HALLO NAZI!

-> Download: Artarium vom Sonntag, 30. Juni – Das Theater Stattgeflüster präsentiert ab Dienstag, 4. Juli (Premiere) im Shakespeare eine aktualisierte Adaption des kontroversen Klassikers HALLO NAZI von Monoblock. Gelegentlich gipfelte das bloße Aufführen dieses im besten Sinne provozierenden Theaterstücks speziell im Osten Deutschlands selbst in Gewalt und Randale. In Cottbus etwa wurde eine Spielstätte in der Innenstadt nach der Premiere von Unbekannten zerstört. -> Bericht über die Ereignisse (Jüdische Zeitung). Es werden mal wieder die üblichen Unbekannten gewesen sein. Hier meldet sich nun die Regisseurin der Salzburger Version zu Wort: „Ich möchte mal eines klarstellen, bevor wir weiter mit Fragen zum Stück und zu politischen Einstellungen bombardiert werden: DIESES STÜCK IST NICHT PRO FORMA FÜR ODER GEGEN NAZISMUS UND RECHTE GEWALT! Es geht NICHT darum bereits verhärtete Fronten zu untermaueren und zu stärken!“

das ensembleEs geht mir auch nicht darum, die Zuschauenden zu moralisieren und bekannte Klischees zu unterstützen. Ich VERSUCHE mit meinem Team MENSCHEN MIT MEINUNGEN auf die Bühne zu bringen, die im realen Leben mit ziemlicher Sicherheit niemals in Kommunikation treten würden. Diese Situation ist der Boden des Stückes und bietet viel Raum für eigene politische Meinungsbildung. Hier beginnt das Stück, nicht mehr und nicht weniger. In diesem Sinne BÄÄMM, rücken wir die politischen Strömungen in eine Zelle und lassen es krachen!“ Soweit also Christine Winter bei der Vorstellung ihres Theaterprojekts auf Facebook zur diskussionsfreudigen Community -> Fb-Veranstaltungsseite. Und trotz eines sehr engen Terminplans – sie steht bis einschließlich Samstag noch in der Hubert Lepka Produktion Schafberg 1911 auf einer jener Naturbühnen, die tatsächlich die Welt sind – wird sie doch auch bei uns im Studio livehaftig zu Idee und Konzept hinter dieser Interpretation von „Hallo Nazi!“ Stellung nehmen. Und mit ihr weitere Mitglieder des Ensembles, wie wir stark hoffen! Stopfen wir also die Persönlichkeiten in ein Studio und lassen es geschehen…

hallo_nazi_plakatEine ebenso spannende Versuchsanordnung wie das klaustrophobische Eskalationstheater. Denn was sich dort in der einzig verfügbaren Arrestzelle einer Polizeistation zwischen dem jugendlichen Nazimitläufer, dem polnischen Opfer, dem bewachenden Polizisten und einem (im ursprünglichen Text nicht vorgesehenen) besoffenen Punk so alles abspielt an Drama und Psychodynamik – das kann auch für die Schauspieler nicht ohne Nebenwirkungen bleiben. Soviel „professionelle Distanz“ ist bei dieser Art von Theater als „interaktivem Experimentalreaktor zum Mithineingeraten“ weder möglich noch angebracht. Und genau deshalb interessieren uns das Stück und die Menschen, die sich sowas zu gestalten trauen. Deshalb interessierte uns 2009 die Aufführung von Sarah Kanes 4.48 Psychose (Sendung) durch Studenten der HfS Ernst Busch im einstigen Theater im Central. Deshalb interessierte uns auch 2011 die Performance „Das ehemalige Haus“ des austro-schwedischen Kollektivs Signa im Rahmen des Young Directors Projects der Salzburger Festspiele, vermittels welcher wir dann auch ein etwas anderes Thomas Oberender Portrait herstellen konnten. Wir sind also diejenigen Einwohner Salzburgs, die mit seinen Worten „in der Radiofabrik ihre ganz eigenen Reflexionen produzieren“. In diesem Sinne sind wir als Perlentaucher immer nach eigenartigen, speziellen und ungewohnten Hervorbringungen künstlerischen Gestaltens auf der Suche – als funktionaler Bestandteil dieses alles unterwuchernden Myzels der zwischenmenschlichen Psychobiologie. Und ein geiles Institut sind wir ja sowieso 😛

 

