Axel Corti – zum 20. Todestag

-> Download: Weihnachts-Artarium vom Sonntag, 22. Dezember – Auf der Suche nach einem Sendungsthema, das sowohl zur Jahreszeit wie zum Festkalender passen sollte – aber auch unserem Anspruch auf einen gehörigen Kontrapunkt zum kulturellen Mainstream dieser schrillsten Zeit im Jahr Genüge tun könnte, sind wir im wahrsten Sinne über Axel Cortis bevorstehenden 20. Todestag am 29. Dezember “gestolpert”. So lang ist das schon wieder her? Unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht. Stopp! Genau hier wollen wir ansetzen – bei der Entschwindligung unserer Hinterherhechelzeit. Denn was verdirbt einem das genaue Hinhören und leidenschaftliche Dahinterkommenwollen gründlicher als dieses permanente am Wesentlichen Vorbeihetzen auf der Jagd nach (und auf der Flucht vor) Wunschbefriedigung und Bedürfniserfüllung, für das die oft ganz und gar unselige Vorweihnachtszeit hier sinnbildlich Modell steht – im ambivalenten Abgrund zwischen verordneter Fröhlichkeit und Beziehungsburnout. 😛 Eine Stunde lang wollen wir innehalten – und endlich wieder einmal GUT zuhören…

Weihnachts-GeschichtenDenn wie kaum jemand sonst konnte Axel Corti Geschichten erzählen, sowohl im Radio – etwa in seiner längst legendären Glosse „Der Schalldämpfer“ – als auch mit seinen Filmen. Und so haben wir uns entschlossen, ihn selbst wieder zu Wort kommen zu lassen und uns allen Gelegenheit zu geben, einigen seiner schönsten Gedankengänge im Originalton zu lauschen. Dazu werden wir ein paar Ausschnitte aus alten Archivaufnahmen zu Gehör bringen (allesamt der ORF-CD „Axel Corti im Radio 1952 – 93“ entnommen). Und zwar sind das: Die Überlegungen zur Schutz- und Liebespflicht gegenüber dem Künstler aus seinem Nachruf auf Eberhard Fechner (Schalldämpfer vom 16. 8. 1992), seine tiefen Betrachtungen über unnötige „Kunstfreunde“ im Film- und Filmhochschulbetrieb (Schalldämpfer vom 19. 9. 1993) und eine kurze Episode namens „Der erste Drehtag“ aus seinem Tagebuch der Romanverfilmung von Joseph Roths „Radetzkymarsch“ (Schalldämpfer vom 3. 10. 1993). Zum Abschluss wiederholen wir seinen allerletzten Schalldämpfer vom 26. 12. 1993 in voller Länge (erstmals im Artarium vom Juli 2011 „Erzählkunst mit Axel Corti“) mit jener chassidischen Legende vom Rabbi Hillel, der nach seinem Tod noch einmal ins Leben zurück kommt und seinen Schülern sogleich offenbart, worum es „in der wirklichen Welt“ eigentlich geht – nämlich um die einzige Frage: „Warst du du selbst?“ 😉

Manche Geschichten (auch und vor allem solche aus dem Radio) gehören eben nicht nur gehört – sie gehören auch wiederholt und weitererzählt, sie gehören gemeinsam erlebt, sie gehören interpretiert, bestaunt, belacht, besonnen. Sie gehören – ihren Erzählern und Zuhörern. Gehören geteilt. Also – unters Volk damit! Das wäre doch ganz im Sinne des Erfinders – und seiner Witwe Cecily Corti, die sich als Obfrau der Vinzenzgemeinschaft seit Jahren auch für die Menschenwürde von Obdachlosen engagiert…

„Und es gibt jetzt auch kein apropos. Die Moral von der Geschicht – ist die Geschicht.“

 

the who the what the yeah – STROM

-> Download: Artarium vom Sonntag, 15. Dezember – Das ganze Album zum Schluss eines verwegenen Überlebensjahres! „Ich bin meiner Zeit weit voraus – ich lebe in der Vergangenheit“ Unlängst erst erschienen (22. 11.) wird das längst schon erwartete Opus Platzgumer der Wiener „Andersrocker“ ringsumher teils besprochen (ernsthaft: fm4, profil, wienerzeitung) und teils bequacksalbert (da halt ich mich heuer einfach mal fein raus 😛 ) Mit uns haben die Herrschaften bereits im Mai dieses Jahres anlässlich ihres Salzburg-Konzerts über das Werden und Verstehen von „Strom“ ausführlich gesprochen – auch dazu ist schon allerhand gesagt und geschrieben worden. Siehe -> Radiofabrik-Bandportrait. Jetzt so zu tun, als wären the who the what the yeah just für uns DIE absolute NEUentdeckung dieses Novemberdezembers – das wäre zeitgeisthuschige Pseudoneuigkeiterei. Um es mit Gunkl auszudrücken „obsolet bis zur Redundanz“ oder auf Deutsch: „Doss des gscheit krocht, des waß ma eh!“

