Im Seppdämmer

> Sendung: Perlentaucher Nachtfahrt vom Freitag, 13. September – Und um es gleich vorweg zu sagen, auch wir haben das Heilkraut gegen die Dummheit noch nicht entdeckt. Womöglich aber ein Sprachspiel gegen die Langeweile, das hilft ja immerhin, wenn das Land dauerhaft im Seppdämmer versinkt. Denn wer die Wahl hat, hat fürwahr die Qual, liebe privilegierte Demokradings. Bumms! Der Vorschlag war ursprünglich, eine Sendung “über die Depperten” zu machen, doch dem wollte ich meine Zeit nicht auch noch im Radio widmen, wo sowieso schon von überallher die Verflachbildung in unsere Sinne streamt. Da wollte ich mich eher stimmungsvoll dem Herbstdämmern zuwenden als der Nationalratswahl, dem Rupertikirtag oder sonst einer bizarren Manifestation unserer deppokratischen Seppublik

Im Seppdämmer BimbamUnlängst prägte ich eine nette Metapher für brutales Kopfweh: “Wie wenn dir drei blecherne Duracellaffen dauernd auf die Glocken hauen.” Und wenn ich dem ansonst genialen Gerhard Bronner eins nachtragen muss, dann dieses furchtbare Bimbam mit der Marianne Mendt. Pop ist eben oft auch Lärmbelästigung. Der Easy-Listening-Sound fürs “breite Publikum” kombiniert mit leicht angederbtem Schlagertext – so macht man Kohle im Regionalprogramm. Oder im Bierzelt. Es ist dieselbe Methode, mit der auch sonst Politik gemacht und Gewinn erzielt wird, wenn die Marketingstrategen “dem Volk aufs Maul schauen” um ihre Trottelwerbung zu verkaufen. Masse und Matsch. Was kommt dabei heraus? “Eimer, der unsere Sprache spricht” oder der Präsident der U.S.A. Derartige manipulative Volksverblödung ist inzwischen ein weltweites Phänomen und seine Zielgruppe Bevölkerung wächst und wächst und…

Eimer der unsere Sprache sprichtDie Depperten geben mir einfach keine Ruh – und werden auch nicht weniger. Im September beginnt der Herbst mit all seiner Schönheit und Depression. Im Seppdämmer der Zustand des Weiterwurstelns trotz besseren Wissens. Und wie meine Fußpflegerin zu sagen pflegt: “Die meisten Leute wollen nichts wissen, die wollen lieber an etwas glauben.” Oder wie es die Erste Allgemeine Verunsicherung in Dummheit an die Macht!” hellsichtig ausdrückt: “Die Dummheit die tut weh – im Reich der Idioten ist blöd sein zwar erlaubt – doch Rauchen verboten.” Aber auch dieses Klangbeispiel zum Thema angewandter Schwachsinn werden wir in unserer Sendung NICHT spielen. Es soll ja wenigstens zum Trost und immerhin auch um den Übergang von der Helligkeit zur Düsternis gehen. “Out of the Light – Into the Dark” kann man das zur Jahreszeit passend nennen. Und dazu gibt es in unserer Soundauswahl einiges an Erhörtem

Im Seppdämmer Verwirrung“Niemand hat die Absicht, das Volk zu verwirren.” Das ist aber schön! Da können wir ja jetzt eine ganz entspannte Sendung über den Wechsel der Lichtverhältnisse machen, aus wohliger Distanz dem Sepp beim Dämmern beiwohnen und auch sonst den Herrgott einen guten Hampelmann sein lassen… Kasperl eini, Kasperl außi, wenn niemand unlautere Absichten hegt, dann wird alles gut ausgehen und wir müssen uns keine Sorgen über den Fortbestand des Lebens machen. Je oben, desto gut meint man es mit uns, wunderbar! Es lebe die uns in den Kopf gemachte Füllung, egal ob Schaumstoff, Werbung oder Religion. Hinterhalt wird zum Inhalt und wir zerfreuen uns platzend, wenn sich was tut. Quadratisch, praktisch, gut. Im Glasperlenspiel spiegelnd verweilen wir inmitten der letzten Reste Natur. Im Schutz unserer Schutzgebiete. Und draußen versinkt röchelnd das Licht im Seppdämmer