Fleischeslustgemüse

Download: Artarium vom Sonntag, 23. Juni – Zwischen Fleischeslust und Gemüsewahn suchen wir nach Wegen durch das Dickicht der ethisch bedenklichen Essgewohnheiten und forschen jenseits der Moralinsäure nach lustvoll leckeren Alternativen. Zu Gast ist wieder einmal Sophie, mit der ich bereits vor Jahren das Kriegstagebuch meiner Mutter zu einem Denkanstoß über Kindersoldaten im 3. Reich verfeatured habe. Mittlerweile erfreut sich die wackere Sophie bereits ihrer bestandenen Matura, für welche sie unter anderem eine detailreiche Fachbereichsarbeit in Biologie zum Thema „Fleischkonsum – Massentierhaltung und deren bedenkliche Auswirkungen“ verfasst hat. Und nachdem wir bei aller Kritik an einem fragwürdigen Bildungssystem auch immer gern etwas von dessen sinnvolleren Früchten zur Verkostung anbieten, werden wir in dieser Sendung einigen verdrängten Tatsachen hinter unserem fröhlichen Fleischmarkt nachgehen…

Gemüse der SaisonEs ist ja auch nicht alles so ganz einfach, wie es sich die idealistischen Weltbildner der schwarzweißdenken Missionarsschule oft so zurecht reimen. Denn zum gedeihlichen Gespräch über die reinen Freuden des Fruchtfleischverzehrs und die wohl unbestreitbaren Abgründe der industriellen Tierkörperverwertung gehört sicher mehr als das zeigefingernde Schwingen der Gewissenskeule. Umso mehr noch, wenn einer der drei Gesprächspartner ein überzeugter Allesfresser ist, dem anderen Fleischprodukte einfach nicht mehr bekömmlich erscheinen – und die dritte sich gerade auf dem Entwicklungsweg vom Ovo-Lacto-Vegetarismus zum reinen Veganismus befindet. Derlei unterschiedliche Ansätze erfordern schon ein gewisses Maß an humorvoller Toleranz, wenn es bei solch einem erschreckenden und verstörenden Thema nicht gleich zu zwischenmenschlichen Verbalgewaltausbrüchen kommen soll. Allerdings birgt ja gerade das Spiegeln dieses komplexen Themas in verschiedenen Anschauungen den besonderen Erkenntnisreiz.

Radical AnimalWir leben in einer Welt, in der Menschen aus reiner Macht- und Profitgier die fürchterlichsten Verbrechen an der Natur verüben. Und auch wenn hierzulande keine Wälder großflächig abgeholzt und keine Gebirgszüge nachhaltig umgegraben werden, auch wenn die Vororte unserer Städte keine unkontrolliert wuchernden Giftmüllkippen darstellen – so gibt es doch eine Erscheinungsform dieses weltweit wirklich alles und jedes rücksichtslos zur Ware machen wollenden Vermarktunginteresses, von dem auch wir tagein tagaus betroffen sind – die industrielle Produktion von und der aggressive Handel mit Nahrungsmitteln. In unserem speziellen Fall – die Fleischindustrie – und alle damit verbundenen Erscheinungen wie Hühnerbatterien, Großschlachthöfe, Tiertransporte – und was der dokumentarische Albtraum sonst noch so alles an Fieberphantasien für schlaflose Nächte hergibt! Gesund ist das nicht. Nur – wir kaufen dieses Fleisch, kochen es, lassen es uns zubereiten und – wir essen es. Was aber tun, wenn wir genau das nicht mehr wollen?

Wir sind übrigens auch ein geiler Gemüsestrudel 😀

 

Der Zeitzeuge Marko Feingold im Portrait

Artarium vom Sonntag, 9. Juni SONDERSENDUNG anlässlich des 100. Geburtstags von Hofrat Marko Feingold – Podcast/Download hier in ZWEI TEILEN:

-> Artarium – Der Zeitzeuge Marko Feingold im Portrait (Stunde 1)

-> Artarium – Der Zeitzeuge Marko Feingold im Portrait (Stunde 2)

Das Portrait eines außergewöhnlichen KZ-Überlebenden, der nach wie vor in zahlreichen Begegnungen mit jungen Menschen unermüdlich „erzählt, wie es wirklich war“. Dazu veröffentlichen wir jetzt auch den zweiten Teil der Gespräche, die wir eine Woche vor seinem runden Geburtstag mit ihm geführt und aufgenommen haben. Hier ist ihr also noch einmal die Geschichte der vielen „Zufälle“ zu hören, die uns Marko Feingold in der Synagoge erzählte – als Antwort auf die eine eingangs gestellte Frage: “Wie überlebt man das?”