STROMIch kann einzelne ewig wiedergekäute Review-Zitate zwecks Genre-Zuordnung nicht mehr ertragen! Und dass meine Phantasie so gesund ist, dass sie weder Kreisky noch Ja, Panik aus dieser im besten Sinne höchst eigensinnigen Musik heraus zu hören vermag, das rechne ich mir und ihr mittlerweile hoch an. Viel besser gefällt mir da schon dieses Zitat aus dem aktuellen Pressetext: „Etwas, das sich wenig scheißt …und das mit fast schon autistischer Unbeirrtheit seinen Weg geht.“ Chapeau! Da können wir weiter mitreden, wenn wir nämlich über den Aussagegehalt von Musikwerken philosophieren möchten. Im Hintergrund hören wir Thomas Oberender kichern, dem dabei gerade eine Idee zu seinem Theaterprojekt einfällt. Existenzialismus – das war einmal! Doch trotzdem – um es diesmal mit Rainald Grebe zu formulieren: „Wir werden in die Welt gevögelt und können nicht fliegen.“ Ziemlich angetrunken wackeln jetzt Thomas Bernhard und Pier Paolo Pasolini über den Friedhof unserer Wünsche – und schauen einander kurz fragend an. Unglaublich! Schon holen sie zeitgleich ihre Lulubären heraus und strullern gemeinsam frohgemut lachend mitten hinein ins noch offene Grab der kulturellen Individualität. Krank? Zynisch? Sarkastisch? Nein, es geht nicht darum, den Verhältnissen zu entfliehen! Es geht darum, sich noch darüber aufregen zu können. Sagte die Maus zum Elefanten…

Der umtriebige Frontman von the who the what the yeah, Martin Konvicka, gastiert übrigens (Solo + Geige) am Freitag, 13. Dezember als Support für Small Night Searching im mark.salzburg in der Hannakstraße. Dabei sollen auch einige Nummern vom Album „Strom“ zu hören sein! Ebenfalls in derselbigen Nacht werden Chriss und ich bei der Perlentaucher Nachtfahrt in der Radiofabrik (zwischen 22 und 02 Uhr) schon den einen oder anderen Titel daraus auflegen. 😉 Gut zu hören

 

Ein Fest der Liebe

> Download: Nachtfahrt der Perlentaucher im Dezember 2013 (Part 1) und/oder Nachtfahrt der Perlentaucher im Dezember 2013 (Part 2) – Ein feuchtfröhlicher Seelenstriptease durch alle 24 Fenster des Adventskalenders. Wir öffnen eins nach dem anderen und uns/euch einander Aussichten und Einblicke hinter die verchristlichte Betriebsamzeit dieses stilldunklen Übergangs vom Friertod ins Neuleben. Freilich zaubern wir dabei auch Verborgenes hervor, längst vergessen Geglaubtes, vielschichtig Verwobenes oder überhaupt vollkommen Verrücktes. Keine Ahnung, was sich daraus dann im Verlauf der Sendung ergeben wird – aber irgendeinen dramaturgisch roten Faden braucht es halt immer, auf dass sich all unsere konfusen Mitbringsel daran zu mitteilender Gestalt kristallisieren. Alles weitere werden wir erleben, hören, sehen, spüren. In diesem Sinne „Keine Macht der Seistaadsgewalt!“ und „Wir sind ein geiles Medium…“

Schnaitl SpiritIch weiß nicht, seit wann dieses Bild dort schon herum hängt (aber es kommt mir vor, als wäre es mindestens eine Ewigkeit) oder wer es überhaupt gemalt hat (auf jeden Fall ist es saugut und verkörpert für mich den Spirit jenes Ausnahmelokals, das seit den späten 80ern dem „etwas anderen Publikum“ in Salzburg Herberge bietet). Beginnen wir also hier diesmal unsere Adventreise. Man sollte eh viel öfter mal wieder ins Schnaitl schaun! Eine jener Perlen, die ich unlängst entdeckt habe, ist übrigens der Song „Gilead“, den der sonst aberwitzig schnellsprechende und -singende Rainald Grebe über seinen 15-monatigen Zivildienst in einer deutschen „Nervenheilanstalt“ gemacht hat – oder besser, über die Stimmen der dort von ihm angetroffenen Insassen, Patienten, „Verrückten“ (und was ist bitte „normal“ ??) – sehr betroffen, sehr innerlich – und eben unaufgelöst. Hier schon mal ein Textauszug:

am eingang, an der pforte saß ein mann, der war schon alt.

„treten sie ein, ich bin der förster vom silberwald. ich wünsche ihnen einen schönen arbeitstag. und jetzt stecken sie ihren penis nach links. das linke hosenbein ist weiter, hat ein weiser schneider gesagt.“

wahnsinn, wahnsinn, wahnsinn, wa-wa-wa-wa-wa-wahnsinn.
wahnsinn, wahnsinn, wahnsinn, absurdes theater.

„gott sei dank – ich bin entmündigt! fotze fotze fotze fotze fo…! na, verhaften sie mich doch! fotze fotze! die gedanken sind frei!“

manisch heißt konkret, dass du sieben tage nicht mehr pennst. sie betreten den platz des himmlischen friedens und landen in der wannsee-konferenz.

und als ich ging, da war ich guter dinge. ich vergess‘ euch nie, ich steig jetzt in mein boot. und ich hab gesagt, ich will immer für euch singen. mein katamran steht vor der tür und der ist feuer-, feuerrot. gilead…

