With Every Breath

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 14. August“Shabbat Shalom!” – Wirklich? An einem Sonntag? Pardon, unsere Sendung findet halt programmgemäß immer an einem Sonntag statt. Und nachdem sie danach zeitlich unbefristet nachzuhören ist, kann das ganze Album “With Every Breath – The Music of Shabbat” freilich auch zu solcher Gelegenheit angewandt werden. Die darin enthaltenen Titel widerspiegeln nämlich allesamt die Tradition der Shabbat-Liturgie nebst chassidischen Liedern in zeitgemäß zugänglicher Verbearbeitung, mit viel Leidenschaft und Kunstverstand vorgebracht von der Synagoge “B’Nai Jeshurun” aus New York. Aufgenommen, abgemischt und herausgebracht hat dieses stimmungsvolle Kleinod der ebenfalls in New York ansässige Musik-Club “Knitting Factory” mit hauseigenem Label

With Every BreathSeinen Weg in unsere Ohren fand es durch die geschätzte Kollegin Mirjam Jessa (eine jener Stimmen, die der Stimmung gerecht werden) 1999 in der von ihr mitbegründeten Ö1-Sendereihe “Spielräume”. Es war dazumals noch einigermaßen umständlicher als heute, sich ein Album von einem Indie-Label aus den USA einfliegen zu lassen, doch die darauf enthaltene wegweisende Kulturgrenzauflösung war aller Bemühung wert. So bringen wir jetzt diesen weithin unbekannten Schatz wiederum anderen zu Gehör, auf dass die Welt rund um unser akustisches Einflussgebiet ein Stück schöner wird. Wie wir auch die Gedanken eines gewissen Rabbiners aus Nazareth weiter entwickeln können, in diesem Fall etwa zu: “Liebe deine Übernächsten!” Apropos Rabbiner, die B’Nai Jeshurun Synagoge ist da wohl mit zwei besonders kreativen Exemplaren gesegnet, Rabbi José Rolando Matalon und Rabbi Marcelo Bronstein, die auf diesem Album auch sprechsingend zu erleben sind. Und deren Hazzan (Kantor) Ari Priven zeichnet für die vielschichtigen, vielstimmigen und vielfältigen Musikdarbietungen verantwortlich. Alles in allem vom Glück verfolgt, heißt es bei André Heller. Alles in allem hörenswert, heißt es bei uns.

“Wenn du glaubst, dass Gott existiert, aber nicht entsprechend handelst, verhältst du dich wie jeder andere Gläubige. Das ist nicht besonders interessant. Wenn du nicht an Gott glaubst und dich verhältst, als ob es ihn nicht gibt, dann bist du ein säkularer Philosoph… Interessant wird es aber, wenn man die beiden Positionen in einem Paradox verknüpft. Also in der humanistisch agnostischen Haltung, wonach ich glaube, dass es keinen Gott gibt, aber ich mich um der Tradition willen so verhalte, als ob er existierte. Ganz verrückt wird es dann mit Kirkegaard, der eigentlich sagt: Ich weiß, dass es Gott gibt – aber ich verhalte mich so, als ob er nicht existiert.” Slavoj Žižek

Trauen wir uns über unsere gewohnten Grenzen hinaus: Rettung lauert überall.

 

Wie viele bist du?

Perlentaucher Nachtfahrt am Freitag, 12. August um 22:06 UhrWir sind viele. Und Anlässe gibt es auch. Ilija Trojanow etwa fordert uns in seiner Festspielrede auf, zu desertieren“aus der Eintönigkeit des Krieges in die Vieltönigkeit der Kunst.” “Ciao, ciao, Commandante!” Ein Chor aus verschiedenen Stimmen vereint – gegen die Befehlsgewalt der Gleichmacherei. Staatsbürgerstaatsbesitz abkommandiert zum Opfergang gehorcht lieber der inneren Stimme: “Ich bin des Menschen Kind.” Doch in jeder und jedem streiten sich mehrere – ja, sogar viele. Wie viele bist du? Auch nur ein Trottel, der glaubt, Stimmenhören sei eine Krankheit oder ein Album von André Heller? Kunnst dir vorstellen, die Dramen der Welt spielen sich auch in dir und in mir ab? In uns allen? Hiermit erklären wir diese Vorstellung für eröffnet…

Wie viele bist du?Eine der wirkmächtigsten Fragen meiner Therapeutin (wenn ich etwa verdächtig Unterwürfiges äußere) lautete: “Wer spricht da?” Im Lauf der Zeit nahmen diese Stimmen, aus denen mein Gedankenfluss wohl offenbar besteht, in meiner Vorstellung Gestalt an – und es wurde mir möglich, je nach meinen Bedürfnissen, mit ihnen inwendig ins Zwiegespräch zu kommen, sie auszulachen – oder mich von ihnen zu verabschieden. Wohin das führen wird, bleibt offen. Das Drama findet nach wie vor statt. Nur werde ich zunehmend zu dessen Autor und Regisseur – statt lediglich eine mir vorgeschrieben vorkommende Rolle darin auszufüllen. Wenn weniger mehr ist, dann ist auch mehr weniger. Kommt darauf an, wovon. Wenn ich in dem Stück, das sich in mir abspielt, mehr zu bestellen habe, dann brauch ich mir in dem Drama, das da draußen vor sich geht, bestimmt weniger zu bestellen. Nicht, dass ich nicht atmete oder weiterhin äßenur aufgeblasene Wichtigkeiten werden mir immer wurschter.

