Autor Emocion

Podcast/Download: Das Artarium vom Sonntag, 8. Juni stellt den jungen Autor Damien Thomas vor. Nachgerade zwangsläufig. Denn auch dieses Jahr besuchten wir die von der Salzburger Autorengruppe veranstaltete Schulschluss-Lesung im Literaturhaus, gekonnt in Szene gesetzt von Gerlinde Weinmüller. Eine Menge frischer Talente aus dem Dunstkreis ihrer Kreativ-Schreiben-Gruppe zeigten als „Blitzlichtgewitter“ sprachliche Momentaufnahmen – klick, klick, klick – Spot on, Spot off. – Schon im letzten Sommer begeisterte uns das Programm „Provokationen“ dermaßen, dass wir zwei Sendungen dazu gestalteten, das gleichnamige Feature mit AutorInnen sowie die Nachtfahrt „Speak Your Mind“ – und auch heuer sind wir die Perlentaucher:

Etwa im ersten Drittel der Veranstaltung nahm ganz außen am Podium ein sympathischer Typ mit Stirnband Platz und lächelte scheu ins Licht. Dann wurde er angekündigt: „Ich bin ein ziemlicher Optimist – für einen Pessimisten. Wenn ich schreibe, dann lege ich die Maske ab, die mir die Gesellschaft aufzwingt.“

Bumm. Das ließ aufhorchen. Und sein Text, den er dann las, ging tief in die authentischen Abgründe verzweifelnder Selbsterforschung. „Champagner“, prickelnd vor Spannung bis zum letzten Schluck und ungemein berührend in seinen Stimmungswechseln vom glühendem Zorn über die dekadente Pose bis hin zu einer nonchalanten – ich verrate hier mal lieber nicht allzu viel, denn genau diesen Text wird Damien in der Sendung vortragen, umrahmt von den entsprechenden Inspirationen aus seiner Musikwelt. Eine kleine Nachtfahrt im Artarium sozusagen (und eine große muss es dann im Herbst auch noch werden!) denn was wir hier zu hören bekommen, das macht ebenso betroffen wie Mut auf mehr! Bedenkenswertes von einem, der sich den ganz großen Fragen entgegen wirft…

Es will mir ohnehin schon die längste Zeit nicht eingehen, wie beleidigend unernst Texte von Jugendlichen generell genommen werden. Das sei nur so eine Phase, unausgereiftes und zügelloses Gefühlspathos. Wie viele erwachsen arrivierte AutorInnen sondern nicht schreckliches literarisches Blech ab? Fragen sie Denis Scheck 😀

Wenn man sich Damiens Texten öffnet (und das ist uns gar nicht schwer gefallen, spüren wir da doch so etwas wie eine thematische Wesensverwandtschaft) dann erschüttern sie einen zunächst, verstören womöglich und stellen einem auch mal so richtig die Welt auf den Kopf. Doch wenn man dem pseudoerwachsenen Reflex des Vorsortierens und Urteilens nicht gleich nachgibt, dann kommt einem der eigene autonome Mensch zum Vorschein, der im Einklang mit seinen Gefühlen und Bedürfnissen leben muss – und dies im herrschenden Nutzzwecksystem nicht so leicht kann. Und dann tun sich die wesentlichen Fragen auf, wie man etwa wirklich selbstbestimmt leben könne in dieser Geldsellschaft oder wie sich denn Gemeinschaft sinnstiften ließe in dieser Umwucht von Blödung und Redandunst…

I’m not okay (Weil ich mich weigere, das System zu akzeptieren. Und weil ich verrückt bin.) Ist das jetzt Emotional Hardcore? Wir sind jedenfalls ein geiles Institut 😉

Please Madame

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 24. Juni – Schon wieder verwandelt sich unser Studio in das bekannte Künstlercafé mit Livebühne. Zu Gast sind diesmal Please Madame aus Salzburg, fünf überaus sympathische Herren, die es sich nicht nehmen lassen, zwischen ihren Aufnahmesessions und dem bevorstehenden Konzert am Herz-Jesu Gartenfest auch bei uns in der Radiofabrik vorbei zu schauen. Im Gepäck haben sie ihre demnächst erscheinende EP „Hi, Society“ (oder wie immer man das schreibt 😉 ) sowie allerlei Instrumente für einen spontanen Unplugged-Auftritt. Wir interessieren uns natürlich auch dafür, was denn das für besondere Menschen sind, die da auf einmal so laut aufdrehen in unserer schönen Highmatt…

