the who the what the yeah

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 19. Mai – Bandportrait mit Nebenwirkungen oder Entwicklung ist ein schwer fassbarer Prozess. Das Artarium Team besucht den Roten Salon im ARGE-Studio und wohnt dortselbst einer bewegenden Livedarreichung bereits bekannter sowie erst im Herbst erscheinen werdender Musikstücke bei. Wiewohl vom Andrang bewegter Massen eher spärlich betroffen und von jeglicher Tanzlust der berufscoolen Salzbürger sowieso weitestgehend verschont, machte uns dieser intime Abend Lust auf mehr – und vor allem neugierig auf das anstehende neue Album von the who the what the yeah, welches inzwischen unter abenteuerlichsten Umständen im winterlichen Vorarlberg aufgenommen worden war, noch dazu produziert von keinem Geringeren als dem österreichen Underground-Urgestein Hans Platzgumer. Also luden wir die Herren Martin und Lukas nach dem Konzert noch zum etwas hintergründigeren Gespräch über die Entstehungsgeschichte eines einstweilen noch namenlosen Werks.

twtwty radioshowWieso also die Arlberghütte ein geeigneterer Ort zur Albumaufnahme sein kann als etwa ein großstädtisches Tonstudio, das erschließt sich erst im Zusammenhang mit der Feststellung, dass ein Tourleben nach dem Motto „Sex, Drugs & Rock’n’Roll“ nicht notwendigerweise hässlich machen muss. Und nachdem uns ohnehin eine gewisse Geschichte von Entwicklung und Erkenntnis mit diesem angenehm ungewöhnlichen Musikkollektiv verbindet, wollten wir eher den künstlerisch-philosophischen Details ihrer Arbeitsweise nachspüren. Anstatt etwa dem redundanten Ranking von Verkaufszahlen Raum zu geben, wie derlei von der angeblich allgemeinen Massenöffentlichkeit kommerziell-rechtlicher Umsatz- und Gewinnmedien als für uns alle irrsinnig interessant dargestellt (und dabei von ihnen selbst hergestellt) wird. Nein, die kritische Würdigung des Schaffensprozesses muss sich jeder marktschreierischen Anbiederung an die global vorherrschende Wachstumsideologie entschlagen, sonst ist sie nichts anderes als Prostitution für internationales Marketendering. Und welche Herangehensweise wäre den Herausgebern von „Nervöse Welt“ angemessener? Eines derartig nervenaufreibend selbstkritischenen wie systemzerfragenden Konzeptalbums, dass es sich sogar Thomas Oberender zur Inspiration seiner letzten Salzburger Festspielaison als Schauspieldirektor angedeihen ließ. (-> Oberender-Portrait mit Statement dazu online)

twtwty martinFreuen wir uns also auf ein paar lustige wie auch nachdenkliche Einblicke in die Entstehung von Text und Musik des noch unbenannten neuen Albums, das heuer im Oktober oder November veröffentlicht werden soll. Beleuchten wir auch gleich ein paar grundlegende Aspekte ernsthafter Arbeit mit angloamerikanisch geprägter Rockmusik und deutschsprachigen Texten. Und hören wir vor allem die Entwicklung dieser Arbeit in einigen Songs – vom ersten Album „blackbox“ über die gefeierte „Nervöse Welt“ bis zur (uns lieberweise schon vorab zur Verfügung gestellten) Singleauskopplung „Neuseeland“ vom mit Spannung erwarteten „Herbstalbum“ 😉

Wir sind ein geiles Institut. Und sieben Jahre Klavierunterricht sind vielleicht doch genug…

 

Nights from the Alhambra (Part 1)

Download: Artarium vom Sonntag, 12. Mai – Loreena McKennitt Live in der Alhambra

“A good traveller has no fixed plans and is not intend on arriving” (Lao-Tse)

Mit diesem Zitat könnte man das musikalische Schaffen der Kanadierin Loreena McKennitt beschreiben. Ihre Lieder sind eine Reise. Eine Reise in ferne, exotische Klänge und Kulturen. Eine Reise in die mystische Welt der Kelten. Eine Reise in magisch getragene Länder hinter dem Horizont. Aber vor allem sind sie eine Reise zu den eigenen Wurzeln und zu sich selbst. Mich trägt sie mit ihrer Stimme und ihren Texten, welche sie in ein traumhaft schönes Musikbett kleidet, zu einem Ort, der tief in mir lebt und atmet. Sie berührt mich tief unten in meinem Gefühl, tief unten in meinem Herzen.

