Ausgezockt

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 24. März – Macht Finanzspekulation süchtig? Aber gewiss doch! Und Computerspiele? Machen die abhängig? Fördern bestimmte Games aggressives Verhalten und lösen sie in weiterer Folge gar zwingend Amokläufe an Schulen aus? Oder bietet die gepflegte Spielkultur sinnvolle Auswege in Form von Abenteuern mit Adrenalinschub inmitten immer geregelter Realitäten? Wir unterhalten uns also diesmal gemütlich über unsere Erfahrungen mit dem medialen Spieltrieb und über unsere damit einhergehenden Wahrnehmungen. Was geschieht da mit uns, wenn wir in diese andere Welt eintauchen und unserer Umgebung entrückt einfach drauflos – leben? Macht uns das dann dauerhaft untüchtig zur Bewältigung des Aufgabenalltags – oder können wir uns durch diese Aufenthalte in bespielbaren Phantasien auch neue Ressourcen erschließen? Eine Expedition zwischen den Vorteilen – und Vorurteilen…

Ezio_Grand_CanalDamit das jetzt aber kein langweiliges Referat über alles das wird, was eh schon überall sonst zu hören und zu lesen war, vertiefen wir unsere Erörterung über die Grenzen der Generationen hinweg und laden uns zwei jugendliche Spielfreaks zum Gespräch ins Studio ein, mit denen wir gemeinsam auf die Suche nach vorläufigen Fragen und ebenso einstweiligen Antworten gehen. Denn eines erstaunt uns schon immer wieder aufs Neue: Jenseits aller Diskussionen über Wert und Unwert beginnt in jedem echten Gespräch auf Augenhöhe unweigerlich die zunehmende Bewusstwerdung des eigenen Erlebens. Und dieser Vorgang bedeutet bereits die Grundlage für jede weitere Selbsterkenntnis, aus welcher sich dann wiederum Selbstreflexion, Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen entwickeln können. Also egal ob Daddelspiele oder Ego-Shooter, Rollenspiele oder Simulationen – lasst uns einfach mal darüber reden, was wir erleben und fühlen – und schauen, was passiert. 😉

Dann war da noch das Columbine High School Massaker vor nunmehr 14 Jahren, als zum ersten Mal in den U.S. Medien flächendeckend Computerspiele für einen Gewaltexzess verantwortlich gemacht wurden. Oder aber auch Heavy Metal, South Park, der Satan und – immer wieder – Marilyn Manson! Sein wunderbares Interview-Statement dazu (aus dem Film Bowling for Columbine von Michael Moore) spricht für sich selbst und bestätigt auch unsere Beobachtungen: „Wenn du mit den Kids von Columbine sprechen könntest, was würdest du zu ihnen sagen, wenn sie jetzt hier wären?“ – „Ich würde kein einziges Wort sagen. Ich würde mir anhören, was sie zu sagen haben. Denn das hat niemand getan.“

Unsere Sendung über Arcade Fire – The Suburbs UND den Link zum dazu gehörigen grenzgenial aushängigen Kurzfilm von Spike Jonze findet ihr übrigens hier (auch ganz ohne Suchmaschine) 🙂

 

Froschlaichnam!

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 17. März – Gegenseitige Gastauftritte mit den lieben Kollegen der Sendung Battle & Hum. Featurest du mich, feature ich dich (frei nach Heinrich Böll) – Dr. Murkes gesammeltes Schweigen (übrigens DIE Radiosatire überhaupt) wird es diesmal allerdings nicht geben. Denn dazu ist das gewaltfreie Battlekonzept der Herren MC Randy Andy und DJ Ridi Mama viel zu sehr auf gedeihliche Gespräche ausgelegt. Und auf den friedlichen Wettstreit der hier gegeneinander antretenden Musikstücke! Die müssen gar nicht immer gerapped sein, können einen durchaus mit Zeitsprüngen überraschen – sind aber auf jeden Fall stets außergewöhnlich im Sinne von eigenwillig und handverlesen. Im Anschluss an ihre Sendungen können Hör und Ohrin dann auf der eigenen Battle & Hum Homepage darüber abstimmen, wer von den beiden den Sieg (jawohl!) davon trägt. Erstmals fordern wir uns nun gegenseitig heraus:

Der forsche FroschBereits am SAMSTAG, 16. März von 22:00 bis 0:00 Uhr treten Chriss und ich mit unserer Battle-Playlist als Gäste beim Mannschaftshum Das obergeile Feuchtbiotop an, auf und – hallo – zu! 🙂 Lest euch unbedingt auch mal auf dem vorbildlichen Blog dieser lieben Mitspinner ein, denn die Wortlust dortselbst ist wahrlich von verwandtem Geiste. Amen!

Sie schreiben also: „Dieses liebliche, feuchte, tropische Klima des kleinen Radiofabrik Biotops, im ansonsten doch sehr katholisch, modrigen, felsigen und gruftigen Salzburg, verdunkelt durch die Mönchsberg Schatten, lässt uns immer wieder, wie zwei verliebte Frösche, umschwirrt von lichten feenhaften Libellen, unsere Ideen aufs neue ablaichen. Dem folgt die wunderbare Metamorphose zu Maulquappen hin zu prinzenhaften Fröschen welche ihr Quaken in den Äther blasen.“ Molto quakabile, auf zum nächsten Froschklave!

