Αγγελική Ιονάτου

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 14. Juni – Wir spielen das ganze Album O Erotas der griechisch-französischen “Compositrice et Chanteuse” Angélique Ionatos, das der gute Christopher unlängst im H.C. (Artmann) Café des Literaturhauses zu Salzburg entdeckt hat. Die bei uns weithin unbekannte Künstlerin verbindet in ihrem musikalischen Werk verschiedenste Einflüsse mediterraner Kulturtradition zu einer ganz eigenen, berührend faszinierenden Klangwelt. Wir fühlen uns da in einen lyrischen Kosmos entführt, in dem „das Bittere stets mit dem Süßen vermengt ist“, wie es bereits in einem altgriechischen Sprichwort heißt. Das titelgebende Lied des Albums O Erotas ist übrigens ein von ihr vertontes Gedicht des griechischen Literaturnobelpreisträgers Odysseas Elytis. „Kunst und Liebe sind stets auch politisch“, so empfinden es wir…

o erotas cover„Die Schwarzweiß-Photographie einer herzhaft lachenden Frau mit lockigem Haar und Lederjacke. Darunter blassblaue Zeichen, die einen Namen formen: Angélique Ionatos. Die Engelhafte.

Und daneben in kleiner weißer Schrift: O Erotas. Die Liebe. Ich stöberte im Regal mit den CDs, die über die Jahre von verschiedenen Menschen zusammengetragen worden sind und entdeckte dabei dieses sommernachtstraumhafte Album.

Spätestens als Ionatos den ersten Ton freigab, war ich verzaubert, wurde verwandelt, fiel in ihren Bann. Es liegt auf der Hand: Mischt man eine dunkelwarme Stimme, welche griechische Poesie wie Beschwörungen singt, mit einer eigensinnlichen Musik, die manches Mal auch in den Hintergrund tritt, wie um die Worte zu stärken, so kann daraus eigentlich nur ein außergewöhnlicher Genuss entstehen.

Also, lasst uns ein Stück Hörwelt teilen und gemeinsam Klangwege beschreiten. Das Leben ist zu kurz für schlechte Musik!

 

Deine Stimme, die zählt!

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 31. MaiJournalismus und Märchenwelt, passt sowas denn zusammen? Romana Stücklschweiger geht diesmal mit uns auf die Suche nach ein paar magischen Geheimnissen zwischen Phantasie und Professionalität, die das Selbstsenden im freien Medium gar wundersam verzaubern. Denn das, was uns als Community der vielen verschiedenen Stimmen ausmacht, das entzieht sich seiner systematischen Dingfestmachung oft ähnlich wie die überraschenden Wendung eines Märchens – oder Traums. Sind wir also auch so etwas wie eine andersweltliche Erscheinung inmitten des Realitätsalltags, die sich nur durch ihr Dazwischensein definieren – und so von den anderen Erscheinungsformen abgrenzen kann?

Machtkunst„Wer kann beweisen, dass der sogenannte normale Zustand nicht ein Wahn ist – ein süßer Wahn vielleicht, aber ein Wahn. Dass ich in Wahrheit verzaubert oder gar verflucht bin. Dass ich weit von mir selbst entfernt, also verwandelt, bin?“ So formuliert es Michael Köhlmeier im Vorwort zu einem Kapitel seiner „Märchenwelt“. Und wie definieren wir „Wirklichkeit“? Etwa als Sachzwang oder Gewohnheit, als das normative Gewicht des Faktischen? In dem Zusammenhang fragen wir uns zum Beispiel auch, ob nicht mit dem Begriff „Journalismus“ im freien Radio noch etwas Anderes gemeint sein könnte als das im allgemeinen Sprachverbrauch weithin Übliche. Oder wie das engagierte Eintreten für lokale Musiksschaffende hinter den Kulissen funktioniert. Zwischen Handwerk und Idealismus. Zwischen Tagtraum und Technik. Zwischen Weltverbesserung.