-> Marko Feingold – Überleben in den Konzentrationslagern (Teil 1)

-> Marko Feingold – Überleben in den Konzentrationslagern (Teil 2)

Marko Feingold im PortraitDas Besondere bei diesen Gesprächen ist auf jeden Fall, dass es uns gelungen ist, eine sehr authentische Gesprächssituation mit neugierigen Jugendlichen einzufangen. Also wollen wir in der Radiosendung zum einen Ausschnitte daraus zu Gehör bringen, zum anderen auch persönliche Eindrücke von unserer Begegnung mit einem Mann vermitteln, der einfach nicht aufgibt. Der seit vielen Jahren insbesonders vor Jugendgruppen und in Schulen immer wieder aufs Neue darüber berichtet, was er alles erlebt hat. Und der darüber hinaus die besondere Eigenschaft besitzt, dieses Erlebte bei den Zuhörenden emotional lebendig werden zu lassen. Auch wenn man etwa meint, schon so ziemlich alles über den Holocaust und die Zeit des Nationalsozialismus zu wissen – nach drei Stunden mit Marko Feingold muss man sein Geschichtsverständnis dann doch grundlegend revidieren. Weil Wissen allein eine höchst einseitige Angelegenheit ist – und erst das Miteinbeziehen dessen, WIE ES SICH ANFÜHLT, ein irgendwie ganzheitliches Verstehen von „Vergangenheit“ bewirkt.

Marko Feingold im GesprächGenau dieses emotionale Erleben, dieses mitfühlen Machen war es, das uns so nachhaltig beeindruckt hat. Und auch wenn nichts über die persönliche Begegnung mit einem Zeitzeugen geht, der so leidenschaftlich, humorvoll und spontan erzählen kann, so wollten wir doch etwas von dieser Gefühlsatmosphäre auch für die Nachwelt festhalten. Jetzt sind also unsere Aufzeichnungen komplett – in einem weiteren Artikel zum Marko Feingold Projekt finden sich auch noch die Gespräche vom Jüdischen Friedhof mit einigen kritischen Anmerkungen zum Antisemitismus im Salzburg der Nachkriegszeit, der hier wohl tief verwurzelt ist und unglaublicherweise bis in die Gegenwart fortwirkt. Lassen wir jetzt zum Schluss also noch einen der jungen Mitgestalter des Projekts zu Wort kommen:

„Er erzählte uns wie es wirklich war.

Er erzählte uns was wirklich geschehen ist.

Ich war entsetzt, schockiert, es sprengte jegliche meiner Vorstellungen; als wäre ich in einen nie enden wollenden Strudel eingesogen worden. Es war seine Stimme, sein Sprachfluss die mich unaufhaltsam mitrissen und die mir die Schrecklichkeit dieser Zeit geradezu in meinen Geist brannten.

Es war eine mich definitiv prägende Begegnung, die mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird und die mir eins klar machte: Thomas Bernhard hat schwer untertrieben.“

-> Zum Fotoalbum vom Jüdischen Friedhof

 

Das Marko Feingold Projekt

Zum 100. Geburtstag des legendären Zeitzeugen bringt die Artarium Redaktion zwei halbstündige Interview-Beiträge heraus, die Marko M. Feingold, den unverwüstlichen KZ-Überlebenden und langjährigen Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde in Salzburg ausführlich im Gespräch mit interessierten jungen Menschen portraitieren. Am 21. Mai 2013 erklärte er uns den Jüdischen Friedhof, erzählte von seiner Arbeit mit den „Displaced Persons“ der Nachkriegszeit und beantwortete unsere Fragen bezüglich Antisemitismus und Ungerechtigkeit – nach wie vor erschreckend aktuelle Themen. Nunmehr sind diese atmosphärischen Liveaufnahmen als Stream/Download verfügbar:

> Marko Feingold – Gespräch am Jüdischen Friedhof (Teil 1)

> Marko Feingold – Gespräch am Jüdischen Friedhof (Teil 2)

Marko FeingoldIn diesem Gespräch ging es hauptsächlich um jüdisches Leben in Salzburg und um das Geheimnis des Lebens „danach“ – immerhin überstand Marko Feingold fünf furchtbare Jahre in den vier Konzentrationslagern Auschwitz, Neuengamme, Dachau und Buchenwald. Doch was er nach dem Krieg in Österreich an Abweisung und Verleugnung erfahren hat, das ist nochmal auf andere Art nachhaltig zermürbend und zersetzend – es ist ein Leben mit und in der Lüge. Dabei ist er kein Zorniger, kein Rächer. Um die schlichte Wahrheit ging es ihm, um ein Anerkennen, Bekennen, Eingestehen. Und darum geht es ihm auch heute – mit 100 Jahren – noch immer. „Den jungen Leuten muss ich das erzählen, wie es wirklich gewesen ist.“ Das hält ihn nach wie vor aufrecht, mitsamt all den Erinnerungen, mit denen man eigentlich gar nicht mehr weiterleben kann und will. Und das wollten wir auch in unseren Aufnahmen „einfangen“