Dieses freudvolle Freundschaftsspiel gibts auch hier als Livesendung zum Nachhören! 😛

Die Ultra-UnkeUm vom Feucht- auch ins Kunnst-Biotop überzugehen beziehungsweise dieser feuchten wie fröhlichen Zusammenkunft noch einen förderlich-fruchtbaren Sinn überzustülpen, berichten wir am Sonntag im Artarium von unseren Erleuchtungen und stellen das freundliche Konzept der Kollegen vor. Unser Bildungsauftrag ist nämlich selbst bestimmt. 😉

Aufgabe der Politik wäre es daher, solche Rahmenbedingungen für D.I.Y.-Projekte bereit zu stellen, die das geldwert-unabhängige Produzieren von eigenen Inhalten ermöglichen – anstatt durch zunehmende Verflechtung mit gewinnorientierten Finanzinstituten und marktwirtschaftlichen Industrieunternehmen die bestehende Abhängigkeit der Einzelnen vom totalitären Konsumismus der Kunstverkäufer und Kulturzuhälter noch zu verstärken. Doch ihr seid ohnehin längst abgewählt – ihr begreift es nur noch nicht. Habemus QUAAAK!

 

In eigener Sache

Zum Download: Artarium vom Sonntag, 24. Februar – „Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen sie die Packungsbeilage oder fragen sie ihren Arzt oder Apotheker“ – Diese schöne richtige Ansage beschließt nunmehr schon seit Jahren (fast) jede Artarium-Signation, zusammen mit dem nicht minder programmatischen Satz „Wir sind ein geiles Institut“ von Andreas Spechtl. Was das alles bedeuten soll? DMD KIU LIDT bis nach Port Bou, Oida! Das Selbstdenken und zwischen die Zeilen spüren muss manfrau bei uns halt schon im eigenen Gefühlgehör vollziehen. Denn das zu Verstehende bequem portioniert zum Arsch getragen bekommt frann eh sonstwo andauernd, dort wo immer von vornherein feststeht, was geglaubt und kapiert, nachgehupft – und dabei nicht begriffen  – werden soll. Wir allerdings fragen eher: „Was hörst du? Was fällt dir dazu ein? Was möchtest du damit machen? Und – wer könntest du sein, wenn du dürftest, was du möchtest?“ Hähä! 😀 Auf jeden Fall gibts ab jetzt wirklich eine Packungsbeilage zu unseren Sendungen:

Artarium Download Initiative-001Weil wir finden, dass unsere Gefühlswelten, Hörtheater und Ideenstiftungen zu höchst sinnvoller Verwirbelung der Wirklichkeit beitragen können, also schon ein bisserl sowas wie bewusstseinserweiternde Rauschzustände darstellen, in (und vor allem nach!) deren Einwirkung sich die gewohnte Welt einmal mit ganz anderen Augen betrachten lässt und durch deren erwartungsüberraschende Gewohnheitsaufhebung ein mitunter noch undefinierter Raum entsteht – in welchem dann endlich wieder einmal sehr kindlich spontan schöpferische Selbstideen zustande kommen können, aus denen so etwas wie Eigenart, Kunnstsinn und Neugier wächst.

„be promosexual, infect your friends“

Artarium Download Initiative-005Für alle, die unsere diesbezüglichen Blödeleien, Musikergüsse, Textasen und Trancephilosophien schon einmal (oder öfter) ausprobiert und genossen haben und daher ihren Mitmensch_innen auch gern ein paar der geilen Nebenwirkungen des Artarium oder der Perlentaucher-Nachtfahrt zuteil werden lassen möchten, haben wir einen übersichtlichen PDF-Folder zum Download bereit gestellt, um das Empfehlen und Weiterverbreiten unserer Sendungen zu erleichtern. Vor allem das Downloaden von der CBA-Seite und die Verwendung des Passworts zum Hören der ungekürzten Sendung werden hier ausführlich erklärt!

„artarium – lesen sie die packungsbeilage“

Artarium Download Initiative-006Vor allem aber haben wir in diesem neuem Kompendium einmal alle wesentlichen Links zu unseren Radio-Blogs und Facebookseiten, zur CBA-Sendungsübersicht und sogar zum Radiofabrik-Livestream zusammen gestellt. Wenn du also diesen PDF-Folder am Computer aufmachst, dann kannst du von dort aus direkt per Hyperlink zu allen Stationen im Internet weiter reisen. Und weshalb jetzt die ganze Freundlichkeit? Naja, wir würden uns schon freuen, wenn unsere radiotischen Ergüsse und Erleuchtungen noch mehr Zuhörfreund_innen fänden – und wenn gerade du persönlich unsere Sendungen nachträglich runterlädtst und sie dann auch weiter empfiehlst… 😉

„das etwas (sehr) andere kunnst-biotop“

Und worum solls jetzt in der aktuellen Artarium-Ausgabe gehen? Nur ums Sendungen-Weiterverbreiten – oder unser grundlegendes Konzept des „sich entwickeln lassens“ von Gedanken, Bildern und Assoziationen? Weit gefehlt. Ha! Das alles und noch viel mehr, zusammenverdichtet zu einer Schnur aus vielen roten Fäden in eigener Sache: Im Oktober des letzten Jahres beteiligten sich Chriss und ich an einer Open-Atelier-Lesung im Rahmen der jährlich stattfindenden „Wanderbleibe“ (Atelier Fritz Rücker, Künstlerhaus) – und wir berichteten darüber in der Sendung „Wanderbleibe und Trommelfeuer“. Im Zuge dieser überaus angenehmen Veranstaltung (und vor allem beim Abschlussfest im Künstlerhaus) entstand dann die Idee, zum heurigen Nationalfeiertag (26. Oktober) auch das Radiofabrik-Studio als Wanderbleibe-Station für interessierte Besucher_innen zu öffnen und dort den ganzen Nachmittag lang gemeinsam spontanes Live-Radio zu gestalten. Nun nimmt dieses Konzept konkrete Formen an – als „Studio der offenen Tür“ zum 15-jährigen Jubiläum der Radiofabrik! Was machen wir also? Wir berichten wie immer vom Entstehenden…