Alhambra1Ich lasse mich jedes Mal fallen, wenn ich ihre Musik höre. In unerforschte Gebiete meiner eigenen Innenwelt. In weite Wälder. In tiefe Meere. In nächtliche Lichter. In das Atmen des Windes. Sie ist ruhig, innerlich, ohne Hast. Verbindet aber Rhythmen voller Bewegung, Trommeln, die den Rand eines Vulkans umtanzen, Celli, die dunkle Nächte weben, Geigen, welche die Luft durchschneiden.

Die Instrumentierung geht also weit über den Rand der World-Music-Schachtel hinaus und besteht unter anderem aus E-Gitarren, Bouzoukis, Klavieren, Harfen, Akkordeons und noch so einigem mehr. – Wer Loreena McKennitt nicht kennt, der sollte sich sicherlich Zeit nehmen um diese Musik zu erforschen und zu beobachten, was sie mit einem macht oder was sie einem erzählt. Und wenn man dann vielleicht erkennt, dass man in einen Zustand völliger Gelassenheit gerät, kann es durchaus passieren, dass diese besonderen Klänge Spuren im eigenen Verständnis hinterlassen.

Alhambra2Das Album von heute, „Nights From The Alhambra“, wurde im September 2006 im Palast von Karl V. in der Alhambra in Granada aufgenommen und ist für mich zu einem der wichtigsten Alben geworden. Es wurde eine ganz eigene Stimmung aufgezeichnet, welche man fast greifen kann. Dieser Ort strahlt auch nach hunderten von Jahren immer noch viel Kraft und Poesie aus. Und diese Atmosphäre wird eins mit den Klängen, den Worten, dem Stein und den Geschichten, die dieser Ort zu erzählen weiß. Diese Musik ist eine Reise. Dein nie enden wollender Weg. Eine Straße, die beständig fortführt. In Länder, die man sich schöner nicht erträumen könnte. Und eben zu Orten, die auch tief in uns schlummern.

Christopher Schmall

 

M4quadrat – Depp? Wurst!

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 14. April (Teil 1) und weils ein Double-Feature war, hier auch gleich das M4Quadrat feat. Artarium vom Sonntag, 14. April (Teil 2)

Ausnahmsweise möchte ich hier nicht allzuviele Worte machen 😛 nur soviel sei gesagt: Wir laden diesmal die lieben Kollegen Markus Brandt und Mark Schneider von der Sendung M4quadrat zu uns ein – und besuchen sie dann gleich anschließend in ihrer Sendungsstunde. Und ganz ähnlich wie unlängst beim Co-Feature mit Battle & Hum verschmelzen wir die beiden Sendungskonzepte zum Zweck des gegenseitigen Kennenlernens. Das Wesentliche bei den Kultshows der beiden durchaus nicht einsilbigen Herren besteht also zum Beispiel darin, jede Stunde thematisch und querassoziativ jeweils um ein einziges einsilbiges (oder noch schlimmer einvokaliges) Wort kreisen zu lassen – und dabei Musik zu hören, Spaß zu haben – und sich darüber öffentlich unterhaltsam zu unterhalten. Herzlich Willkommen!

Warhol oder Lüge?Die Grundidee zu dieser Gemeinschaftsarbeit dürfte bereits etwas älter sein, wie dieses Bild vom Herbst 2010 zeigt. Damals war gerade die Graffiti-Zone in der Alpenstraßen-Unterführung freigegeben worden und ich beschäftigte mich mit den Begriffswelten einer sich selbst oft allzu todernst nehmenden Sprayer-Szene.