Wie viele bist du?Einfalt und Vielflat, Kulturtod und Kunnst?, Konsumismus und die Digitale Diktatur. Wenn sich zwei oder drei Stimmen gemeinsam im Namen des Lebens erheben, wird ein Freiraum erschaffen. Gelebte Ambivalenz gegen die auferlegte Eindeutigkeit, die Interessen der Machtausübung. Mehrdeutigkeit, Vielstimmigkeit. Schichten von Gedichten jenseits gefühlsarmer Gebrauchsmusik. Wir basteln uns Festspiele außerhalb der verwalteten Welt und Teodor Currentzis erklärt uns ein System, das perfekte Maschinen ohne Phantasie und Emotion hervorbringt. Au! Toren, die den Menschen im Namen der Entrüstung vorauseilend schlechtschreiben, sind im besten Kreislerschen Sinn “Musikkritiker”, also zutiefst unmusikalisch und zudem noch existenziell frustriert. Schriftstehler, zwischen deren Zeilen nichts als Leere herauszulesen ist – wenn man sich die vergebliche Liebesmüh sinnloserweise antun will. “Zeigen sie dem Orchester, was nicht in der Partitur steht.” Eben.

Wie viele bist du?Es gibt kein richtiges Leben in Flaschen und Gegen Blödheit hilft auch keine künstliche Intelligenz. Wir haben die Vorstellung, all das zu spielen, was sonst nirgedwo in dieser Form zusammen klingt und dessen Geist und Gefühl zwischen seinen vielen Stimmen andernfalls abgehen würde im Chaosmos der Möglichkeitsformen. Zutritt nur für Verrückte! Hermann Hesse hat in “Klein und Wagner” die Vielheit der Stimmen im Universum sprachlich atemberaubend dargestellt (und zwar lang bevor LSD entdeckt war) und die Instrumentalgruppe Between hat diesen Höhepunkt der Wortgewalt gemeinsam mit Gert Westphal 1974 zu einem eindrucksvollen Hörstück namens “Suicide” verbearbeitet, dass es einem die Weltreligionen und Philosophien nur so durcheinanderhaut. Und Chorleiter Cyprien Sadek hat die 40-stimmige Motette “Spem in alium” von Thomas Tallis mit seinem Choeur Altitude lustvoll wiederbelebt (nach alter Aufführungspraxis, mit den Sänger_innen rund ums Publikum stehend).

“Hören sie genau hin!” – Dieses Mal zwischen die Töne und hinter das Gefühl

 

Gibts da was von Radiopharm?

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 31. Juli – Die Festspiele sind beöffnet. Prost! Und Ilija Trojanow hat eine dermaßen dichte Rede dazu gehalten, die sich mit dem wiederkehrenden Motiv “Die Sieben, die Drei – und das Ass” in höchste Höhen der Sprach- und Vortragskunst aufschwingt. Noch nicht einmal Jean Ziegler hätte den versammelten Repräsentanzen der Geldherrschaft ihre zutiefst ausbeuterischen, gewaltvollen und lebensfeindlichen Verstricktungen mit dem globalen Mammon so unhaltbar ins Gesicht schlenzen können. Liebe An- und Verwesende, wer ist da letzten Endes eigentlich überflüssig? Trotzdem steht zu befürchten, das auch diese verdichtete Wahrheit als schicker Jedermanngrusel im schalen Salzburgsumpf untergeht. Wir von Radiopharm halten dagegen:  Gut zu hören. Gute Besserung!

Radiopharm IdiotikumEin Mittel gegen die strunzerne Dummheit haben wir zwar auch noch nicht gefunden – immerhin aber ein Sackerl voll Ideen, wie “das Theater, das wir hier nicht haben wollen” (so die flüchtende Präsidentin) der vorauseilenden Prostitution des krachledernen Gast- und Gunstgewerbes doch noch entrissen werden kann. War da nicht mal was mit Immersion? Was macht denn eigentlich der Thomas Oberender heute? Der hat inzwischen den Dramatiker und Mitbegründer des Belarus Free Theater Nikolai Khalezin bei den Berliner Festspielen in offener Interaktion mit dem Publikum präsentiert. Was der später im Gespräch mit seinem langjährigen Minsker Kulturkampfgenossen Sjarhei Mikhalok (der aus Belarus in die Ukraine emigriert ist) allein rund um den Begriff “Grenzen” ins Bewusstsein bringt, das stellen wir (nebst deutscher Übersetzung) in der Sendung vor: Ein Beitrag des Ministry of Counterculture. So etwas wäre auch eine würdige Idee für Salzburg

