Das Salzburg Syndrom

Podcast/Download: Das Artarium vom Sonntag, 28. August portraitiert Thomas Oberender, den scheidenden Schauspieldirektor der Salzburger Festspiele, im etwas anderen Kunnst-Kontext: Nach einer Interview-Tour de Force stellt sich der Theatermann auch noch dem Spontan-Überfall, aus einer alten Schachtel voller Spielfiguren ein Spontan-Dramolett mit dem Titel „Die Preisverleihung“ zu gestalten – und besteht unsere Piraten-Prüfung souverän. Wie schafft dieser Mensch bloß den Spagat zwischen Kreativität und Machtpolitik? Atmosphärische Annäherung an ein vielschichtiges Phänomen das “Salzburg Syndrom”

Thomas Oberender inszeniert spontanes Tisch-Theater

Mit verwegenem Mut greift der Bühnenautor und Theaterforscher aus der Vielfalt der vorhandenen Möglichkeiten einige prägnante Personen und Requisiten heraus und entwickelt dabei in druckreifer Rede die Dramaturgie für ein Kurzschauspiel mit tieferer Bedeutung. Wir haben es aufgenommen und präsentieren es als Abschiedsgruß an einen Ausnahmekünstler.

Doch wir wollen unsere Perlen ja auch nicht einfach verschenken! Die Frage, die uns als gegenkulturell orientierte Gewohnheits-Salzburger bewegte, dem Mann mit dem opulenten Budgetkoffer etwas eingehender auf den Kunst-Zahn zu fühlen, war die Titelgebende: Wie entgeht man der Versuchung, sich mit den jeweiligen Geiselnehmern der Salzburger Geld- und Gewinnspiele als deren gestalterischer Auftragnehmer dahin gehend gemein zu machen, dass man das eigene Ich mit dem der Institution als gemeinsames Image identifiziert, nur um dem immerhin 5-jährigen Aufenthalt in einem „wahnsinnigen Luxusrestaurant“ mit einem letzten Restselbst an Eigenpersönlichkeit hoffentlich doch noch zu entkommen? Oder etwas einfacher gesagt, wie bewegt man Realität, ohne zugleich zum Spielball ihrer Realitäter zu werden?

Thomas Oberender im Weinglas der Wirklichkeit

Also begegnen wir dem in seiner letzten Saison zu beachtlicher Höchstform des Spielens mit Wahrnehmung und Wirklichkeit(en) gelangten Schauspiel-Verführer ebenfalls auf drei verschiedenen Ebenen: In Produktionen des Young Directors Project, im persönlichen Gespräch und bei der Verleihung des Landes-Verdienstzeichens.

Und erst im Zusammenklang der Artarium-Collage mit den vielerlei äußeren wie inneren Impressionen kommt dieser eine, feine rote Faden zum Vorschein, der womöglich die Besonderheit dieses im besten Wortsinn emotionalen Intellektuellen ausmacht: Die Bedeutung der kleinen Gesten, die in ihrer durchgängigen Anwendung auch aus dieser Stadt – und für den einen oder anderen glückhaft fortwirkenden Moment – einen “etwas anderen Erlebensraum” zu zaubern vermögen. Und dies wäre auch für uns das Vermächtnis solch beeindruckender Begegnungen: Das Sein in dieser Stadt als eine Chance für sich selbst zu erfassen, mit der eigenen Lebensperspektive wieder bewusst,  jugendfrisch und auch kreativ umzugehen. Thomas Oberender, wir danken für derlei Anstiftungen!

Das Freie Medium und der rote Fächer der Landeshauptfrau – Frischluft bitte!

Der Worte sind denn allerdings auch schon wieder genug gewechselt bei 30° im Schatten – nun lasst uns wieder Taten säen. In unserem Fall heißt das Interviews bearbeiten, Musik auswählen, Toncollagen schneiden und den roten Fächer – pardon, Faden unserer ganz eigenen Hörwelten-Dramaturgie weiter spinnen. Freut euch jedenfalls schon mit uns auf allerlei Hintergründiges zu: Nervöse Welt, Das ehemalige Haus, A Game of You, Jean Ziegler, Identifikation der (oder mit den?) Aggressoren, Medienpolitik, soziale Verantwortung und individuelle Schuld sowie Off-Mainstream-Musik, die von Shazam schon wieder nicht erkannt werden wird, weil wir die Piraten sind!