Hinter der FassadeDerlei bedenkend ergeht es einem kaum besser mit anderen ausgelöschten Existenzen, auf deren Luftgräbern diese Stadt aufgebaut wurde – und immer noch wird! In dem Zusammenhang sei an ein Salzburger Musikprojekt erinnert, das wie kein anderes den hierorts herrschenden Gewaltsinn der Gleichgültigkeit in Liedern und Texten darstellen – und somit entlarven konnte: Rotz! 😉 Eine Band, die besagte Ausnahmequalität in den Jahren ihres vierköpfigen Auftretens (und bei ihrer Teilnahme am FM4 Protestsong-Contest) in einem solch erheblichen Ausmaß erreichte, dass wir hier schon von einer (längst vermissten und schlechterdings für unmöglich erachteten) „Salzburger Schule“ des Sehens und Aussagens sprechen müssen – zumal die Rotz’schen Songstrukturen nie nachgebastelt wirken, sondern stets eigensinnig selbsterdacht daher kommen. Auch hierzu ein Textauszug aus Faule Wörter:

Ja dein Urteil kennt keine Gnade
Deine Botschaft hat viel Biss
Dabei weißt du doch genau
Nichts ist für immer, nichts gewiss
Ich sehne mich nach dem in dir
Der nichts beweisen muss
Weil wir alle Schatten sind
Und gar jämmerlich zum Schluss
Und du siehst mir in die Augen
Doch du erkennst mich nicht
1000 Welten voneinander entfernt
1000 Wörter – und jedes sticht

Faule faule Wörter

Du spuckst auf deine Liebe
Nennst dich selbst Rebell
Du kennst die beste, neue Mode
Mit deinem Urteil bist du schnell

Bruder komm befreie mich
Mit deinem zarten Kuss
Weil wir sonst Schatten bleiben
Und Idioten bis zum Schluss

Faule faule Wörter

Noch Fragen? Dann einfach einschalten, mitleben, zuhören… 😛 Und keine Angst – das Witzige am wirklichen Frohsein ist ja doch, dass es unvermittelt aus den Trümmern des Abgrundstürzens auftaucht. So auch in dieser Sendung, versprochen! Tjo, tjo, tjodürü… Und jetzt Muuuuuuuh!

 

Das etwas andere Punk-Biotop

-> Download: Artarium vom Sonntag, 8. Dezember – Haben wir ihn nicht allzu oft gehört, gelesen, von Mauern bleichen und bröckeln gesehen, den ewigen alten Kampfruf, der sich auch nie ganz entscheiden konnte zwischen Pose und Poesie? PUNX NOT DEAD meist knallrot in krakeligen Schnellstbuchstaben und ambivalent wie wir selbst – bloß ein weiteres hirnlos hinbrunzertes Oaschloch oder doch wieder Hoffnung auf das Zufleiß des Widerstands, auf Menschennestwärme gegen die Funktionskälte da draußen? Mich rührts dann doch immer wieder aufs Neue an, wenn die Buntkinder, Drauflospiraten und Scheißdirnixen spontan ohne Hintergedanken ihr eigenes Punkrevival ausrufen – zumal, wenn es dabei nicht nach sonstüblichem Eventkasperltum fäult, sondern sich offenbar gesund gesellschaftskritische Geister an den krankmachenden Kränkungen einer völlig aus dem Ruder laufenden Funktionärsversammlung abarbeiten, welche allgemein als „angepasst und anständig“ bezeichnet wird. Ich bin doch nicht blöd!

3deutige AussageSo ist es uns gerade in dieser stillsten Zeit zwischen Glühwurst und Weihblech ein besonderes Vergnügen, die Kolleg_innen der neuen Radiosendung Hallo Punkerland live im Studio zu begrüßen – und gleichsam als Double-Feature auch noch die mit dieser garantiert befleckten Empfängnis verquickte Musikkapelle 3deutige Aussage, deren Bandmotto nichts geringeres verheißt als „Liebe & ein bisschen Punkrock“ – Wenn uns also da nicht das Häferl übergeht, dann weiß ich auch nicht (aber das hab ich ja ohnehin nicht wirklich behauptet) 😛 Abgesehen davon soll hier festgestellt sein, dass mein Fernseher kaputt ist, was zu alledem wohl erschwerend hinzu kommt.

Doch nun genug des Philosophischen und des Seelenstriptease! – Ihr Kinderlein, kommet! Und das zu Hauf – es ist immerhin Radio Empfängnis und wir sind gut zu hören. Unsere kleine sonntagnachmittägliche Adventandacht aus der Bastelbude der Möglichkeitsform verbindet wieder einmal das Ungesagte mit dem Überraschenden. Kein Salzburger Trummblasen nebst Lebkuchen und Leberkassemmel – ein feines Aufspüren des Atypischen in der Kreativität des zusammen Spielens und Lebens! Und eine augenzwinkernde Suche nach dem Sinn (den Wurzeln, der Idee) hinter dem Punk. Ich würde ja vorschlagen, dass, wenn man es auch nur irgendwie ansatzweise definieren kann, es ganz bestimmt kein Punk im ursprünglichen Erscheinugszustand sein kann, entzieht sich doch diese Kunnst-Form schon aus ihrem Selbstverständnis von vornherein jedweder Genrefizierung. Allein die Bezeichnung „Punk“ in einem einschlägigen Fanzine ging den Kunstschaffenden im CBGB’s der späten 70er Jahre zu weit – und auf den Geist! 😀 Da haben wir also jetzt den Salat. Und Mahlzeit!