Es gab am folgenden Tag noch ein weiteres Zusammentreffen in der Synagoge, wo wir weitestgehend verstummt seiner Höllenreise durch die Vernichtungsmaschinerie der Nazis beiwohnten, einer eineinhalbstündigen vielschichtigen Antwortgeschichte auf die einzige eingangs gestellte Frage: „Wie überlebt man das?“ Auch die dabei gemachten Aufnahmen haben wir mittlerweile hier veröffentlicht. Der ausdrücklich ausgesprochene Austausch über das Unaussprechliche ist es nämlich, der die Begegnung mit Marko Feingold zum elementaren Ereignis macht. Es entsteht dabei gerade auch jenseits des Erzählten eine dialogische Osmose, die sich erst in seinem Zusammenwirken mit jungen Menschen so richtig verdichtet!

Am 9. Juni werden wir schließlich in einer zweistündigen Artarium-Sendung versuchen, unsere zahllosen Eindrücke von dieser beindruckenden Begegnung – in Verbindung mit Interview-Ausschnitten und Musikbeiträgen – zu einem hörbaren Gesamtbild zu bündeln, das dem Anspruch gerecht wird, ein Marko Feingold Portrait zu sein. Etwas davon fassbar zu machen, wie wir und viele andere, die ihm bei Vorträgen und an Schulen zuhören konnten, sein Zeitzeugnis erlebt, empfunden haben. Und auch etwas davon weitergeben zu können…

Dazu empfehlen wir auch das Buch: „Wer einmal gestorben ist, dem tut nichts mehr weh – Eine Überlebensgeschichte“ Die Lebenserinnerungen von Marko M. Feingold (nach Tonaufnahmen transkribiert) herausgegeben von Birgit Kirchmayr und Albert Lichtblau im Otto Müller Verlag Salzburg. Diese ausgezeichnete Biographie bildete eine wesentliche Grundlage unserer Gespräche und Fragestellungen – und ist darüber hinaus wirklich gut zu lesen, weil man Marko Feingold darin geradezu live erzählen hört. Würdigung 😉

> Die Aufnahmen der KZ-Überlebensgeschichte (auch in 2 Teilen) sowie mehr Information zur Portraitsendung finden sich hier im Artikel Der Zeitzeuge Marko Feingold im Portrait.

 

the who the what the yeah

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 19. Mai – Bandportrait mit Nebenwirkungen oder Entwicklung ist ein schwer fassbarer Prozess. Das Artarium Team besucht den Roten Salon im ARGE-Studio und wohnt dortselbst einer bewegenden Livedarreichung bereits bekannter sowie erst im Herbst erscheinen werdender Musikstücke bei. Wiewohl vom Andrang bewegter Massen eher spärlich betroffen und von jeglicher Tanzlust der berufscoolen Salzbürger sowieso weitestgehend verschont, machte uns dieser intime Abend Lust auf mehr – und vor allem neugierig auf das anstehende neue Album von the who the what the yeah, welches inzwischen unter abenteuerlichsten Umständen im winterlichen Vorarlberg aufgenommen worden war, noch dazu produziert von keinem Geringeren als dem österreichen Underground-Urgestein Hans Platzgumer. Also luden wir die Herren Martin und Lukas nach dem Konzert noch zum etwas hintergründigeren Gespräch über die Entstehungsgeschichte eines einstweilen noch namenlosen Werks.

twtwty radioshowWieso also die Arlberghütte ein geeigneterer Ort zur Albumaufnahme sein kann als etwa ein großstädtisches Tonstudio, das erschließt sich erst im Zusammenhang mit der Feststellung, dass ein Tourleben nach dem Motto „Sex, Drugs & Rock’n’Roll“ nicht notwendigerweise hässlich machen muss. Und nachdem uns ohnehin eine gewisse Geschichte von Entwicklung und Erkenntnis mit diesem angenehm ungewöhnlichen Musikkollektiv verbindet, wollten wir eher den künstlerisch-philosophischen Details ihrer Arbeitsweise nachspüren. Anstatt etwa dem redundanten Ranking von Verkaufszahlen Raum zu geben, wie derlei von der angeblich allgemeinen Massenöffentlichkeit kommerziell-rechtlicher Umsatz- und Gewinnmedien als für uns alle irrsinnig interessant dargestellt (und dabei von ihnen selbst hergestellt) wird. Nein, die kritische Würdigung des Schaffensprozesses muss sich jeder marktschreierischen Anbiederung an die global vorherrschende Wachstumsideologie entschlagen, sonst ist sie nichts anderes als Prostitution für internationales Marketendering. Und welche Herangehensweise wäre den Herausgebern von „Nervöse Welt“ angemessener? Eines derartig nervenaufreibend selbstkritischenen wie systemzerfragenden Konzeptalbums, dass es sich sogar Thomas Oberender zur Inspiration seiner letzten Salzburger Festspielaison als Schauspieldirektor angedeihen ließ. (-> Oberender-Portrait mit Statement dazu online)