Nochmals zur freundlichen Entnahme – unser PDF-Folder: Artarium Download Initiative

 

Beyond Fantasy (Norbert)

Podcast/Download: Die Perlentaucher-Nachtfahrt vom Freitag, 8. Februar – Phantasien? Was geschieht denn mit uns in unseren Träumen? Woher kommen die verschiedenen Vorstellungswelten? Und was ist das überhaupt für ein sagenumwobener Stoff? Nicht das, was du jetzt denkst – der, aus dem die Träume sind, du Kasperl! In dieser Sendung wollen wir anhand des Entstehens eigener Phantasiegeschichten und anderer surrealer Texte dem Phänomen des Ausdenkens und Erfindens von nicht in der „realen Welt“ beheimateten Gedankengängen nachspüren. Was ist das für eine Energie, die uns Visionen beschert und tief in uns Bilder, Ideen, ganze Welten hervor bringt, welche im Wortsinn „nicht von dieser Welt“ sind – die uns aber nichtsdestoweniger beeinflussen, voranbringen und umtreiben?  Und was fangen wir – gemeinsam – mit all dem an?

Zwei TiereChriss warf vor einiger Zeit öffentlich die Frage auf, was denn diese drei Begriffe „Energie, Phantasie und Worte“ gemeinsam hätten. Kein Wunder, schreibt er doch schon länger an einer komplexen Phantasiewelt-Geschichte, in welcher die Gesetzmäßigkeiten unserer gewohnten Wirklichkeit ebenso gelten – wie auch aufgehoben sein können. Eine Grenzwanderung an der Überschneidung und wechselseitigen Beeinflussung von Alltags- und Anderswelt also, eine ambivalent fluktuierende Spannungszone zwischen Schwerkraft und Sinnenrausch, in der allerdings das dauernde Durchdrungensein der einen (realen) Welt mit der anderen (Traum-) Welt absoluten Sinn ergibt! Ein ambitioniertes Unterfangen jenseits der flacheren Vertreter des Fantasy-Genres, die sich mehrheitlich in manichäischen Schwarzweißwelten mit dazugehörigen Endsiegen und Erlösungen der Gut/Böse-Frage ergehen – ja, die sich, den meisten Game-Designern dabei nicht unähnlich, nur allzu gern in ihren Götterwelten und Heldentümern verirren – und uns so verwirren. Wenn man heutzutage schon auf den Spuren etwa eines J.R.R. Tolkien wandelt, dann sollte man zumindest seine Weltsicht auch überwinden wollen! Allzuviel Anbetung schadet nur der Kreativität. Und Phantasie ist eben eine Möglichkeit, schon hier und jetzt eine bessere Zukunft auszurufen. Eine zumindest gerechtere und gewaltfreiere Welt zu erschaffen…

Drei FigurenGemeinsam sind wir das Festspielpräsidium. Sind wir mitten in Salzburg das geile Institut der Phantasien und Wünsche. Sind wir auch eine gute Therapie gegen die gestohlene Zukunft, erkennen uns immer am Aroma unserer Hoffnungen und Träume, am Geschmack unserer Geschichten und am Gewebe unserer Wortspiele und Wortneuschöpfungen. Wovon leben all die Produzenten und Zurschaustellerinnen, wenn nicht von der Macht des Ausgedachten? Die zunehmende Industrialisierung des Kunst- und Kulturbetriebs verschleiert doch nur die wahre Bedeutung und den tatsächlichen Wert ihres eigentlichen Rohstoffs – unserer Phantasie! Und wenn sie dir erst einmal in den Arsch gekrochen ist, die geölte Profitmaschine deines Aufstrebens, deines Künstlerseins, deiner Vermarktung – dann geht sie aber ab wie ein Fieberzapferl und fürwahr kein kleines! Das geflügelte Wort vom „Arsch voller Geld“ sollte uns an dieser Stelle zu denken geben. Also mach dein Ding, aber lass dich nicht einkaufen! Versteh mich nicht falsch – verdien dein Geld und lebe gut von deiner Kunst, aber lass dich nicht einspannen für diese dubiose Diktatur des Geldes um des Geldes willen! Denn das Popozuckerl der Weltfinanzreligion kommt irgendwann wieder raus – dann hast du zwar den Arsch voller Kohle – aber auch den Mund voller Scheiße! 😀

Eine PhantasieNun wollen wir nicht mehr Worte machen zu unseren drei Stunden mit ihren vielsagenden Untertiteln „Energy, Fantasy, Words“. Bei dieser Nachtreise durch das noch Unbekannte und das noch Unausgesprochene geht es ja darum, dass wir uns gemeinsam darauf einlassen, dorthin zu gelangen, wo wir noch niemals vorher waren. Daher laden wir euch jetzt nur noch mit den Worten des phantastischen Dichters Jan Plewka (Selig) ein, uns auf eine emotionale Expedition in unsere ungefähre Zukunft zu begleiten:

Wenn sich die Nacht auf deine Schultern legt
Und der Schlaf in dich kriecht wie ein Gebet
Wenn der Mond am Fluss spazieren geht
Und Mutter Fuchs ihre Kinder nach Hause trägt
Wenn die Krähe im Flug mit der Dunkelheit schwimmt
Und ein Mädchen im Schlaf helle Lieder singt
Hier werden wir uns wieder sehn:
Am Ufer der Nacht und schwimmen gehen
Da ist ein Fenster in meinen Träumen
In diesem Fenster brennt ein Licht
Da ist ein Fenster in meinen Träumen
Und dieses Licht dort brennt für dich

