> Sendung: Artarium vom Sonntag, 30. Oktober – Herzlich wir kommen zur akuten Zeitverwandlung. Aus fünf mach vier. Schwuppdiwupp. Und Puff. Die synchronisierte Weltzeit ist hierzulande wieder einmal in den Winterbetrieb gehopst. Und auch wenn die allermeisten Uhren sich wie von Zauberhand selbst umgestellt haben, so kollidiert “die offizielle Zeit” doch merkbar mit manch anderer Zeitebene, die sich naturgemäß jeder amtlichen Vorschreibung entzieht. Seit der Erfindung des Eisenbahnfahrplans müht Mensch sich herum, seine “innere Uhr” mit allerlei äußeren Abläufen in Einklang zu bringen. Und dabei quietscht, scheppert und knirscht es im biologischen System, dass einem ganz unheimlich zumute wird. Mensch ärgert sich und will sich dagegen wehren – und bleibt doch meist mit seinem Jetlag wie betäubt in der Schulbank sitzen.
Und so gestalten wir diesmal ein Stimmungsbild zwischen die Zeiten, wobei uns vieles zum Totscheißen ärgerlich erscheint, wir uns aber oft gar nicht fragen trauen, weil man das nicht darf. Nichtsdestotrotz entkommen wir der Weltzeit samt ihren Grausligkeiten auch wieder, indem wir uns anderen Zeitebenen öffnen, etwa mit diesen Herren vor diesem (un)zufällig rotweißroten Hintervordergrund. Alles Liebe zum Tag der österreichischen Unschuld! Wer nicht gelegentlich aus der aufgepfropften Chronologie der Weltzeit aussteigt und andere, eigene Zeiten für sich entdeckt, bleibt der verursachten Weltgeschichte ausgeliefert, und das ist ganz schön trostlos – und gefährlich. Die Geschichte von Predrag Pašić sei hierfür als Beispiel erzählt: Der ehemalige jugoslawische Nationalspieler betrieb während des blutigen Bürgerkriegs in Sarajevo eine Fußballschule für Kinder, die ausdrücklich alle Volksgruppen (Serben, Kroaten und bosnische Muslime) ansprach und den Kids ein tägliches Entkommen aus dem Krieg und in den Flow ermöglichte.
Auch wenn der Zeitgeist des globalen Konsumismus (danke, Edward Bernays, du USArschloch) es immer schwieriger macht, unsere verschiedenen Innenweltzeiten mit den ständig mehr werdenden Außenweltnotwendigkeiten und Terminen in Einklang zu bringen, so geben wir dennoch unsere Versuche nicht auf, mit allen Gefühlen und Bedürfnissen und Kindern und Tieren ….. in unserer gemeinsamen Welt zu leben. Auch an jedem verdammten Sonntag um 17:06 Uhr – denn siehe: Der Anfang ist nah!
So fest steht viel.