 

Die Stimmen der Anderen

-> Download: Artarium vom Sonntag, 24. November – Wenn wir uns jenseits unserer eigenen Sendungen so umhören, dann stoßen wir mitunter auf akustische Kleinodien, die so gut zu hören sind, dass wir sie wiederum selbst gern mitteilen möchten. Seien es erstaunliche Stimmen und Texte, seien es freimütig vorgetragene Improvisationen, seien es sonstwie herzerwärmende Momente, Musikstücke, Mutausbrüche. In dieser Sendung erfreuen wir euch und uns mit einem saftig dampfenden Pott Püree aus Beiträgen von radiomachenden Kolleg_innen, gehaltvoll garniert mit eigenen Assoziationen und Spontanitäten. Denn jedwede Botschaft, die wir mit den Hörlöffeln aufnehmen, kann auch unserem Kopftheater Anlass geben, die eigenen Ideen wieder einmal ganz anders wahrzunehmen oder auch umzusetzen. Im besten Fall berühren sie uns einfach einen Moment lang im Inneren und lassen uns mit der Welt vereint entschweben. Wie würde der Fuchs gesagt haben? „Man hört nur mit dem Herzen gut.“ In diesem Sinne… 😉

Willkommen!Nehmen wir erstmal die Herausforderung an, einer gelungenen Textübertragung aus der Sendung Battle and Hum noch eins drauf zu setzen. Venus in Furs 3.0 quasi und des friedlichsten Battelns in der Stadt wird noch lange kein Ende sein! Würdigen wir sodann die Poesie der Langsamkeit inmitten betriebsamer Zeiten, nämlich die schönste Schilderung eines klarkalten Herbstabends aus dem Stadtteilradio Aigen (eine Sondersendung vom November 2012). Wenden wir unsere Merksamkeit zu bester Letzt auf einen Meilenstein menschlichen Miteinanders im Programm der Radiofabrik – die Sendung Hallo Nachbarland und deren allerjüngste Ausgeburt Hallo PUNKERLAND.

Ach, übrigens: „Seit ich selbst sende (und zwar zu einem nicht unerheblichen Teil genau das, was ich im Staatsfunk gern auch gehört hätte, aber nie serviert bekam) würdige ich die Sendungen der Kolleg_innen oft nur sehr punktuell, zumeist auf Feedback-Anfragen oder anlässlich von Co-Produktionen. Und wenn ich nicht gerade selbst am Playlist-Eindampfen, Interview-Schnitzen oder Toncollagen-Basteln für die Nachtfahrt und fürs Artarium herum brüte, dann läuft nächtens gern mal das Musikprogramm der Radiofabrik. Warum? Weil wir daselbst einen der niveauvollsten Musikmixe zu bieten haben, dessen ich in nunmehr über 50 Jahren jemals anhörig wurde. Chapeau, liebe Musikredaktion! Mit ein wesentlicher Grund dafür, weshalb wir im Großraum Salzburg bei den 19 bis 24-jährigen fast schon das beliebteste Programm sind. Ein Jammer allerdings, dass es (noch!) nicht möglich ist, derartige Vorzüge auch überregional anzubieten, auf welchem Weg auch immer…“ Norbert im November 2012 – so kanns einem gehen! Prosit 😀

 

Atom Heart Mona Lisa

-> Download: Artarium vom Sonntag, 17. November – Einstündige Sendung mit “BBC Nachrichten” – Zwei experimentelle Produktionen aus dem Jahr 1970 – Ernst Jandls Hörspiel “das röcheln der mona lisa” sowie Pink Floyds Album “Atom Heart Mother” versinnbildlichen in eigenartigem Zusammentreffen Österreichs damaligen “Aufbruch in die Moderne” – den wir allerdings, ehrlich gesagt, seither auch nicht wiedergefunden haben. Nur soviel zum Hintergrund: während Ernst Jandls konkrete Poesie Ende der 60er in Deutschland als zukunftsweisene Weiterentwicklung der Sprachradiophonie produziert und preisgekrönt wurde, erdachten einige sympathische wie streitbare Querköpfe das legendäre Musikforum Ossiach als zeitgenössisch offenen Gegenentwurf zu den im karajan-elitären Biedersumpf versackenden Salzburger Festspielen. Und holten ganz im Sinn ihres Genre- wie Generationen übergreifenden Konzepts auch Pink Floyd in die Alpenfestung der Musiktradition. Der Filmbericht darüber spricht Bände! Und Ernst Jandls Experiment gibts im BR2 Hörspielpool

experimentandlMit dieser Zusammenschau würdigen wir den Geist jener spielerisch unbefangenen Aufbrüche, die uns auch heute noch zu eigenen Arbeiten inspirieren, vom Unsinn immerwährender mainstreamtauglicher Verwertbarkeit wunderbar unbeeindruckt. Zudem begrüßen wir hiermit einen weiteren Kreis von gut zu hörenden und mit uns mit gestaltenden Menschen – diesmal beim Radio Wanderbuehne aus Rudolstadt in Thüringen. Herzlich wir kommen! Und wir verstehen derlei selbstschöpferische Kunnst?Kultur immer auch als eine Einladung an uns alle, hier und jetzt damit weiter zu werken, zu basteln, zu experimentieren, zu gestalten. Kreativität bewirkt eben Kreativität und nicht Kommerz. Somit gehören ihre Ergebnisse dann auch den Künstlern und nicht den Konsumwichteln. Den Wurstfabrikanten. Den Gleichgüldenen. Den Geldscheinern…