Wenn der Tag dich quält und du weiter willst
Sich die Welten drehen und du nichts dabei fühlst
Wenn du nicht mehr weißt was der Morgen will
Du erwachst in dir und alles ist still
Wenn du zu sehr liebst, dass du’s nicht erträgst
Komm in die Nacht, es gibt einen Weg
Hier werden wir uns wieder sehn:
Am Ufer der Nacht
Da ist ein Fenster in meinen Träumen
In diesem Fenster brennt ein Licht
Da ist ein Fenster in meinen Träumen
Und dieses Licht dort brennt für dich

Zwischen Zeichen und Schatten und Zwischenräumen
Hinter Trümmern und Türen und all unsern Träumen
Über Berge, Zeit und Raum
Meine Liebe findet mich im Traum
Zwischen Zeichen und Schatten und Zwischenräumen
Hinter Trümmern und Türen und all unsern Träumen
Über Berge, Zeit und Raum
Meine Liebe findet mich im Traum
Da ist ein Fenster in meinen Träumen
In diesem Fenster brennt ein Licht
Da ist ein Fenster in meinen Träumen
Und dieses Licht dort brennt für dich

(Selig – Traumfenster)

 

 

In Between Music

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 27. Jänner – Schneller, höher, weiter – oder doch dazwischen? Die faszinierendste Musik ist ja immer noch diejenige, in der sich scheinbar entgegengesetzte Gefühlswelten wie selbstverständlich begegnen und sich sodann zu etwas eigentlich Überraschendem verbinden. Wehmut und Hoffnung, Schmerz und Fröhlichkeit, Depression und Extase, Langeweile und Sex – ganz wie im richtigen Leben. In diesem Sinne untersuchen wir diesmal die Neuerscheinung von Manchester Snow auf derlei Zwischentöne – und berichten von der „CITIZENS“ EP Release Show am Freitag, 25. 1. in der Rockhouse Bar. Unsere emotionale Expedition in eine der letzten noch unerforschten Weltgegenden: den Zwischenraum zwischen den Zeilen des Zwischenmenschlichen. Eine vorläufige Phantasie…

manchester_snow_5Wohlgemerkt, es geht oft einfach um die richtige Mischung aus Vertrautem und Unerwartetem, um uns das gern in der Gewohnheit verfestigte Bewusstsein wieder einmal gründlich – und aufs Angenehmste – durchzulüften: Hier etwa eines der zahlreichen Details aus dem Video zur aktuellen Single „Forrest Lane“Marvin (links) und Rupi (rechts) kennen wir doch alle schon – zumindest glauben wir das! Aber wer ist jetzt dieser Herr? Eine im ambivalenten „Inzwischen“ oszillierende Kunstperson aus dem erweiterten Kreativpool rund um die Konzeptidee Manchester Snow? Chapeau! Das ist allerdings Popkultur zum Anfassen und Mitnehmen – ironisches Selbstzitat inbegriffen. 😉

manchester_snow_1Apropos Zitat, willkommen in der *prost*modernen Unbefangenheit! Warum ich beim Anblick dieser Szene unweigerlich an Queen’s Bohemian Rhapsody denken musste, ist wohl eh klar – und ebenso eh unerheblich. Es funktioniert nämlich und es macht Spaß! Das ist und bleibt eben die ganze Miete beim verschreibungsfreien Musikkonsum, egal ob Rock-, Pop-, Indie- oder was auch immer Kulturfeuilleton. Wirklich! Da kannst du sogar die Hamburger Schulgründer des intellektuell zugeheimnissten Diskurspop der Reihe nach fragen, „es geht um Songs und dass sich die Leute dabei gut fühlen“, würden sie sagen. Purer Zufall, dass „Wie wir leben wollen“ von Tocotronic just am selben Tag erscheint.

manchester_snow_3Doch Schluss mit lustig und assoziativ. Warum wir diesen Termin auf jeden Fall wahrnehmen und auch in der Sendung darüber sprechen werden, das hat ernste Gründe. Klar, mit Freunden feiern und uns über deren beachtliche Fortschritte freuen, zudem ein gelungenes Produkt bewerben, das liegt auf der Hand. Doch was uns dabei noch viel mehr interessiert, ist das Dahinter, Dazwischen und Drumherum. Wir pflegen nun einmal eine spezielle, eine „etwas andere“ Sichtweise auf die Wirklichkeiten unserer Umgebung. Eine Anschauung“, die Untertöne und Zusammenhänge auf sonst unübliche Art klar werden lässt. Darauf macht das jüngste Werk von Manchester Snow neugierig. Und genau dafür ist freies Radio so wichtig – dass wir auch die Zwischentöne wahrnehmen können!

 

Life is Live (3 Stunden Special)

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 30. Dezember – Beste Livemusik aus den Konserven des Konsortiums für angewandte Inspiration: Zunächst das „reguläre“ Artarium zum Thema „Life is Live“ als Einführung/Vorbereitung zu unserem ersten „Ganzen Doppelalbum“. Danach spielen wir nämlich einen vollständigen Live-Mitschnitt des Peter Gabriel Konzerts vom 2. Juli 2007 in Brescia/Italien, das im Rahmen seiner „Warm Up Tour“ aufgezeichnet wurde. Nie zuvor klang Gabriel live lebendiger, näher, unmittelbarer. Das kommt davon, wenn man als Künstler die eigenen Bootlegs gleich selbst mitproduziert. Für eingefleischte Feinschmecker gibts das Ganze als Koffer mit allen 22 Konzerten auf CD zu kaufen. Wir aber schenken euch eins davon zum Sylvester-Warm-Up im freien Radio unseres Vertrauens. Und Prosit!  😀

Viel GlückEs ist schon etwas ganz Besonderes um den sogenannten Live-Moment, in welchem der sprichwörtliche Funke überspringen kann – von der Bühne aufs Publikum oder auch in der anderen Richtung. Wenn er überspringt und auch noch zündet, dann kann ein solch spannungsgeladenes Energiefeld entstehen zwischen Performance und Publikum, dass es keiner weiteren psychoaktiven Zustände mehr bedarf, um unsere Wahrnehmung aus ihrem Normalzustand ins nachgerade Übersinnliche zu befördern. Dadurch wird eine Verwandlung vollzogen, die aus dem bloßen Konzerterlebnis eine tatsächliche, gemeinschaftlich hervorgebrachte Neuschöpfung des Geschehens macht.

