Warum ist Radio?

>>>>> Artarium vom Sonntag, 24. September“Warum ist überhaupt Radio und nicht vielmehr nichts?” Das könnten wir uns in Abwandlung eines Satzes von Martin Heidegger fragen. Oder auch: “Warum ist überhaupt Freies Radio und nicht vielmehr nur das Übliche?” Derlei Überlegungen können und wollen wir hier naturgemäß nur aus unserem eigenen, sehr subjektiven Alltagsgebrauch des freien Mediums heraus anstellen – und wiederum mit einer Sendung (nämlich dieser) beantworten. Es geht um Resonanz, um nachspürbares Schwingen zur jeweiligen Anregung, um einstweilige Zustände, die hergezeigt werden und als Einladung zum selbst weiter Entwickeln dienen könnensobald jemand davon berührt wird und “der Funke überspringt”. Radio ist seinem Wesen nach Schwingungsübertragung. Und darum ist es auch …

Warum ist Radio?“Das ist eingeschrieben in die DNA”, wie es PeterLicht in seinem “Fluchtstück” formuliert hat, das ja schon seit unseren Anfängen als Radiohasen eine nicht unwesentliche Rolle bei “der fortwährenden Inspiration” spielt – oder eben bei der “Schwingungsanregung”. “Alle Gefühle haben ihre Berechtigung. Gefühle sind wie Katzenwelpen oder frisch geworfene Kinder – sie sind einfach da. Sie haben noch keinen Namen, aber sie brauchen was zum Essen und dass man sie anschaut und wahrnimmt. Und dann brauchen sie es, dass man sich lang mit ihnen beschäftigt, sonst wird nichts aus ihnen. Sonst werden sie wieder ein verdrängter Mulm, aus dem ein Faschismus oder Konsumismus oder sonst irgend ein Scheiß entsteht.” Das wäre eine inhaltliche Möglichkeitsform für so eine Schwingungsweitergabe, bitte, danke, guten Morgen: Phantasiegestalten jenseits des jeweiligen Zeitgeists in ihrer universellen Wirkung erleben. Indem wir einander Geschichten erzählen. Indem wir einander anregen, wie damals als Kinder Welten zu erschaffen und darin Abenteuer zu bestehen, die wir noch dazu ganz und gar selbst bestimmen und verändern können. Und jetzt kommts: Die sind alle nach wie vor in uns, die Kinder, die Welten, die Phantasiewesendas sind wir selbst, die wir uns zunehmend aus der Weggeschrecktheit unserer Vergewaltung entsteinern.

Apropos Phantasiegestalten und deren Beitrag zur Realitätsveränderung – was ist eigentlich mit Jochen Malmsheimer? Selbst langjähriger Radiomacher im deutschen Bürgerfunk hat er uns immer wieder auf phänomenale Expeditionen ins Reich seiner literarischen Schätze entführt und wir haben das an euch weitergegeben und verteilt. In einem Interview hat er uns einmal gesagt: “Das Spartenradio ist der Tod. Heute kriegt jeder sein Radio, damit bloß nicht mehr umgeschaltet wird, weil die Quote stimmen muss – und das nivelliert natürlich alles ins Bodenlose.” Darum gibt es Freies Radio.

Ich hab als Kind erstaunt davon gelesen …

PS. Aus gegebenem Anlass packen wir in dieser Sendung auch wieder einmal die Lampedusa-Hymne von Giacomo Sferlazzo “Io non ho paura” aus. Eine deutsche Übersetzung haben wir hier gefunden (Seite 5/6) und geben sie hiermit gern weiter.

 

Battle&Hum#134

Samstag 16.09.2023 (Stairway zum Nachhören)

Wir treiben euch den Hausverstand aus, denn pure Vernunft darf niemals siegen!

DJ Ridi Mama’s Sommernachtstraum:

  • Buraka Som Sistema (black diamond) – kalemba (wegue wegue)
  • The Dubliners & The Pogues (25 years celebration) – the irish rover
  • Jul (la machine) – en cas de…
  • Peter Fox feat. Adriano Celentano (love songs) – toscana fanboys

MC Randy Andy’s Ferienaufsatz:

„Leben … ist nichts weiter als eine Fabel, erzählt von einem Idioten, voll mit Schall und Wahn, die nichts bedeutet.“ (Shakespeare, aus Macbeth)

 

 

Zur Abstimmung folget dem Link!