twtwty martinFreuen wir uns also auf ein paar lustige wie auch nachdenkliche Einblicke in die Entstehung von Text und Musik des noch unbenannten neuen Albums, das heuer im Oktober oder November veröffentlicht werden soll. Beleuchten wir auch gleich ein paar grundlegende Aspekte ernsthafter Arbeit mit angloamerikanisch geprägter Rockmusik und deutschsprachigen Texten. Und hören wir vor allem die Entwicklung dieser Arbeit in einigen Songs – vom ersten Album „blackbox“ über die gefeierte „Nervöse Welt“ bis zur (uns lieberweise schon vorab zur Verfügung gestellten) Singleauskopplung „Neuseeland“ vom mit Spannung erwarteten „Herbstalbum“ 😉

Wir sind ein geiles Institut. Und sieben Jahre Klavierunterricht sind vielleicht doch genug…

 

Vier Frauen und ein Todesfall

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 21. April – Gerhard Greiner im Gespräch über die Dreharbeiten zur ORF-Kultserie und sein Leben als Toni Steiger in Dorf Ilm. Vom Postler zum Polizisten umgeschult wächst er in seiner Rolle über sich hinaus und definiert so – an der Seite von Raimund Wallisch, Michael Ostrowski und natürlich Adele Neuhauser – die Abgründe der österreichischen Landseele noch einmal ganz neu. Und abgesehen von der erfreulichen Entwicklung dieser an sich schon nicht unbizarren Krimiserie ins zunehmend Spleenige und Psychedelische, ist Gerhard allemal ein echter Salzburger „Künnstler“, dessen vielseitige Ausbildungen immer wieder von der selbst gestellten Frage „Kunnst des ned a nu amoi ausprobiern?“ befördert wurden. In diesem Sinne freuen wir uns schon auf anregende Einblicke ins Bio-Utopische der Kreativität…

gerhard_greiner_1Auch wenn wir in dieser Sendung beileibe nicht ausschließlich auf unseren „Vier Frauen…“ herum reiten wollen, eines ist uns dabei schon aufgefallen, und das soll durchaus nicht zu kurz kommen: Die Wandlung des Toni Steiger vom anfangs noch recht gelegentlich auftretenden Sprüchemacher zum nunmehr integralen Bestandteil des Dorf Ilmer Polizeipostens, dessen kongeniale Spielwütigkeit die insgesamt ohnehin exzentrische Dramaturgie noch weiter befeuert und vorantreibt. Wer die Serie aber nicht kennt oder die letzten Folgen noch nicht gesehen hat, möge sich doch durch den hier verlinkten Zusammenschnitt von Szenen mit Gerhard Greiner als Polizist einen Überblick darüber verschaffen, wovon die Rede ist. Und wer der Serie bereits mit Haut und Haar verfallen ist, wird hier noch einmal, aber verdichtet, auflachen können 😉

gerhard_greiner_5Nun ist es allerdings auch noch so, dass sich Gerhard und ich schon vor fast einem Vierteljahrhundert kennen lernten – und seitdem immer wieder als Protagonisten diverser Inszenierungen von einander erfuhren… Während ich etwa Anfang der 90er ein Jahr lang in Fuschl am See herum survivalte und Gedichte schrieb, hatte er eine Wohnung unweit der Elisabeth-Bühne bezogen und erging sich dort leidenschaftlich in kreativer Bildung. Zu jener Zeit besuchte ich ihn auch einmal und wir verkosteten dabei einen hausgebrannten Vogelbeerschnaps, dessen Nachwirkungen sich mir seither freundlichstenfalls als eine Art Nahtoderfahrung eingeprägt haben. Mit dieser kleinen Anekdote sei jedenfalls noch eine weitere Gesprächsebene eröffnet, die wir vielleicht Erinnern, Erzählen und Erfahrungen austauschen nennen könnten. Mal sehen, was dabei so zu hören sein wird 😛

 

M4quadrat – Depp? Wurst!