Es begann alles mit diesem nicht gerade alltäglichen Video von „Open Heaven“, auf das uns der rasende Ideenstifter Dima gleich nach dessen Auftauchen auf YouTube aufmerksam machte. Schau an, es bestach sofort durch eine energiegeladene Stimmung ausgelassener Wildheit – und eine eigenwillige, an die Frühzeit des Musikvideos erinnernde Ästhetik. Was allerdings in der Praxis dafür spricht, es funktioniert – auch nach Wochen – immer noch! Die interessieren uns, haben wir gedacht, die haben etwas zu sagen, mit denen wollen wir eine Sendung machen… „Das gute am freien Radio ist der kurze Weg zwischen Operation und Ergebnis.“ (Günther Paal/Gunkl)Hier sind sie also, live und ungefiltert, auf den Wellen, die die Welt bedeuten, mit uns, für euch – und gut zu hören:

Please Madame, das sind Dominik Wendl (Gesang), Benjamin Wendl (Bass), Martin Pöheim und Laurenz Strasser (Gitarre) sowie Merlin Delic (Drums), der zu dieser Vorbesprechung nicht kommen konnte, weil er in der Zwischenzeit noch den Scheich chauffieren durfte. Eigentlich wäre es ja nicht sonderlich zeitaufwändig, den Ablauf und Zeitplan einer solchen Sendung auszumachen und sich auf die üblichen Informationsfragen zu einigen. Doch was von der ersten Begegnung an sofort ins Auge und mehr noch ins Gemüt sprang, war diese besondere Gruppenchemie – als Gemeinschaft wie auch zwischen den einzelnen Bandmitgliedern. Hier hat sich über Jahre hinweg (zum Teil spielen sie schon zusammen, seit sie 13/14 waren) ein kreativer Nährboden entwickeln können, der uns – aber hallo – aufmerken ließ.

Was ist das Verbindende in dieser Band, was ist dieses „zwischen den Menschen Stattfindende“, der zumeist kaum wahrnehmbare schöpferische Prozess? Welche geheimen Vorgänge machen den Freundeskreis zu einem produktiven Projekt? Wie entsteht hier die richtige Mischung aus persönlicher Nähe und professioneller Distanz? Wie halten sich Respekt vor einander und Kritik an einander derart die Waage, dass es nicht angestrengt oder gezwungen wirkt und dabei Musik mit so tiefgründiger Leichtigkeit entsteht? Dies wollten wir ein Stück weit durch eigenes Miterleben erforschen – nicht um es irgendwie definitorisch zusammengefasst wiedergeben zu können, sondern um es auch in der Sendung zwischen den Zeilen spürbar zu machen. In diesem Sinne sind wir auch alle ein geiles Institut! 😀

ACHTUNG! Diese Sendung wird am Dienstag, 26. Juni Uhr im Rahmen des HEIMSPIEL (Tag der lokalen Musikszene) um 19:00 Uhr wiederholt. Gut zu hören…

Die Sendung mit dem Max

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 17. Juni – Radiomachen heißt ausprobieren, zumindest bei uns – und Kunnst schreiben wir auch immer noch mit Doppel-N, weil sie nämlich von „du könntest“ kommt. Das ist das Einzigartige beim freien Radio, dass hier kein stereotyper Medienhype produziert wird, sondern die Ansichten und Geschichten der Menschen aus unserer Umgebung zur Geltung kommen. Sendungen gestalten kann hier, wer das Bedürfnis hat, etwas mitzuteilen. Und unsere HörerInnen schätzen die Vielfalt, Lebendigkeit und Direktheit im Programm der Radiofabrik. Einmal wöchentlich ins Artarium – gegen Dultmusik und Langeweile. Machen wir doch ein Statement!

Erzählen wir einander Geschichten aus unserem Leben und interviewen wir uns gegenseitig. Spielen wir Musik aus Gegenwart und Vergangenheit und gehen wir auf die Suche nach Gemeinsamkeiten. Finden wir ein Thema, das uns verbindet. Das Leben im Augenblick ist spannend, unterhaltsam – und als Radiosendung darstellbar.