Gleichfalls unterhaltsam (und gedanklich überaus gewinnbringend) fänden wir eine Einladung des slowenischen Philosophen und Laibach-Spezialisten Slavoj Žižek, womöglich als verschärfter Festredner, auf jeden Fall in einer für alle Interessierten offenen Diskussion, eventuell als immersives Symposion zum Thema “Arbeit macht frei” unter Mitwirkung von Laibach, die sich seit “Kunst der Fuge” als Brückenbauer zwischen den Sphären von Hoch- und Popkultur empfehlen. Allen Teilnehmenden wird auf Wunsch ein NSK-Pass ausgestellt. Was? Die Revolution findet längst statt …

Hiermit wende ich mich direkt an die Herrschaft: Es sind verdammt nochmal nicht eure Festspiele. Es sind unsere. Es ist auch nicht eure Stadt. Es ist unsere. Nicht wer bezahlt, schafft an. Wer bezahlt, wäscht Blutgeld. Seit Generationen denken wir über eine gerechtere Verteilung des Vermögens nach. Und plötzlich begreifen wir, dass wir mehr als eine neue Besitzregelung brauchen, vielmehr eine Art Besuchsregelung für alle Menschen, die auf diesem endlichen Planeten leben. Haben, als hätten wir nicht. Die ganze Welt ist Bühne. Für jedes, jedeund jeden. Das gilt auch für diese Stadt.

Und jetzt schleichts eich!

 

Kreisler singt Kreisler

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 24. JuliGratulieren? Papperlapapp! Zumal wir sicher nicht “das offizielle Österreich” sind. Wir freuen uns einfach, dass dieser Georg Kreisler (vor nunmehr 100 Jahren) in unsere Welt gekommen ist und uns im Verlauf seines Lebens mit den abgründigen Kostbarkeiten seiner Lieder und Texte berührt hat. Und immer wieder auch aufgerichtet, wenn wir am eigenen leidenden Leben zu verzweifeln anfingen. Denn “du bist nicht allein” ist eine immens tröstliche Erfahrung, wenn einem die Mehrheitsnormalitäter seiner Hoppladochnichtheimat das Verurteil des Nichtdazugehörens einbläuen, wegen wasauchimmer für einem ideologischen Scheißdreck. Wir sind alle längst abgeschafft und leben gegen das Zerquetschtwerden des Lebendigen an. Trotz alledem. Auch darum lieben wir ihn.

Georg KreislerUnd darum taucht er immer wieder an entsprechender Stelle in unseren Radioarbeiten auf. So zum Beispiel am Wohlfühlfriedhof, bei Nikolaus Habjan und Franui oder überhaupt beim Erinnern an andere Episoden des angewandten Antisemitismus in Salzburg und Österreich. Einmal abgesehen vom zeitgeschichtlichen Hintergrund ist da noch eine andere Wesensverwandtschaft, die es zu würdigen gilt, nämlich die Eigenart, allen Widerlichkeiten der eigenen Lebenserfahrung auf so kreative Weise zu begegnen, dass etwa die taz zu seinem 100. Geburtstag titeln konnte: “Die Kunst hat ihn gerettet.” Und mit der ihm eigenen Feinfühligkeit landet Georg Kreisler auf seiner immerwährenden Suche nach der möglicherweise doch (für alle Beteiligten) irgendwie “besseren Welt” unausweichlich bei der radikalen Ablehnung “jedweder Herrschaft von Menschen über Menschen”, von staatlichen Besitzansprüchen, die auf der Idee von Eigentum beruhen. Das kann – angesichts der apokalyptischen Weltsituation – auf die Dauer nur frustrierend sein. Einen “verzweifelt Liebenden” nannte ihn Konstantin Wecker.

Sandra Kreisler, die wir als Wortfrontfrau kennenlernen durften, hat nach längerem Zögern 2003 einige der für sie bedeutsamen Lieder ihres Vaters neu interpretiert und ihnen so eine weitere Dimension von Zeitlosigkeit hinzugefügt. Besonders “Meine Freiheit, Deine Freiheit” ist uns als eine jener Coverversionen begegnet, die das Original an Originalität geradezu übertreffen. Exzellentes Klavierspiel von Jochem Hochstenbach verschmilzt da mit Sandras feinstem “Acting while Singing”. Mehr dazu kann man/frau in diesem wieder hervor gespülten AVIVA-Interview erfahren.

Sandra Kreisler kann ihrem Vater also nicht nur das Wasser reichen. Sie kann auch durchaus darin umrühren.