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 14. April (Teil 1) und weils ein Double-Feature war, hier auch gleich das M4Quadrat feat. Artarium vom Sonntag, 14. April (Teil 2)

Ausnahmsweise möchte ich hier nicht allzuviele Worte machen 😛 nur soviel sei gesagt: Wir laden diesmal die lieben Kollegen Markus Brandt und Mark Schneider von der Sendung M4quadrat zu uns ein – und besuchen sie dann gleich anschließend in ihrer Sendungsstunde. Und ganz ähnlich wie unlängst beim Co-Feature mit Battle & Hum verschmelzen wir die beiden Sendungskonzepte zum Zweck des gegenseitigen Kennenlernens. Das Wesentliche bei den Kultshows der beiden durchaus nicht einsilbigen Herren besteht also zum Beispiel darin, jede Stunde thematisch und querassoziativ jeweils um ein einziges einsilbiges (oder noch schlimmer einvokaliges) Wort kreisen zu lassen – und dabei Musik zu hören, Spaß zu haben – und sich darüber öffentlich unterhaltsam zu unterhalten. Herzlich Willkommen!

Warhol oder Lüge?Die Grundidee zu dieser Gemeinschaftsarbeit dürfte bereits etwas älter sein, wie dieses Bild vom Herbst 2010 zeigt. Damals war gerade die Graffiti-Zone in der Alpenstraßen-Unterführung freigegeben worden und ich beschäftigte mich mit den Begriffswelten einer sich selbst oft allzu todernst nehmenden Sprayer-Szene.

Vor allem Originalität und Kopismus waren dortselbst ein wiederkehrendes Thema, welches ich – offenbar nach einem Sendungswort-Brainstorm mit den M4quadranten – künstlerisch zu hinterfragen trachtete. Dazu lackierte ich erst einmal eine Salatgurke gelb und malte sie anschließend im Andy Warhol Stil zur Velvet Underground Banane um. Ähnliches beging ich des weiteren  auch mit einer kleinen Presswurst und noch mit anderen Objekten. Wozu? Es ging einfach um ein spielerisches Erforschen von Begriffen – von Original und Zitat, von Haltung und Pose, von Tatsache und Behauptung – und vom Wert und Unwert der Wiederholung. „Images. Keep repeating. And repeating. Images.“ (Lou Reed – Songs for Drella) Doch so tief wollte ich ja hier eigentlich nicht tauchen. Das heben wir uns lieber für die gemeinsame Sendung auf. – Depp? Wurst! – Das sind nämlich unsere beiden Worte. Und viel Vergnügen 😉 Apropos Depp:

Wurscht

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Und überhaupst – Oarsch, Wiaschtl, Wuarscht 😀

 

Froschlaichnam!

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 17. März – Gegenseitige Gastauftritte mit den lieben Kollegen der Sendung Battle & Hum. Featurest du mich, feature ich dich (frei nach Heinrich Böll) – Dr. Murkes gesammeltes Schweigen (übrigens DIE Radiosatire überhaupt) wird es diesmal allerdings nicht geben. Denn dazu ist das gewaltfreie Battlekonzept der Herren MC Randy Andy und DJ Ridi Mama viel zu sehr auf gedeihliche Gespräche ausgelegt. Und auf den friedlichen Wettstreit der hier gegeneinander antretenden Musikstücke! Die müssen gar nicht immer gerapped sein, können einen durchaus mit Zeitsprüngen überraschen – sind aber auf jeden Fall stets außergewöhnlich im Sinne von eigenwillig und handverlesen. Im Anschluss an ihre Sendungen können Hör und Ohrin dann auf der eigenen Battle & Hum Homepage darüber abstimmen, wer von den beiden den Sieg (jawohl!) davon trägt. Erstmals fordern wir uns nun gegenseitig heraus:

Der forsche FroschBereits am SAMSTAG, 16. März von 22:00 bis 0:00 Uhr treten Chriss und ich mit unserer Battle-Playlist als Gäste beim Mannschaftshum Das obergeile Feuchtbiotop an, auf und – hallo – zu! 🙂 Lest euch unbedingt auch mal auf dem vorbildlichen Blog dieser lieben Mitspinner ein, denn die Wortlust dortselbst ist wahrlich von verwandtem Geiste. Amen!

Sie schreiben also: „Dieses liebliche, feuchte, tropische Klima des kleinen Radiofabrik Biotops, im ansonsten doch sehr katholisch, modrigen, felsigen und gruftigen Salzburg, verdunkelt durch die Mönchsberg Schatten, lässt uns immer wieder, wie zwei verliebte Frösche, umschwirrt von lichten feenhaften Libellen, unsere Ideen aufs neue ablaichen. Dem folgt die wunderbare Metamorphose zu Maulquappen hin zu prinzenhaften Fröschen welche ihr Quaken in den Äther blasen.“ Molto quakabile, auf zum nächsten Froschklave!