Was sich des weiteren auf „einführung in ein hörspielexperiment“ zusammenreimen lässt, das zitiere ich hier lieber mal aus „mich schreibend gedanken“ von Christopher Schmall: „Schreiben ist ein bunter Experimentierkasten der, wenn häufiger geöffnet und benutzt, sich niemals abnutzt oder alt wird, sondern immer größer und größer und zum Universum wird, welches sich um den Kopf des Schreibenden dreht. Ungefähr ähnlich oder auch ganz anders kann Sprache sich in die Hirne der Hörenden und Zuhörenden einnisten und dort explodieren oder verstummen. Das kommt ganz auf den Kosmos in den Schädeln der Ohrenbesitzer an, welche die Laute aufnehmen und annehmen – oder aufnehmen und dann empört abweisen. Und dies sind nur die Extrembeispiele eines nie enden wollenden Textes, der zwar teilweise beschrieben, doch nie geschrieben werden wird. Die Malerei mit den Worten, die Malerei mit den Farben oder die Malerei mit den Klängen sind im Grunde genommen Eins und stellen jede für sich bloß Facetten unseres Verstehens oder Nichtverstehens dar. Diese drei Formen der Kunst sind jedoch nur Vorschläge und können im Prinzip vergessen werden, um sich, nachdem man die Ketten gesprengt und etwas für sich allein stehend Neues erschaffen hat, wieder an sie zu erinnern und sich selbst und alles um einen herum zu hinterfragen. Denn ein Fragender ist ein Wissbegieriger ist ein Kind und hat die Augen geöffnet um zu sehen und zu begreifen. Was, das ist in der Thematik „Kunst“ allerdings vollkommen nebensächlich. Wichtig ist nur die fragende Haltung und was daraus entsteht und geschieht.“

 

Ein lyrischer Kosmos

-> Download: Perlentaucher Nachtfahrt am Freitag, 8. November – Chriss und Norbert reisen durch eine Stimmungswelt voll von Songtexten, die ihnen im Lauf der Zeit bedeutsam erschienen sind. „Fremdsprachige“ Coverversionen (wie etwa Wolfgang Niedeckens Bob-Dylan-Songs auf Kölsch) begegnen sich diesmal auf Augenhöhe mit unseren eigenen „Interpretativen Übertragungen“ von NOFX (The Decline) oder Marilyn Manson (Born Villain). Dazwischen gibts dann natürlich auch noch allerlei emotional Assoziatives an Musikbeiträgen und SpokenWord-Performance. Und hinter alledem beschäftigt uns diesmal auch die Frage: „Was passiert da eigentlich mit uns, wenn wir einen Text hören, der uns begeistert – und wenn wir ihn dann jemand anderem weiter erzählen, mitteilen, darbieten wollen? Was ist das eigentlich – dieses sich ERINNERN – an ein Gedicht, eine Geschichte, einen Song?“

hören und lesenUnter mir brechen morsche Äste und Blätter malen ein Feuer, das sich ausbreiten wird! Verschlingen die einstigen Farben, bis schwarz der Winter ins Land zieht! Bis alles dahin ist und fällt, vor meinen Körper fällt, vor meine Füße fällt, die müde sind und kraftlos. Meine Arme können nicht mehr begreifen.  Mein Kopf schlägt unkontrolliert gegen Mauern, an denen schon so manches Wort zerbrach. Mein Magen rebelliert, meine Zunge streikt. Ich taumle nach vorn, zur Seite, zurück, in den Fluss Leben, in den See Geist, in das Meer Sein, hinab in den Schlund, hinauf in den Duft verbrannter Träume! Ein Rabe bricht die Stille, während die Sonne sich beäugt. Regenschwere Wolken! Eiswind! Schals und Hauben fliegen durch den aufkeimenden Tag! Schirme erliegen den Oktoberworten! Nebel auf den Feldern! Schwarzer Stoff! Gedichte, Geschichten zerbrechen in meinen Händen, die schreiben wollen und nicht können! Es versuchen, vergeblich, gegen jede Widrigkeit! Sinnlos! Entstellt! Ist es naiv an Worte zu glauben? Das Gras liegt schwer, auf der Mauer kein Halt, die Gewissheit fallen zu können! Holz trägt meinen Körper, vielleicht. Ich bin ein Geist!

Christopher Schmall, Oktobermorgen

er-innernKane Faxen – Der Verfall oder Letztes Stadium Hinschwinden (NOFX – The Decline)

(Interpretative MundArt Übertragung von Norbert K.Hund gewidmet Rafi Chaimowicz)

Vo wo san oi die dummen Leit woi hea?
Und duach wos san die so deppad woan?
Zücht zwischn wundaschene Beag,
mim bestn Woazn heagfuadat woan
zu unwichtige Menschn – ohne jedes Gfüh.

Gib die Schuid…

da menschlichn Natur, unsra Bestimmung
gib die Schuid da Geizisgeilherrschoft
da Gottesfuacht
Fuacht vuam Neichn
Ongst vua da Woaheit

Mea Menschnrechte, weniga Unrecht,
do kriagst ka Ontwuat!
Sing auswendig die rot-weiß-rotn Songs
während die Frogn
goa ned gstöd wean
Leant iagndwea nu aus da Vagongenheit?
Wia lebn in da Republik Stüstond.