Naturgemäß

 

Mein Name ist Hase

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 17. JuliDer Stoff, aus dem die Nazis sind, was ist das eigentlich? Zugegeben, die real existierenden Verbrecher in der Zeit des Dritten Reichs (und ihre Millionen Follower) waren ganz besonders widerliche Menschenschinder. Eine einzigartige, historisch herausragende Verdichtung von Haltungen und Herangehensweisen, die wir allerdings jenseits ihrer Schreckenszeit auch sonst wiederfinden können, wenn wir nur genau genug schauen. Vom Ausrotten der Ungläubigen über das Rauben fremder Reichtümer bis zum gefühllosen “Über-Leichen-gehen” – es ist alles schon da gewesen und es geschieht soeben schon wieder – vor unser aller Augen: Kreuzzüge, Kolionalwaren, Klimawandel Putins Angriffskrieg Mein Name ist Hase und ich weiß bedauerlicherweise viel zu viel.

Wappen derer von HaseKarl Victor Hase wusste auch viel mehr als er zugab. Auf ihn geht das geflügelte Wort “Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts.” zurück. Ein Hase, der Widerstand leistet? Das stellt aber die angeblich so gottgewollt geordnete Welt gehörig auf den Kopf! Und schauen wir einmal, was der kleine Hase alles erlebt hatte, bevor es zur legendären Fluchthilfe für einen Freund und der damit einhergehenden eleganten Antwort auf die Verhörfragen kam. Etwa die Umbrüche der “Deutschen Revolution von 1848/49” mit gerade mal 13/14 Jahren. Oder als junger Student von 19/20 Jahren, als er “während eines Osteraufenthalts bei seinem Onkel Franz Gustav Hase einem Geistlichen gegenüber eine entgegengesetzte Meinung äußerte und sich dafür in Leipzig mit einer sechstägigen Haftstrafe verantworten musste.” (Wikipedia) – Das muss man sich einmal so richtig auf der Seele zergehen lassen: Gefängnis fürs bloße Äußern der eigenen Meinung. Majestätsbeleidigung! Zugegeben, die real existierenden Nazis waren da noch viel brutaler – der geistige Stoff aber, aus dem ihre Terrorherrschaft bestand, war längst vorhanden (und ist es immer noch): Obrigkeitsglaube, Gehorsamkeit und gedankenloses Nachplappern der vorgeschriebenen Parolen (jetzt denkt mal selbst, welche das heutzutage sind).

Karl Victors Neffe Paul von Hase war Wehrmachtsgeneral und am 20. Juli 1944 Stadtkommandant von Berlin. Er sollte im Rahmen der Operation Walküre unter anderem Joseph Goebbels verhaften, was aber durch den ihm unterstellten Major Otto Ernst Remer vereitelt wurde und schließlich zu seiner Hinrichtung führte. Erst 1952 gelang es Staatsanwalt Fritz Bauer in einem aufsehenerregenden Prozess, ihn als legitimen Widerstandskämpfer zu rehabilitieren, doch glauben auch heute noch nicht wenige Gesinnungsnachzügler der einstigen Jasager und Mitläufer (und -innen!), dass die Mitglieder dieses Aufstands Vaterlandsverräter waren …

Womit wir bei “der verkehrten Welt” wären und der speziellen Rolle der Hasen in Dichtung und Phantasie. Lassen wir einmal die gscheitscheißerten Deutungen der christlich-abendländischen Herrschaftsmoral beiseite und betrachten wir all die Hasen, die sich gegen ihre Vernichtung wehren, als sinnvolle Gestalter innerer Vorstellungskraft, die eine aus den Fugen geratene Welt der Unterdrückung und Zerstörung wieder “vom Kopf auf die Füße stellen” und dergestalt zurechtrücken können, dass es jedes Kind in seinem Innersten versteht. Wie unentbehrlich dieses “Kunnst dir die Welt nicht auch ganz anders vorstellen?” doch für jede Zukunft ist.

Ham wir mal wieder was gelernt …

PS. In der Salzburger Altstadt (Kranzlmarkt 4) gab es ein berühmtes “Hasenhaus”, dessen Fassade großflächig mit Szenen aus der “verkehrten Welt” versehen war.

Was will uns der Dichter damit sagen?

 

Flowerpornoes

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 10. JuliEin Bandname zum Verlieben: Flowerpornoes – die logische (und durchdachte) Weiterführung von Blümchensex zum Breitwandvideo. Und ein Albumtitel, der mich auch augenblicks in seinen poetischen Bann zieht: “Wie oft musst du vor die Wand laufen, bis der Himmel sich auftut?” In den 80ern, als Tom Liwa (noch vor Blumfeld etc.) auf Deutsch zu texten und singen begann, hab ich das (wie so vieles in den 80ern) nur am Rand mitbekommen. Als aber 2007 nach über 10-jähriger Bandpause das Album zur tiefgründigen Wiedervereinigung der immerwährenden Kultband herauskam, da war ich bereiter für jene lyrisch verklausulierten Offenbarungen, die das Schaffen rund um diesen so rätselhaft vertraut wirkenden Tom-Liwa-Kosmos ausmachen.