Dieses freudvolle Freundschaftsspiel gibts auch hier als Livesendung zum Nachhören! 😛

Die Ultra-UnkeUm vom Feucht- auch ins Kunnst-Biotop überzugehen beziehungsweise dieser feuchten wie fröhlichen Zusammenkunft noch einen förderlich-fruchtbaren Sinn überzustülpen, berichten wir am Sonntag im Artarium von unseren Erleuchtungen und stellen das freundliche Konzept der Kollegen vor. Unser Bildungsauftrag ist nämlich selbst bestimmt. 😉

Aufgabe der Politik wäre es daher, solche Rahmenbedingungen für D.I.Y.-Projekte bereit zu stellen, die das geldwert-unabhängige Produzieren von eigenen Inhalten ermöglichen – anstatt durch zunehmende Verflechtung mit gewinnorientierten Finanzinstituten und marktwirtschaftlichen Industrieunternehmen die bestehende Abhängigkeit der Einzelnen vom totalitären Konsumismus der Kunstverkäufer und Kulturzuhälter noch zu verstärken. Doch ihr seid ohnehin längst abgewählt – ihr begreift es nur noch nicht. Habemus QUAAAK!

 

Best Of Missfits (Vol. II)

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 10. März – Unser radikalfeministischer Rundumnachschlag zum Internationalen Frauentag am 8. März, dessen letzte zwei Radiofabrikstunden wir als Perlentaucher per freitäglicher Nachtfahrt-Sendung „Déviation Erotique“ zum Hörmahnmal für die unbefreite Weiblichkeit in uns allen erweitern durften. Doch nunmehr fürs erste genug der Queeronie alternativer Sexualitäten – lassen wir sozusagen in der Rückblende noch einmal die wahren Meisterinnen des emanzipatorischen Frauenkabaretts auf die Hörknochen und Ohrmuscheln des geschätzten Publikums los – und zwar ungefiltert und ohne Dazwischengemaule! Unser persönliches Best Of Missfits aus der Sammlung aller Lieder UND dazu noch legendär legere Conferencen wie etwa aus dem vielsagenden Album „Jetzt mit noch mehr Männer“ – In diesem Sinne 😉 Missfits, wir lieben euch!

missfits_sammlungWer diese beiden unglaublich starken und witzigen Frauen (übrigens auch Preisträgerinnen des Salzburger Stier 1992) noch nicht kennen sollte – bitte unbedingt nachholen! Es geht nämlich eine derartige Lebendigkeit von ihren Liedern und Szenen aus, dass einem vor lauter Vergnügen und trotz aller (Selbst-)Erkenntnis so herzhaft schwindlig wird, dass man nur noch raus will an die frische Lust:

😀 Zum Beispiel „Mensch Mäuschen“ (Auszug)

Poppen ohne Gummi, fahren ohne Gurt
Wenne eine rauchst, wirste angeknurrt
Alles wat Spaß macht is irgendwie gefährlich
Leben is riskant, aber Risiko is herrlich
Nur wer gar nix hat, hat auch nix zu verliern
Datte glücklich bis, kann dir keiner garantiern
Und wenne dat Gefühl has, du bis tot bevor du stirbst
Wird et Zeit, datte endlich ma lebendig wirst

Mensch Mäuschen, is dir nich klar
Dat dat vielleicht Chance deines Lebens war
Du zitters total vor Schiss
Weile merks, dat du auch nur ein Mäuschen bis

Wahrscheinlich bisse zu dick und außerdem zu alt
Und nachts im Bett sind alle beide Füße kalt
Und dat letzte Mal, wo dir so richtig gut gegangen is
Hasse schon vergessen, weil der Mensch nun ma vergisst
Und wat machste für’n Theater um jeden neuen Tach
Wenne Mittwoch überlebst, dann is Donnerstach
Schlafen kannze, wenne tot bis, bis dahin kannze küssen
Aber dazu wirste wohl ma aussemm Haus gehen müssen

Mensch Mäuschen, is dir nich klar
Dat dat Leben am Ende immer schon tödlich war
Du zitterst total vor Schiss
Weile merks, dat du auch nur ein Mäuschen bis

missfits_wenne

 

 

 

 

Rückblende: „Missfits – Frauenkabarett mit Orgel“ die Artarium Satire zur gendergerechten Einstreamung der Bundeshymne – und überhaupst 😛

 