Vota, wos hob i ton?

singen und sagenIch möchte auch eine Geschichte erzählen: Als ich 1966 in Salzburg in den Kindergarten kam, zeichnete ich unter dem Einfluss der vielen neuen Eindrücke ein Bild. In der Mitte befand sich ein Fleischwolf, in dessen Trichter wir Kinder von oben hinein geschlürft wurden. Unten kamen auf drei Förderbändern Dosen mit Fleisch, Flaschen mit Blut und Pakete mit Knochen heraus, welche sogleich auf Lastwagen verladen und anschließend ausgeliefert wurden. Zuhause erklärte ich meiner Mutter voller Stolz diese Zeichnung und sagte: “Das ist die Menschenvernichtungsmaschine.” Sie nahm das Bild wortlos an sich und räumte es in einen Kasten, und auch auf spätere Nachfragen hin hat sie nie mehr etwas darüber gesagt. Ein schreckliches Schweigen! Wenn wir heute darüber nachdenken, wie wir die nächsten Generationen erziehen können, wie wir sie insbesonders gegen Gewalt und Grausamkeit schutzimpfen wollen, dann müssen wir uns ein Beispiel an Menschen wie Marko Feingold nehmen. Denn nur wer den Mut hat, auch von seinen abgründigsten Gefühlen wie Angst oder Schmerz freimütig zu erzählen, der vermag in den Jugendlichen ihr ohnehin schon vorhandenes Mitgefühl anzuregen – und zu bestärken!

 

GELD MACHT WERTE (Ö1 Radiokolleg)

-> Download: Artarium vom Sonntag, 10. November – Wir präsentieren unser heuriges  Bildungsprojekt zur vorweihnachtlichen Denkanstiftung: GELD MACHT WERTE – eine Produktion aus dem Ö1 Radiokolleg, welche im Jahr 1999 erstmals ausgestrahlt wurde und die wir mit freundlicher Genehmigung des ORF zum 15. Geburtstag der Radiofabrik nunmehr ebenfalls senden. Vom 11. November bis 19. Dezember sind alle 24 Folgen dieser Sendereihe hier in Salzburg und als Livestream abermals gut zu hören – und zwar immer montags bis donnerstags zwischen 13:30 und 14:00 Uhr. Im Artarium spielen wir schon vorab ein paar Ausschnitte als Appetizer und erzählen auch, wie es ursprünglich zur Idee dieser journalistischen Qualitätsoffensive kam. Das vollständige Programm mit den Titeln/Themen der einzelnen Beiträge sowie den Begleittexten der jeweiligen Autor_innen haben wir zudem als PDF zum Download vorbereitet.

Warum aber ausgerechnet diese Produktion nach fast 15 Jahren noch einmal hören, wo doch beinahe im Wochenrhythmus neue Schreckensmeldungen aus der Finanzpolitik für Verunsicherung sorgen? Eben weil vieles davon gar nicht so „neu“ ist, wie es uns ein auf Tagesaktualität ausgelegtes Nachrichtenbusiness oft erscheinen lässt: Denn in einem geschlossenen System war, ist und bleibt nämlich die Summe aller Guthaben immer genau gleich hoch wie die Summe aller Schulden.

Und was wäre ein hochgradig globalisiertes Wirtschaftssystem mit seinen zunehmend grenzenlosen Geld- und Warenströmen denn anderes als ein in sich geschlossenes System? Oder, wie es bereits Bert Brecht prophetisch auf den Punkt brachte: „Wär ich nicht arm, wärst du nicht reich.“ In dieser hervorragenden Sendereihe wird also viel grundlegendes Wissen vermittelt über die Entstehung des Geldes, das Funktionieren der Märkte – und den zwangsläufigen Zusammenbruch von Spekulationsblasen. Die Produzent_innen gehen aber noch einen Schritt weiter – sie hinterfragen viele der vorgeblichen Wahrheiten, die uns permanent als unumstößlich (oder alternativlos!) dargestellt werden – und bürsten unsere Wahrnehmungsgewohnheiten ordentlich gegen den Strich. Auf diese Weise können wir uns dann wirklich bilden – eine eigene Meinung nämlich! Muss Wachstum immer sein? Ist es überhaupt gut – oder schlecht? Und unter welchen Bedingungen? Oder besteht ein von vorn herein anzunehmender Zwang zum Wachstum, der die einzelnen Volkswirtschaften weltweit in die Verschuldung treibt?

In diesem Zusammenhang sei zum Beispiel auf den österreichischen Ökonomen und Kapitalismuskritiker Erhard Glötzl hingewiesen, dessen 1998 publizierte, wegweisende Arbeit „Wechselfieber der Volkswirtschaften – Anamnese, Diagnose, Therapie“ bei der Gestaltung dieser Radiokolleg-Reihe eine nicht unwesentliche Rolle gespielt haben dürfte. Die Hauptthesen werden in der Folge „Schuldner, Gläubiger, Philosophie des Geldes“ im Rahmen eines überaus witzigen Interviewgesprächs von ihm selbst erläutert. Und so wie meine Begegnung mit Erhard Glötzls einleuchtenden Gedanken für mich damals beim ersten Hören ein plötzliches Verstehen der komplexen Materie Geldwirtschaft bewirkt hat – so geht es seitdem vielen, vor allem jungen Hörer_innen bei der einen oder anderen nonchalant aufbereiteten Information aus diesem schier unerschöpflichen Fundus der denkmöglichen Querverbindungen. „Das hätt ich nie gedacht, dass das so einfach ist!“, oder: „Unglaublich, wie alles zusammenhängt!“, so lauten dann typische Bemerkungen.