 

 

Wo die wilden Worte wohnen

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 17. September“Beton und Ibuprofen” ist auch eine Suche nach Sprache. Worte, Zeilen, ganze Strophen, tauchen variiert mehrmals auf. PeterLicht probiert immer wieder Begriffe wie “Wolken, Nacht, Augen, verlieren” an, kontrastiert sie mit sad und happy Sounds, wie um rauszufinden, was sind überhaupt Songs und wie passen sie am besten farblich zu keinem Sofa? Toll gelingt dieses Spiel in “Freunde”, wo Hank Williams mitgetextet hat (ratet wo). Damit man beim Satz “kommt alle, zusammen werden wir schwarz” gute Laune bekommt, braucht es nur süßen Satzgesang und ein Achtel hackendes Honky-Tonk-Piano. Aber auch was man sich nicht traut anzuziehen, liegt in Peters Ankleidezimmer. Das Ende, die Angst davor. Er singt: “Wenn die Dämonen kommen ist jeder, der ein Mensch ist, ein Freund.”

Wo die wilden Worte wohnen

Christopher Schmall – Gesichte Gedichte

Das schreibt Francesco Wilking, der Sänger von Tele und außerdem in einem famosen Duett mit Judith Holofernes gut zu hören. Einer, der wie PeterLicht Geschichten jenseits des Erwartbaren erzählt, wie wir das etwa im Tele-Song “Fieber” durchaus mit heftigem Vergnügen erlebt haben. Warum aber begleiten uns solche Menschen und ihr Schaffen dergestalt durchs Leben, dass sie uns immer wieder auch zu eigenen Hervorbringungen inspirieren? Und könnten da nicht vielleicht auch noch andere Aspekte im Spiel sein, abgesehen von lyrischer Qualität und hand- (besser gesagt) mundwerklichem Können? Es gibt Menschen, die ein Gespür dafür haben, ob es dem Künstler oder der Künstlerin oder ….. in erster Linie um eine eigene Aussage geht und erst danach ums Geld, ums Bedeutsamsein und um die Wirkung auf eine bestimmte Szene. Oder ob es genau andersrum ist. Wohlgemerkt, das ist kein “entweder oder”, womit das eine gegen das andere ausgespielt, in Stellung gebracht und sodann in den Krieg geschickt werden soll. Es geht vielmehr um die feinen Nuancen im Verhältnis dieser beiden Bedürfnisse, die wohl auch beide berechtigt sind. Die Wirklichkeit wahrnehmen und daraus Kunst erzeugen, um für sich selbst neue Sichtweisen aufs Altbekannte zu erschließen und dies dadurch auch anderen Menschen zu ermöglichen, das ist die eine Strebung. Dafür Anerkennung zu erfahren, auch in Gestalt von Geld, in seiner Arbeit wahr- und ernstgenommen zu werden, also in jeglicher Hinsicht “davon leben zu können”, das ist die andere. Wenn letztere im Gesamtbild auch nur ein ganz klein wenig vorschmeckt, “merkt man die Absicht und man ist verstimmt”. Sofern man, wie bereits erwähnt, “ein Gespür dafür” hat. Manchanderen ist derlei ganz egal

Der Worte sind genug gewechselt, nun lasst uns eine Sendung hören. Oder eben in die wundersame Werkwelt des PeterLicht eintauchen, denn hier halten sich auch die genannten Grundströmungen des Kunstschaffens auf wohlverdauliche Weise die Waage. Well balanced, wie der Franzose (oder wars die Französin?) sagt, oder auf dem Deutsch: Gut im Gleichgewicht. Was wäre bekömmlicher in so schlagseitigen Zeiten wie den interessanten (chinesisch verflucht), in denen wir beanstrengt leben? Möge uns der lyrische (und musikalische) Kosmos von Meinrad Jungblut wohltun!