In eigener Sache

Zum Download: Artarium vom Sonntag, 24. Februar – „Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen sie die Packungsbeilage oder fragen sie ihren Arzt oder Apotheker“ – Diese schöne richtige Ansage beschließt nunmehr schon seit Jahren (fast) jede Artarium-Signation, zusammen mit dem nicht minder programmatischen Satz „Wir sind ein geiles Institut“ von Andreas Spechtl. Was das alles bedeuten soll? DMD KIU LIDT bis nach Port Bou, Oida! Das Selbstdenken und zwischen die Zeilen spüren muss manfrau bei uns halt schon im eigenen Gefühlgehör vollziehen. Denn das zu Verstehende bequem portioniert zum Arsch getragen bekommt frann eh sonstwo andauernd, dort wo immer von vornherein feststeht, was geglaubt und kapiert, nachgehupft – und dabei nicht begriffen  – werden soll. Wir allerdings fragen eher: „Was hörst du? Was fällt dir dazu ein? Was möchtest du damit machen? Und – wer könntest du sein, wenn du dürftest, was du möchtest?“ Hähä! 😀 Auf jeden Fall gibts ab jetzt wirklich eine Packungsbeilage zu unseren Sendungen:

Artarium Download Initiative-001Weil wir finden, dass unsere Gefühlswelten, Hörtheater und Ideenstiftungen zu höchst sinnvoller Verwirbelung der Wirklichkeit beitragen können, also schon ein bisserl sowas wie bewusstseinserweiternde Rauschzustände darstellen, in (und vor allem nach!) deren Einwirkung sich die gewohnte Welt einmal mit ganz anderen Augen betrachten lässt und durch deren erwartungsüberraschende Gewohnheitsaufhebung ein mitunter noch undefinierter Raum entsteht – in welchem dann endlich wieder einmal sehr kindlich spontan schöpferische Selbstideen zustande kommen können, aus denen so etwas wie Eigenart, Kunnstsinn und Neugier wächst.

„be promosexual, infect your friends“

Artarium Download Initiative-005Für alle, die unsere diesbezüglichen Blödeleien, Musikergüsse, Textasen und Trancephilosophien schon einmal (oder öfter) ausprobiert und genossen haben und daher ihren Mitmensch_innen auch gern ein paar der geilen Nebenwirkungen des Artarium oder der Perlentaucher-Nachtfahrt zuteil werden lassen möchten, haben wir einen übersichtlichen PDF-Folder zum Download bereit gestellt, um das Empfehlen und Weiterverbreiten unserer Sendungen zu erleichtern. Vor allem das Downloaden von der CBA-Seite und die Verwendung des Passworts zum Hören der ungekürzten Sendung werden hier ausführlich erklärt!

„artarium – lesen sie die packungsbeilage“

Artarium Download Initiative-006Vor allem aber haben wir in diesem neuem Kompendium einmal alle wesentlichen Links zu unseren Radio-Blogs und Facebookseiten, zur CBA-Sendungsübersicht und sogar zum Radiofabrik-Livestream zusammen gestellt. Wenn du also diesen PDF-Folder am Computer aufmachst, dann kannst du von dort aus direkt per Hyperlink zu allen Stationen im Internet weiter reisen. Und weshalb jetzt die ganze Freundlichkeit? Naja, wir würden uns schon freuen, wenn unsere radiotischen Ergüsse und Erleuchtungen noch mehr Zuhörfreund_innen fänden – und wenn gerade du persönlich unsere Sendungen nachträglich runterlädtst und sie dann auch weiter empfiehlst… 😉

„das etwas (sehr) andere kunnst-biotop“

Und worum solls jetzt in der aktuellen Artarium-Ausgabe gehen? Nur ums Sendungen-Weiterverbreiten – oder unser grundlegendes Konzept des „sich entwickeln lassens“ von Gedanken, Bildern und Assoziationen? Weit gefehlt. Ha! Das alles und noch viel mehr, zusammenverdichtet zu einer Schnur aus vielen roten Fäden in eigener Sache: Im Oktober des letzten Jahres beteiligten sich Chriss und ich an einer Open-Atelier-Lesung im Rahmen der jährlich stattfindenden „Wanderbleibe“ (Atelier Fritz Rücker, Künstlerhaus) – und wir berichteten darüber in der Sendung „Wanderbleibe und Trommelfeuer“. Im Zuge dieser überaus angenehmen Veranstaltung (und vor allem beim Abschlussfest im Künstlerhaus) entstand dann die Idee, zum heurigen Nationalfeiertag (26. Oktober) auch das Radiofabrik-Studio als Wanderbleibe-Station für interessierte Besucher_innen zu öffnen und dort den ganzen Nachmittag lang gemeinsam spontanes Live-Radio zu gestalten. Nun nimmt dieses Konzept konkrete Formen an – als „Studio der offenen Tür“ zum 15-jährigen Jubiläum der Radiofabrik! Was machen wir also? Wir berichten wie immer vom Entstehenden…

Nochmals zur freundlichen Entnahme – unser PDF-Folder: Artarium Download Initiative