen und Hörgemüseriche, auch gern mit weiteren Informationen, Projektideen und Spassbasteleien rund um unser allmonatliches Hör- und Spürtheater versorgen wollen, haben wir beschlossen, dem Projekt Perlentaucher von nun an auch einen eigenen Blog zu widmen, den wir ebenfalls gemeinschaftlich gestalten werden.

Seid uns also herzlich willkommen und – geht mit uns auf die Reise nach selbstinnen – oder wo auch immer uns das alles hinführen wird…

PS. Reiche Eltern für alle und andere Lustbarkeiten gibts nach wie vor auch im Artarium-Blog

 

Erzählkunst mit Axel Corti

Podcast/Download: Das Artarium vom Sonntag, 24. Juli würdigt Axel Corti als einen großen, weil zutiefst menschlichen Geschichtenerzähler und präsentiert hierzu seinen allerletzten Schalldämpfer vom 26. 12. 1993, den er noch wenige Tage vor seinem bereits zu erwartenden Tod produziert hat. Was für eine Geschichte ließe sich denn im Angesicht des eigenen Sterbens erzählen, um dem lebenslang selbst gestellten Anspruch an Authentizität auf  bescheidene Weise halbwegs gerecht zu werden? Eine chassidische Legende womöglich – und zwar die vom Rabbi Hillel, der noch einmal kurz aus dem Jenseits zurück kehren kann, um seinen Schülern die eine, die wesentliche Lebensfrage zu verdeutlichen…

Also plündern wir wieder einmal den archivarischen Fundus des ORF und fördern ein paar Perlen zu Tage, die uns im wahrsten Sinn zum Eigenen anstiften. Zum Erzählen der für unsere Entwicklung bedeutsamen Geschichten, aber auch zum Erforschen und Erproben einer nachgerade genialen Sprechweise, die einfach gehört gehört.

Sobald man sich aber ehrfurchtlos genug an den Künsten seiner Vorbilder versucht, geschieht etwas recht Eigenartiges. Der Unterschied zwischen Meister und Schüler verschwimmt zusehends und aus beider Begeisterung entsteht etwas Neues und Eigenständiges, ähnlich wie ein Kind aus der Verschmelzung zweier Liebender entspringt, eine ganz eigene, lebendige und sich selbst weiter erzählende Geschichte, der beim Wachsen und Werden beizuwohnen höchste Lust bedeutet und die alle an ihrem Zustandekommen Beteiligten mit einem zärtlichen Stolz auf ihr Eigenleben erfüllt. Eine ähnliche Liebschaft war übrigens beim diesjährigen Wettlesen um den Bachmannpreis zwischen Antonia Baum und Thomas Bernhard zu erleben, den gralshütenden Literaturverwaltungsmetzgern sei es hiermit noch einmal ins Leere gespuckt: Antonia Baum – Wie ich einmal vorlas. (FAZ)

Wir spannen unsere Lebenswirklichkeit auf – zwischen Selbstsuche und jüdischer Kultur, zwischen Menschlichkeit und Abgrund, zwischen Beobachtung, Überleben, Stellungnahme und überhaupt – inzwischen unterwegs. Und wir laden euch ein, ein Stück dieses Wegs zu sich selbst mit uns zu gehen, zu erleben – und auch selbst zu erzählen

„Der Dialog zwischen den Politikern und den Künstlern – gibts den, oder ist das ein Scheindialog?“ Hier unsere diesbezügliche Schalldämpfer-Signation, einfach anklicken und – gut zu hören! „Angesichts des Todes ist alles nichtig. Nichtig und lächerlich.“

Missfits – Frauenkabarett mit Orgel

Podcast/Download: Artarium Sommer-Improvisation vom Sonntag, 17. Juli – Das radikal-emanzipatorische Zwei-FrauInnen-Kabarett Missfits über onanierende Lehrerinnen sowie andere Frust-Rationen allzu weiblichen Schultoilettentums. Aus gegebener Anlässin dieser unsäglich krampfschwangeren Bundeshymnen-Vergenderungs-Debatte präsentieren Peter Wetzelsberger und Norbert K.Hund hohnlachend die Erfinderinnen des Feminispräch – „Durch diese Verballhornung von Wörtern wird der Versuch, eine geschlechtergerechte Sprache zu entwickeln, ironisch auf die Spitze getrieben.“ (Wikipedia)