 

Nie wieder Krieg

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 10. September“Je öfter ich Tocotronic höre, desto mehr entdecke ich.” So oder so ähnlich sprach unlängst der Hase (ich gebe es hier sinngemäß wieder). Und auch wenn wir beide es jeweils unterschiedlich in Worte fassen – dahinter liegt eine nicht erklärbare Gewissheit, das so oder anders Gesagte auf höchst verwandte Weise zu erleben. “Mir geht es ganz genau so.” wäre die einzig mögliche Antwort, mit der ich andeuten kann, welch gemeinsamer lyrischer Kosmos sich in der Begegnung mit den Phantasiewelten des Dirk von Lowtzow offenbart … “Nie wieder Krieg” heißt das jüngste Album einer der ältesten Bands der Hamburger Schule, und das wollen wir heute (dezent gekürzt) zelebrieren. Sein Spielen zwischen Slogans und Innenschau lässt uns die oft viel zu eindeutigen Realitäten” aushalten.

Nie wieder Krieg (Tocotronic)Denn wiewohl sein Titel ein nicht oft genug einzuforderndes Statement zur Weltpolitik darstellt, geht doch die Richtung des gesamten Albums weit über die durchaus zutreffende Parole hinaus, nämlich nach innen. “Nie wieder Krieg – in dir, in uns, in mir.” So heißt es folgerichtig am Schluss des titelgebenden Songs und damit ist der Weg in die Weite eröffnet. Treten sie ein und treten sie nie wieder zu (sofern sie sich trauen, sich selbst ins Gesicht zu schauen). Der Agressor, das sind wir. Anders könnte Identifikation mit dem Agressor” (das Stockholm-Syndrom) ja auch gar nicht funktionieren. “Ab da tuts weh, dass sie sich selber auch als Täter erleben. Das ist die Urerfahrung von Drama, die da eben lautet: Wir sind sterblich – und leben heißt schuldig werden.” Ob uns das trösten wird? Wohl nicht als Schmerzmittel auf Knopfdruck, das uns in die postfaktische Wurstigkeit der Neuen Volksarznei entführt. Eher als ein treuer Begleiter auf unserem Weg durchs Dickicht des Dichtens. Dichten ist Leben, so wie jeden Tag Essen, Verdauen und Ausscheiden unsere Lebenskraft verdichten.

“Das ist ein Hilfeschrei. Es gibt mich immer noch. Ich bin noch nicht vorbei.” –  Das ist ein Schrei, der die Nacht zerbricht. Bin vielleicht verlassen und lädiert, aber nicht willenlos. Müde. Wütend. Nicht ohne Angst. Denn der Welten gibt es viele und sie leben simultan und stürzen ständig ineinander. Irgendwo Ich inmitten widersprüchlicher Wirklichkeiten mit einer Ahnung vom Ende. Sehne mich nach Berührung. Suche einen Ankerpunkt. In mir ein Untergehen und Auftauchen. Wallende Wildnis und verödende Erde. Pralle Früchte auf entlaubten Bäumen. Korridore voller Türen ohne Schlösser oder Knäufe. Texte über Texte, die niemand verstehen will. Krieg im Innerland. Die weiße Fahne befriedet nicht. Es wird stumm gekämpft, denn die Sprache liegt versprengt. Man schickt Suchtrupps aus. Sie graben in meinen Trümmern. Ein NIE WIEDER kommt zum Vorschein. Der Krieg geht weiter. Kehlen entfleuchen Töne, einzelne Wörter, Sätze. Unter Asche, Schutt und Leichenteilen schwelt aber kaum wahrnehmbar die verwegene Gewissheit, dass aus Gewehren Blumen sprießen können, auf Schlachtfeldern wieder geliebt werden wird, die Menschheit im Stande ist sich selbst zu überwinden und, dass es nichts Hoffnungsloses gibt, dass mein weites Land unzerstörbar ist, ganz gleich wieviele Panzer Walzer tanzen zur Musik der Entrückten und Verängstigten.

 

Sowohl als auch mitunter

> Sendung: Perlentaucher Nachtfahrt vom Freitag, 8. September – Eine Sendung, die der Ambivalenz gewidmet ist. Diesmal noch deutlicher als sonst eh schon meist. “Sowohl als auch” anstatt “entweder oder”, jedenfalls in der Anschauung der Welt, in der wir leben und die wir sind. Wir mögen das flirrende Zwischen im Ineinander von diesem und jenem. Viel seitig, viel fältig, viel schichtig. Viel gestaltig. “Es ist ein multifaktorielles Geschehen, das wir hier beobachten.” Ich erinnere mich in letzter Zeit gern an unsere anregenden Gespräche mit der Kulturanthropologin Elke Mader, die immer wieder bei diesem Satz innehielten, um eine Denkpause einzulegen. Das Luftholen im richtigen Moment, um noch weiter ausholen zu können. Mitunter wäre das lebensfreundlicher als dauernd irgendeiner “Richtigkeit” hintnach zu hecheln …