FlowerpornoesAuf der Suche nach erhellendem Begleitmaterial stieß ich auf der Seite des Hamburger KNUST auf einen außergewöhnlichen Text zu Tom Liwa, der unter anderem das früher schon von Peter Gabriel eingeforderte Gleichgewicht aus Verborgenem und Hergezeigtem hervorstreicht, das jeglicher guten Kunst zugrunde liegt. Oder, wie ich das auch formulieren würde: “Liebe ist ein angewandtes Paradoxon.” Der Autor dieser sehr lesenswerten Betrachtungen dürfte der Erlanger Musiker Peter “Point” Gruner (und nicht Gruber) sein der uns mit seiner Band “Die Spielverderber” einen schönen Song über Verschwörungstheorien und Esoterikgeschwurbel dargebracht hat: “Ich hab das Licht gesehen”. – Weil der so wissend und einfühlsam über das Entstehen von Tom Liwas Texten und Liedern zu schreiben versteht, zitiere ich ihn hier ausführlich:

“Wie oft musst du vor die Wand laufen bis der Himmel sich auftut? Eine Textzeile und ein Albumtitel, der für Tom Liwa mehr sein dürfte als nur eine rhetorische Frage. Das Suchen, das Hinterfragen, die Sehnsucht nach Vollkommenheit treibt die Kunst im Allgemeinen an. Und Tom Liwa im Speziellen. Wobei man sich den Duisburger Sänger und Songschreiber, diesen vielschichtigen Spielmann, Dichter und Philosophen, diesen Traumtänzer und Traumdeuter kaum vorstellen kann, wie er sich zornig, mit blutiger Stirn, gegen unnachgiebige Widerstände wirft. Eher läuft er um die Wand herum, springt drüber oder spaziert einfach mitten durch – sind die Dinge doch selten das, was sie scheinen.

Und genau das ist es auch, was Tom Liwa, seit er Mitte der Achtziger Jahre mit den Flowerpornoes auf der Bildfläche erschienen ist, bis heute so faszinierend macht: Man kriegt ihn einfach nicht zu fassen. Es gibt kaum einen deutschen Songschreiber, der in seinen Liedern so viel von sich preisgibt und dennoch so rätselhaft bleibt. Zu offenen, schwebenden Gitarrenakkorden vermengt er Autobiografisches mit surrealen lyrischen Bildern, die oft wie eine Brücke wirken zwischen dem Bewussten und dem Unterbewussten. Wenn Tom Liwa von den Schauplätzen seiner Kindheit und Jugend singt, dann klingt das nicht nostalgisch, sondern vielmehr wie ein Eintauchen in den großen, unergründlichen Strom der Zeit, in dem es keinen Unterschied gibt zwischen Gestern, Heute und Morgen, zwischen Geburt und Tod. Singt er von der Liebe – und das tut er fast immer, auf die eine oder andere Weise – dann kann das angesprochene Gegenüber eine Frau sein, genauso gut aber auch ein höheres Selbst oder der innere Schweinehund.

Vermutlich trifft auf Liwa das Gleiche zu, was der Humorist Wiglaf Droste mal über Van Morrison geschrieben hat. Dessen Gesänge seien “Zwiegespräche mit seinem Gott, die manche Leute als Songs missverstehen”. Dass ihm dabei nicht mal halb so viele Menschen zuhören wie er verdient hätte mag ihn kränken oder ihm egal sein. Tom Liwa wird so oder so weiter bergeweise Songs schreiben, wird weiter mit Skepsis und Anteilnahme, mit Liebe und Spott auf die Welt und seine eigenen Befindlichkeiten blicken, wird seinen inneren Kosmos immer wieder neu vermessen, nur um festzustellen, dass er genauso begrenzt wie grenzenlos ist. Und wird uns einen Spalt weit die Tür öffnen zu einer Welt, die immer genau so schön ist, wie wir sie uns erträumen.”

 

Sommerfest der Perlentaucher

> Sendung: Perlentaucher Nachtfahrt vom Freitag, 8. JuliDer Hase ist immer und überall. Und so findet heuer das Sommerfest der SAG gleichzeitig mit unserem Sommerfest der Perlentaucher statt. Welch vielfache Verschränkung. Während im Literaturhaus Livelesung und Performance in eine rauschende Nacht übergehen, erklingt ringsumher unsere Musik- und Gedankenkunst aus erlesenen Empfängern. Und es ist ein Motiv, das uns verbindet: Das Perlentauchen. Das Suchen, Finden und anschließende Zusammenstellen von besonderen Eindrücken, Erkenntnissen und Ideen, die wir aus den Abgründen des Allumverschlingenden ans Tageslicht empor befördern und sodann zu geschmeidigen Erkenntnisketten für die Mit- und Nachwelt aufbereiten. So funktioniert das Menschenhirn – immer auf der Suche

