Französisch – mit Francoise Cactus

Download/Podcast: Artarium vom Sonntag, 22. Juli – Wir lassen es diesmal gemütlich angehen – und so richtig die Frau raus: Francoise Cactus, Autorin, Sängerin, Schlagzeugerin, Hörspielproduzentin, Zeichnerin – und noch so einiges, was in keine Schachtel passt. Eine kleine feine Femmage an eine ebenso umtriebhafte wie uneinteilsame Hansdämpfin in allen Klassen. Haben sie einen Komplex mit dem Sex? Dann fragen sie Frau Francoise – und seien sie gut zu Vögeln! Sie findet Europa neurotisch, häkelt uns mit Wollita ein subversives Sexsubjekt und mag nur eine Brezel: Göring. Mit ihm zusammen ist sie jedenfalls so Stereo Total, dass selbst Mothers Little Helpers noch ganz ungeahnte Polyphonic Size entwickeln. Noch Fragen? Na also…

Es war mein ehemaliger Arbeitskollege René Haas, der mich einst zum Stereo Total Konzert in die ARGE einlud. Er hatte wohl wieder einmal bei einem dieser volkssubventionierten Radiosender angerufen und zwei Freikarten gewonnen – allerdings leider ohne Begleitung! Ich fand das nicht direkt unangenehm, wiewohl ich damals kein eingefleischter Fan der Band war. Das sollte sich jedoch bald ändern, vielleicht nicht gleich durch das Konzert an sich, das immerhin ein für Salzburger Verhältnisse beträchtliches Übermaß an Leichtigkeit, Verspieltheit und Zärtlichkeit versprühte. Nein, es waren die Momente nach dieser fröhlich lebendig machenden Bühnenperformance, als Francoise und Brezel so selbstverständlich selbst hinter ihrer Merchandise-Budel standen und mit uns über Berlin, Wortkunst und antike Sythesizer plauderten. Dieser Augenblick angewandten Punks war wie ein lang entbehrter Schluck frischen Wassers nach einer langen staubigen Reise – und führte mir wieder mal schlagartig vor, wie eingenäht provinziell und peinlich kleinkrämerisch diese Stadt doch inmitten ihres ganzen Eventgetues und Kulturgehabes immer schon war – und immer noch ist.

Es war mein guter Freund und Radiokollege Peter.W. der mich im November 2010 dazu anstiftete, einen jener illustren Vorlese-Abende aus der von ihm initiierten Read This! im Denkmal Reihe zum literarischen Schaffen von Francoise Cactus mit zu gestalten. Ich sollte mich also in Wollita ein- und dann als diverse Stimmen auch aus dem Presserummel drum herum vorlesen. Und wieder wurde es eine äußerst erquickliche und inspirierende Angelegenheit, wie übrigens so vieles, was jenseits von Programmpflicht und Wirtschaftsdruck entstehen darf. Peter ist da sowieso immer einer der fruchtbarsten Anstifter gewesen – und er weiß wohl selbst am besten, warum er nach Wien geht (siehe Artikel/Sendung) – weil eben hier in diesem verklemmt verzweckten Engraum nicht viel Freies möglich ist – und weil das Wenige, das man der zunehmenden Verprivatisierung noch abtrotzen kann, unendlich anstrengend ist. Salzburg ist also nach wie vor für viele „ein Friedhof der Phantasien und Wünsche“ (Thomas Bernhard) – außer natürlich für diejenigen, die aus dem Image und der Kulisse dieser Stadt, die ihren Einwohnern zum Leben vorenthalten wird, ihr ganz privates Kapital schlagen. Die Geldgottesdiener…

„Allons, enfants de la Patrie…“ möchte man singen hören. Oder den Ratten gleich das sinkende Schiff verlassen. Hier herrscht der Mozartkugelfaschismus. Oder der Andenkenständestaat. Die Diktatur des Pollertariats sowieso. Doch seis drum – für diesmal ergehen wir uns in frankophiler Überlebensfreude. Was immer wir daraus lernen können – wir sind ein geiles Institut! 😀

 

Stadtteilradio Itzling – Theater im Stiegenhaus

Auch hier in Itzling hat das Stadtteiltheater LI bei der Premiere für Begeisterung gesorgt! Zu Gast im Studio Jerome Devotta (Mitspielender), Rosemarie Eymannsberger (Zuseherin) und Barbar Wick (Theaterpäd. Leitung).
Musik zum Thema Nachbarschaft mit Schmunzeleffekt!