Wie hat das alles überhaupt angefangen? Vor gut zwei Wochen begegnen sich auf der Überfuhr zwei einander unbekannte Menschen unterschiedlicher Herkunft: Max kommt in Lederhosen von seiner Firmung und Norbert kommt mit Dienstmütze aus einer Musik-Doku. Der verkündet im Rahmen seiner abendlichen Brückenpredigt, dass Punk eben nicht von den Sex Pistols in London geprägt wurde, sondern schon viel früher im legendären CBGB’s in New York entstand. Max wird sofort hellhörig und schaltet sich ins Gespräch ein, das natürlich früher oder später beim Radiomachen ankommt, der Funke der Begeisterung springt über und entzündet den längst vorhandenen Wunsch nach eigener Gestaltung – Et voilà, der Rest ist Livesendung!

Nicht unspannend, wie sich Element of Crime auf das trojanische pferd reimt, was sich aus Uralthadern wie „Me and Bobby McGee“ heraus holen lässt – oder wie sich der Soundtrack zum aktuellen Video „Open Heaven“ der Salzburger Please Madame anhört, die wir dann nächste Woche live & unplugged bei uns zu Gast haben werden…

Vieles im Leben ist einfach nicht von vorn herein so oder anders, es bleibt ein dauerndes Work in Progress, zu der einen oder anderen einstweiligen Verfügung über sich selbst zu gelangen. Allerlei Kunst – also „Kunnst“ als schöpferische Arbeit am eigenen Erleben der Welt – kann uns dabei helfen, mit den Herausforderungen der Zukunft, die wir naturgemäß nicht kennen, kreativer und souveräner umzugehen. Funktionsidioten gibt es ohnehin schon viel zu viele, und von denen ist auch kein sinnvoller Input zur Weltgestaltung mehr zu erwarten. Was könnte also unser Statement sein? Über Gefühle sprechen ist ein festes Abenteuer. Und der Andere ist uns oft ähnlicher als wir selbst. Jedenfalls sind wir zuerst einmal – ein geiles Institut 😀

Renato Unterberg Incontro

Podcast/Download: Artarium am Sonntag, 27. Mai – mit Renato Unterberg als Gast im spontanen Live-Biotop. Wir haben das soeben erscheinende Album „Yelling with the Pantomime“ vorab gehört und wollen nun natürlich auch noch ergründen, worum es sich beim AFPmovement eigentlich dreht. Diese Bewegung, die nicht nur dem mit gut 7 Minuten längsten Track des Albums ihren Namen gibt, sondern auch beim Album-Release am 9. Juni im JazzIt eine erste Exhibition oder auch Performance namens „Silhouettes and Smoke“ abhalten wird. „The AFPmovement can be seen as a political party representing the thoughts of mountains.“ Unter anderem. Wenn das nicht poetisch ist…

Bereits das Debut „The Cinnamon Nights“, ein durch und durch konzipiertes Album mit dem Untertitel „A Fairy Tale“ entführte in geheimnisvoll anmutende Stimmungswelten und verwob Sounds, Songs, Lyrikbeilagen und Artwork zur meditativ mystischen Seelenreise nach sich selbst. Eventuell verwendete Stilzuschreibungen einzelner Fragmente und Zitate mögen der besseren Orientierung einstweiliger Erwartungshaltungen geschuldet sein. Ich als Wortmacher finde ja Begriffe wie „Cross-genred psychedelic folk off the track“ überaus entzückend, meine aber, dass die hier zu Gehirngehör kommenden Klanglandschaften des unmittelbaren Erlebens oder besser Bereisens bedürfen, um sie zu erfassen und ihre Eindrücke in sich aufzunehmen. Dann allerdings inspirieren sie zu individuellem Beschreiben – mit vielleicht ebenso einzigartigen wie noch nie zuvor dergestalt dargestellten Sprachbildern.