Natürlich darf das ironische Selbstzitat der Musikmetapher per Johann Sebastian Bachs Toccata in D-Moll für Pfeifen-Orgel (sic) nicht fehlen, wenn Peter.W. wieder einmal ein Konzept zu spontanisieren versucht. „Man hört aber nix!“ ist schließlich die aufgelegte Antwort der Kollegin vor dem Klo, aus dem es grantig schallt: „Ich onaniere.“

Und weils so schön Sommer ist und wir eh alle unterwegs nach zwischenwo sind, gleich noch ein Zitat zum Thema, neulich im Rahmen einer gar lustigen Dialog-Orgie auf Facebook:

„liebe gender und genderinnen, höchst verachteter mainstream! wenn schon die sprache bis ins letzte hinterzipferl vermannweiblicht sprich verzweigeschlechtlicht werden soll, dann fordern wir doch hiermit auch diktator_innen, kinderschänder_innen, katholische priesterinnen (ha!) und im gegenzug hebamm_eriche, meerjung_männer und mütter_linge!^^ solang sich aber die kasperlgestalten im parlaments-elfenbeinturm mit sowas problemfernen befotzhobeln und behirntatschgerln, können sie immerhin nichts schlimmeres anrichten – außer vielleicht schöne schüttelreime scheißen: das fekterlein, das leckt er fein. bitte! danke! guten morgen und gute morginnen!!!“

Warnhinweisin der Herstellerinnen: Diese Sendungin enthält eine hohe Anteilin an Satirin! Bei unerwünschten Nebenwirkunginnen efrauzipieren sie sich bitte selbst und essen sie eine Schwarzwälder Kirschtortin!

All Of A Sudden I Miss Everyone

Podcast/Download: Artarium – Das ganze Album – vom Sonntag 10. Juli 2011: Die texanische Post-Rock-Band Explosions in the Sky versorgt uns wieder einmal mit dem idealen Soundtrack zum zwischendurch Entspannen – instrumental intensiv und sphärenklangschwebig zugleich – mit traumreichen Assoziationen rund um Abschied, Neubeginn und soziales Befremden. Wo es doch derzeit ringsum wie innerlich um kommunikative Hochfrequenz und ein Fest nach dem anderen geht – legt euch einfach mal wieder in die Badewanne und habt schönen Sex, mit wem auch immer…

Das 2007 erschienene Album bietet jede Menge angenehm textfreie Emotionsdramaturgie zum entspannten Seelensurfen sowie konzeptiv-literarische Themenanstöße von J. D. Salinger über John Cassavetes hin zu John Steinbeck und….. Seit DMD KIU LIDT von Ja, Panik muss man diesbezüglich ohnehin mit fast allem rechnen – Ereignung von sprachlosen Impressionismen tief unter den bewussten Oberflächen.

Unsere Reihe Das ganze Album ist eine würdigende Widerbelebung des in den 70er und 80er Jahren auf einem Staatsfunksender namens Ö3 im Rahmen der Sendung Musicbox regelmäßig gepflogenen Rituals der Vorstellung von wesentlichen Musikwerken abseits des geldprostituiven Mainstream – und zwar nur mit Anmoderation und sonsthin ohne weitere plappersprachliche Interruptionen. Obzwar obige Verbindung einer heutigen Jugendgeneration nur noch schwer vermittelbar ist, erachten wir deren bleibende Eingebung für eine äußerst schätzenswerte Angelegenheit, welcher wir auch mit unserer jeweils wiederkehrenden Musicbox-Zitat-Signation eingehendst huldigen. Und Schnauze!

Weitere Anwendungsgebiete nebst dem schon erwähnten Sex-Soundtrack wären z. B. Gitarrensound Inspirationen, schichttechnische Songstruktur-Gestaltung, meditative Aushängigkeit mit und ohne hirnchemische Hilfsstoffe, sprachkreative Hintergrundbeschallung und – in euren Köpfen…

Speak Your Mind – Schulschluss!