Die Fotos zur Vorgeschichte und zur Produktion dieser Sendung haben wir in einem eigenen Facebook-Album veröffentlicht. Guten Appetit allerseits! Die Festspiele sind vorüber – wir haben noch lange nicht genug!

 

KT Tunstall – from D.I.Y. to EMI…

Download/Podcast: Das Artarium vom Sonntag, 31. Juli präsentiert die doch etwas andere Indie-Folk-Performerin KT Tunstall, deren Song „Push That Knot Away“ für uns zur persönlichen Empowerment-Hymne geworden ist. Zwischen ihrem eigenwilligen Songwriting unter intuitivster Ausreizung sämtlicher Segnungen der AKAI-Headrush Loopstation und einer andererseits heftigen Major-Label-Verwertung ihrer Kreativismen am Beispiel von „Suddenly I See“ (The Devil Wears PradaGrey’s AnatomyNestea-Werbung etc.) tun sich allerdings Welten auf. Kann der Spagat auf Dauer gelingen?

Oder besser gesagt – vermögen wir die hinter glamourösem Artwork und tief im PR-Schlamm globaler Vermarktung versteckten Perlen ihrer grundsätzlich emanzipatorischen Aussagen noch zu entdecken und für unser Schaffen nutzbar zu machen? Immerhin bezieht sich KT in ihrer Arbeit auf eine der ganz innovativen und progressiven Rock-Ikonen der Punk-Prähistorie und Spoken-Word-Avantgarde…

Uns jedenfalls überzeugt ihre Patti Smith Coverversion von „Because The Night“ mit Rhythms Del Mundo – und der stellen wir auch gern zum Vergleich der sprachrhythmischer Ausdruckstechnik die „Summer Cannibals“ von Punkgroßmutter persönlich gegenüber. Allerdings bedarf es beim Herausschälen von KT Tunstalls textlichen Botschaften aus diversen kontextlichen Konnotationen doch einer gewissen Anstrengung, der wir uns aber bereitwillig unterziehen, weil wir sie für dementsprechend wertvoll erachten. Sprachen wir nicht erst unlängst einmal von der Provokation auf Samtpfoten?

Nichtsdestotrotz wollen wir bei dieser Tauchfahrt auch den kritischen Kontrast nicht zu kurz kommen lassen. Für den Kontrapunkt bietet sich hier die ebenfalls auf Patti Smith gründende, jedoch stilistisch um einiges abgründigere Kooperation der Lyrikerin und Malerin Joolz Denby (Hex, 1987) mit New Model Army an. Wieder ein weites Land…

Erzählkunst mit Axel Corti

Podcast/Download: Das Artarium vom Sonntag, 24. Juli würdigt Axel Corti als einen großen, weil zutiefst menschlichen Geschichtenerzähler und präsentiert hierzu seinen allerletzten Schalldämpfer vom 26. 12. 1993, den er noch wenige Tage vor seinem bereits zu erwartenden Tod produziert hat. Was für eine Geschichte ließe sich denn im Angesicht des eigenen Sterbens erzählen, um dem lebenslang selbst gestellten Anspruch an Authentizität auf  bescheidene Weise halbwegs gerecht zu werden? Eine chassidische Legende womöglich – und zwar die vom Rabbi Hillel, der noch einmal kurz aus dem Jenseits zurück kehren kann, um seinen Schülern die eine, die wesentliche Lebensfrage zu verdeutlichen…

Also plündern wir wieder einmal den archivarischen Fundus des ORF und fördern ein paar Perlen zu Tage, die uns im wahrsten Sinn zum Eigenen anstiften. Zum Erzählen der für unsere Entwicklung bedeutsamen Geschichten, aber auch zum Erforschen und Erproben einer nachgerade genialen Sprechweise, die einfach gehört gehört.