KunstmachtDazu wollen wir von Romana einiges erfahren, ist sie doch ihres Zeichens Mitgestalterin des ab Oktober in der Radiofabrik angebotenen Lehrgangs für Musikjournalismus. Überhaupt ist sie ja auch selbst eine seit Jahren erfahrene Musikredakteurin und als solche der geneigten Gehörschaft aus diversen Sendungen stimmlich wohlbekannt. Ja, diese Stimme… Damit kommen wir zurück zu einem wesentlichen Merkmal der freien und selbstbestimmten Community-Radios: Hier ist die Vielfalt der unterschiedlichsten Stimmen in ihrer ganzen Bandbreite zu erleben. Und man merkt, es sind die Stimmen der Menschen, die man auch beim Einkaufen und beim Spazierengehen antreffen kann. Deine Stimme, meine Stimme, unsere Stimmen. Echtheit, nicht Verkaufsprodukt. Das ist das Geheimnis. Denn „Something is happening here, but you don’t know what it is. Do you, Mister Jones?“ (Bob Dylan)

 

Alles Gute!

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 24. Mai„Ja, so sind die Menschen, sie sind unterschiedlich – manche sind zart, und andere sind unverwüstlich.“ Mit diesem Zitat der Wiener Kapelle Das trojanische Pferd eröffnen wir die heutige Veranstaltung der Aktion „Das Gute Lied“. Darüber hinaus wollen wir uns ganz entschieden dem Guten, Wahren und Schönen in unserer eigenen Welt zuwenden, allein schon aus Gründen gesundheitlicher Generalprävention, in diesen Zeiten, wo die Euro-Video-Songcomtess ausgerechnet in Wien hofhält UND dazu noch ringsum das katholische Firmbimbam vor sich hin dröhnt. Jössasmarandjosef, da werden einem zwischen Parfum und Pailetten, Pfingstochs und Pfaffenspray die Außenweltnachrichten einfach zu unschön. Also ziehen wir uns zurück – auf ein gutes Buch, eine gute Idee, einen guten Menschen.

Guter HaseGönnen wir uns eine hasenreiche Auszeit von den vielen Anlässen und Aufmärschen des allweiligen Reizreaktionstrullala. Und widmen wir uns doch den Kunstgenüssen, die so überhaupt nichts mit all dem anstrengenden Plärr, Blink und Blah zu tun haben, dem die volksfesch zurechtgezupften Mitlinge fromm johlend und andachtsvoll nachhupfen. Brimborium in Schubidu Trihulliö! Ob Stadthalle oder Dom, ob Pfarrkirche oder TV – alles ein veritables Hochamt des Mitdazugehörens, des sich Auflösens in der anonymen Knetmasse der allallerweil Gleichklingenden. Nein, wir sind angewidert vom scheinewigen Immerdar und von der jährlichen Wiederkehr des uns zur Hingabe Verordneten. Es ist genug, oder? „Jetzt kann nur noch die Phantasie die Sterbenden vom Eis befrein.“  Konstantin Wecker Zum Schluss die Lesung aus dem Buch der Weisheit. Möge die Wurst mit euch sein!

Ich ziehe meinen Hut vor jedem heterosexuellen Menschen, der bei der Klärung seiner diesbezüglichen Identität/Orientierung einen genauso anspruchsvollen Weg zurückgelegt hat wie etwa ein Homosexueller…

 

Steve Howe Symphony

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 10. MaiIn Würde altern mit dem Vollblutmusiker und langjährigen Yes-Gitarristen, der bei uns ob seines nunmehrigen Aussehens den liebevollen Spitznamen „Mäusegroßvater“ trägt. Wir gratulieren zum 68. Geburtstag (am 8. April) und wünschen weiterhin gutes Gelingen beim alterslosen Abviechern mit so legendären Zupfrumpeln wie der Gibson ES-175 oder Fender Dual 8 Lap Steel 😉 Wie unschwer zu bemerken, würdigen wir diesmal allerlei Facetten des gepflegten Gitarrenspiels. Dergleichen betreibt gerade Steve Howe rund um das auch von ihm selbst Anfang der 70er mitgeprägte Genre des Prog-Rock bis heute aufs Allerfeinste – sei es gemeinsam mit seinen früheren Weggefährten (Yes Live at Montreux 2003) – sei es zusammen mit seinen Söhnen Dylan und Virgil als Steve Howe’s Remedy