Download/Podcast: Perlentaucher Nachtfahrt vom Freitag, 8. Juli – über Sinn und Unsinn von Schule, so wie wir sie kennen. Open Mike für leidende Lernende, ausgewählte Texte von Schüler_innen und mitgehangenen Mitgefangenen sowie allerlei systemkritische Gedanken, Gefühle und Gespräche. Pünktlich zur Urteilsverkündung – pardon, Zeugnisverteilung – leisten wir unseren Beitrag zum Überleben im Widerstand. Gemeinsam mit unseren Studiogästen feiern wir – immerhin – das Ende dieses Schuljahres – und stiften zur Veränderung an.

Schule als eine (a)soziale Selektionseinrichtung, als gruppendynamisches Terroristencamp pseudonormaler Mehrheiten, als Konkurrenz- und Leistungszuchtanstalt, als Produktionsstätte angepasster Jasager und Bravmitbeter und auch _innen. Erschreckender Alltag oder doch nur hysterische Phantasie?

Der Schweizer Kinderarzt und Erziehungsexperte Remo Largo fordert für eine gerechte Schule – also eine auf den Bedürfnissen aller darin Lernenden aufbauende und somit auch eine wirkliche Inklusion von Kindern mit speziellen Bedürfnissen ermöglichende Schule – drei unabdingbare Voraussetzungen:

1) Alle Schüler_innen müssen sich in der Schule wohl fühlen. Das ist eine Arbeit, die von der Schule (Lehrpersonal und Verwaltung) zu leisten ist.

2) Alle Schüler_innen müssen von den Mitschüler_innen akzeptiert werden. Auch dieser Zustand ist von der Schule (siehe oben) sicher zu stellen.

3) Kein Schüler und keine Schülerin darf über Leistung ausgegrenzt werden. Also muss das uns vertraute System der Leistungsfeststellung auch abgeschafft werden.

Es genügt fürs Erste, diese ebenso radikalen wie richtigen Anforderungen an eine menschenwürdige Schule mit der eigenen erlebten Situation zu vergleichen, um entsetzt festzustellen, was weithin im Argen liegt. Dass Schule von Obrigkeiten gedacht wird und ihre Lerninhalte als fremdbestimmte Ziele über die „Insassen“ verfügt sind.

Dies sind so die Beobachtungen des diensthabenden Erwachsenen. Natürlich werden wir im Rahmen unserer themenassozitiven Musikreise ganz unmittelbar über individuelle Befindlichkeiten sprechen. Schule ist naturgemäß Teil eines gesellschaftlichen Systems und als Schnittstelle zwischen Familie und Staat in ihrer heutigen Form durchaus beabsichtigt. Wie wirkt sich das aber auf meine eigenen Bedürfnisse und Gefühle – also mein Leben aus? Wie verträgt sich die passive Abhängigkeit, die Schule erzeugt, mit meinem eigeninitiativen Lebensentwurf? Wo bleiben die offenen Zwischenräume für meine Phantasien und Wünsche? Wir gönnen uns da zumindest eine Warumfrage…

Peter Gabriel – Art Of Inspiration

Download/Podcast: Artarium Musikworkshop vom Sonntag, 26. Juni – Warum es wichtig ist, junge Musikschaffende und andere kreative Crossover-Kunnst-Kindsköpfe mit den vielseitigen Werk-Welten des englischen Ausnahmekünstlers zu konfrontieren. Und warum wir uns in Peter Gabriels Musik verliebt haben – eine erste Einlassung zum Einfühlen, Mitkitzeln und Weiterbasteln…

Es gibt zahllose Gründe, warum man einen Menschen liebt – und selbst nach 1001 Worten kann man es nicht wirklich endgültig sagen. Ähnlich verhält es sich mit der Musik des Mannes, der meinte, „im perfekten Liebeslied ist nie genau erkennbar, ob es um Mann, Frau, Kind, Natur, Leben, Hund oder Blume geht.“

In diesem Sinne wollen wir diesmal ein paar recht unterschiedliche Stücke aus der 35-jährigen Solo-Karriere des Meisters der spielerischen Verschrobenheit auf uns wirken lassen und versuchen, uns in seiner Biographie wieder zu erkennen und parallele Wesensähnlichkeiten zu entdecken. Es kann schließlich kein Zufall sein, dass diese höchst collagenhafte „Handmade & Hightech“ Arbeitsweise die verschiedenartigsten Film-, Musik-, Theater- und Performancekünstler über die Generationen hinweg beeindruckt und inspiriert – nicht zuletzt auch uns und unseren Freundeskreis.