Nicht viel anders verhält es sich auch beim aktuellen Album – es entzieht sich ebenfalls gekonnt den allzu einfachen Zuschreibungen. Der Fundus seiner musikalischen Inspiration wirkt eher wie eine ganze Farbpalette, die von den kundigen Händen der Bandmitglieder zu ganzen Bühnenbildern kombiniert werden. Darin spiegeln sich Seelendramen in Gestalt recht eingängiger, oft repetitiv chantender Songs von kindlicher Kraft und hellsichtiger Naivität wieder, die einen dann auf eine noch hypnotischere, konzentriertere und elementarere Reise mitnehmen, vielleicht ohne überhaupt wissen zu wollen, wohin diese gehen wird – wiewohl:

AFP is on my friend
fill your bags with seeds and sand
plant the oak in desert land
just to make sure
all turns out well in the end
simple and just pure

Da scheint schon mehr vom Finden als nur vom Suchen drin zu stecken. Wie dem jetzt aber auf den Grund gehen können? Versuchen wir es einfach mit ein paar Liedern – vom Album und live unplugged – mit der Atmosphäre spontan assoziativer Gedanken dazu im Gespräch, versuchen wir eben, Biotop und Bio-Utopie zu sein, neugierig zu machen, kindsköpfisch zu bleiben, ein geiles Institut und bio-logisch! 🙂

Herr Peter (Die Werkschau)

PodcastDownload: Artarium vom Sonntag, 20. Mai – Der Multikünstler Peter Wolfgang Wetzelsberger zieht Bilanz über sein Salzburger Schaffen. Mit einer gnadenlos intimen Werkschau am Freitag, 18.Mai um 20:00 Uhr im So.What in Obergnigl eröffnet der allseits als Peter.W. bekannte Autor, Musiker, Zeichner, Performer, Schauspieler, Radiopionier, Netzwerker und Anstifter den letzten Akt eines langen Abschieds. Er kehrt seiner Heimatstadt also vorläufig endgültig den Rücken und wird fortan in Wien und anderswo seine Produktivität entfalten. Zuvor muss Salzburg sich aber noch einmal an einem Rundblick aus Peters Perspektive messen lassen. Und wieder einmal die Frage nach der Ursache. Eine Annäherung…

Letztlich ist der Herr Peter ursächlich schuld daran, dass es die Sendereihe Artarium überhaupt gibt, hat er sie doch aus einer seiner unzähligen liebenswerten Launen heraus damals im März 2007  ins Leben gerufen. Und einigermaßen unüberschaubar wie die Art oder Anzahl von Peters kreativen Ausbrüchen ist wohl auch sein bisheriger Schaffensreigen, der in dieser Kunstmetropole des Konsum und Kommerz immer ein Schattendasein fristete, jenseits von Mainstream und Mozartkugel. Peter.W.s Kunst, die sehr wohl eine hand- und mundwerklich gediegen durchgearbeitete ist, könnte man genauso gut mit zwei N als „Kunnst“ der Möglichkeitsform beschreiben, so sehr ist sie immer den myzelischen Netzwerken informeller Freiräume verbunden – und auf sie angewiesen geblieben. Und dieser Umstand, der mir unendlich sympathisch ist, nämlich gnadenlos Kunst zu machen, weil „die einfach raus will aus meinem Kopf, der sonst explodieren würde“ – und nicht wie die vielen mehr oder weniger begabten Pop-Artisten dieser Stadt immer aufs Bedienen von Geschmack, Erwartung und Szenetrend aus zu sein, dieser Umstand ist eine mögliche Ursache von Peters Abgang aus Salzburg. Denn die Freiräume mitsamt ihrem spontankreativen Substrat sind verschwunden – in die Emigration, in die Resignation oder in die Institutionalisierung. Übrig bleibt ein Mensch, der sich selbst treu bleibt…

Gegen die systemimmanente Verdrängung des Kreativen durch die Beschleunigung der Geldwertgesinnung, die zunehmend brutale und eiskalte Vermarktung von allem und jeden, die sich selbst vervollkommnende Verkommerzialisierung des freien Kunst-, Kultur- und Subkulturschaffens hat Peter.W. immer angekämpft – mit den Mitteln seiner Leidenschaft, mit Freigiebigkeit, Gemeinschaftssinn, Spontaneität und schweißtreibender Arbeit. Mit unendlichen Denk- und Projektanstößen und einer unglaublichen Fülle verrückter Einfälle, deren Einem ich eine Vielzahl von weiterführenden Inspirationen verdanke. Aus einer einzigen Einladung ins Freie Radio entstand unter anderem „Das etwas andere Kunnst-Biotop“ und meine mittlerweile über 4-jährige Rundfunk-Karriere. Stellen wir die Welt doch endlich wieder auf die Füße – ihr Kopf hat eh schon viel zu lang Globalfinanzsausen! „Die Verletzten wollen die Ärzte sein, die Letzten sollen die Ersten sein – sieh es ein: The meek shall inherit the earth!“ Und so werden wir nicht nur gemeinsam mit Peter Rückschau halten auf sein in der Werkschau dargestelltes Œvre, sondern auch den jüngsten Wurf seines experimentellen Soloprojekts Wolfwetz vorstellen, das bei Kaktus=Apfelbaum-Records erschienene Album „Mööbel“ (Download!) Und wem das jetzt noch nicht reicht, Ohren hat zuhören oder siehe – oben. Chapeau!