Perlentaucher HasenDieses Bild erzählt eine Geschichte. Es vermittelt eine Einsicht, die noch “früher” in uns ankommt als Gedanken sprachlich gefasst werden könnten. Der Eindruck ist schneller als sein Ausdruck. Hier haben wir also eine “Perle” vor uns, eine rohe Urform von etwas, das zur Kostbarkeit werden kann, sobald wir es auswählen, aufbewahren und in einen neuen, für uns sinnvollen Zusammenhang verbearbeiten. Als Beispiel tauchen in unserer Playlist diesmal besonders viele Coverversionen auf – also Songperlen, die entdeckt und neu interpretiert wurden und die uns so auch zu ganz neuen Eindrücken führen. Die hier abgebildete Hasenskulptur stammt von der Haseninsel zu St. Petersburg. Doch Russland ist nicht gleich Putinien! Und Hasen haben dort noch ganz andere Bedeutungen als in unserem Kultursumpf. Wie etwa der Bericht “Puschkins Hase” veranschaulicht, in dem Aberglaube, Widerstand und Literatur zur Errichtung eines Hasendenkmals zusammen finden: “Dabei sollte man die Losung ausgeben, dass es nützlich wäre, allerorts Hasen zu züchten. Damit sie überall rumrennen, sagen wir, im Kreml, und zum Beispiel Putin oder überhaupt den Großen und Kleinen dieser Welt oft über den Weg laufen und sie davon abhalten, unbedachte Entscheidungen zu treffen.”

Perlentaucher Sommerfest 1Wir lieben Hasen und identfizieren uns gern mit all dem, was sie für uns verkörpern. So nennen wir einander auch oft vieldeutig “Hase” – und das bedeutet weit mehr als ein “handelsüblicher Kosename”. Wir feiern das Hasentum, das Perlentauchen sowie die Geschichten, die sich uns erzählen, auf dass unser Stück Welt so lebenswert sei wie eine Insel voller Hasen. Und herrschaftsfrei! Dazu hören wir in der Sendung Kirchenkritik von Konstantin Wecker, Kulturhistorie von Martin Blumenau, Kriegswiderstand von Ilya Kaminsky sowie Kunstmundart von Christopher Schmall und dem Kommando Welpentier. “Wir sind ein geiles Institut”. Das ist unsere Interpretation von “Freies Radio”, das wir als eine jetzt schon vorausexistierende Möglichkeitsform des selbstbestimmten Seinsausdrucks sehen, die zukünftigen Entwicklungen als Beispiel dient.

Perlentaucher Sommerfest 2Nun ist bekanntlich jedes Fest nur so interessant wie seine Gäst*innen und so wollen wir zu guter Letzt noch die beiden Feierlichkeiten miteinander zur Verschmelzung bringen. Und zwar, indem wir leib und haftig On Air den Obmann der SAG zu Wort und Gehör kommen lassen sowie seinen unentbehrlichen Mithasen Christoph bei uns willkommen heißen. Schon sind wir eine Runde und – belebt, beseelt, betrunken – spüren auf einmal, was sich spontan erzählt. Hier sind nämlich noch echte Menschen am Mundwerk mit echten Gefühlen und echten Zuständen und das hört man auch. Nicht ausgedachte Rollenaufsager, die sich immer weniger von einander unterscheiden, bis sie schließlich zu einem letzten semantischen Gatsch (Gunkl) zusammen rinnen, zu einem weltumspannenden Herrschaftsmulm immerblöder Sichwiederholung bis ins Nurnochnichts

Wir feiern das lebendige Leben
in all seiner schillernden Vielfalt
.

 

God Shave The Queen

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 26. Juni – Der bis zuletzt ruhelose Punkdirektor in Ruhe gibt bekannt: Die sich inflationär überschlagen habende Berichterstattung zum “Diamantenen Thronjubiläum” einer gewissen Elisabeth von England war von einigermaßen nervenziehender Überdosiertheit. Rülps. Bin ich denn der einzige, dem bei ­“Thronbesteigung” irgendwie anstößige Vorstellungen in den Sinn geraten? So wie “gelang unserem Kaiser die erfolgreiche Erstbesteigung seiner Gemahlin” oder dergleichen. Naja, uns ist die royale Namensvetterin aus der eigenen Exmonarchie immer noch sympathischer als die spleenige Teetante mit den Hüten. Sie zelebrierte schließlich ihren Überdruss mit dem goldenen Käfig in Gedichten als Elisabeth von Österreich. Nichts desto und zum Trotz widmen wir der Queen einige Assoziationen.