Um diesen sublimen Vorgang, den allerdings jede(r) kennt, der/die ihn auch nur ein einziges Mal erlebt hat, anschaulich (oder besser: anhörbar) zu machen, haben wir zur Einstimmung in der ersten Stunde ein paar speziellere und Lieblings-Livenummern von ausgewählten Interpret_innen mitgebracht, so etwa von Loreena McKennitt, KT Tunstall, Florence & the Machine, Heather Nova, Placebo und The Cure, vielleicht gehen sich auch New Model Army als Raw Melody Men (ACHTUNG, ANAGRAMM!) noch aus. Dazu wollen wir uns ein wenig über die von uns selbst erlebten Augenblicke des Entstehens dieser außergewöhnlichen Interaktionen unterhalten, zumal doch gerade wir zwei Menschen sind, zwischen denen oft ein ähnlich gemeinsames Spannungsfeld wahrgenommen wird. Dieses Phänomen, das die Unterschiede zwischen den daran Beteiligten verschwimmen und uns zugleich auf höchst angenehme Art „eins sein“ lässt, das beschreibt Peter Gabriel in seinem gleichnamigen Song als „Secret World“ …..

PG_lolly„Sometimes you see a couple so close together it gets hard to distinguish which one is which. And bits of them disappear into a space that forms between them. This we could identify as the Secret World.

Ebenso elegant wie eloquent (und in des Meisters eigenen Worten) sind wir nunmehr beim Jahresabschluss-Leckerbissen unserer öffentlich-heimlichen Artariumwelt angelangt. Und so servieren wir euch noch zwei Stunden lang die Quintessenz Peter Gabriel’scher Liveheit und wünschen allen ein höchst ersprießliches 2013!

Dazu laden wir uns gern auch Gäste ein (und Gästinnen natürlich, o Phettberg, schau owa!) Wer uns also heuer noch zu einem kleinen Umtrunk im Studio heimsuchen möchte, der/die sei uns herzlich willkommen (und bringe Getränke mit!) Chriss & ich sind für spontane Besuche bis 16:00 und dann wieder ab 17:05 Uhr telefonisch erreichbar. Das ist insofern wichtig, als der Haupteingang zur ARGE zugesperrt ist. In diesem Sinne, ihr Kinderlein, kommet! Wir sind ein geiles Institut. Und wir haben euch lieb. 😛

 

Vorweihnachtliche Soundbastelstunde

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 9. Dezember – Willkommen zur Herbergsuche des unsteten Geistes zwischen Glühweinstand und Lamettahängen, zur alljährlichen Kunnst-Schutzimpfung gegen den Advent-Eventkrampf – im Schatten der Mozartkugel! Wir basteln uns eine eigene Stimmung und erfinden uns selbst eine Andacht – mit etwas anderen Geschichten und auch mit gepflegter Hausmusik 😉 In Salzburg gibt es ja eh nur zwei Jahreszeiten – die Festspielzeit und die Adventszeit. Dieser Dualität wäre nur mit Unmengen von psychoaktiven Substanzen zu entkommen, also erschaffen wir euch im Sinne der Volksgesundheit die alternative Wirklichkeit zum Anderssein mit Zeitbezug: „Ich möchte diesen Teppich nicht kaufen, bitte! Gute Reise!“

Heiliger Bimbam! Was haben wir nicht schon alles aufmarschieren lassen und zu legendären Weihnachtssendungen verbraten – von ersten Wein-Nächten mit Laibach und Andachtsjodler über Uwe Dicks „Der Öd“ inmitten tobend lauten Adventfeiern bis hin zu Klaus Kinski auf „Jesus Christus Erlöser Tour“ mitsamt unserem eigenen Nachtfahrt-Video. 🙂 Diesmal durchbrechen wir selbst die letzten Erwartungen an das übliche Eventsingen indem wir am „Christgsindlmarkt“ gleich den Eventkrampf anzünden. Gut zu hören am Freitag, 14. Dezember ab 22:00 Uhr. Einige Einblicke in die diesbezüglichen Basteleien gibt es hier vorab zu erleben!