Wobei allerdings schon die „etwas andere“ Artarium-Herangehensweise wesentlich ist: Wahrnehmen, unmittelbar wirken lassen, einzelne Elemente heraus lösen und dann selbst in einem neuen, eigenen Kontext anwenden. Und bitte schön ohne Ehrfurcht – wir haben doch alle immer auch die Kasperlmütze auf! Jedes noch so geile Institut ist nie etwas anderes als ein Welpenkorb der Möglichkeitsformen

Beneath the Surface

Aus noch aufzuklärenden technischen Gründen existiert von dieser Sendung leider keine Aufzeichnung, die wir hier sonst so gern als Stream/Download anbieten würden! Sie war diesmal also wohl nur beim ZUHÖREN ZU HÖREN…

Die Perlentaucher – Nachtfahrt vom Freitag, 10. Juni verspielt sich in den assoziativen Abgründigkeiten rund ums Abtauchen, Eintauchen, Durchtauchen und Untertauchen. Tummelt sich irgendwo zwischen U-Booten und Oktopoden, Ozeanografen und Meerjungfrauen, durchbricht die Oberflächen und Oberflächlichkeiten scheinbar spiegelglatten Sozial-Smalltalks und sinkt tief unter den thermischen Schichtungen ein in die Sedimente elementarer Schmelzprozesse – und geht irgendwie unter die Haut. Boah, ey!!!

Zum letzten Mal vor Schulschluss verknüpfen die Herren Museau & Sternenhund exklusiv zweisam ihre Leseperformances und Musikauswahlen. Am Freitag, 8. Juli, dem Tag der Urteilsverkündung, pardon, Zeugnisverteilung, öffnen wir unser nächtliches Sendestudio für alle angewiderten, ausgebrannten und schulfrustrierten WortspenderInnen, die ihre entsprechenden Provokationen lauthals und live in den Äther bellen, flüstern, keuchen, röcheln, schreien oder stöhnen wollen, whatever. Die Speak Your Mind Nacht sozusagen – Open Mike For Everyone und Dokumentation eures Widerstands.

Diesmal werden wir daher sehr frei und weit gespannt assoziierend eine Brücke bilden zwischen der letzten Sendung (Liebe) und der nächstfolgenden (Provokation, Widerstand, Überlebenskampf) sowie ebenfalls zwischen unseren zwei Wesenswelten, die seit der skandalisierten Dezembersendung (Uwe Dick – Der Öd) in einem ständig wachsenden Verbindungsprozess zusammen wirken. Als einstweiligen Höhepunkt unseres monatlichen Nacht-Mahls servieren wir also nun ein absolut ausgewogenes Text- und Musikmenue in zweisam geteilter Zubereitung seiner einzelnen Spezereyen. Freut euch (mit uns), Leute!

Worüber ich persönlich besonders beglückt bin, entwickelt sich doch die zugleich geplante wie freie Dramaturgie dieser seit Herbst 2008 stattfindenden Nachtsendung erst so richtig spannend, seit der genial kreative Chriss Museau in jeder Hinsicht als mein Copilot mit an Bord ist. Chapeau! Wir sind halt schon ein geiles Institut!

Also lasst euch wieder mal mit uns fallen in eine weitere Nacht der Nächte. Lasst euch ein – auf euch selbst – zusammen mit uns. Lassen wir uns alle mal wieder so richtig aushängig einsinken in ein Meer von Liedern und Gedichten – Geschichten aus 2000 und mindestens immer noch einer Nacht. Lassen wir uns verführen und verzaubern von dem, was sich ereignet, wenn unsere Phantasien einander begegnen und dabei auf wundersame Weise Welten entstehen, die viel mehr sind als ihre Summe oder ein Produkt. Vergessen wir uns selbst, verlieren wir letztendlich die Kontrolle und verschwinden wir einfach eine Zeit lang in den Tiefen und Untiefen der Ozeane in uns.