God Shave The QueenBeim ersten Mal war Paddington Bear beim Tee noch ziemlich witzig, doch nach dem dritten öffentlich-rechtlich verordneten Einlauf des süßlichen Sedativs und erst recht nach dem bombastmartialischen Aufmarsch der Stadionrocker gab es nur mehr eine mögliche Antwort: Chumbawamba, The Sex Pistols und Laibach. Das sollte uns, denke ich, zu denken geben. Oder nicht? Egal. Ein Pottpurree zum Jubilierium soll hier angerichtet sein – nicht ohne Empire, Imperium, Imperialismus und ähnliche Ableitungen aufkommen zu lassen. Warum heißen Tantiemen in England Royalties? Weil wegen den Royals? Realitätenbüros? Realitäter? Real Madrid? Ein Weltreich, soweit die Welt reicht? Ein Volk, ein Reich, ein Weltmarkt? Gebt mir ein Leitbild für die Welt! Laibach ver(be)arbeiten Queens “One Vision” zum deutsch-slawischen Heimatfilm. Coverversionen sind überhaupt eine Quelle der Ironie: Rammstein etwa – von Laibach oder von Grandma’s Smuzi.

Wozu oberhaupt ein Staatsüberhaupt? Herrscher beherrscht Untertanen, egal ob von Gottes, Marktes oder sonstwie Gnaden. Regie wär ja gut, Gierung geht immer auf unser aller Kosten, Oligarch, leck mich am Arsch! Die eiserne Lady sagte einst: “There is no such thing as society.” Und unser Ohrwaschlkaktus: “Ich sehe Licht am Ende des Tunnels.” Es kommt nicht darauf an, dass “da oben” keine Wahnsinnigen herumregieren (weil dieses “da oben” scheint die Vollpsychos magisch anzuziehen), sondern darauf, dass wir alle eine “herrschaftsfreie Gesellschaft” sein können

Zurück nach England. Oder in die Ukraine: Sweet Dreams are made of this…

Futsches Reich!

 

Republik der Taubheit

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 19. Juni“Jetzt begreif ich erst so richtig, WAS dieser Krieg in der Ukraine ist – und WIE sich das anfühlt.” Das war einer der ersten Gedanken, die in mir hervorblitzten, als ich aus diesem komprimierten Gefühlsfilm wieder aufgetaucht war, den die “Republik der Taubheit” von Ilya Kaminsky in mir ausgelöst hatte. Dieses gerade mal 100 Seiten starke Stück Universalpoesie strotzt geradezu vor poetischer Kraft und feiert in all seiner Zärtlichkeit das unbeugsame Leben inmitten von Tod und Zerstörung. Es ist dem lyrischen Mundhandwerk von Anja Kampmann zu verdanken, dass “Deaf Republic” nun auch für deutsche Ohren erlebbar ist. Wir freuen uns sehr darauf, eine so überaus wirkmächtige Dichtung hier vorstellen zu können – und empfehlen diese auch entschieden zur eigenen Lektüre!

Republik der TaubheitZur Einstimmung in dieses Ausnahmebuch lesen wir mit freundlicher Genehmigung des Hanser Verlags einige Auszüge daraus vor, die wir mit ebenso ab- wie hintergründiger Musik von Hildur Guðnadóttir kontrastieren. Und (unserer Natur gemäß) erzählen wir von unserer Reise durch dieses Buch, das ein so anrührendes, zutiefst erschütterndes, geheimnisvolles, lustvoll kichernmachendes, lebenskluges, metaphernreiches, sprachlich souveränes, tiefgründiges, verletzliches und verletzendes und letzten Endes ein mehr als vielschichtiges Erlebnis ist, das in seiner schlichten Komplexität jedwede Genrezuordnung sprengt. Nicht einmal Selbstgeschöpftes wie “kollektivpsychedelischer Roadtrip” oder “immersivlyrisches Multifunktionsdrama” könnten den hier von uns festgestellten Auswirkungen gerecht werden. Man muss es selbst zu sich nehmen, sich auf die Erfahrung einlassen, damit man da auch nur ansatzweise mitreden kann. Alles andere wäre in etwa so sättigend wie das sprichwörtliche erzählte Abendessen. Umso erfreulicher, dass sogar der öffentlich-rechtlich diensttuende Germanist und Literaturkritiker diesen Umstand würdigt: Thomas Strässle hier in der 3sat Kulturzeit vom 9. Juni (Buchvorstellung ab 07:49 und Würdigung ab 15:03 Minuten). Chapeau!

Doch der Mann ist immerhin auch Musiker, das könnte seinen Zugang zu Kaminskys eigenwilliger Singsprache befördert haben: “We lived happily during the war”. Anja Kampmann, die selbst mit Komponist*innen zusammen arbeitet, hat darüber hinaus wohl noch andere Berührungspunkte: dnipro. “Stille ist eine Erfindung der Hörenden. Stille existiert nicht für Menschen, die nicht hören können. Sie haben keine Vorstellung davon.”, sagt Kaminsky, der 12 Jahre seines Lebens als fast vollständig Gehörloser verbrachte. Was mag dann der legendäre “Sound Of Silence” bedeuten?