Steve Howe TimeAuch abgesehen von den diversen Bandprojekten hat dieser Vollfreak der Virtuosität und Klangkulissen seit 1975 seine solide Solokarriere. Das erste diesbezügliche Album „Beginnings“ war anstoßgebend für die Musikzusammenstellung dieser Sendung, in der wir seinen Entwicklungsweg von frühen Yes- sowie Soloarbeiten über spätere Live-Interpretationen und ein sehr eigenes Bob Dylan Coveralbum bis zur schon erwähnten, Generationen vereinenden Remedy nachzeichnen:

Die Sätze und ihre Bezeichnungen 😀 lauten also:

01 Artarium – Mäusegroßvater-Signation feat. Jon Anderson „Love is everything“

02 Steve Howe – Lost Symphony (Beginnings 1975)

03 Steve Howe – Will O‘ the Wisp (Beginnings 1975)

04 Yes (Steve Howe) – Clap (Studio Version, Yessongs 1971)

05 Yes – Starship Trooper (Life Seeker; Disillusion; Würm; Yessongs 1971)

06 Yes – And You And I (Keys to Ascension Live 1996)

07 Steve Howe – Don’t Think Twice It’s All Right (Portraits of Bob Dylan 1999)

08 Steve Howe’s Remedy – Lost Symphony (Live 2004)

 

Red Sky Coven

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 15. MärzDas ganze Album diesmal im Zeichen dreier ebenso erlesener wie unterschiedlicher Solokünstler, die immer noch gemeinsam unter dem Namen Red Sky Coven auftreten: Der Folksänger und Geschichtenerzähler Rev Hammer, die Malerin, Autorin und SpokenWordArtistin Joolz Denby sowie der als Frontman von New Model Army bekannte Rocksänger und Songwriter Justin Sullivan. Wir hören die zweite Halbzeit eines jener legendären Liveabende, die gelegentlich mitgeschnitten und veröffentlicht wurden, genau gesagt Volume 2 von ihrem ersten Album Volumes 1&2 (1995). Dies als ein Beispiel dafür, wie sich die jahrelange Zusammenarbeit von so verschiedenen Künstler_innen auf deren jeweilige Entwicklung fruchtbringend auswirkt. So sind hier etwa schon Justin Sullivans spätere Soloprojekte zu erahnen.

zombi_by_joolzBesonders die Sprechstücke von Joolz Denby sind hypnotische Kostbarkeiten, hat sie doch das ursprünglich aus der politischen Punk- und D.I.Y.-Bewegegung stammende SpokenWord-Genre über Jahre hinweg stilprägend mitgestaltet, in Kooperation mit immer wieder neuen Musik- und Medienschaffenden. Einige aktuelle Arbeiten sind hier auf ihrem YouTube Kanal zu sehen. Wie schon auf ihren Alben aus den 80ern und 90ern lässt sich die Fortführung von Patti Smiths Pionierleistung im Bereich der „Word over Music“ Performance politisch bewusster und kreativer Frauen beobachten. Zum Vergleich etwa deren erste Veröffentlichung von „Piss Factory“ (1977). Hier ließe sich noch eine ganze Menge an Material in den Perlenorkus verlinken – doch irgendwann ist auch bei mir Feierabend! D.I.Y. kann ich da nur sagen – Do It Yourself – Macht euch noch einen schönen Sonntag und viel Vergnügen beim zwischen den Zeilen userer Zusammenstellung Zuhören 🙂 denn wir sind sehr gern ein geiles Institut…

 