Sobald man sich aber ehrfurchtlos genug an den Künsten seiner Vorbilder versucht, geschieht etwas recht Eigenartiges. Der Unterschied zwischen Meister und Schüler verschwimmt zusehends und aus beider Begeisterung entsteht etwas Neues und Eigenständiges, ähnlich wie ein Kind aus der Verschmelzung zweier Liebender entspringt, eine ganz eigene, lebendige und sich selbst weiter erzählende Geschichte, der beim Wachsen und Werden beizuwohnen höchste Lust bedeutet und die alle an ihrem Zustandekommen Beteiligten mit einem zärtlichen Stolz auf ihr Eigenleben erfüllt. Eine ähnliche Liebschaft war übrigens beim diesjährigen Wettlesen um den Bachmannpreis zwischen Antonia Baum und Thomas Bernhard zu erleben, den gralshütenden Literaturverwaltungsmetzgern sei es hiermit noch einmal ins Leere gespuckt: Antonia Baum – Wie ich einmal vorlas. (FAZ)

Wir spannen unsere Lebenswirklichkeit auf – zwischen Selbstsuche und jüdischer Kultur, zwischen Menschlichkeit und Abgrund, zwischen Beobachtung, Überleben, Stellungnahme und überhaupt – inzwischen unterwegs. Und wir laden euch ein, ein Stück dieses Wegs zu sich selbst mit uns zu gehen, zu erleben – und auch selbst zu erzählen

„Der Dialog zwischen den Politikern und den Künstlern – gibts den, oder ist das ein Scheindialog?“ Hier unsere diesbezügliche Schalldämpfer-Signation, einfach anklicken und – gut zu hören! „Angesichts des Todes ist alles nichtig. Nichtig und lächerlich.“

Missfits – Frauenkabarett mit Orgel

Podcast/Download: Artarium Sommer-Improvisation vom Sonntag, 17. Juli – Das radikal-emanzipatorische Zwei-FrauInnen-Kabarett Missfits über onanierende Lehrerinnen sowie andere Frust-Rationen allzu weiblichen Schultoilettentums. Aus gegebener Anlässin dieser unsäglich krampfschwangeren Bundeshymnen-Vergenderungs-Debatte präsentieren Peter Wetzelsberger und Norbert K.Hund hohnlachend die Erfinderinnen des Feminispräch – „Durch diese Verballhornung von Wörtern wird der Versuch, eine geschlechtergerechte Sprache zu entwickeln, ironisch auf die Spitze getrieben.“ (Wikipedia)

Natürlich darf das ironische Selbstzitat der Musikmetapher per Johann Sebastian Bachs Toccata in D-Moll für Pfeifen-Orgel (sic) nicht fehlen, wenn Peter.W. wieder einmal ein Konzept zu spontanisieren versucht. „Man hört aber nix!“ ist schließlich die aufgelegte Antwort der Kollegin vor dem Klo, aus dem es grantig schallt: „Ich onaniere.“

Und weils so schön Sommer ist und wir eh alle unterwegs nach zwischenwo sind, gleich noch ein Zitat zum Thema, neulich im Rahmen einer gar lustigen Dialog-Orgie auf Facebook:

„liebe gender und genderinnen, höchst verachteter mainstream! wenn schon die sprache bis ins letzte hinterzipferl vermannweiblicht sprich verzweigeschlechtlicht werden soll, dann fordern wir doch hiermit auch diktator_innen, kinderschänder_innen, katholische priesterinnen (ha!) und im gegenzug hebamm_eriche, meerjung_männer und mütter_linge!^^ solang sich aber die kasperlgestalten im parlaments-elfenbeinturm mit sowas problemfernen befotzhobeln und behirntatschgerln, können sie immerhin nichts schlimmeres anrichten – außer vielleicht schöne schüttelreime scheißen: das fekterlein, das leckt er fein. bitte! danke! guten morgen und gute morginnen!!!“

Warnhinweisin der Herstellerinnen: Diese Sendungin enthält eine hohe Anteilin an Satirin! Bei unerwünschten Nebenwirkunginnen efrauzipieren sie sich bitte selbst und essen sie eine Schwarzwälder Kirschtortin!