Unsere Sendung soll jedenfalls auch diesmal nicht ohne Verbundenheitsgruß an die ukrainischen Kulturschaffenden enden: Die Coverband Grandma’s Smuzi hat den Cranberries-Hit Zombie in ukrainischer Übersetzung neu aufgenommen – und mit einem kongenialen Video ausgestattet. Das Prophetische tritt zunehmend aus den Randbereichen der Wahrnehmung ins Rampenlicht des Weltgeschehens. Oder, um es als ein Fazit in die Republik der Taubheit zu schreiben: “Das Leben lebt – ungeachtet des Untergangs.”

PS. Eine sehr nuancenreiche Lesung von Johannes Wördemann (der vierminütige Ausschnitt mutet fast wie ein Hörspiel an) findet sich hier im SWR-Literatur-Podcast.

 

Florence + The Machine

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 12. JuniDiesmal empfehlen wir euch das unlängst erschienene Album “Dance Fever” von Florence and the Machine. Nicht alles, was international erfolgreich ist, wird von hinterfotzigen Profitalgorithmikern zurechtvermarktet und bleibt doch bloß flüchtige Behübschung des Immergleichen und autogetuntes Plemplem für den Hupfzirkus der Flachbildhirne. Es handelt sich hierbei im Unterschied um ein höchst poetisches Musikprojekt, das sein Publikum auf der ganzen Welt anspricht – ohne den Anspruch auf Bewusstseinserweiterung jemals aufzugeben. Darum geht es uns – diese Einladung zu einer inneren Reise in die noch unerforschten Gebiete des eigenen Seins anzunehmen – und weiterzugeben. Und uns mitzufreuen, dass auch keine Pandemie dieses Album verhindern konnte.

Florence and the Machine - Dance FeverBemerkenswert ist vor allem, wie sich die Sängerin jeder Geschichte ausliefert, die sich ihr während des Schaffens erzählt, sie geradezu in Besitz nimmt. So verwandeln sich beide in “ein Erzählendes”, das mit unterschiedlichen Stimmen aus uns spricht, das jede/n seine/ihre ganz eigene Reise erfahren lässt. “I am a world’s forgotten boy …” haben bislang weder Iggy Pop noch viele der “männlichen” Coverversionen derartig hör- und spürbar gemacht. Doch diese Frau gibt dem Buben in mir die verstummte Stimme zurück.

“Suddenly I’m dancing / to imaginary music / Something’s coming / so out of breath”

“Dieses Märchen aus 14 Liedern, dieses brutal ehrliche wie auch feinsinnlich verschleierte Werk aus Soundpoemlandschaften und fiebertraumhaften Tanzkaskaden hat uns überwältigt, erfüllt, inspiriert, aufgewühlt, getroffen, in den Bann gezogen, in einen Sog aus vokaler Mannigfaltigkeit, lyrisch-verspielter Konkretheit, außer-unter-anderweltlichen Klanggärten, Vertrautheit und Wiedererkennen und Staunen und Ekstase; und wir verneigen uns vor dieser kreativen Kulmination von 15 Jahren musikalischem Schaffen.

Florence Welch ist eine Zwischenortzauberin, ein un(be)greifbares Geschöpf und gleichzeitig so nah und so wirklich wie Gras unter den Füßen, ein Kornfeld im Sturm, der Morgenhimmel nach durchzechter Nacht. Sie ist etwas wie Nebel, durchwoben von goldener Sonne; etwas wie Zwielichtwaldesraunen; etwas wie Schattenspiegelwahn; und gleichzeitig Sommerregennacktheit, blühender Mondbaum und dunkle Euphorie. So kraftvoll und so zerbrechlich.
So niedergeschmettert und so erquickt.
So hoffzweifelnd.
So mütend.

Tanz ist Katharsis und Transzendenz. Ein spirtueller Akt. Eine Rückbindung an den schöpferischen Geist, an die allumfassende Resonanz – und oft letzte Möglichkeit Energien zu befreien, dem Rausch des Erschaffens physischen Ausdruck zu verleihen, um sich nicht zu verlieren in wirren Emotionsströmungen.

Florence + The Machine erzählen mit diesem Album eine ehrliche, eigensinnige, vielschichtige Fabel – die in der Deluxe-Edition als prächtiges Buch erschien, samt Akustik-Versionen und dem Iggy Pop & The Stooges-Cover von Search and Destroy – welche die Hörenden einlädt sich zu wandeln in Gesänge, Jauchzer, Schreie, Klangweltfluten, Schlagwerkgedichte, harfende Metamorphosen, Gebete am Dancefloor, Hymnen im Badezimmer, Choräle gestundeter Freude.

Subversiv lassen sie die Illusion von Grenzen zwischen Künstler und Publikum vergessen und erinnern uns so an den unbändigen Tanz zwischen den Existenzen.”