Vor allem Originalität und Kopismus waren dortselbst ein wiederkehrendes Thema, welches ich – offenbar nach einem Sendungswort-Brainstorm mit den M4quadranten – künstlerisch zu hinterfragen trachtete. Dazu lackierte ich erst einmal eine Salatgurke gelb und malte sie anschließend im Andy Warhol Stil zur Velvet Underground Banane um. Ähnliches beging ich des weiteren  auch mit einer kleinen Presswurst und noch mit anderen Objekten. Wozu? Es ging einfach um ein spielerisches Erforschen von Begriffen – von Original und Zitat, von Haltung und Pose, von Tatsache und Behauptung – und vom Wert und Unwert der Wiederholung. „Images. Keep repeating. And repeating. Images.“ (Lou Reed – Songs for Drella) Doch so tief wollte ich ja hier eigentlich nicht tauchen. Das heben wir uns lieber für die gemeinsame Sendung auf. – Depp? Wurst! – Das sind nämlich unsere beiden Worte. Und viel Vergnügen 😉 Apropos Depp:

Wurscht

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Und überhaupst – Oarsch, Wiaschtl, Wuarscht 😀

 

Best Of Missfits (Vol. II)

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 10. März – Unser radikalfeministischer Rundumnachschlag zum Internationalen Frauentag am 8. März, dessen letzte zwei Radiofabrikstunden wir als Perlentaucher per freitäglicher Nachtfahrt-Sendung „Déviation Erotique“ zum Hörmahnmal für die unbefreite Weiblichkeit in uns allen erweitern durften. Doch nunmehr fürs erste genug der Queeronie alternativer Sexualitäten – lassen wir sozusagen in der Rückblende noch einmal die wahren Meisterinnen des emanzipatorischen Frauenkabaretts auf die Hörknochen und Ohrmuscheln des geschätzten Publikums los – und zwar ungefiltert und ohne Dazwischengemaule! Unser persönliches Best Of Missfits aus der Sammlung aller Lieder UND dazu noch legendär legere Conferencen wie etwa aus dem vielsagenden Album „Jetzt mit noch mehr Männer“ – In diesem Sinne 😉 Missfits, wir lieben euch!

missfits_sammlungWer diese beiden unglaublich starken und witzigen Frauen (übrigens auch Preisträgerinnen des Salzburger Stier 1992) noch nicht kennen sollte – bitte unbedingt nachholen! Es geht nämlich eine derartige Lebendigkeit von ihren Liedern und Szenen aus, dass einem vor lauter Vergnügen und trotz aller (Selbst-)Erkenntnis so herzhaft schwindlig wird, dass man nur noch raus will an die frische Lust:

😀 Zum Beispiel „Mensch Mäuschen“ (Auszug)

Poppen ohne Gummi, fahren ohne Gurt
Wenne eine rauchst, wirste angeknurrt
Alles wat Spaß macht is irgendwie gefährlich
Leben is riskant, aber Risiko is herrlich
Nur wer gar nix hat, hat auch nix zu verliern
Datte glücklich bis, kann dir keiner garantiern
Und wenne dat Gefühl has, du bis tot bevor du stirbst
Wird et Zeit, datte endlich ma lebendig wirst

Mensch Mäuschen, is dir nich klar
Dat dat vielleicht Chance deines Lebens war
Du zitters total vor Schiss
Weile merks, dat du auch nur ein Mäuschen bis

Wahrscheinlich bisse zu dick und außerdem zu alt
Und nachts im Bett sind alle beide Füße kalt
Und dat letzte Mal, wo dir so richtig gut gegangen is
Hasse schon vergessen, weil der Mensch nun ma vergisst
Und wat machste für’n Theater um jeden neuen Tach
Wenne Mittwoch überlebst, dann is Donnerstach
Schlafen kannze, wenne tot bis, bis dahin kannze küssen
Aber dazu wirste wohl ma aussemm Haus gehen müssen

Mensch Mäuschen, is dir nich klar
Dat dat Leben am Ende immer schon tödlich war
Du zitterst total vor Schiss
Weile merks, dat du auch nur ein Mäuschen bis

missfits_wenne

 