Best Of Zeitzeuge

>  Sendung: Artarium vom Sonntag, 15. Februar – Die deutsche, nein, bayerische Band Zeitzeuge beeindruckt uns vor allem durch die lyrische Kraft ihrer Songtexte. Darum wählen wir diesmal für unsere Reihe Das ganze Album” gleich aus zwei CDs dieses wundervollen Musikprojekts aus – und zwar jene Lieder, die sich aufgrund ihrer besonderen sprachlichen Stimmungsbilder am besten in unser etwas anderes Hörwelttheater einfügen. Sowohl “Man singt, man weint, man schreit dafür” (2008) als auch “Bürgerkrieg im Herzland” (2011) tragen ja schon dafür programmatische Titel – also erfreuen wir uns (und euch an den Empfängnisgeräten) mit einer spontan-assoziativen Zusammenstellung von 9 Tracks aus diesen beiden denkwürdigen Werken. Des weiteren gibts noch den Sound von ihrem sehr inwendigen Video “Wie schwer es ist zu gehen”

Zeitzeuge Band LiveDass Songtexte auch ohne Musik, quasi trocken gelesen, funktionieren können, das zeigen wir anhand von zwei Beispielen, nämlich indem wir selbst “Gegen den Wind” und “Wenn der Löwe fällt” (auszugsweise) als Gedichte vortragen. Dabei zeigt sich eben die Intensität der offenbar auch hinter dem Zeitzeuge-Musikschaffen steckenden Aussagen und Auseinandersetzungen. Chapeau! Wir gratulieren, allerdings schon mit zwei weinenden Augen, zumal sich diese in ihren Botschaften so erfrischend eigensinnige Kapelle inzwischen auch aufgelöst hat. Bedauerlicherweise – wie etwa auch Rotz aus Salzburg oder Tagtraum aus Schweinfurt (sic!) – es betrifft immer wieder die Bands, die sich nicht dem geklonten Gleichklang der Industrie und ihrer Verwertstopfung anbiedern. Doch wie dem auch sei, Zeitzeuge erfreuen sich in ihrer Zuhörerschaft jedenfalls bleibender Bedeutung, vovon gerade auch die per Homepage angekündigte DVD ihres Abschiedskonzerts (2013) ein überaus lebendiges Zeugnis ablegt. Und wenn wir schon beim Zitatwortspiel sind, so wünschen wir uns und ihnen doch noch viele kraftvolle Lebenszeichen, denn, wie sie es selber so schön sagen: Du kannst nicht davonrennen. Du bist ein Zeuge deiner Zeit.” In diesem Sinne hier der in der Sendung gelesene Text Gegen den Wind”:

Du schweifst ab in die Ferne
und ich folg dir dahin
Ach, Kind was hab ich dich gerne
ruf nicht gegen den Wind

Ohooo
nicht mehr rot
spring aufs Boot
und auf Los
auf Los gehts los

Und ich spiel die Akkorde
hier im Westen nichts Neues
ein Lied von vielen
hörs dir an und bereu es

Doch es ist unser Weg
unsere neue Tür
unser kleines Etwas
man singt, man weint, man schreit dafür

Unser großes Schifflein
es ist nicht mehr weit
wir sind die Zeugen
unserer eigenen Zeit

Und wir fahren nicht geradeaus
nicht nach oben, nicht zurück
unser Ziel ist ein Gefühl
und ich nenn es nicht mal Glück

Sondern da wo man hin will
da wo man hin will, also da,
also was Ähnliches wie zuhaus
wie zuhaus

 

PS. Mein Einspruch bezüglich „BR2 Zündfunk Montagsdemo“ als Download 😉

 

Abendländische Hörgewohnheiten

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 18. JanuarSymphonische Rockmusik als ein Experiment zwischen Musiktradition und Moderne. Die Mischung machts – oder die Collagenkompetenz, auch Verstörendes in Verbindung mit Vertrautem darzubieten. Und wir meinen mit „Symphonic Rock“ schon jene schöpferische Symbiose aus den verschiedensten Stilelementen, die seit Anfang der 70er Jahre durch Bands wie King Crimson, Genesis, Pink Floyd oder Yes etabliert ist – und nicht diese langweilenden Aufgüsse von x-beliebigen Rockhadern durch x-beliebige Symphonieorchester. Soweit erstmal zur nötigen Klarstellung 😉 Was uns interessiert, ist die im Umfeld des Progressive Rock (Art-, Classical-, Experimental- und Psychedelic Rock) stattfindende Kulturvermittlung von innovativen Ideen in einem gewohnheitsgeprägten Umfeld.