Chillen mit den Whalekillers

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 29. April – We proudly present – Chili and the Whalekillers live and unplugged im großen Sendesaal der Radiofabrik Salzburg. In diesen stürmischen Zeiten ökonomischer Unersättlichkeit wollen auch wir unseren Beitrag zur Umverteilung des Geldes aus den Taschen der Bevölkerung in die Hedgefonds der Finanzjongleure leisten! Und so haben wir als chronisch vom Aushungern bedrohte Einrichtung weder Kosten noch Mühen gescheut, auch noch unseren allerletzten Spendenobulus in ein äußerst obskures Terminderivat der internationalen Musikmafia zu investieren: „The Banker on the Run“ wird nämlich am Montag, 30. April um 19:00 Uhr als CD-Release Show im Markussaal-YoCo feierlich enthüllt:

Dann werden die Getränke abgerechnet und die Zinsen fällig! Und wir werden erfahren, inwieweit Kunst sich auszahlt, wenn zum letzten Katerfrühstück der Sextinischen Kapelle geblasen wird. Oder haben wir da etwas vollkommen falsch verstanden? Täuschen uns die Zitate der Zitate etwa über unser postmodernes Selbstverständnis hinweg? Irritiert uns die feine Ironie womöglich in unserer spätfeudalen Bequemlichkeit? So fest steht viel – Chili and the Whalekillers sind einfach erfrischend anders. Und das tröstet schon ungemein in einer Stadt, in der fast jeder so klingen will wie …… nur damit der Geldschein gewahrt wird! Oder wie es Bernhard Flieher im bislang einzig zu entdeckenden substanziell hintergründigen Pressetext formuliert: „Selten klang eine junge Band aus Salzburg ähnlich außergewöhnlich. Zu ausgiebig wird hier – wie in jeder Popprovinz – mit Schielen auf Trends oder Althergebrachtes das Epigonale zelebriert. All das schert Chili & the Whalekillers nicht. Sie musizieren mühelos auf dem Grat zwischen Kunst und Eingängikeit.“ (Salzburger Nachrichten 15. 2. 2011) -> FM4 Soundpark!

Also wollen wir den nackten Fakten der kommenden Erscheinung bereits vorab zu Leibe rücken – unplugged im Peter Gabriel’schen Sinn: „strip down some songs to their ultimate nakedness“ – sowie im Gespräch mit den fünf freundlichen Herren – über Werden und Entstehen der aktuellen CD, diesem kapitalismuskritischen Konzeptalbum mit augenzwinkernder Selbstironie. Wir sind halt schon ein geiles Institut 😉

Reise, Schreibe, Liebe – Teresa Reiter

ENDLICH! Podcast/Download: Das Artarium vom Sonntag, 15. April begrüßt sie Live On Äther – Teresa Reiter, Journalistin aus Leidenschaft und Überzeugung, erzählt von ihren Expeditionen in die Subkulturen der Krisengebiete (oder wars umgekehrt?) und präsentiert Musik vom Balkan, die man sonst kaum jemals zu hören bekommt. Teresa Reiter? War da nicht einmal irgendwas mit einer Orgel? Genau, so haben wir sie damals kennen gelernt, als wir über eine CD-Review von ihr gestolpert und anschließend beim Verriss-Verreißen ausgerutscht sind. (Könnt ihr hier nach lesen hören) Es ist halt schon eine Nervöse Welt und der Gelegenheiten sind wohl ebenso viele wie der Geschmäcker. Und schon wenden wir uns weiteren Minenfeldern zu!