Blut!!! Ondřej Cikán Live

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 29. Mai – Studiogast Ondřej Cikán aus Wien mit einer Liveperformance von Szenen aus seinem Debutroman Menandros und Thaïs. Zur Einstimmung möge sein nicht unironisch mit „Der ärgste antike Liebesroman aller Zeiten“ untertiteltes Promotion Video dienen. Wir versprechen der Techniker-Abteilung hiermit hoch und heilig, KEIN wie auch immer geartetes Blut im Studio zu verschütten…

Der 1985 in Prag geborene Autor ist mittlerweile nicht nur als ein Grenzwanderer zwischen Literatur und Theater bekannt, sondern ebenfalls als Mitbegründer des Vereins zur Unterstützung märchenhaften Theaters sowie neben Anatol Vitouch als eines der beiden Dichterherzen der Gruppe “Die Gruppe”. Zudem praktiziert er auch noch als Altphilologe, Fiaker und Übersetzer – und er hat uns seine eigene, etwas speziellere Musikauswahl mitgebracht. Für erfrischende Abwechslung im sommerheißen Studio ist also trefflichst gesorgt. Der etwas andere Auftritt – anstelle der zwar geplanten, jedoch leider nicht stattfindenden Aufführung im Denkmal Salzburg – sozusagen die mediale Grenzstation einer Lesereise zwischen Linz und Deutschland. Letzte Ausfahrt Radio?

Und wenn man sich als eh schon von allerlei Bravliteratur angelangweilter Hörleser die Ankündigungen und Rezensionen von Ondřejs szenischen Lesungen reinzieht, dann möchte man schon wieder mal recht ärgerlich enttäuscht darüber sein, was hier bei uns nicht möglich ist. Verdammt! Wir freuen uns …

Blut!!! Ondřej Cikán Live

Zu Gast im Artarium am Sonntag, 29. Mai ab 17:06 Uhr – Ondřej Cikán aus Wien mit einer Liveperformance von Szenen aus seinem Debutroman Menandros und Thaïs. Zur Einstimmung möge sein ironisch mit „Der ärgste antike Liebesroman aller Zeiten“ untertiteltes Promotion Video dienen. Wir versprechen der Techniker-Abteilung hiermit hoch und heilig, KEIN wie auch immer geartetes Blut im Studio zu verschütten…

Der 1985 in Prag geborene Autor ist mittlerweile nicht nur als ein Grenzwanderer zwischen Literatur und Theater bekannt, sondern ebenfalls als Mitbegründer des Vereins zur Unterstützung märchenhaften Theaters sowie neben Anatol Vitouch als eines der beiden Dichterherzen der GruppeDie Gruppe„. Zudem praktiziert er auch noch als Altphilologe, Fiaker und Übersetzer – und er hat uns seine eigene, etwas speziellere Musikauswahl mitgebracht. Für erfrischende Abwechslung im sommerheißen Studio ist also trefflichst gesorgt. Der etwas andere Auftritt – anstelle der zwar geplanten, jedoch leider nicht stattfindenden Aufführung im Denkmal Salzburg – sozusagen die mediale Grenzstation einer Lesereise zwischen Linz und Deutschland. Letzte Ausfahrt Radio?

Und wenn man sich als eh schon von aller Bravliteratur angelangweilter Hörleser die Ankündigungen und Rezensionen von Ondřejs szenischen Lesungen reinzieht, dann möchte man schon wieder mal recht ärgerlich enttäuscht darüber sein, was hier bei uns nicht möglich ist. Verdammt! Wir freuen uns trotzdem.

Blut!!! Ondřej Cikán Live

Zu Gast im Artarium am Sonntag, 29. Mai ab 17:06 Uhr – Ondřej Cikán aus Wien mit einer Liveperformance von Szenen aus seinem Debutroman Menandros und Thaïs. Zur Einstimmung möge sein ironisch mit „Der ärgste antike Liebesroman aller Zeiten“ untertiteltes Promotion Video dienen. Wir versprechen der Techniker-Abteilung hiermit hoch und heilig, KEIN wie auch immer geartetes Blut im Studio zu verschütten…