Wir bringen GELD MACHT WERTE allerdings noch mit ein paar weiteren Absichten gerade jetzt ins tägliche Programm der Radiofabrik: Zum einen wollen wir der jüngst mit einem Radioschorsch ausgezeichneten administrativen und journalistischen Arbeit unseres langjährigen Programmkoordinators Georg Wimmer ein unentrinnbares Hörmal widmen, das seinem Bemühen um handwerkliche Qualität und technische Perfektion gerade in der Ausbildung und Ermutigung von freien Sendungsmacher_innen veranschaulichen mag. Zum anderen wollen wir damit einen Grundgedanken unseres 15-jährigen Jubiläums pflegen, um ihn uns wiederum gemeinsam mit Schmackes ins Bewusstsein zu pflanzen: Unser Zukunftspotenzial hat im Wesentlichen mit der Leidenschaft zu tun, im Medium Radio Grenzen zu überschreiten, Neues auszuprobieren und Visionen zu verwirklichen. In diesem Sinne heißt das auch, Radiomachen von den Besten zu lernen. Also, wagen wir uns doch selbst ebenfalls immer wieder mal an komplexe, komplizierte und kontroverse Themen! 😉

 

Ö1 Radiokolleg Sendereihe GELD MACHT WERTE in der Radiofabrik Salzburg – Programm von 11. November bis 19. Dezember 2013 – jeweils Montag bis Donnerstag um 13:30 Uhr:

Woche 1 – „Die Ökonomie der Unersättlichkeit

Montag, 11. November – Die Weltbank Anschauungsschule
Dienstag, 12. November – Entschuldigung der Verschuldung am Beispiel von Schwellenländern
Mittwoch, 13. November – Die Ökonomie der Unersättlichkeit
Donnerstag, 14. November – Politisches Kapital – Kapitalistische Politik

Woche 2 – „Börsenfieber und Börsencrash

Montag, 18. November – Ein Tag an der Börse
Dienstag, 19. November – Das größte Casino der Welt: die intemationalen Finanzmärkte
Mittwoch, 20. November – Einzelaktien, Fonds oder Dachfonds? Eine Orientierung
Donnerstag, 21. November – Krisen und Systemdefizite der internationalen Finanzmärkte

Woche 3 – „Vom Marktplatz zum Finanzmarkt

Montag, 25. November – Kapitalismus: Was ist das?
Dienstag, 26. November – Vom Markt zur Marktwirtschaft
Mittwoch, 27. November – Das organisierte Verbrechen: die höchste Stufe des Kapitalismus?
Donnerstag, 28. November – Makroerfolge und Mikroelend

Woche 4 – „Strategien für ein Leben ohne Geld und Zinsen

Montag, 2. Dezember – Das Phänomen der Tauschring-Bewegung
Dienstag, 3. Dezember – Geld ist, was Geld bewirkt
Mittwoch, 4. Dezember – Konflikte mit der Normalität – rechtliche Grauzone
Donnerstag, 5. Dezember – Wirtschaftliche Integration und Regionalökonomie

Woche 5 – „Kulturphänomen eines Zahlungsmittels

Montag, 9. Dezember – Von den Anfängen des Geldes bis zur Einheitswährung
Dienstag, 10. Dezember – Geldgeschichte und Herrschaftsgeschichte
Mittwoch, 11. Dezember – Geldwirtschaft als System
Donnerstag, 12. Dezember – Schuldner, Gläubiger und die Philosophie des Geldes

Woche 6 – „Der tägliche Umgang mit dem Geld

Montag, 16. Dezember – Bewegungsspielräume und Abhängigkeiten
Dienstag, 17. Dezember – Die Extreme von Arm und Reich und ihre Wahrnehmung
Mittwoch, 18. Dezember – Die Metamorphosen des Geldes
Donnerstag, 19. Dezember – Geldinteressen – Kommunikation/Suggestion – Wahrnehmung/Verschleierung

 

Geschlecht und Gartenzwerg

Download: Artarium vom Sonntag, 27. Oktober – Nun ist es also amtlich, die Radiofabrik ist 15 und darf jetzt auch schon allein Mopedfahren. Vor lauter Freude darüber haben wir heuer gleich 3 Sendungen für ihre zukunftsweisenden Inhhalte/Konzepte mit dem seit 2008 vergebenen Medienpreis „Radioschorsch“ ausgezeichnet. Und ebenso einen ehemaligen Kollegen, der sich seit der Gründung des Senders jahrelang mit Hingabe um diese Zukunftsfähigkeit verdient gemacht hat – als Journalist, Programmkoordinator und Vereinsmitbegründer – nämlich Georg Wimmer (nach dem der Radioschorsch allerdings NICHT benannt ist). Der ist wiederum einem geschäftigen Gartenzwerg nachempfunden, einem mythischen Wesen, das wie kein zweites für heimliches Schaffen im Untergrund steht. So weit, so verständlich. Doch haben Gartenzwerge eigentlich ein Geschlecht? Wenn ja – welches? Und überhaupt – wer ist Henry Lûmí?