 

The Wall zum Geburtstag

Sendung: Artarium vom Sonntag, 8. September (Doppelstunde) – Haben wir jetzt endlich alle Jubiläen beinand? Neben Woodstock und dem 2. Weltkrieg gäbs da noch Roger Waters und The Wall. Das legendäre Pink-Floyd-Konzept-Doppelalbum kam im Herbst 1979 erstmals als Studioversion über uns – und entwickelte sich schon bald zu einer interdisziplinären Darstellungsvielheit, die bis heute immer wieder zu neuen Wegen des Musik- und Geschichtenerlebens inspiriert. So entstand etwa 1982 unter der Regie von Alan Parker ein wahrhaft genresprengender Film (Ausschnitt) zu The Wall, in den Jahren zuvor war die Rockoper noch von Pink Floyd selbst gelegentlich als Livekonzertspektakel aufgeführt worden, und 1990 inszenierte sie Roger Waters anlässlich des Falls der Berliner Mauer noch einmal neu – am Brandenburger Tor

Roger Waters - The Wall Live (Film)Doch damit nicht genug ging der inzwischen in Ehren ergraute und nichtsdestotrotz nimmermüde Pink-Floyd-Miterfinder noch von 2010 bis 2013 mit einer behutsam weiter entwickelten Version von “The Wall Live” auf Welttournee. Der Fokus seines schier unendlichen Work-In-Progress verschob sich dabei mit der Zeit vom bloßen Beobachten allgemeiner Entfremdung hin zu einer furiosen Kritik an den dafür ursächlichen Verhältnissen. Der heute 76-jährige Roger Waters ist zu Recht zornig und weist mit dem Finger des Propheten in die klaffenden Wunden unserer Welt: Krieg als ultimative Erscheinung staatlicher Gewalt gegen den Einzelnen. Bei ihm heißt das zugrunde liegende Prinzip Staatsterrorismus – und speist sich auch aus seinem Nichterinnern an den Verlust seines Vaters Eric Fletcher Waters, welcher 5 Monate nach Rogers Geburt in der völlig verunglückten allierten Landeoperation bei Anzio zu Tode kam. Sein lebenslanges Abmühen an diesem so umfassenden Grundtrauma, und dass er es bis heute in künstlerische Ausdrucksformen zu übersetzen versteht – das macht uns den Mann einfach sympathisch. Man höre etwa “The Fletcher Memorial Home”

Roger Waters - mehr als nur der Schöpfer von The Wall

Nachdem wir uns jetzt jahrelang durch (oft recht räudige) Live-Bootlegs und obskure Audience-Videos (bis hin zur leider nicht mehr auffindbaren Konzert-Reconstruction vom Mai 2012 in San Francisco, bestehend aus ebensolchen) durchgequält haben, ist mittlerweile ein ordentlicher Konzertfilm erschienen, der am 6. September 2014 (dem 71. Geburtstag des Künstlers) erstmals gezeigt wurde. Wir spielen den Sound-Rip des Spektakels heute zu seinem 76. Geburtstag (sowie zum 58. des Hundes) und erinnern an das erstmalige Auftauchen von verstörenden Bildern: “Another Brick in the Wall”

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PS. Hier noch die berührende Geschichte, wie Roger Waters nach über 70 Jahren vom Anzio-Veteranen Harry Shindler Genaueres über den Tod seines Vaters erfuhr.

 

Kapitalismus: Ein Zwang dem alle unterliegen oder ein Wirtschaftssystem in dem viele für den Vorteil weniger arbeiten?

In unserer letzten Sendung haben wir uns mit dem Wertbegriff von Marx auseinandergesetzt. Dabei haben wir auch kurz darüber diskutiert, ob denn nun die wirtschaftlichen Regeln, die ökonomischen Gesetze dieser Wirtschaftsweise namens Kapitalismus alle Menschen gleich treffen. Sind denn Unternehmen genauso wie Lohnabhängige gezwungen den stummen Gesetzen der sozialen Marktwirtschaft zu folgen? Oder liegen die Vorteile dieser Wirtschaftsweise nicht doch eher bei den Unternehmen, welche von der Arbeit der Lohnabhängigen profitieren.

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