Weitere Aufführungen:
30.6. LI-Trailer im Künstlerhaus
29.9 Stadtwerke Lehen
9.10 Wohnhaus in Itzling
14.10. Wohnhaus in Itzling
19.10 Trailer LI ABZ-Eröffnung

Klaus Kinski Reloaded

Expressiv, exzentrisch, extrem – Artarium vom Sonntag, 26. Februar – Wir basteln das etwas andere Kinski Portrait – aus biografischen Details, Interviews, Lesungen und Satire. Persönliche Faszination und eine Reihe offener Fragen. Klaus Kinski offenbart, indem er sich verschleiert – und macht so seine Person zum öffentlichen Geheimnis. Der ebenso geniale wie grenzwertige Autodidakt beeindruckt durch facettenreich schillerndes Künstlertum und schockiert durch plötzlich hervor brechende Direktheiten. Selten war ein Spaziergang zwischen Genie und Wahnsinn so ambivalent, anregend, anstrengend…

Was begeistert uns heute, über 20 Jahre nach seinem Tod, nach wie vor an diesem Ausnahme-Eigensinnigen? Was verstört uns so nachhaltig an den Brüchen und Unschärfen seines Privatlebens, die auch immer in seiner Kunst fortwirken, sei es als Schauspieler, Schriftsteller, Vortragender oder Filmemacher? Die Grenzen sind bei ihm stets fluktuierend, unbestimmt, offen. „Ein Besessener“ wird er oft treffend genannt, als Verrückter wird er aber auch bezeichnet oder als Wahnsinniger. -> Jesus Video

Ihr dürft euch von uns natürlich kein Urteil darüber erwarten, inwieweit Klaus Kinski Borderline-Persönlichkeit oder narzisstisch verkanntes Genie oder beides zugleich und auch sonst noch was war. Sophie, Chriss und ich werden jeweils einige seiner Eigenschaften in sehr subjektiver Form widerspiegeln und dadurch einen Eindruck seines Wirkens auf uns vermitteln. So könnte sowohl bei denjenigen, die Klaus Kinski schon vor Jahren begegnet sind, als auch bei denjenigen, die noch kaum Kenntnis von ihm haben, ein neuer Eindruck entstehen – jenseits der Polarisierung, die für ihn so charakteristisch war. -> Kinski Satire

„Menschen begegnen, die man so noch nicht kennt“ ist ja auch ein Anspruch vom Artarium. Und Menschen, die so außergewöhnlich und jenseitsdurchschnittlich sind, dass sie uns zu einer anderen, neuen, verwegenen Sicht auf uns selbst und die uns oft nur allzu bekannte Welt bewegen können. Ver-rückte Typen und Typinnen im kreativsten Gebrauch dieser Begrifflichkeit. Menschen, die es einfach braucht, um unser Bewusstsein zu erweitern, um unser Empfinden zu vertiefen und um unsere Wahrnehmung weiter zu entwickeln. Liebende Eigenbrötler, romantische Idealisten, seltsame Tagträumer, verzweifelte Sinnsucher, Wahr- und Richtigdichter – kurz „kunnst im Sinn von könntest“ Menschen. -> Erdbeermund-Video

Also freut euch auf Francois Villon, Werner Herzog, Jesus Christus Erlöser und noch ein paar sympathische Wahrheitsnarren. Die wirklichen Wahnsinnigen sitzen nämlich längst in den Chefetagen. Und wir sind ein geiles Institut…

Wegen Todesfall geschlossen

ACHTUNG! Im Artarium am Sonntag, 29. Januar um 17:06 Uhr aus gegebenem Anlass die WIEDERHOLUNG der Sendung CONTAINER LOVE – 50 JAHRE SCHLINGENSIEF, die wir damals am 24. Oktober 2010 (das wäre sein 50. Geburtstag gewesen) dem kurz vorher verstorbenen Ausnahmekünstler als eine Art Nachruf gewidmet haben. Der aktuelle Grund für den Ausfall der geplanten Live-Sendung zum Interaktiven Performance Festival des Landestheaters „BESETZT SALZBURG“ ist ein sehr persönlicher und ebenso trauriger, nämlich der Tod meiner Mutter am vergangenen Dienstag. Ich danke euch allen jetzt schon einmal für eure Anteilnahme und euer Verständnis! – Norbert K.Hund