Einen Event-Adventkalender der engagierteren Art hat unsere liebe Kollegin Teresa Reiter gemeinsam mit lesebegeisterten Freund_innen ins reale Leben gerufen: Ausgehend von der Facebook-Initiative „Eine Zukunft für die kleinen Buchhandlungen“ gibt es im heurigen Jahr erstmals den Advent-Eventkalender „Weihnachten in kleinen Buchhandlungen“, welcher allerlei Veranstaltungen bei den literarischen Nahversorgern unseres Vertrauens ankündigt und uns dabei täglich mit kleinen Überraschungen wie etwa Gedichten oder Online-Buchgutscheinen beschenkt. Diese gelungene Idee zur feuchtfröhlichen Förderung des persönlichen Bucherwerbs im gemütlichem Rahmenprogramm ist uns einen eigenen Beitrag wert! Und einen Gastkommentar von Professor (für eh fast alles) Günther Paal zum Thema Dichten und Alkohol (das dionysische Prinzip) 😀

Womit wir einigermaßen elegant zur Präsentation unseres Adventgeschenks gelangt sind: Es handelt sich dabei um locker flockiges Schneetreiben der einstmals als Skaverda bekannten Musiktriolade, welche nunmehr als Manchester Snow in den Wäldern der Umgebung ihr sinnlich tanzbares Wesen treibt:

Und das ist aber sowas von nicht umsonst! Geradezu naturbesoffen macht uns ihr Video zur neusten Single „Forrest Lane“, das wir euch alsdann mit dem größten Vergnügen vorstellen wollen – als Radioweltpremiere! Desto besser trifft es sich da, dass Manchester Snows bewährter Bassmann Marvin Sillner gleich livehaftig im Studio zugegen ist, zumal er auch gerade mit uns gemeinsam an der kommenden Nachtfahrt herumbastelt! So – und was hat das alles jetzt eigentlich noch mit der jahreszeitlich pflichtschuldigen Andacht zu tun? Gute Frage! Ich bin allerdings zuversichtlich, ihr werdet das schon „aus dem Kontext heraushören“ 😛 Und so beschließe ich die heutige Predigt mit den heiligen Worten von Ewald Gerhard Seeliger:

„Wer nicht mit mir ist, der ist wider sich.“

 

Pott Purree zum Geburtstag

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 25. November – Sprechen wir über Sex? Feiern wir uns selbst? Was heißt hier „Kunnst-Biotop“? Und wenn ja – warum? Wer hat Schuld daran – und wie soll das alles weitergehen? Denn – wir haben noch lange nicht genug. Tschipfel! Willkommen bei den Nebenwirkungen. Die wahren Abenteuer sind im Kopf. Zwischen den Zeilen. Im Atmosphärischen. Und überhaupt – das Artarium ist definitiv ein Sendeformat, dass es in dieser Form sonst nicht gäbe. Und seit 5 Jahren auch nicht gibt. Wie es Dominik Steiner einst formulierte „ein interkommunikatives sub- und kulturelles Emotions-Rahmenfeld“ – bringen wir uns auf den Punkt! Besteigen wir also diesen vorläufigen Höhe- und reiten wir auf selbigem springenden ….. davon 😉 Punkt. Denn Kunnst ist, was du kunnst. Und wir könnten. Jedesmal. Wieder. Neu. Erfunden. Hahahaha 😀 wir sind schon ein geiles Institut. Schnitt!

Erstens: Der Stein des Anstoßes sitzt und bleibt zentnerschwer auf uns lasten, ganz wurscht, wie schräg wir leben. Doch wir können ihn anmalen, einen Garten drum herum bauen oder auch mit ihm sprechen. Die Salzburger Autorin und Mittelschullehrerin Gerlinde Weinmüller etwa schreibt in ihrem jüngsten Buch „Den letzten küssen die Hunde“ zen-buddhistisch inspirierte Kürzestgeschichten, in denen sich nicht nur die Grenzen zwischen „belebter und unbelebter“ Welt vollkommen zu Recht auflösen, sondern zudem auch die Perspektiven zwischen dem Betrachter und den Objekten seiner Angst, Lust und Begierde – verschieben, vermischen, verändern. Dergestalt können Waldlandschaften von erotischem Entzücken und sexuellen Saftigkeiten erzählen oder Teetassen beim Trinken aus ihren Träumen erwachen und Bleistifte sehnsuchtsvoll ungespitzt in den Weiten noch ungeborener Worte verweilen. Bestimmt kein Zufall also, dass wir nach dem Besuch ihrer Buchvorstellung im Literaturhaus dem hier oben abgebildeten Kollegen begegneten und mit ihm freundlich Zwiesprache hielten…

Zweitens: Zwiesprache kann – wenn überhaupt – nur gewaltfrei gelingen. Gleichgültig, ob in sich selbst, mit der Welt – oder in Liebe 🙂 Mit meinem wundervoll tiefgründigen Sendungspartner Christopher Schmall, der heute übrigens auch seinen tatsächlichen Geburtstag feiert, entspinnt sich seit unserer ersten Begegnung vor nunmehr 2 Jahren ein solcherart höchst lebendiger und nie enden wollender Dialog. Etwas davon kann man sicher erlernen – aus dem Konzept Gewaltfreie Kommunikation nach ihrem Entdecker und Entwickler Marshall B. Rosenberg – der Rest bleibt allerdings wahrscheinlich wohlverdientes Glück oder absichtlsvoller Zufall. Auf jeden Fall ist Liebe (und somit jede Form von belebender Berührung zwischen Menschen) eine stete Anwendung von Aufmerksamkeit, Bedachtnahme und Zuwendung. Man kann es auch als Resonanz bezeichnen. Oder als die Würdigung des Selbst im Anderen. Immer ist es jedoch eine Funktion aus Energie und Zeit. Letztere ist das, was uns heutzutage an allen Ecken und Enden zunehmend abgeht. Zeitdiebe müssen wir also sein, Zeitpiraten, Zeitrebellen, Zeitrevolutionäre! Denen, die sie von uns ungefragt einfordern, die sie uns unter Drohungen abverlangen, müssen wir sie wieder entziehen – und unsere Lebenszeit selbstbestimmt dem für uns Wesentlichen widmen. Ich für meinen Teil bin unendlich glücklich über unsere gemeinsame Zeit, die wir somit sogar sinnvoll verbringen!