Sowohl als auch mitunter 1Genau wie bei diesem seltsamen Schild erschließt sich der tiefere Sinn erst bei näherer Betrachtung – oder aber erstmal auch nicht. So ist das mit der Unverfügbarkeit, und zwar von allem, was da ist, war – und sein wird. Willkommen im (in der Zwischenwelt mehrdeutigen) Gleichnis vom Vatermutterkind, unserer einstweiligen Utopie rund um die Uhr – und darüber hinaus. Bitte. Danke. Guten Nachmittag. Dem Paradoxen ist kein Naturgesetz heilig und zugleich jedes einzelne. Mehr als nur sowohl als auch. In diesem Sinn versammeln wir auch diesmal wieder Beiträge und Themen, die auf den ersten Blick (ihre Ohren werden Augen machen) nicht wirklich zusammen zu passen scheinen. Doch bei näherer Betrachtung (genau) werden sich durchaus Gemeinsamkeiten erschließen – und die sind eigentlich auch mehr als nur naheliegend. Das Lachen und das Weinen haben mehr gemeinsam als man glaubt. Im üblichen Vollzug des Alltags fällt das halt nicht so leicht auf. Wohingegen hier

Sowohl als auch mitunter 2Ein einfaches Beispiel soll Licht ins Dunkel bringen: Maria Muhar treibt mit ihren Satiren die zu beobachtende Wirklichkeit geradezu grenzenauflösend “über die Spitze hinaus”. Sie wird übrigens im Oktober in der ARGE auch live zu erleben sein, empfehlenswert! Wir lassen zwei Beiträge aus “Cat-Calling, sehr unangenehm” mit einer Lesung aus Andreas Woldrichs “Requiem für Mama” (in dem er seiner kürzlich verstorbenen Mutter gedenkt) zusammen treffen – und schauen, was sich daraus entwickelt. Wenn die von uns angestrebte Resonanz dieser beiden aufs erste doch sehr verschieden anmutenden Darbietungen zustande kommt, werden sich daraus zwei Aspekte ein und derselben Wirklichkeit hinter der Wirklichkeit zu erkennen geben. Liebe und Tod, Bitter und Süß, Wahnsinn und Methode – es ist ohnehin schon längst alles in allem enthalten. Unsere Musikauswahl, unsere dazu mitgebrachten Texte und überhaupt unsere hoch ambivalente Grundhaltung bei diesem Sendungskonzept, all das sollte zum Erfolg dieses Experiments beitragen. Vor allem aber die Beschaffenheit des genannten Ausgangsmaterials, dem jeweils das Zugleich von Abgrund und Euphorie, also “sowohl als auch”, innewohnt …

Sowohl als auch mitunter 3Mischlingswesen Welpentier

Im Namen des Noned
willkommen im Land der Unfertigen Buntbedruckten
Hupfkasperln
Gleichschneckigen
und Sommerbrauen
Grüngestreifen
Vergießmeinnichtse
und Lebensüberdürstenden
Wolkenwelt-Weitentwürfe

Wunder
das Leben
inmitten von Schleim
Scherben und Schmerz

Chaos
Keine Ahnung
doch immer
aus dem Unten
von innen
überrascht

ein Nasenkitzeln
ein Lichtblinzeln
ein Fünkchen Gelächter

Die Eigenschaftswohnung
der Dauernhof am Großrotzner
das flutschernde Blechlein
Papiergoldmarie
Diplomnatur
und Stundium
Urherberts Ächzschutz
Pirateigentum Schundraub und Mutz

Unfertiges

Werdenleben

Übersteh mich nicht falsch

 

lt81-wellen

Wellen begleiten uns überall und treten in verschiedensten Formen auf: Wasserwellen, Schallwellen, ja sogar als Gravitationswellen, über die wir ja schon in einer unserer Sendungen berichtet haben.

Und natürlich gibt es auch elektromagnetische Wellen, ohne die Sie diese Sendung wahrscheinlich gar nicht empfangen und hören können.

Über die Vielfalt der Wellen und deren Eigenschaften werden wir uns in dieser Sendung unterhalten.

Nachzuhören unter: lt81-wellen | cba – cultural broadcasting archive (fro.at)