Und keine Angst vor den weißen Räumen, der plötzlichen Leere des (noch) Unbestimmten. Wir gehen alle unsere jeweiligen Wege Schritt für Schritt und wissen nicht wirklich, wo uns das alles einmal hinführen wird. Und wir verfügen ebenfalls alle ganz tief in uns über eine sehr detaillierte Vision unseres Lebensziels, wissen sozusagen ganz genau, wohin wir eigentlich wollen. Und das genügt bereits. Sich immer wieder mal die Vorstellung davon in allen Facetten ausmalen, wie ein typischer Tag des eigenen Lebens in 20 Jahren aussehen würde, wenn sich alles völlig nach unseren Wünschen entwickelt, das funktioniert besser als alles Planen.

Salon Helga – Von hinten

Podcast/Download: Das ganze Album – Spezial (2 Stunden!) vom Sonntag, 15. Mai – Peter.W. präsentiert das ebenso rare wie relevante Frühwerk seiner langjährigen Lieblings-Inspiratoren Hans-Christoph und Hans-Herbert, allgemein bekannt unter den Pseudonymen Stermann & Grissemann (oder Sternrahm & Grüß-Sie, Mann – wie Museau & Sternenhund zu sagen pflegen würden).

Jedenfalls “von hinten” mit Musik – oder auch eine Art “Schrägst Of” und aus dem von mir einst ebenfalls geschätzten Format “Salon Helga”, liebevoll umrahmt, gestreichelt und mit ornamentalem Mundwerk beschmissen von den lieblichen Kollegen Christopher Schmall und Robert Presslaber

Dirk Stermann und Christoph Grissemann sind der breiten Öffentlichkeit spätestens seit Willkommen Österreich und der Deutschen Kochschau ein Begriff. Weitere ORF-Machwerke waren u.a. ihre Sendungen Blech oder Blume, Suite 16 und Frau Pepi und die Buben (wozu Entweder Broder womöglich auch gewisse Parallelen hat). Aber ihr eigentliches “Baby“ war und ist die seit 20 Jahren von ihnen gestaltete Kultradioshow Salon Helga auf FM4 – vor Gründung des Senders (1995) sogar noch auf Ö3 im Rahmen der Jugendschiene ZickZack -> Flashback von Martin Blumenau.

Als sie noch nicht von Funk und Fernsehen kaputt gemachtwaren, bildeten „Gags Gags Gags“ nur einen Bruchteil ihres verfügbaren Repertoires. Was Stermann & Grissemann – oder Hans-Christoph und Hans-Herbert, wie sie sich damals noch nannten – zu Beginn ihrer Karriere verbrachen, war zwar nicht unbedingt immer massentauglich, dafür innovativ, anders, gewagt, und hatte auf gewisse Weise sogar Anspruch. Der Salon Helga von damals war eine Mischung aus dilletantistischer Satire, bewusst schleißiger Doppelconférence, viel wechselseitiger Selbstironie und tragikomischen Hörspielen mit durchaus literarischem Charakter. Zudem war es diese Sendung, die in ihren ersten 10 Jahren viele Vertreter der alternativen deutschsprachigen Musik wie Stereo Total, Rocko Schamoni und nicht zuletzt PeterLicht in Österreich „salonfähig“ machte.

1994 brachten sie die leider fast schon in Vergessenheit geratene und zur Rarität verkommene CD Von Hinten heraus, die im Stil eines „Best of-Salon“ gehalten ist. Die Musik stammt von den Fabulösen Thekenschlampen, Stoppok, Bobbe Jaan sowie den Lassie Singers.

Alles in allem der frühe Querschnitt einer Sendung, die nicht nur eine lose Szene begeistert, sondern vor allem Autor und Artarium-Erfinder Peter.W. in jungen Jahren inspiriert hat, was sich auch heute nicht selten in seinen Texten, als auch in seiner eigenen Art der Sendungsgestaltung wiederspiegelt. Auch Robert Presslaber (Fondue) ist mit Stermann&Grissemann quasi aufgewachsen und wurde von ihrem anarchischen Humor geprägt. Vor zwei Jahren lasen er und Peter die alten Salon Helga-Geschichten im Rahmen der Lesereihe READ THIS im Denkmal Salzburg.