Als wir Teresa letzten Sommer in Wien trafen, war sie gerade auf dem Sprung nach Serbien und Kosovo, um dort eine gröbere Reportage über den musikalischen Underground und die Off-Mainstream-Kultur zu gestalten. Fast hätte ihr anschließend in der Presse veröffentlicher Artikel einen längst schwelenden Konflikt zwischen Hip-Hoppern und Gitarrenbands vollends zum Ausbruch gebracht. Wir bewunderten sie für diese coole Verwegenheit, sich emotional höchst engagiert auf solch explosive Krisengebiete einzulassen und dabei zugleich beobachtend, geordnet und reflektiert über potenziell chaotische Themen wie Gender Studies, Kulturkämpfe und Sozialprojekte zu berichten. Ich nannte sie Ernestine Hemingway oder nach Egon Erwin Kisch die rasende Reporterin und zog Vergleiche mit anderen bekannten Persönlichkeiten, bei denen mir nie ganz klar war, ob die jeweiligen Krawalle und Skandale sie nur magisch anzogen oder vielleicht doch erst wegen ihnen zur Vollform aufblühten. Wie dem auch sei…

Wir entdeckten seither allerdings einiges an Gemeinsamkeiten und Interessen, die Liebe zum Entdecken und Unterwegssein etwa, die Leidenschaft für Genauigkeit im sprachlichen Ausdruck oder eine gewisse kreative Hypomanie, immer ein nächstes und übernächstes Projekt in der Produktion zu haben. Vor allem aber erfrischt und ermutigt uns die Unerbittlichkeit, mit der Teresa ihre Begeisterung zum Beruf macht. In dieser Hinsicht ist sie ein feines Beispiel dafür, wie man der Durchschnittsfalle erfolgreich  entkommen kann. Oder anders gesagt: „Mach in deinem Leben das, wozu du am meisten Lust hast, denn das wirst du auf längere Sicht auch am besten können.“ In diesem Sinne sind wir neugierig, was sich in einer knappen Stunde Kunnst-Biotop noch so alles an spontanem Gespräch und Geräusch ereignen wird. Und wir freuen uns natürlich auf musikalische Inspirationen von Bands wie zum Beispiel The Freelancers oder Freak Week. Denn das Gewohnte, das kennen wir ja eh schon. 😉

Die Durchschnittsfalle

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 25. MärzMarkus Hengstschlägers Thesen zu einer Bildungspolitik der Durchschnittlichkeit und Talentvergeudung aus der Sicht des Biologen und Genetikers. Wir stellen hier einmal seine jüngst erschienene Streitschrift „Die Durchschnittsfalle“ vor und diskutieren einige Passagen daraus mit dem Salzburger Pädagogen und ÖH-Studienberater Mag. Peter Engel. Und ja – im Sinne unseres Mottos „Anstöße zum eigenen Denken“ – empfehlen wir diese Lektüre ohne Vorbehalt:

„Wer also ist dumm genug, sich an einem in der Verzweiflung des Gefechtes erfundenen und dann auch noch als ideal postulierten Durchschnitt zu orientieren?

Ein Schulsystem, das die Schüler anhält, doch dort am meisten zu lernen, wo sie die schlechtesten Noten haben, um sich auf Kosten jener Zeit, die sie mit ihren Stärken hätten verbringen können, doch rasch wieder im Durchschnitt einzureihen? Ein Schulsystem, das glaubt, das Entscheidende sei, dass am Ende alle das Gleiche können?

Universitäten, die ihre Studenten danach aussuchen wollen, wie gut ihr Notendurchschnitt in der Schule war? Universitäten, die gerade zu Schulen werden mit dem Ziel, möglichst viele Studenten möglichst schnell, möglichst günstig, möglichst ohne Verluste (möglichst niedrige Drop-out-Quote), möglichst durchschnittlich auszubilden? Eine Bildungspolitik, die alles daran setzt, bildungs­ferne Schichten zur Bildung zu bringen, um den Durchschnitt zu heben? Eine Einwanderungspolitik, die heute schon weiß, welche Fachkräfte, welches Know-how wir morgen in unserem Land brauchen werden?“

Ein ebenso verständlich wie unterhaltsam geschriebenes Buch, in dem endlich einmal ein Naturwissenschafter den Beweis führt, dass höchst mögliche Individualität der gesundeste Zustand der Gesellschaft ist! Ob diese Erkenntnis allerdings im Stadium eines Appells stecken bleibt, liegt sehr an der Wirklichkeitsfähigkeit der politisch Verantwortlichen und an ihrer Bereitschaft zu einem raschen Systemwandel – sowie natürlich an unser aller Mut zum Anderssein. In diesem Sinne, bonne chance!