 

 

 

Rückblende: „Missfits – Frauenkabarett mit Orgel“ die Artarium Satire zur gendergerechten Einstreamung der Bundeshymne – und überhaupst 😛

 

Dörte Dancing – Bretterbauer

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 10. Februar – Das ganze Album der gleichnamigen Wiener Band Bretterbauer. Mit einem überaus beachtlichen Cover von „Wir müssen hier raus“, das höchst wahrscheinlich noch nicht einmal Kai Sichtermann, der Enzyklopädist des ewigen Scherben-Erbes, gehört hat. Oder etwa doch? Festspielintendant Thomas Oberender hätte auf jeden Fall seine helle Freude an solch „spätkapitalistischem Lebensgefühl“, wie es uns hier rotzfrech und doch reflektiert vom Tonträger entgegen gebrettert wird. Und unsere konsequente Krisenreporterin Teresa Reiter rettet wieder einmal die Welt! Man weiß ja, rettet man zwei verschlafenen Liebeslyrikern auch nur einen einzigen Sendetermin, dann rettet man eine ganze Welt. Danke für die zwingende Empfehlung, Königin des Katerfrühstücks – und auch wir träumen jetzt von Dörte, wenn wir schlafen.

CD booklet2_safe.inddAlso endlich wieder ein profundes Produkt aus Österreich, das so gar nicht nach Austro-Irgendwas klingt, sondern intelligente Texte auf deutschsprachig internationalem Niveau deftig daherrockt und diese mal sanft, mal saftiger vergrooved, so dass einem der überaus seltene Eindruck von „etwas Neuem mit guten, altbekannten Einflüssen und Bezügen“ auf der Hirnzunge zurück bleibt. Rotweintechnisch könnte man von schweren Aromen nach dunklen Beeren, Dörrzwetschken, Tabakrauch und verlebten Nächten sprechen, von einem komplexen Körper, der sich zwischen samtig weich und ölig schwer durch die Kehle schmiegt und dessen Genuss schließlich von einem gar fulminanten Abgang gekrönt wird, der sich Schluck für Schluck zu einer schokoladesüß benzinblütigen und windumbraust stadtschwangeren Zufriedenheitswut steigert, dass einem nach dem Leeren dieser Flasche nur noch ein allerletztes Rio Reiser Zitat nachklingt: „Der Traum ist aus! Aber ich werde alles geben, dass er Wirklichkeit wird.“

Verdammt, wie heißt dieser Stoff, aus dem solche nicht enden wollenden Träume zusammen gebraut werden? Fragen wir doch mal Bretterbauer auf Facebook! Ihren Weinberg der Traumtrauben nennen sie (als Genrebezeichnung!) 😀 Gitarrendeutsch. Dass mir das nicht eingefallen ist! Chapeau! Und auch ihre Biografie dortselbst liest sich einigermaßen eigenständig: „In Zeiten wie diesen, in denen ein Zaubermittel Namens „Autotune“ endgültig den Einzug in den Mainstream gefunden hat und nun endlich jeder überproduzierte Popsong völlig identisch klingt, in Zeiten, in denen Plattenfirmen hauptsächlich massenkompatible, von animierten Jamba-Babys gesungene EM-Hymnen als Coca Cola Download veröffentlichen, Musik mehr und mehr zu einer lästigen Begleiterscheinung des täglichen Kaufrausches verkommt und sich so eine ganze Industrie dem Diktat der Zielgruppe Mitte dreizehn unterwirft – da ist die Frage, was bleibt?“

 