Abendländische HörgewohnheitenWenn wir uns nun den Ausschnitt einer Bruckner-Symphonie oder Wagners Walkürenritt aus dem Soundtrack von Apocalypse Now anhören – und gleich darauf einen Titel von Porcupine Tree oder von Yes, dann verstehen wir sofort, wie diese abendländische Prägung unseres Gehörs funktioniert. Und wie durch die subtile Balance von Wiedererkennbarem und bisher völlig Unerhörtem so etwas wie eine angenehme Bekannschaft mit dem Anderen, dem Fremden und Neuartigen entsteht. Dieser geniale Lernprozess findet auch weiterhin statt, solange sich die gewachsene Musiksprache unseres Kulturkreises in der Alltagsakustik eines erheblichen Teils der Bevölkerung widerspiegelt. Das trifft immer noch zu, wie etwa die Gestaltung vieler Filmmusiken zeigt. Oder der Umstand, dass die heute Erwachsenen stark von klassischen Konzerten und Radiosendungen geprägt sind. Wenn man sich allerdings die zukünftige Hörwelt aus dem ableitet, was heutigentags allzuland die Gewohnheiten bildet, dann wird man mit einem gscheiten Tinnitus noch vergleichsweise gut bedient sein…

Lasset uns eine Insel stifteneine Insel aus Schönheit und Vergnügeninmitten von Werbedreck, Sounddesign, Klingelschasund trullerndem Formatradio! 😀

 

SoundDiary – A Book In My Hand

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 11. Januar – Das komplette brandneue Album der Wiener Band SoundDiary – eine in vielerlei Hinsicht außergewöhnliche Abenteuerfahrt durch die Glücksgefühle und Gefährdungen des postmodernen Nomadentums auf der Suche nach der Seinsinsel zwischen Sinn und Zusammenhang. Meine Reaktion aufs erste Durchhören dieses akustischen Bewusstseins-Roadmovies erfand sich in folgenden Worten: „Ich kenne zur Zeit keine österreichische Band – Blank Manuskript einmal ausgenommen – die den nötigen Scheißdrauf hat, ein derart authentisches Progressive-Rock-Konzeptalbum herauszubringen, dem man zwar immer anhört, dass es 2014 produziert wurde, von dem man aber meinen möchte, seine Kompositionen stammten aus der Blütezeit von Genesis & Co.“ Allein das schon eine Empfehlung 😉

A Book In My HandDoch es verbirgt sich noch weit mehr hinter der gefälligen Oberfläche eines stimmigen Musikalbums, das auch durch gelungenes Crowd-Funding produziert und im Eigenverlag fairöffentlicht werden konnte:

Philosophische Fragestellungen zum Beispiel – und Reflexionen über das Verhältnis des Individuums zur Welt – in Gestalt einzelner Mitmenschen, gesellschaftlicher Gegebenheiten oder verinnerlichter Moralgebote, die Songtexte sprechen da für sich.

Where You Lead MeIch in Beziehung UND unabhängig – dieser rote Faden ist das Konzept des Albums und zugleich wohl auch programmatisch für die Interessen der Bandmitglieder. Nicht nur, was kommunikative Publikumsberührung in Verbindung mit größtmöglicher künstlerischer Freiheit anbelangt, sondern gewiss auch in persönlich erlebten Versuchen, neue Formen zu entwickeln fürs Zusammensein der Gegensätze – mit einander, in der Welt – und – zwischen sich selbst! Aufbrüche ins Ungewisse…