Dorothea Keuschnigg, 11. 6. 1929 – 24. 1. 2012

Von ihr habe ich nicht nur das abgekürzte K. in meinem Namen, sondern auch allerhand erfahren und gelernt über den Menschen und seine Zerbrechlichkeit in einer nach Leistung und Erfolg gierenden Gesellschaft! Speziell die Gefährdung von sensiblen Gefühlsmenschen durch Gewalt, Ideologie und Religion begriff ich anschaulich am Beispiel ihres Lebensin meinem eigenen.

Über die Dokumente und Erinnerungen, die sie mir aus den letzten Monaten des zweiten Weltkriegs hinterlassen hat, habe ich bereits Anfang 2010 gemeinsam mit der lieben Sophie ein Feature über Kindersoldaten im Dritten Reich gestaltet. Unter dem entsprechenden Titel „Das Kriegstagebuch meiner Mutter“ untersuchen wir die Funktionsweise der ideologischen Verführung von damals 14-jährigen in Hitlerjugend und Schule und publizierten zur Veranschaulichung dieser abgründigen Manipulationen einige der medienpädagogisch erschreckend modern aufbereiteten Seiten aus der Schul-Projektarbeit der 4. Klasse eines Gymnasiums im Jahr 1944. Persönlich empfinde ich, bei aller Bestürzung und allem Befremden, die so ein Zeitzeugnis in mir bewirken, eine große Dankbarkeit dafür, dass meine Mutter mir diese Momentaufnahmen aus ihrer Jugend (im Originalzustand) zur Verfügung gestellt hat. Und in diesem Sinne will ich diese Geschichte auch weiter geben und mit euch allen teilen:

Bilden wir uns doch selbst – und eine eigene Meinung!

Wir hören einander dann wieder LIVE bei der nächsten Nachtfahrt-Perlentaucher Sendung am Freitag, 10. Februar – gemeinsam mit Christopher Schmall! Und auch im Artarium am Sonntag, 12. Februar um 17:06 Uhr. Bis dahin alles Liebe!

Wer übrigens bei BESETZT SALZBURG mitmachen möchte, kann, darf und soll sich noch bis einschließlich Montag, 30. Januar bei Angela Beyerlein vom Landestheater Salzburg zum Casting anmelden.

Deine Freiheit, meine Freiheit?

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 27. November – Chriss begeht seinen 18. Geburtstag und darf sich dann sogleich zur Feier dieser Amtserwachsenheit zu einer grotesken staatlichen Stellung verrenken, während zur selben Zeit unser aller begnadeter Denk-Anstifter Thomas Oberender vom Bürgermeister das goldene Stadtsiegel verliehen bekommt. Norbert hingegen eröffnet seine 5. Radio-Saison als „das etwas andere Kunnst-Biotop“ und wollte diesen erfreulichen Zustand doch mit gebotener Zufriedenheit zelebrieren. „Vier Jahreszeichen Live“ wäre der Sendungstitel gewesen – doch da ereilt uns plötzlich eine Todesnachricht nach der anderen. Wie passt das alles zusammen – noch dazu am ersten Advent? Ganz und gar wunderbar, finden wir…

Georg Kreisler, der eigensinnige Altmeister des schwarzen Humors und der anarchischen Groteske mit politischem Anspruch ist diese Woche 89-jährig in Salzburg verstorben. Noch im August konnte ihn Thomas Oberender zur Teilnahme an einem Podiumsgespräch zum kapitalismuskritischen Faust-Projekt verführen. Dort räsonierte der große Grantige zum letzten Mal – einigermaßen resigniert – über die von ihm festgestellte Bedudelung und Eingelulltheit potentiell revolutionärer Massen. Im Besonderen ging es bei diesem radikalen Rückblick des Alters auch um (s)ein mögliches Vermächtnis an die Jugend.

Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an einige – leider vergeblich gebliebene – Versuche, diesen überaus lebenserfahrenen Heimatlosen mit seinem grandiosen Anekdotengepäck zu einem Livegespräch, einer Erzählstunde oder einem Interview mit gesellschaftskritischen Jugendlichen zu bewegen. Er hätte so viel zu sagen gehabt von der Flucht vor den Nazis als 15-jähriger über die Arbeit mit Charly Chaplin in Hollywood oder seine Verhöre von Göring und Streicher beim Nürnberger Prozess bis hin zur nie wieder erlangten österreichischen Staatsbürgerschaft und seiner anarchistischen Ablehnung des „Staates“ an sich. Wie gerne hätte ich ihn jene bizarre Episode – als Paradebeispiel jüdischen Überlebenshumors erzählen gehört: Kreisler fiel die Aufgabe zu, Julius Streicher, den Chef der antisemitischen Hetzschrift „Der Stürmer“ zu verhören. Streicher bedankte sich am Ende bei ihm: „Sie waren ja nett zu mir. Aber die Juden haben mir sehr zugesetzt.“ Kreisler darauf: „Na, vielleicht haben Sie angefangen.“

Die zweite Todesmeldung: Kubus 1024 – das geniale Kulturhaus-Projekt im Lungau – wurde im Gemeinderat Tamsweg mit den Stimmen von ÖVP und FPÖ endgültig umgebracht. Gerüchten zufolge soll Bürgermeister Walter Ulbrichtpardon, Alois Lankmayer statt dessen um Subventionen zum Bau einer Mauer angesucht haben.

Dieser antifortschrittliche Schutzwall soll entlang der Geschmacksgrenze um den gesamten Lungau herum errichtet werden, um den einzigen Volksmusikantenstaat auf deutschem – pardon, österreichischem Boden vor dem verderblichen Einfluss engagierten Denkens, innovativen Gestaltens und  kreativen Mitbestimmens zu schützen. Um jeglichen kontrakonservativen Umsturzversuch bereits im Ansatz hintan zu halten, soll die Lungauer Zonengrenze mit den modernsten Gesinnungsdedektoren und Kopfschussanlagen aufgerüstet und von eigens dafür abgerichteten Hornochsen und Kampfkühen kontrolliert werden. Alles, was nicht genauso schwatzblau – pardon, schwarzbraun ist wie die Faselnuss und die anderen Heinodien der Vervolkskultur, wird hinfort wieder in bester Landestradition enteignet und exiliert wie einst schon die Protestierer – pardon, Protestanten.

Womit wir in bester satirischer Tradition schon wieder bei Georg Kreisler gelandet wären, der sein Erfolgsrezept wie folgt formulierte: „Das Rezept ist ganz einfach. Man nehme ein an und für sich grausiges Ereignis und übertreibe es maßlos, so daß es seinen Schrecken verliert und grotesk wird, dann kann man noch eine Musik dazu schreiben, die gar nicht dazu passt und schon ist das Lied fertig.“ Unser diesbezüglicher Textvorschlag für eine neue Lungauer Landeshymne wäre somit (in Anlehnung ans dann wohl wieder üblich werdende Sprachniveau von Heimat, Heino und HJ) folgender:

Holdrio, duwiduwidi, holdria.
Holdria duwiduwidi.
Holdrio, duwiduwidi, holdria.
Holdria duwiduwidi.

Wir jedoch spielen mit gutem Grund Querschläger, Georg Kreisler, Erben der Scherben. Und – wo lassen sie sich eigentlich empören?

Das Salzburg Syndrom

Podcast/Download: Das Artarium vom Sonntag, 28. August portraitiert Thomas Oberender, den scheidenden Schauspieldirektor der Salzburger Festspiele, im etwas anderen Kunnst-Kontext: Nach einer Interview-Tour de Force stellt sich der Theatermann auch noch dem Spontan-Überfall, aus einer alten Schachtel voller Spielfiguren ein Spontan-Dramolett mit dem Titel „Die Preisverleihung“ zu gestalten – und besteht unsere Piraten-Prüfung souverän. Wie schafft dieser Mensch bloß den Spagat zwischen Kreativität und Machtpolitik? Atmosphärische Annäherung an ein vielschichtiges Phänomen das “Salzburg Syndrom”

Thomas Oberender inszeniert spontanes Tisch-Theater

Mit verwegenem Mut greift der Bühnenautor und Theaterforscher aus der Vielfalt der vorhandenen Möglichkeiten einige prägnante Personen und Requisiten heraus und entwickelt dabei in druckreifer Rede die Dramaturgie für ein Kurzschauspiel mit tieferer Bedeutung. Wir haben es aufgenommen und präsentieren es als Abschiedsgruß an einen Ausnahmekünstler.