In Between Music

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 27. Jänner – Schneller, höher, weiter – oder doch dazwischen? Die faszinierendste Musik ist ja immer noch diejenige, in der sich scheinbar entgegengesetzte Gefühlswelten wie selbstverständlich begegnen und sich sodann zu etwas eigentlich Überraschendem verbinden. Wehmut und Hoffnung, Schmerz und Fröhlichkeit, Depression und Extase, Langeweile und Sex – ganz wie im richtigen Leben. In diesem Sinne untersuchen wir diesmal die Neuerscheinung von Manchester Snow auf derlei Zwischentöne – und berichten von der „CITIZENS“ EP Release Show am Freitag, 25. 1. in der Rockhouse Bar. Unsere emotionale Expedition in eine der letzten noch unerforschten Weltgegenden: den Zwischenraum zwischen den Zeilen des Zwischenmenschlichen. Eine vorläufige Phantasie…

manchester_snow_5Wohlgemerkt, es geht oft einfach um die richtige Mischung aus Vertrautem und Unerwartetem, um uns das gern in der Gewohnheit verfestigte Bewusstsein wieder einmal gründlich – und aufs Angenehmste – durchzulüften: Hier etwa eines der zahlreichen Details aus dem Video zur aktuellen Single „Forrest Lane“Marvin (links) und Rupi (rechts) kennen wir doch alle schon – zumindest glauben wir das! Aber wer ist jetzt dieser Herr? Eine im ambivalenten „Inzwischen“ oszillierende Kunstperson aus dem erweiterten Kreativpool rund um die Konzeptidee Manchester Snow? Chapeau! Das ist allerdings Popkultur zum Anfassen und Mitnehmen – ironisches Selbstzitat inbegriffen. 😉

manchester_snow_1Apropos Zitat, willkommen in der *prost*modernen Unbefangenheit! Warum ich beim Anblick dieser Szene unweigerlich an Queen’s Bohemian Rhapsody denken musste, ist wohl eh klar – und ebenso eh unerheblich. Es funktioniert nämlich und es macht Spaß! Das ist und bleibt eben die ganze Miete beim verschreibungsfreien Musikkonsum, egal ob Rock-, Pop-, Indie- oder was auch immer Kulturfeuilleton. Wirklich! Da kannst du sogar die Hamburger Schulgründer des intellektuell zugeheimnissten Diskurspop der Reihe nach fragen, „es geht um Songs und dass sich die Leute dabei gut fühlen“, würden sie sagen. Purer Zufall, dass „Wie wir leben wollen“ von Tocotronic just am selben Tag erscheint.

manchester_snow_3Doch Schluss mit lustig und assoziativ. Warum wir diesen Termin auf jeden Fall wahrnehmen und auch in der Sendung darüber sprechen werden, das hat ernste Gründe. Klar, mit Freunden feiern und uns über deren beachtliche Fortschritte freuen, zudem ein gelungenes Produkt bewerben, das liegt auf der Hand. Doch was uns dabei noch viel mehr interessiert, ist das Dahinter, Dazwischen und Drumherum. Wir pflegen nun einmal eine spezielle, eine „etwas andere“ Sichtweise auf die Wirklichkeiten unserer Umgebung. Eine Anschauung“, die Untertöne und Zusammenhänge auf sonst unübliche Art klar werden lässt. Darauf macht das jüngste Werk von Manchester Snow neugierig. Und genau dafür ist freies Radio so wichtig – dass wir auch die Zwischentöne wahrnehmen können!

 

Placebo – Live at Angkor Wat

PodcastDownload: Artarium vom Sonntag, 13. Jänner – Diesmal: Das ganze (Mini)-Album mit gerade mal 9 semiakustischen Nummern – doch was für ein außergewöhnlicher Spirit! Und weil es auch gerade mal 38 Minuten dauert, gibts von Chriss & mir vorab noch persönliches Best-Of-Placebo auf die Ohrrüben. Hochgeschätzte Horchgemüse und Sellerinnen, es besteht eben ein auffallend unzufälliger Zusammenhang zwischen diesem magisch anmutenden Ort der Verehrung in Kambodscha, den Placebo als erste Rockband überhaupt bespielte, und dem langen Schaffensweg, den Brian Molko und Konsorten schon seit 1994 konsequent als Gesamtkunstwerk beschreiten. Ein erster Hinweis wäre da etwa die Liveaufnahme von „The never ending Why“ von 2009 – von diesem niederbrechend geil abgehenden Schlagzeugviech einmal ganz zu schweigen…