Obiedient To IIndifferenceEndlich wieder einmal, textlich wie musikalisch, ein Gesamtkunstwerk, dem man die emotionale Echtheit und das individuelle Engagement seiner Schöpfer_innen (!) abnehmen kann, möcht man lauthals aufjubeln. In Zeiten wie diesen, wo fast jede Neuerscheinung allzu affensichtlich aufs Arschloch des Marktes schielt, um sich sogleich in irgendeiner Pose zu verfieberzapferln zwecks ihres besseren Verkaufs. So erbrechenbar wie Fastfood, Fernsehen und jede andere Mainstream-Prostitution. 😛 Hallelujah! Oder so. Jedenfalls wissen wir jetzt wieder, warum wir ein Konzeptalbum wie dieses hier lieben. Weil es uns auf eine handwerklich gut zubereitete Zauberreise mitnimmt – durch die wechselvollen Zustände und Zwischenwelten unseres Daseins. Weil wir uns in ihm wiederspiegeln, in unserem Kampf um die eigene Sinnstiftung, inmitten von Größenwahn, Niedertracht und Volksverhumpfung. Eben weil es etwas zu sagen hat – und das auch tut. Eine Message (jawohl), die Fragen und Antworten im Zwiegespräch mit sich selber belässt – und die einen so auch zum Selbstdenken der eigenen Welt anregt. Was ließe sich über ein Kunstwerk wohl Schöneres sagen? Lehnen wir uns also zurück in unsere Leben und genießen wir diese Erfahrung:

What counts and what matters can neither be said nor written, composed, performed or played.“

 > Hinweis: Einen Vorgeschmack auf dieses Kunnstwerk (nebst allerlei musikalischen Assoziationen) gibt es in unserer illustren Nachtfahrt-Sendung „Winterschlaftraum“ 😉

 

Schluss mit Schluss!

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 28. DezemberWir sind noch da 😀 und das bleiben wir auch im kommenden Jahr! Also, keine Widerrede – wer nicht hören will, muss eh nicht. Doch wer da kann – soll auch wollen dürfen! Und umgekehrt. Oder möchte jemand das Gegenteil von sich selbst behaupten? Na also. Wir können jedenfalls nichts dafür – wir sind halt einmal so. Schwierig genug in Gezeiten wie diesen, wo allenthalben uns der Dosenmüll umblubbert – und die Häppchenkultur uns zunehmend Abmerksamkeit verlangt. Zwing Zwang Zweck und funktionieren, Zeit ersparen, einsortieren, nichts verstehen, alles glauben, Damenmoden, Daumenschrauben! Um mir immerhin einen Reim auf diese Gegangenheitsverbewaltigung gemacht zu haben. Selbst natürlich, selbstverständlich. Und ihr seid unser Welpenkorb. In Nämlichkeit,

AUFS OHRAmen. Denn wir haben nicht nur (wie immer) noch lange nicht genug – wir hauen euch gerne auch aufs Ohr – und uns dabei nach Möglichkeit weg. Humor ist, wenn man trotz all dem Wahnsinn in der Welt nach Kräften lacht. Ernst ist sowieso fürn August und bis dahin noch eine lange Weile! Die feine Klinge aus Wort und Witz verstehen wir wohl zu unserem Selbstschutz zu gebrauchen, jedoch manch groben Klötzen verlangt es allzusehr nach einem ebensolchen Prügel. Denen darf dann schon mal der Hammer unseres Zorns die Unwucht ihrer Existenz aufzeigen. Wir nehmen wahr, wir drücken aus – wiewohl, nicht ohne zu verdichten. Wir leben immer Eigenes dar in unseren Themen und Geschichten. Und seien wir einmal ganz ehrlich, wo in all dem Medienvielflat gibt es heute noch Originäres, Unorthodoxes, Verqueres und Widerborstiges? Staat dessen macht uns, Code sei Dank, Kommerz an Herz und Seele krank. Aber wir machen nicht mit bei den Gelalldudlern monoklon klingelnden Österreichts. Retzt erst lechz! Die Freien Medien sind für die freien Meinungen da – und nicht fürs imitatorische Nachwappeln von andernorts quotengeil längst bis zum Anspeiben ausgelutschten Einheitsdrecks. Formate Fadessadenverbehübschung…