Doch wir wollen unsere Perlen ja auch nicht einfach verschenken! Die Frage, die uns als gegenkulturell orientierte Gewohnheits-Salzburger bewegte, dem Mann mit dem opulenten Budgetkoffer etwas eingehender auf den Kunst-Zahn zu fühlen, war die Titelgebende: Wie entgeht man der Versuchung, sich mit den jeweiligen Geiselnehmern der Salzburger Geld- und Gewinnspiele als deren gestalterischer Auftragnehmer dahin gehend gemein zu machen, dass man das eigene Ich mit dem der Institution als gemeinsames Image identifiziert, nur um dem immerhin 5-jährigen Aufenthalt in einem „wahnsinnigen Luxusrestaurant“ mit einem letzten Restselbst an Eigenpersönlichkeit hoffentlich doch noch zu entkommen? Oder etwas einfacher gesagt, wie bewegt man Realität, ohne zugleich zum Spielball ihrer Realitäter zu werden?

Thomas Oberender im Weinglas der Wirklichkeit

Also begegnen wir dem in seiner letzten Saison zu beachtlicher Höchstform des Spielens mit Wahrnehmung und Wirklichkeit(en) gelangten Schauspiel-Verführer ebenfalls auf drei verschiedenen Ebenen: In Produktionen des Young Directors Project, im persönlichen Gespräch und bei der Verleihung des Landes-Verdienstzeichens.

Und erst im Zusammenklang der Artarium-Collage mit den vielerlei äußeren wie inneren Impressionen kommt dieser eine, feine rote Faden zum Vorschein, der womöglich die Besonderheit dieses im besten Wortsinn emotionalen Intellektuellen ausmacht: Die Bedeutung der kleinen Gesten, die in ihrer durchgängigen Anwendung auch aus dieser Stadt – und für den einen oder anderen glückhaft fortwirkenden Moment – einen “etwas anderen Erlebensraum” zu zaubern vermögen. Und dies wäre auch für uns das Vermächtnis solch beeindruckender Begegnungen: Das Sein in dieser Stadt als eine Chance für sich selbst zu erfassen, mit der eigenen Lebensperspektive wieder bewusst,  jugendfrisch und auch kreativ umzugehen. Thomas Oberender, wir danken für derlei Anstiftungen!

Das Freie Medium und der rote Fächer der Landeshauptfrau – Frischluft bitte!

Der Worte sind denn allerdings auch schon wieder genug gewechselt bei 30° im Schatten – nun lasst uns wieder Taten säen. In unserem Fall heißt das Interviews bearbeiten, Musik auswählen, Toncollagen schneiden und den roten Fächer – pardon, Faden unserer ganz eigenen Hörwelten-Dramaturgie weiter spinnen. Freut euch jedenfalls schon mit uns auf allerlei Hintergründiges zu: Nervöse Welt, Das ehemalige Haus, A Game of You, Jean Ziegler, Identifikation der (oder mit den?) Aggressoren, Medienpolitik, soziale Verantwortung und individuelle Schuld sowie Off-Mainstream-Musik, die von Shazam schon wieder nicht erkannt werden wird, weil wir die Piraten sind!

Die Fotos zur Vorgeschichte und zur Produktion dieser Sendung haben wir in einem eigenen Facebook-Album veröffentlicht. Guten Appetit allerseits! Die Festspiele sind vorüber – wir haben noch lange nicht genug!