Der 1985 in Prag geborene Autor ist mittlerweile nicht nur als ein Grenzwanderer zwischen Literatur und Theater bekannt, sondern ebenfalls als Mitbegründer des Vereins zur Unterstützung märchenhaften Theaters sowie neben Anatol Vitouch als eines der beiden Dichterherzen der GruppeDie Gruppe„. Zudem praktiziert er auch noch als Altphilologe, Fiaker und Übersetzer – und er hat uns seine eigene, etwas speziellere Musikauswahl mitgebracht. Für erfrischende Abwechslung im sommerheißen Studio ist also trefflichst gesorgt. Der etwas andere Auftritt – anstelle der zwar geplanten, jedoch leider nicht stattfindenden Aufführung im Denkmal Salzburg – sozusagen die mediale Grenzstation einer Lesereise zwischen Linz und Deutschland. Letzte Ausfahrt Radio?

Und wenn man sich als eh schon von aller Bravliteratur angelangweilter Hörleser die Ankündigungen und Rezensionen von Ondřejs szenischen Lesungen reinzieht, dann möchte man schon wieder mal recht ärgerlich enttäuscht darüber sein, was hier bei uns nicht möglich ist. Verdammt! Wir freuen uns trotzdem…

Blut!!! Ondřej Cikán Live

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 29. Mai – Studiogast Ondřej Cikán aus Wien mit einer Liveperformance von Szenen aus seinem Debutroman Menandros und Thaïs. Zur Einstimmung möge sein ironisch mit „Der ärgste antike Liebesroman aller Zeiten“ untertiteltes Promotion Video dienen. Wir versprechen der Techniker-Abteilung hiermit hoch und heilig, KEIN wie auch immer geartetes Blut im Studio zu verschütten…

Der 1985 in Prag geborene Autor ist mittlerweile nicht nur als ein Grenzwanderer zwischen Literatur und Theater bekannt, sondern ebenfalls als Mitbegründer des Vereins zur Unterstützung märchenhaften Theaters sowie neben Anatol Vitouch als eines der beiden Dichterherzen der GruppeDie Gruppe„. Zudem praktiziert er auch noch als Altphilologe, Fiaker und Übersetzer – und er hat uns seine eigene, etwas speziellere Musikauswahl mitgebracht. Für erfrischende Abwechslung im sommerheißen Studio ist also trefflichst gesorgt. Der etwas andere Auftritt – anstelle der zwar geplanten, jedoch leider nicht stattfindenden Aufführung im Denkmal Salzburg – sozusagen die mediale Grenzstation einer Lesereise zwischen Linz und Deutschland. Letzte Ausfahrt Radio?

Und wenn man sich als eh schon von aller Bravliteratur angelangweilter Hörleser die Ankündigungen und Rezensionen von Ondřejs szenischen Lesungen reinzieht, dann möchte man schon wieder mal recht ärgerlich enttäuscht darüber sein, was hier bei uns nicht möglich ist. Verdammt! Wir freuen uns trotzdem…

Provokationen

Podcast/Download: Das Artarium vom Sonntag, 22. Mai provoziert kreativen Umgang mit Sprache und Schreibe – im Sinn von Selbstbehauptung und Selbsterhalt. Jawohl, ihr weichgebirnten Zwecksprechkonsumeure – und naturgemäß Öhrinnen – es gibt sie noch, die lauten Luisen jenseits von Jelinek und Jandl, die Wortmacher und Weltenreiter des Wahrsprechens – und sie sind unter uns – unverstellt, unverschämt und unverdrossen!

Gibt es sie denn noch, die originäre Provokation – oder haben wir in Zeiten von PornoNet und Schund-TV schon alles ausgereizt? Existiert in der Konsum-Mediopole Salzburg überhaupt (noch) junges Wildes, das sich künstlerisch einer „etwas anderen Tradition“ verpflichtet weiß – etwa der expressiven Devianz von Klaus Kinski oder Nina Hagen? Nach dem Besuch der Veranstaltung Provokationen der Salzburger AutorInnengruppe im Literaturhaus steht für uns fest: Sie ist nicht nur nicht tot, die Provokation, sondern sogar nach wie vor feucht, fröhlich und friedhofsruhestörend unterwegs! Und sie ließe sich noch steigern…

Wie bereits Konstantin Wecker konstatierte (ha!) „Es sind nicht immer die Lauten stark“ – so kommt einem manch ins Gesicht gefotzte Wahrheit ganz schön unheimlich anheimelnd und sanftpfotig subversiv zu Gehör und Gefühl. Radikale emotionale Authentizität – die zeitlose Provokation schlechthin!