Mit ohne uns! Wir sind ein geiles Institut 😛

 

Krampuslauf Disintegration

> Sendung: Artarium vom dritten Adventsonntag, 14. Dezember – Zwei Stunden Sendung zwischen Teufelszauber und dem überlangen Album von The Cure. Eine Spurensuche durch die verhangenen Welten dieser irgendwie magischen Jahreszeit. Schon längst einmal wollten wir Disintegration (inklusive aller Bonustracks) ungekürzt spielen, doch bei dessen Gesamtlänge von fast eineinviertel Stunden können wir das nur im Rahmen einer genauso überlangen Sonderausgabe bewerkstelligen. Daraus ergibt sich natürlich die Frage, womit wir die übrigen 45 Minuten zubringen möchten. Es sollte ja immerhin zur Stimmung und zum Thema passen, schaurig und schön zugleich, sich rituell geheimnisvoll offenbarend, Kunnst einfach! Da schau her, wir sind in Bildern fündig geworden – und haben den Hersteller dieser Arbeiten ins Studio eingeladen:

S.Koidl2014_ScreamStefan Koidl aus Hallein ist aber nicht nur ein aufregender Zeichner (hier ein Album) mit dem Ziel, sich dem Fotorealismus technisch so weit es geht anzunähern – er ist auch ein inzwischen ziemlich erfolgreicher Krampusmaskenschnitzer (einige davon sind hier zu sehen). Passt doch perfekt zur Jahreszeit! 😈 Zudem führt er seine eigenen Kreationen neuerdings sogar selbst auf – in der von ihm mitbegründeten Krampuspass Schergen des Kronos. Da wollen wir doch einmal hinter der Maskierung nachschauen – und ergründen, was das wohl für ein Mensch ist, der mit solch einer schon an Besessenheit grenzenden Leidenschaft derart düstere Themen bearbeitet. Vor allem interessiert uns, aus welchen Inspirationsquellen sich seine Motive speisen, und was für kreative Prozesse da im Hintergrund ablaufen, während so ein Bild seinen Weg vom Kopf aufs Papier findet (oder so eine Maske eben in die fertige Gestalt). Wie hat das angefangen, wie fühlt sich das an – und wo will es hin? Wir ergehen uns in höllischen Phantasien und nachtkalten Krampusläufen, während wir im warmen Radiostudio gemütlich beisammen sitzen. Dazu gibts die gewohnt geeignete Musik…

DisintegrationAnschließend an unser Gespräch, wie angedroht und versprochen, das ganze Album Disintegration von The Cure in vollster Länge und ohne jedweden Hineinquatsch. Warum just dieses doch 72-minütige Ohrwerk im tiefsten Mittwinter lauthals zu Gehör gebracht wird? Weil es ein Innehalten ist inmitten schleunigen Lärms, ein Inzwischen aus leisen Tönen und dröhnendem Bombast. Weil ihm aufregende Stille ebenso innewohnt wie beruhigender Wahn, weil rauschhaftes Einvernehmen hier so grenzgenial in angepasstes Widerstreiten übergeht, dass Revolution nur noch innerlich stattfinden kann – aber stattfinden muss! Weil es genau die Medizin ist, die wir in den längsten Nächten des Jahres brauchen, eine psychedelische Filmkulisse zum Sterben und Erwachen – mit unserem Selbst als erlebendem Darsteller und handelndem Zuschauer in ein und derselben Person: Ich bin viele – und wir sind eins. Alles klar?„The Cure waren zu dem Zeitpunkt, als Disintegration entstand, keine verzweifelte Depri-Band, genausowenig, wie sie das heute sind. Disintegration ist happy-sad, vielschichtig, manchmal hymnisch und manchmal düster, the best album ever und will in meinen Augen irgendwie nicht mit der ganzen Cure-Klischee-Anhäufung zusammenpassen.“ (Cure-Fan-Replik auf obiges Review)