 

Ein fester Festspielflash…

> Sendung: Das Artarium vom Sonntag, 28. August präsentiert unter anderem Impressionen zu Thomas Oberender, den Festspielen, A Game Of You, Salzburg, kapitalistischen Konsumwichteln, der Verleihung und dem Fächer der Gabi…

Am Abend des 21. August fing die Reise in die gestylte und hochintellektuelle Welt der Reichen und Schönen an, die alle nach Salzburg pilgern um wenigstens für ein paar Stunden zu glänzen, bevor sie dann wieder in den Alltag zurück gespuckt werden. Natürlich sind nicht alle versnobbt und tragen ihre Nasen eigentlich schon als Hut, vor lauter Hochnäsigeit; aber je näher man dem Festspielhaus kommt, desto feiner angezogen, reicher, eingebildeter, schöner und stolzer werden die Leute

An jenem Abend machten wir, Norbert K. Hund, Babu – unser Gast in der Sendung: „Graffiti on Tour“ – und meine Wenigkeit uns auf in die „Young Directors Project“ – Aufführung: „A Game Of You“. Ein Selbstfindungtrip verpackt mit Herzklopfen und dem unbekannten Raum. Um und in sich… Wir waren alle drei hellauf begeistert und ziemlich verpeilt als wir die Aula der theologischen Fakultät verließen. So viel über sich selbst zu erfahren, kann einen ganz schön versetzen.

Und am Ende bleibt nur noch die Frage: Wer bin ich für mich selbst und für andere? Wie sehen mich die Leute und wie sehe ich mich?“

Christopher Schmall & Norbert K.Hund nach dem Interview-Marathon

Das Gespräch

Am nächsten Tag fanden wir uns auf der Presseterasse wieder – und lernten den scheidenden Schauspieldirektor Thomas Oberender kennen. Ein genialer Spagatkünstler, der es nicht nur versteht zwischen kreativem Prozess und geldpolitischem Dramafest den Bogen zu spannen, sondern sich auch als exzessiver Leser, Radiofabrik-Liebhaber, Familienvater und Arbeitstier entpuppte. Ein Mensch, der Revolutionäres in Salzburg geleistet hat und nun nach Berlin als Intendant der dortigen Festspiele geht… Aber wie wird es mit den Festspielen in Salzburg, dieser barocken Kult(ur)stadt weiter gehen? Wird man dort weiter machen wo Thomas Oberender anfing? Oder wird man zurück zum konventionellen und nicht-experimentellen Theater-Schaukasten gehen? Wir werden abwarten müssen…

Die Verleihung und ein roter Fächer 

Feiner gekleidet und mit der Beute des Interviews in der Tasche folgten wir der Einladung zur „Verleihung des großen Verdienstzeichens des Landes Salzburg“ an Thomas Oberender durch Landeshauptfrau Gabi Burgstaller! 😀 Leicht ungewöhnlich für uns Post-Punks des rebellischen Lebens, nicht? Naja, sei es wie es sei… Wir waren auf jeden Fall dabei und waren erstaunt über die Worte von Gabi B. und von der offenen Nettheit der selben, die uns ihren Fächer lieh, der von einem absolut grenzgenialen roten Farbton war. Lobende Worte, strahlende Gesichter, Champagner, die Andeutung von Brötchen und ein glücklicher Oberender, der natürlich, denn wie sollte es anders sein, nach der Ehrung in ein Theaterstück ging.

Zusammenfassend kann ich nur noch sagen, dass mich dieser Mensch, der Salzburg erfolgreich überlebt hat und immer noch voller Kraft an seine Projekte herantritt, schwer beeindruckt hat – und das nachhaltig!

PS. Die Fotos zur Vorgeschichte und zur Produktion dieser Sendung haben wir in einem eigenen Facebook-Album veröffentlicht. Guten Appetit allerseits! Die Festspiele sind vorüber – wir haben noch lange nicht genug! Und die Aufzeichnung der Sendung könnt ihr jederzeit hier anhören/downloaden.

 

Missfits – Frauenkabarett mit Orgel

Podcast/Download: Artarium Sommer-Improvisation vom Sonntag, 17. Juli – Das radikal-emanzipatorische Zwei-FrauInnen-Kabarett Missfits über onanierende Lehrerinnen sowie andere Frust-Rationen allzu weiblichen Schultoilettentums. Aus gegebener Anlässin dieser unsäglich krampfschwangeren Bundeshymnen-Vergenderungs-Debatte präsentieren Peter Wetzelsberger und Norbert K.Hund hohnlachend die Erfinderinnen des Feminispräch – „Durch diese Verballhornung von Wörtern wird der Versuch, eine geschlechtergerechte Sprache zu entwickeln, ironisch auf die Spitze getrieben.“ (Wikipedia)