Drittens: Paradoxerweise – oder war es doch von Anfang an beabsichtig, irgendwie geheimnisvoll geplant – just an diesem 25. November vor genau 5 Jahren begab es sich, dass mich Peter.W. in sein Artarium einlud, um etwas über meine Arbeit zu erzählen. Und da saß ich dann und wir sprachen über die Hanfjodlgasse, Freiheit statt Schubhaft, einen Verein namens KulturFreiZone und auch darüber, wie groß Dichter sein müssen, um als große Dichter zu gelten. Es lag wohl an unser beider assoziativer Ausladendheit, dass wir in dieser knappen Stunde nicht zu einem annähernden Ende gelangten, allerhöchstens zu einer Andeutung einiger wild herum springender Punkte, die aber insgeheim und ohne dass wir das damals schon bemerkten, eine nicht uninteressante Linie bildeten und völlig ungefragt begannen, zum Anfang eines möglichen roten Fadens zu werden. Und seither gibt es mich als Norbert K.Hund aus diesem „etwas anderen Kunnst-Biotop“ zu hören und zu spüren. Da ist nämlich kein Unterschied zwischen hören will und fühlen. Sagte die Zeit. Und ließ ihre Zeiger ins Meer des Vergessens fallen, so berauscht war sie vom ewigen Augenblick.

🙂 Eine weitere Momentaufnahme aus dem nie enden wollenden Vielleicht im Inzwischen. Radio als Möglichkeitsform und als Einladung zum Kreativsein – auch abseits des allzu Alltäglichen. Ein Passwort zum Nachhören der ungekürzten Aufzeichnung im Downloadlink gibt es auch – auf Anfrage. Liebe Interessanten Undinnen – wir sind ja nicht aus der Welt! Artarium Gruppe auf Facebook 😉

 

Das Kapstadt Projekt

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 18. November – In jeder Bandgeschichte gibt es die magischen Momente, in denen kreative Ursuppe konkretere Formen annimmt… Augenblicke des Aufbruchs, in denen erkennbar wird, wohin die Reise geht – und dabei doch immer das Gehen, der gemeinsame Weg als solcher im Vordergrund steht – und nicht das finale popkulturelle Hochglanzprodukt. Wir sind also besonders stolz darauf, mit einem sympathischen Trio aus Salzburg ein Stück miteinander zu wandern und so an der Entwicklung ihrer zarten und leidenschaftlichen Songs teilnehmen zu dürfen. Auf den Ausflug nehmen wir euch gern mit, weil Pseudofixfertiges aus dem teflonlackierten Placebokasterl gibts eh schon zum Saufuadern. Freut euch mit uns – live & unplugged – auf die netten Herren Javi und Manu Rodaro sowie Felix Donnerbauer. Freundschaft!

Das ist eigentlich genau das, was uns interessiert und neugierig macht, wenn wir jemand aufsuchen oder zu uns ins Studio einladen: Was sind das für Menschen, wenn sie nicht auf der Bühne stehen oder von Fotos lächeln? Also wie sind die quasi privat – live und unmittelbar. Zum Beispiel Ja, Panik – wie gehen die backstage miteinander um, wie reagieren sie auf filterlose Fragen, was erfinden sie für Geschichten über sich – das war spannend. Oder Thomas Oberender – wie tickt der Schauspielchef hinter den amttlichen Statements und Zeitungszitaten, kann man mit dem lachen, philosophieren oder ihm einfach nur beim Denken zuhören? So etwas wollten wir immer herausfinden…

Die Medienwelt ist ohnehin zum Brechen voll von inszenierten und interpretierten Auftritten – und wir alle sind ein Teil dieser Öffentlichkeit, mit oder ohne Facebook-Profil. Wenn wir allerdings die einzigartige Chance eines wirklich freien Mediums wie der Radiofabrik nicht dazu nutzen würden, etwas wesentlich Anderes darzustellen als das allgemein übliche und aus berechneten Interessen schon x-fach vervielfältige Zeug, dann könnten wir uns ja gleich selbst zu Tode langweilen. Das ist die tödliche Gefahr des „Mainstream“ (auch in alternativen Subkulturen!), dass einfach alles so lange redundant wiederholt wird, bis es jede(r) für die Wirklichkeit hält – und halt glaubt.

Genau so funktioniert das Konzept unseres etwas anderen Kunnst-Biotops eben nicht! Wir begegnen Menschen, die von vornherein ihre höchst eigene Version der Wirklichkeit etablieren wollen – und begeben uns mit ihnen auf die Suche nach entsprechenden Möglichkeitsformen. Was dabei heraus kommt, das kann man nie vorher wissen. Ideologischer Dogmatismus ist sowieso ein Pfuigack, egal ob er jetzt religiös oder wirtschaftspolitisch daherkommt! Wir wollen lieber dem, was sich da zwischen uns im kreativen Prozess des Selbstausdrucks ereignet, einen Raum eröffnen, damit es bewusster werden kann, sich zunehmend verdichtet und dadurch Gestalt gewinnt.