Radioschorsch 2008Es war eine grandiose Zeit, als die Artarium-Crew den allerersten Radioschorsch für die gelungenste Sendung zum 10-jährigen Jubiläum der Radiofabrik verliehen bekam. Keineswegs weniger grandios gestaltete sich die heurige Preisvergabe, über die wir hier ebenfalls als allererste berichten wollen:

„And the Schorsch goes to…“ 😀 Die ausgezeichneten Sendungen und ihre Gestalter_innen: Robert Schromm und Hans Peter Reuber für „Hallo Nachbarland“ in der Kategorie „Networking und Community-Building“ – Gunther Engetsberger für „Soundburg Radio“ in der Kategorie „Technologische Pionierleistung“ – Die Literaturgruppe Lachmeer mit Rosi Krenn und Robert Presslaber für „Radio Stachelschwein“ in der Kategorie „Soziale Visionen und deren Verwirklichung“. Wir gratulieren abermals allerartigst und schwelgen in den Nachbeben eines gelungenen Abends. Merci euch allen! Was wir jedoch schmerzlich vermissen, das sind ein paar Songs der fabulösen Sheepbrothers zum im Radio spielen. 😉 Für uns waren sie menschlich wie musikalisch eine ordentliche Offenbarung…

IntersexAnd now to something completely difficult: Ein Thema, das uns immer wieder in neuer Gestalt unterkommt, ist die selbstbestimmte Suche nach der eigenen sexuellen Identität. Fast genauso kompliziert wie das Geschlecht des Gartenzwergs zu definieren, gestaltet sich meist auch der Weg in ein erfülltes Leben für Menschen mit nicht eindeutig zuordenbaren Geschlechtsmerkmalen oder Geschlechtsvorlieben. Dass dies auf vielerlei Ebenen (und nicht nur rein körperlich) eine wichtige Rolle spielt, das erklärt uns etwa dieses Video mit dem vielsagenden Titel „Human Sexuality is Complicated“. 😛 Wir empfehlen es hiermit uneingeschränkt, auch zur Einstimmung auf unsere Sendung.

Was uns darüber hinaus in Erstaunen versetzt und zu zarten Anflügen von Hoffnung Anlass gibt, ist der Umstand, dass ausgerechnet im gesellschaftlich nicht gerade als progressiv verschrieenen Salzburg seitens der Hosi die österreichweit erste Stelle einer eigenen Intersex-Beauftragten eingerichtet wurde. Aber Hallo! Demnächst outet sich noch der Erzbischof als evangelisch und die Festspiele werden zum Forum für Armutsbekämpfung und Globalisierungskritik? Doch lassen wir die Kirche erstmal im Kraut und folgen wir unserer bewährten Neugier. Wir haben Gabriele Rothuber (so heißt die neue Fachfrau für Geschlechterfragen) zu einer unserer kommenden Sendungen eingeladen, weil wir mehr über ihre Arbeit sowie das eben nicht gerade übersichtlich erscheinende Thema Intersexualität erfahren möchten. In der Zwischenzeit laden wir zum Intersex Solidarity Day am 8. November (ab 18 Uhr im Unipark Nonntal), Flyer/Programm gibts als Download.

 

There must be some way out of here

-> Download: Artarium vom Sonntag, 20. Oktober – Fast schon totgecovert, die Nummer! Und seit Jimi Hendrix gabs auch kaum mehr Erleuchtendes, schon gar nicht vom Zimmerman(n) selbst. Die Version im deutschen Film „Bandits“ fand ich immerhin erfrischend, jene von Thea Gilmore im Rahmen ihrer Gesamtalbum-Interpretation von Dylans „John Wesley Harding“ angenehm klassisch. Ein Herr Lämmerhirt allerdings erschafft „nur“ mit akustischen Gitarren und Querflöte (!) eine unverwechselbare Songpersönlichkeit. Kein lyrischer Text besteht nämlich beim Anhören ohne eine ihm inhaltlich entsprechende Stimme, darin besteht die Vortragskunst – die hier ist also geradezu unüberbietbar kongenial: „Werner Lämmerhirt – All Along The Watchtower“ vom 1991 bei Stockfisch erschienenen Album „Die frühen Jahre“. Der Gitarrensound erinnert stark an Leo Kottke, doch die Stimme – wo soll ich die jetzt hin tun? Eben 😀

Menschen begeisternWeshalb sich einem (oder einer anderen) überhaupt einzelne Zeilen aus Songs und Texten einbrennen, einfräsen, das ist schwer zu erklären. Überhaupst bei Bob Dylan, dessen Poesie sich so dermaßen jeglicher eindeutigen Deutung verweigert, dass es schon wieder genial ist, sich in seiner lyrischen Krypta der Bedeutungen zu verirren.

Ich kenne einen Mariazeller Bierbrauer, der zu jeder nur erdenklichen Livedarbietung dieses Metaphernmeisters wallfahrtet und dortselbst akribisch allfälligen Textvarianten nachspürt. Anschließend katalogisiert er die von ihm wahrgenommenen Versionen und vergleicht sie in einem weltweiten Kreis Gleichgesinnter mit den davon verschiedenen aus anderen Konzerten. So entsteht in einem allseits lustvollen „never ending Work of Progress“ ein Verzeichnis jener Möglichkeiten, wie man etwa als Bob Dylan Bobdylan’sche Lyrik interpretieren kann. Wobei ihrem Schöpfer nie auch nur ein Sterbenswort darüber zu entlocken ist, was dieselbe denn nun eigentlich bedeuten soll. Versuchen wir es nun unsererselbst mit der Technik der „Interpretativen Übertragung“ sowie unter Zuhilfenahme oben erwähnter CoverversionenAll along the Watchtower! 😉