Placebo-Live-At-Angkor-WatIm Setting und in der Stimmung von Angkor Wat entfaltet sich allerdings noch einmal etwas besonders Eigenartiges – so eine Art seelische Momentaufnahme jener „Zwischenheit“, die speziell Brian Molko in all seiner künstlerischen Arbeit verkörpert wie kein anderer „Rockstar“ der Gegenwart:

Als ob man der sprichwörtlichen Schnecke, die Colonel Kurtz am Schluss von „Apocalypse Now“ in seinem finalen Fieberwahn über die Schneide des Rasiermessers kriechen sieht, bei ihrem existenzialistischen Balanceakt nicht nur in Zeitlupe zusehen würde, sondern in immer mehr inneren und äußeren Dimensionen gleichzeitig. Was von Placebo und all ihren androgyn-buddhistischen Verwandlungsphantasien sonst nur megaschnell und megaschrill beleuchtet, geschnitten und in Szene gesetzt rüberkommt, was sonst nur im Prozess des Einswerdens, Mithechelns und keine Luft mehr kriegend nach einem erdbodenöffnend fliegenmachendem sexuellen Höhepunkt knieweich Zusammensinkens mitvollziehbar wird – das verdichtet sich hier über eine halbe Stunde lang in fast meditativer Betrachtung zu seiner eigentlichen Essenz. Ihre Hits kennt man durchaus zur Genüge. Auch die diversen Unplugged-Sessions haben wir bereits rezipiert. Doch das hier ist beides, ist Meditation und Extase zugleich – in einem einzigen (und in seinem eigentlichen Sinn) immerwährenden Augenblick. Darum spielen wir dieses Album! Wir lieben euch nämlich! 🙂

 

Life is Live (3 Stunden Special)

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 30. Dezember – Beste Livemusik aus den Konserven des Konsortiums für angewandte Inspiration: Zunächst das „reguläre“ Artarium zum Thema „Life is Live“ als Einführung/Vorbereitung zu unserem ersten „Ganzen Doppelalbum“. Danach spielen wir nämlich einen vollständigen Live-Mitschnitt des Peter Gabriel Konzerts vom 2. Juli 2007 in Brescia/Italien, das im Rahmen seiner „Warm Up Tour“ aufgezeichnet wurde. Nie zuvor klang Gabriel live lebendiger, näher, unmittelbarer. Das kommt davon, wenn man als Künstler die eigenen Bootlegs gleich selbst mitproduziert. Für eingefleischte Feinschmecker gibts das Ganze als Koffer mit allen 22 Konzerten auf CD zu kaufen. Wir aber schenken euch eins davon zum Sylvester-Warm-Up im freien Radio unseres Vertrauens. Und Prosit!  😀

Viel GlückEs ist schon etwas ganz Besonderes um den sogenannten Live-Moment, in welchem der sprichwörtliche Funke überspringen kann – von der Bühne aufs Publikum oder auch in der anderen Richtung. Wenn er überspringt und auch noch zündet, dann kann ein solch spannungsgeladenes Energiefeld entstehen zwischen Performance und Publikum, dass es keiner weiteren psychoaktiven Zustände mehr bedarf, um unsere Wahrnehmung aus ihrem Normalzustand ins nachgerade Übersinnliche zu befördern. Dadurch wird eine Verwandlung vollzogen, die aus dem bloßen Konzerterlebnis eine tatsächliche, gemeinschaftlich hervorgebrachte Neuschöpfung des Geschehens macht.