In diesem Sinne ist es geradezu eine glückhafte Fügung und zudem auch eine schöne Bestätigung, dass wir uns gleich mit drei hoffnungsvoll kreativen Vertretern der Gattung „engagierter Mitmensch“ in den Spontanreaktor des Schöpferischen einrühren können. Wo sich mehrere Exemplare radikal selbst-gestaltender EigenArt zur Gruppe versammeln, da möchte man noch der unfreundlichsten Bedienung voller Begeisterung zurufen: „Ich nehm den Individuensalat!“ Das gilt umso mehr für Kunstschaffende, die (noch) keine Ausstellung bestritten, kein Buch, keine CD, keinen Film veröffentlicht und auch an keiner Castingshow für den nächsten Salzburger Festspielaugust teilgenommen haben. Damit ist nun wirklich Jedermann/frau gemeint, der/die etwas genuin Eigenes bebrütet und erschafft. Es geht um den Funken, der überspringt, sobald wir einander nahe kommen und uns berühren lassen…

 

Evanescence – The Open Door

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 11. November – Dieses Mal: Das ganze Album in einer Geschichte, die so persönlich, so individuell, so emotional ist wie eigentlich all unsere Begegnungen mit jener Musik, die uns berührt, fasziniert, begleitet und auch prägt. Musik, die uns Gänsehaut verursacht, weil sie uns in einem besonderen Moment unseres Lebens so wiederspiegelt, dass wir uns in ihr erkennen können. Musik, durch die wir zum Bewusstsein über uns selbst erwachen, weil wir uns durch sie und in ihr auf einmal so spüren wie noch nie zuvor. Ähnlich gelagert war wohl die Grundidee der Ö3-Musicbox-Pioniere, die in ihrer Reihe „Die komplette LP“ jeweils auch Schallplatten vorstellten, die ihnen unmittelbar nahe gegangen waren. Genau jene Musik, die sie persönlich begeisterte, überzeugte, verrückt machte – die sie einfach nicht mehr los ließ. So hat sich das damals angespürt, als Radiomachen auch beim ORF noch lustig und experimentell war und „der kurze Weg von der Operation zum Ergebnis“ (Günther Paal) noch nicht in Professionalismus und Institutionalisierung absoff und erstickte.

Ganz in diesem Sinne servieren wir diesmal das Album „The Open Door“ der amerikanischen (ja,ja!) 😉 Alternative-Band Evanescence. Ein Album, das für den lieben Chriss eine ganz eigene Bedeutung entwickelt hat und ihn seit seiner Entdeckung begleitet und inspiriert. Und genau das beschreibt er hier in seiner Einführung – aus seinem eigenen Erleben:

„Mit 14 (in meiner Emo-Phase) habe ich mich sehr zurückgezogen, war allein, freiwillig allein, und mir ist es gut dabei gegangen. Ich wollte das so. Ich fing an meine ersten Gedichte und Songtexte zu verfassen, war sehr in meinen Gedanken und Träumen versunken. Ich ging oft in der Nacht spazieren, froh darüber niemanden zu sehen und ich mied den Kontakt zu anderen. Bis auf einige wenige bei denen es egal war wie verträumt und verwirrt ich auch war. Unter anderem Sabal, zu dem ich mittlerweile keinen Kontakt mehr habe…

Irgendwann zeigte er mir ein Lied namens Bring Me To Life von Evanescence vom ersten Album Fallen. Das Klavier, die hohe sehr getragene Stimme und dazu die heftig verzerrten Gitarren. Ich hab mich sofort verliebt 😉 Youtube brachte mich dann auf das zweite Album The Open Door und es kam mir vor, die Musik hat mir wirklich eine Tür geöffnet. Zu etwas was ich bisher noch nicht kannte, etwas Neuem, Interessantem; ich konnte mich einfach in diese Tiefe fallen lassen. Also zog ich los in den Saturn und fand die CD, welche mich seither begleitet. Mal stärker, mal schwächer.

Schon allein das Albumcover: Die Sängerin Amy Lee -gekleidet in ein langes, wallendes, weißes Kleid- steht vor einer riesigen geöffneten Tür. Man sieht einen dunklen Himmel und in der Tür sind seltsame Zeichen eingraviert. Sonst ist alles dunkel.

Das war die Ästhetik, die so ganz genau mir entsprach und in die ich mich seither einhülle wenn ich male, schreibe oder singe und die mich so sehr fasziniert. Das Dunkle, Abgründige. Schmerz, Angst, Panik, Verzweiflung, Depression, unerfüllte Wünsche und Hoffnungen, Liebe die nicht existieren kann…

Mich traf das Album sehr elementar. Ganz tief unten in meiner Seele. Das Album spiegelte meine Einsamkeit wider, meine Träume und Vorstellungen, meinen beginnenden Kampf mit dem System, meine erwachende Poesie, meine Bilder die ich sah, wenn ich meine Augen schloss. Und das tut diese CD immer noch. Fünf Jahre später. Und mittlerweile empfinde ich die Musik anders, intensiver, ich lasse mich mehr auf die einzelnen kleinen Details ein, auf den Text, die Art wie Amy Lee singt, diesen einen Klavierton der das ganze Lied trägt, diesen einen Schlussakkord der Gitarre!

Für mich ist das Album sehr durchkonzipiert, sehr rund, ein ganzes perfektes Werk, großartiger Künstler, die einfach die Schönheit aus ihrer Seele lassen. Und wie ich schon weiter oben geschrieben habe, spricht mir das Album sehr aus meinem Herzen, durch die ganzen Dinge, die es in mir bewusst macht. Ich hab es erst wieder entdecken müssen, beim Malen eines frustrierten und dennoch sehr starken Selbstportraits. Inspirierend, schwarzromantisch, düster und abgründig und dennoch hoffnungsvoll, voller Liebe, nie enden wollenden Träumen und der Suche nach einem Weg…“

Und so wünschen wir euch beide viel  Spaß damit (und auch innere Einkehr) 😀 Wir sind auf jeden Fall ein geiles Institut und das Passwort für die vollständige Sendungskopie (inkl. Musik!) gibts auch von uns. Ach ja – fast hätt ichs vergessen: ACHTUNG – diese Sendung hat ÜBERLÄNGE und dauert daher etwas über 59 Minuten! Und zur Nachtfahrt gehts hier ->