Natürlich darf das ironische Selbstzitat der Musikmetapher per Johann Sebastian Bachs Toccata in D-Moll für Pfeifen-Orgel (sic) nicht fehlen, wenn Peter.W. wieder einmal ein Konzept zu spontanisieren versucht. „Man hört aber nix!“ ist schließlich die aufgelegte Antwort der Kollegin vor dem Klo, aus dem es grantig schallt: „Ich onaniere.“

Und weils so schön Sommer ist und wir eh alle unterwegs nach zwischenwo sind, gleich noch ein Zitat zum Thema, neulich im Rahmen einer gar lustigen Dialog-Orgie auf Facebook:

„liebe gender und genderinnen, höchst verachteter mainstream! wenn schon die sprache bis ins letzte hinterzipferl vermannweiblicht sprich verzweigeschlechtlicht werden soll, dann fordern wir doch hiermit auch diktator_innen, kinderschänder_innen, katholische priesterinnen (ha!) und im gegenzug hebamm_eriche, meerjung_männer und mütter_linge!^^ solang sich aber die kasperlgestalten im parlaments-elfenbeinturm mit sowas problemfernen befotzhobeln und behirntatschgerln, können sie immerhin nichts schlimmeres anrichten – außer vielleicht schöne schüttelreime scheißen: das fekterlein, das leckt er fein. bitte! danke! guten morgen und gute morginnen!!!“

Warnhinweisin der Herstellerinnen: Diese Sendungin enthält eine hohe Anteilin an Satirin! Bei unerwünschten Nebenwirkunginnen efrauzipieren sie sich bitte selbst und essen sie eine Schwarzwälder Kirschtortin!

Blut!!! Ondřej Cikán Live

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 29. Mai – Studiogast Ondřej Cikán aus Wien mit einer Liveperformance von Szenen aus seinem Debutroman Menandros und Thaïs. Zur Einstimmung möge sein nicht unironisch mit „Der ärgste antike Liebesroman aller Zeiten“ untertiteltes Promotion Video dienen. Wir versprechen der Techniker-Abteilung hiermit hoch und heilig, KEIN wie auch immer geartetes Blut im Studio zu verschütten…

Der 1985 in Prag geborene Autor ist mittlerweile nicht nur als ein Grenzwanderer zwischen Literatur und Theater bekannt, sondern ebenfalls als Mitbegründer des Vereins zur Unterstützung märchenhaften Theaters sowie neben Anatol Vitouch als eines der beiden Dichterherzen der Gruppe “Die Gruppe”. Zudem praktiziert er auch noch als Altphilologe, Fiaker und Übersetzer – und er hat uns seine eigene, etwas speziellere Musikauswahl mitgebracht. Für erfrischende Abwechslung im sommerheißen Studio ist also trefflichst gesorgt. Der etwas andere Auftritt – anstelle der zwar geplanten, jedoch leider nicht stattfindenden Aufführung im Denkmal Salzburg – sozusagen die mediale Grenzstation einer Lesereise zwischen Linz und Deutschland. Letzte Ausfahrt Radio?

Und wenn man sich als eh schon von allerlei Bravliteratur angelangweilter Hörleser die Ankündigungen und Rezensionen von Ondřejs szenischen Lesungen reinzieht, dann möchte man schon wieder mal recht ärgerlich enttäuscht darüber sein, was hier bei uns nicht möglich ist. Verdammt! Wir freuen uns …

Lebendiges Lehen im Mai 2011 – Lehen ist Bühne!

Stadtteilreporter Karl Zankl war wieder unterwegs in Lehen –

diesmal beleuchten wir die rege Theater-Szene:

http://www.radiofabrik.at/fileadmin/radiofabrik/design/images/zahnrad_mini_icon.pngStadtteiltheater Lehen und Itzling

http://www.radiofabrik.at/fileadmin/radiofabrik/design/images/zahnrad_mini_icon.pngTriBühne Lehen – Theaterprojekt (OFF)ensive mit dem SOS Clearinghouse

 

MitspielerInnen beim Stadtteiltheater sind noch immer herzlich willkommen!

Kontakt, Infos und Anmeldung:

Mag. (FH) Barbara Wick
barbara.wick@wohnbund.at, Tel.: 0664/2639994
oder direkt im Info-Point Stadtwerk Lehen!