Um diesen sublimen Vorgang, den allerdings jede(r) kennt, der/die ihn auch nur ein einziges Mal erlebt hat, anschaulich (oder besser: anhörbar) zu machen, haben wir zur Einstimmung in der ersten Stunde ein paar speziellere und Lieblings-Livenummern von ausgewählten Interpret_innen mitgebracht, so etwa von Loreena McKennitt, KT Tunstall, Florence & the Machine, Heather Nova, Placebo und The Cure, vielleicht gehen sich auch New Model Army als Raw Melody Men (ACHTUNG, ANAGRAMM!) noch aus. Dazu wollen wir uns ein wenig über die von uns selbst erlebten Augenblicke des Entstehens dieser außergewöhnlichen Interaktionen unterhalten, zumal doch gerade wir zwei Menschen sind, zwischen denen oft ein ähnlich gemeinsames Spannungsfeld wahrgenommen wird. Dieses Phänomen, das die Unterschiede zwischen den daran Beteiligten verschwimmen und uns zugleich auf höchst angenehme Art „eins sein“ lässt, das beschreibt Peter Gabriel in seinem gleichnamigen Song als „Secret World“ …..

PG_lolly„Sometimes you see a couple so close together it gets hard to distinguish which one is which. And bits of them disappear into a space that forms between them. This we could identify as the Secret World.

Ebenso elegant wie eloquent (und in des Meisters eigenen Worten) sind wir nunmehr beim Jahresabschluss-Leckerbissen unserer öffentlich-heimlichen Artariumwelt angelangt. Und so servieren wir euch noch zwei Stunden lang die Quintessenz Peter Gabriel’scher Liveheit und wünschen allen ein höchst ersprießliches 2013!

Dazu laden wir uns gern auch Gäste ein (und Gästinnen natürlich, o Phettberg, schau owa!) Wer uns also heuer noch zu einem kleinen Umtrunk im Studio heimsuchen möchte, der/die sei uns herzlich willkommen (und bringe Getränke mit!) Chriss & ich sind für spontane Besuche bis 16:00 und dann wieder ab 17:05 Uhr telefonisch erreichbar. Das ist insofern wichtig, als der Haupteingang zur ARGE zugesperrt ist. In diesem Sinne, ihr Kinderlein, kommet! Wir sind ein geiles Institut. Und wir haben euch lieb. 😛

 

Eine Sendung geschenkt

Zum Nachschenken: Artarium vom Sonntag, 23. Dezember – Eine Sendung als Geschenk! Was würde sich denn auch besser für diesen letzten Sonntag im allumverschlingenden Weihnachtscountdown anbieten, als das Angenehme mit dem Kritischen zu verbinden und unsere eigene kleine Bescherung zu veranstalten? Wenn es eine sympathische Tradition in all dem Trullala und Trubel rund um das christentümlich vereinnahmte Mittwinterfest gibt, die wir liebend gern aufgreifen und bewahren, ja für uns selbst weiter entwickeln wollen – dann ist es das Zusammenkommen mit Menschen, die uns lieb und wichtig sind. Das an einander Denken, auch wenn man gerade weit von einander entfernt sein mag – und das einander Beschenken mit Dingen der Freundlichkeit und des Lebens, genau jetzt inmitten der kältesten Zeit, der längsten Nächte und der weitesten Wege zu einander hin. Und so schenken wir euch diesmal eine Sendung – mit uns 🙂

ApfenzAllerleiEine Sendung, die wir mit kleinen Würdigungen für einige dieser „Abwesenden“ gestalten wollen, etwa mit Erinnerungen, Gedichten, Geschichten, mit Grüßen und natürlich mit speziell ausgewählten Musiken. Denn auch wenn man „eh“ miteinander verwandt oder befreundet ist, auch wenn man „eh“ gemeinsam an denselben Projekten werkt, sich regelmäßig trifft und viel miteinander zu tun hat – es ist nochmal etwas ganz Anderes und Besonderes, dem Ausdruck zu verleihen, was das ganze Jahr über tagein, tagaus für so selbstverständlich erachtet und „eh“ vorausgesetzt wird. Das kann einem nämlich ganz schnell und auch unbemerkt aus dem Bewusstsein geraten, was man emotional und sozial an einander hat, man nimmt es halt einfach als gegeben an und verabsäumt gerade dadurch die feine Aufmerksamkeit für den Anderen, ja, auch für sich selbst – und somit für das Lebendige, das wir mit einander haben und das uns verbindet. Wenn ein Kind seine Eltern fragt: „Habt ihr mich lieb?“, würden sie ihm dann antworten: „Du bekommst doch „eh“ jeden Tag dein Essen!“ Hmm? Ihr versteht, was gemeint ist. 😉 Und zur nachhaltig ausdrücklichen Beziehungspflege wollen wir auch den Mitschnitt dieser Sendung anschließend auf schönen Vinyl-CDs gebrannt unseren Geschenkmenschen in die Hand drücken – mit einem breiten Lächeln. Denn wir sind ein geiles Institut. Also, frohes Fest! 😀