Zur Veranhörlichung dieser Um- und Zustände sind zu Gast im Studio: Tamara Wendtner, Tamara Bak und Gerlinde Weinmüller (Kreatives Schreiben BGN). Beiträge von Katherina Braschel, Nina Hagen, Konstantin Wecker und Petsch Moser. Deren Fanpage heißt nicht umsonst SCHREI(B)S RAUS LAUT.

Salon Helga – Von hinten

Podcast/Download: Das ganze Album – Spezial (2 Stunden!) vom Sonntag, 15. Mai – Peter.W. präsentiert das ebenso rare wie relevante Frühwerk seiner langjährigen Lieblings-Inspiratoren Hans-Christoph und Hans-Herbert, allgemein bekannt unter den Pseudonymen Stermann & Grissemann (oder Sternrahm & Grüß-Sie, Mann – wie Museau & Sternenhund zu sagen pflegen würden).

Jedenfalls “von hinten” mit Musik – oder auch eine Art “Schrägst Of” und aus dem von mir einst ebenfalls geschätzten Format “Salon Helga”, liebevoll umrahmt, gestreichelt und mit ornamentalem Mundwerk beschmissen von den lieblichen Kollegen Christopher Schmall und Robert Presslaber

Dirk Stermann und Christoph Grissemann sind der breiten Öffentlichkeit spätestens seit Willkommen Österreich und der Deutschen Kochschau ein Begriff. Weitere ORF-Machwerke waren u.a. ihre Sendungen Blech oder Blume, Suite 16 und Frau Pepi und die Buben (wozu Entweder Broder womöglich auch gewisse Parallelen hat). Aber ihr eigentliches “Baby“ war und ist die seit 20 Jahren von ihnen gestaltete Kultradioshow Salon Helga auf FM4 – vor Gründung des Senders (1995) sogar noch auf Ö3 im Rahmen der Jugendschiene ZickZack -> Flashback von Martin Blumenau.

Als sie noch nicht von Funk und Fernsehen kaputt gemachtwaren, bildeten „Gags Gags Gags“ nur einen Bruchteil ihres verfügbaren Repertoires. Was Stermann & Grissemann – oder Hans-Christoph und Hans-Herbert, wie sie sich damals noch nannten – zu Beginn ihrer Karriere verbrachen, war zwar nicht unbedingt immer massentauglich, dafür innovativ, anders, gewagt, und hatte auf gewisse Weise sogar Anspruch. Der Salon Helga von damals war eine Mischung aus dilletantistischer Satire, bewusst schleißiger Doppelconférence, viel wechselseitiger Selbstironie und tragikomischen Hörspielen mit durchaus literarischem Charakter. Zudem war es diese Sendung, die in ihren ersten 10 Jahren viele Vertreter der alternativen deutschsprachigen Musik wie Stereo Total, Rocko Schamoni und nicht zuletzt PeterLicht in Österreich „salonfähig“ machte.

1994 brachten sie die leider fast schon in Vergessenheit geratene und zur Rarität verkommene CD Von Hinten heraus, die im Stil eines „Best of-Salon“ gehalten ist. Die Musik stammt von den Fabulösen Thekenschlampen, Stoppok, Bobbe Jaan sowie den Lassie Singers.

Alles in allem der frühe Querschnitt einer Sendung, die nicht nur eine lose Szene begeistert, sondern vor allem Autor und Artarium-Erfinder Peter.W. in jungen Jahren inspiriert hat, was sich auch heute nicht selten in seinen Texten, als auch in seiner eigenen Art der Sendungsgestaltung wiederspiegelt. Auch Robert Presslaber (Fondue) ist mit Stermann&Grissemann quasi aufgewachsen und wurde von ihrem anarchischen Humor geprägt. Vor zwei Jahren lasen er und Peter die alten Salon Helga-Geschichten im Rahmen der Lesereihe READ THIS im Denkmal Salzburg.