200 Sendungen und ein Videoprojekt

Download/Podcast: Artarium vom Sonntag, 11. März – Jenseits von Mainstream und Mozartkugel, zwischen Genres und Generationen – das etwas andere Kunnst-Biotop wird 200 – und wir haben noch lange nicht genug! Tatsächlich, mit der heutigen Nachtfahrt-Perlentaucher Ausgabe Nr. XVIII sind es also insgesamt zweihundert Radiosendungen, die ich in nunmehr gut vier Jahren selbst produziert oder gemeinsam mit meinen Gästen und Gästinnen gestaltet habe. Im Anfang jedoch war der Peter – und der Peter war ganz und gar bei sich und .W. – das war auch sehr gut so, denn sonst hätte er das Artarium nicht erfunden und mich nicht zum Radio gebracht…

Vor genau 5 Jahren hatte er die geniale Idee, einen kreativen Freiraum für die Salzburger Underground-Kultur und für randständige Kunstschaffende zu eröffnen – in Gestalt einer regelmäßig stattfindenden Sendung aus der Radiofabrik. Und eben dahin lud er mich Ende 2007 als Dichterkollegen zu einem höchst kurzweiligen Künstlergespräch. Im folgenden Jahr entwickelten sich daraus ein paar weitere gemeinsam bestrittene Themensendungen sowie in stetig wachsender Produktionslaune das Generationen-übergreifende Konzept des „etwas anderen Kunnst-Biotops“ zum Zweck der allgemeinen Kreativitäts-Anstiftung sowie selbstverständlich auch zur Rettung der Welt – zumindest soweit die sich in erreichbarer Nähe, also „im Schatten der Mozartkugel“ antreffen lässt. Der Rest ist inzwischen Radiogeschichte – und auch schon des Öfteren beschrieben und erzählt worden. Ihr könnt es gern nachlesen, im „About Artarium“, in meiner Kunnst-Biographie oder auf Peters Wikipedia-Benutzerseite. Schnitt zur Gegenwart:

Seit Anfang 2011 gestalte ich nun sowohl das Artarium als auch die Perlentaucher-Nachtfahrten gemeinsam mit meinem lieben Freund und kongenialen Kollegen Christopher Schmall. Das Konzept der Sendungen hat sich dadurch deutlich in Richtung Wortmacht und Sprachkunst verschoben. Auch unsere Arbeitsweise ist mit der Zeit wesentlich emotionaler und intensiver geworden, die Atmosphäre im Studio entsteht noch viel mehr als früher „aus einem Bauchgefühl“ – und unbewusste Intuition bestimmt zunehmend die Richtung des gesamten Work in Progress. Mir war es daher schon seit Längerem ein Bedürfnis, diese Entwicklung einmal von außen reflektiert zu bekommen und in Form einer einfühlsamen Darstellung bewusster wahrnehmen zu können. Denn sonst könnte ich die vielschichtigen Vorgänge unserer Radiokunst (kunnst?) zwar live erleben und mich daran erfreuen, sie jedoch niemals beschreibend verstehen. Und da würde mir dann schon etwas Essenzielles abgehen, wenn ich es nicht in Worte fassen und – erzählen könnte…

So entstand bereits vor längerer Zeit die Idee, uns beim Radiomachen in einer Livesendung einmal filmen zu lassen, mitsamt einer Fragestellung wie: „Was macht ihr da?“ oder „Was geschieht da mit euch, was spielt sich da zwischen euch ab?“ Dazu musste sich allerdings erstmal ein wirklich geeigneter, also intuitiv arbeitender und auf Zwischentöne des Zwischenmenschlichen achtender Medienmensch mit Kamerakompetenz einfinden, der sich noch dazu für unsere Hörtheater- und Themenwelten begeistern konnte. So jemanden können Menschen wie wir nicht per Kopfdruck (sic) suchen – so jemandem müssen wir anfinden indem er sich bei uns einfindet. Und siehe da – genau so geschah es! Wir kamen mit dem für dieses spezielle Feedbackprojekt denkbar geeignetsten Filmemacher und Medienkünstler zusammen – nämlich mit Markus Huber aka mareone – Fachrichtungen Graffiti, Film & Fotografie, Multimedia Arts & Animations – und hier ist das Ergebnis:

„Die Nachtfahrt – Eine Sendung der Artarium Redaktion“

Das Video auf Youtube (Radiofabrik Channel)

Markus Huber / mareone (mehr von ihm auf Vimeo)

Nachtfahrt-Perlentaucher

Aktuelle Nachtfahrt Sendung: „Experlimental“ feat. Ernst Jandl (am Freitag, 9. März 2012)

Ach ja –  im Artarium unterhalten wir uns auch über diese gelungene Zusammenarbeit sowie über weitere mögliche Projekte, spielen ein bisschen Feedback mit Musik und feiern, dass wir gut zu hören sind. Und ein geiles Institut. Hihi 😀

 

Klaus Kinski Reloaded

Expressiv, exzentrisch, extrem – Artarium vom Sonntag, 26. Februar – Wir basteln das etwas andere Kinski Portrait – aus biografischen Details, Interviews, Lesungen und Satire. Persönliche Faszination und eine Reihe offener Fragen. Klaus Kinski offenbart, indem er sich verschleiert – und macht so seine Person zum öffentlichen Geheimnis. Der ebenso geniale wie grenzwertige Autodidakt beeindruckt durch facettenreich schillerndes Künstlertum und schockiert durch plötzlich hervor brechende Direktheiten. Selten war ein Spaziergang zwischen Genie und Wahnsinn so ambivalent, anregend, anstrengend…

Was begeistert uns heute, über 20 Jahre nach seinem Tod, nach wie vor an diesem Ausnahme-Eigensinnigen? Was verstört uns so nachhaltig an den Brüchen und Unschärfen seines Privatlebens, die auch immer in seiner Kunst fortwirken, sei es als Schauspieler, Schriftsteller, Vortragender oder Filmemacher? Die Grenzen sind bei ihm stets fluktuierend, unbestimmt, offen. „Ein Besessener“ wird er oft treffend genannt, als Verrückter wird er aber auch bezeichnet oder als Wahnsinniger. -> Jesus Video

Ihr dürft euch von uns natürlich kein Urteil darüber erwarten, inwieweit Klaus Kinski Borderline-Persönlichkeit oder narzisstisch verkanntes Genie oder beides zugleich und auch sonst noch was war. Sophie, Chriss und ich werden jeweils einige seiner Eigenschaften in sehr subjektiver Form widerspiegeln und dadurch einen Eindruck seines Wirkens auf uns vermitteln. So könnte sowohl bei denjenigen, die Klaus Kinski schon vor Jahren begegnet sind, als auch bei denjenigen, die noch kaum Kenntnis von ihm haben, ein neuer Eindruck entstehen – jenseits der Polarisierung, die für ihn so charakteristisch war. -> Kinski Satire

„Menschen begegnen, die man so noch nicht kennt“ ist ja auch ein Anspruch vom Artarium. Und Menschen, die so außergewöhnlich und jenseitsdurchschnittlich sind, dass sie uns zu einer anderen, neuen, verwegenen Sicht auf uns selbst und die uns oft nur allzu bekannte Welt bewegen können. Ver-rückte Typen und Typinnen im kreativsten Gebrauch dieser Begrifflichkeit. Menschen, die es einfach braucht, um unser Bewusstsein zu erweitern, um unser Empfinden zu vertiefen und um unsere Wahrnehmung weiter zu entwickeln. Liebende Eigenbrötler, romantische Idealisten, seltsame Tagträumer, verzweifelte Sinnsucher, Wahr- und Richtigdichter – kurz „kunnst im Sinn von könntest“ Menschen. -> Erdbeermund-Video

Also freut euch auf Francois Villon, Werner Herzog, Jesus Christus Erlöser und noch ein paar sympathische Wahrheitsnarren. Die wirklichen Wahnsinnigen sitzen nämlich längst in den Chefetagen. Und wir sind ein geiles Institut…