 

The Waterboys – Cloud of Sound

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 16.Dezember – Musik zur Jahreszeit aus dem Fundus unserer alterslosen Begegnungen. Diesfalls eine auf 5000 handsignierte Exemplare limitierte Sonderausgabe zum bevorstehenden 30-jährigen Bandjubiläum von The Waterboys. Bereits seit den frühen 80er Jahren prägen die unterschiedlichsten Musiker rund um Mastermind Mike Scott und Oberfiedler Steve Wickham einen ganz eigenen Stilmix, der sich nur schwer in Kategorien wie Celtic-, Elektro-, Northern-, Folk-Rock oder Ähnlichem fassen lässt. Immer waren sie damit jedenfalls einzigartig und originell, in ihrem Sound experimentierten sie von Anfang an auch mit E-Geige und Sythesizer, dazu vor allem live meist treibendes Schlagzeug, das an die frühen U2 gemahnte. In der Post-Punk und No-Wave Szene der späten 80er sorgten sie so für genre-übergreifende Inspiration und wagten auch selbst wiederholt die Grenzauflösung in Richtung Soundscape und Spokenword. Wir präsentieren also (fast) das ganze Tour-Album „Cloud of Sound“ aus dem auch fast schon vergangenen Jahr 2012 🙂

Meine persönliche Anekdote von der Wiederentdeckung der Waterboys ist schnell erzählt: Fast schon in Vergessenheit geraten war der angenehme Soundtrack, der so oft zur Entspannung einiger überhitzter Kunstrebellen in unseren Wiener Musiker-WGs gelaufen war. Da stieß ich im Vorjahr bei der Vorbereitung einer gemeinsamen Nachtfahrt irgendwo im Internet auf die geniale Liveversion von „The Pan Within“ aus dem Album „Karma To Burn“ – und diese gut 13 Minuten sind mit Sicherheit das Extatischste, was mir in den letzten Jahren musikalisch zum Thema „richtig feiner Sex“ untergekommen ist! Und so ein Erlebnis macht natürlich noch neugieriger. Also besorgte ich mir einige Zeit später das 1993er Album „Dream Harder“, auf welchem ich „The Return of Pan“ entdeckte – und siehe da, mir öffnete sich eine Dimension des Schaffens dieser genialen „mehr als nur Musiker“, die ich bislang so noch nicht gekannt hatte: Die immer wieder aufgegriffene Thematisierung von vorchristlichen Götterwesen und mythologischen Gestaltungen in einem sehr realen, lebenspraktischen Zusammenhang. Man könnte sagen, The Waterboys projizieren alltägliche Liebesdinge und Seinszustände auf ausgewählte „Gottheiten“ von der griechischen Antike bis zur frühkeltischen Sagenwelt – und vertreten somit elegant jene These, dass es sich mit einem Himmel voller verschiedener Götter wohl bei weitem angenehmer leben ließe als mit einem – sagen wir mal – monotheistisch gleichgeschalteten Jenseits. 😉 In diesem Sinne – viel Vergnügen mit einer (fast) ganzen Stunde voller Leidenschaft, Soundpoesie und Verzückung!

Inzwischen gibt es auch unsere mitternächtliche Adventveranstaltung vom 14. Dezember online nachzuhören – die Vorweihnachts-Nachtfahrt „Christgsindlmarkt“ mit hintergründigen Gedanken zu Freud und Leid von Familienfeiern, dem Sozialstress von verordnetem Verhalten sowie dem eigentümlichen Verschwinden der eigentlichen Zeit. Eine atmosphärische Annäherung an einen möglichen Freiraum der Phantasie…