Religwution

> Sendung: Die Perlentaucher Nachtfahrt vom Karfreitag, 14. AprilTraum, Trauma, Traubensalat oder Ein Karfreitag im Kapitalismus. Eine real existierende Märchenstunde für Aufgeschreckte und Davonlaufende, denn: “Mein Name ist Hase, ich verneine die Generalfragen, ich weiß von nichts.” Nur als ein solcher kann man tief genug eintauchen in die Nacht der christlichen Mythen, um sein Sein vom Schein zu befreien – oder zumindest einmal laut zu schreien: Religwution! Willkommen in der Nacht des schreienden Hasen, wenn die Glocken schweigen und das Abendland fadenscheinig wird. Und wenn Joseph Beuys und Christoph Schlingensief endlich verschmelzen. Das hieße dann, bezogen auf unseren Sendungstitel sowie dessen Nebenebenen: Wie man dem gekreuzigten Hasen die Götterdämmerung erklärt.

Religwution 1 Beginnen wir den Scherbentanz des guten Gewissens gleich passend und stimmungsvoll mit einer recht katholischen Fastenpredigt, wie sie in dem legendären Pophörspiel “Augustin” von Ambros, Tauchen, Prokopetz (1980) dargebracht wird. Die kirchliche Zweckwidmung des Volks zum fronpflichtigen Untertan des Gottesgnadentums prägt eben unsere geistigen Reflexe seit jeher: “Ei, Ihr Mägen! Ihr Ludermägen! Ihr Faschingmägen! Ihr zarten und heiklichen Mägen! Ihr Brätelgoschen! Ihr Kapaunergoschn! Ihr Pastetengoschn! Ihr Wildbretgoschn! Muss man solche Mahlzeiten halten, dass Kaiser Vitellius selbst könnt Vorlieb nehmen, von dem doch glaubwürdig ausgesprengt wird, dass er ganze Gerichte von Vogelhirn, ganze Schüsseln von indianischen Spatzenzungen und ganze Trachten von asiatischem Fischrogen hab aufsezten lassen, und, nachdem er genug die Wampe wie einen Wanderranzen angefüllt, hab er mit dem Finger dem Magen die Wiedergab anbefohlen und so eine Staffette nach Speyer geschickt, damit er nochmals fressen mög? Ein solch feister Mensch ist halt eine recht batzerte Butternudel!” (Abraham a Sancta Clara)

Religwution 2 Was für einen Zustand erzeugt nun der quasi-ewige Unterdruck nach innen? Oder soll ich besser sagen, der inwendige Duck nach unten? Führt die Entwicklungsreise des braven Allgemeingläublings vom angepassten Duckmäuserl über den rebellischen Individualzornpinkel sogleich direkt und unweigerlich zum hasskaspernden Wutbürger? Gibt es denn keine anderen Turnübungen? “Was habt ihr nur verbrochen? Was für eine absolut lebensfremde und feindliche Welt in die Zeit gezeugt, geboren, ausgeworfen, hervor gewürgt, hingespieben, aus eurem Hirn geschissen, uns auf die Seele gequetscht, in unser Empfinden gefickt wie eine triumphale Errungenschaft, uns angedreht als Erleuchtung, als Antwort, als Lebenskonzept? Ihr hirnreduzierten Glaubenskrümmlinge und fortschrittsverliebten Immerallesbesserwisser! Ihr dummgewaschenen und heillos überforderten Mitmacher und Stammwähler! Ihr Weltzergrunzungshilfstruppen in einem voll globalisierten Zweckzwangs-KZ zur nutzbaren Ausbeutung von einfach Allemundjedem! Ihr ewigen Quatschorgeln…” (Norbert K.Hund, 2007)

Religwution XDoch hoffnungslos ist anderswo und jedweder Zauberei wohnt eben auch ein Zauber inne. Deshalb lasst euch lieber von uns verführen zum Zuhören und Mitschwelgen. Und zum Umträumen der Albtraumata. Amen. Was hier nicht gesagt werden kann, und was uns in der Sendung ebenfalls nicht einfällt, das meinen wir nichtsdestotrotz ganz genau so, wie wir es sprachlos ausdrücken! “Ich habe einen Traum: Wer bei uns etwas produzieren will, muss anständige Löhne zahlen. Das beschließen alle Regierungen. Und wenn einer kommt mit „freier Markt“, dann sagen die dem, dass der Markt halt schon unter gewissen Bedingungen stattfindet und dass nicht nur der Markt Bedingungen herstellt, sondern dass das auch andere machen. Und es ist nicht die Welt im Markt – sondern es ist immer noch der Markt in der Welt. Und die Bedingungen in der Welt sind so, dass die Leute von ihrer Arbeit leben können wollen. Ein Traum halt… In Wahrheit schaut das so aus: Wenn der freie Markt sich aufs Hösentürl greift, bückt sich die Politik, schmeißt das Rockerl in die Höh und sagt auch noch artig danke, dass sie sich vorher noch kurz einschmieren darf, damits nicht so quietscht, wenns g’wetzt wird.” (Transkribiert nach Günther Paal oder eben auch Gunkl)

 

Autonome Wohnfabrik bei Stadtteilradio Maxglan

Lina Anna Lina Čenić im Gespräch mit Aktivist_innen der Autonomen Wohnfabrik. Die Gruppe hat ein Haus zum Kauf gefunden und ist bis Ende Juni auf der Suche nach Direktkreditgeber_innen für die Realisierung eines solidarischen Wohnkonzeptes…
Mehr dazu https://autonome-wohnfabrik.at/index.php
Kontakt: wohnfabrik@systemli.org

Horses

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 9. AprilZu Gast im Kunnst-Biotop sind diesmal zwei Menschen, die uns unlängst ein Stück Theater dergestalt um die Sinne geworfen haben, dass es immer noch in uns nachbebt. Und so etwas finden wir sehr angenehm! Katharina Shakina und Kilian Bierwirth, derzeit Schauspiel-Studierende am Thomas Bernhard Institut der Universität Mozarteum, verschmelzen in Horses, inspiriert von Patti Smith nachgerade mit selbiger sowie mit deren Freund und Projektpartner Robert Mapplethorpe und erzeugen so auch einen unglaublich intensiven Eindruck jener Zeit (die späten 60er und frühen 70er Jahre), in der die zwei Multikünstler zusammenlebten. Wobei “zusammenleben” nur eine höchst unzureichende Beschreibung für das ist, was ihrem wechselseitigen Musentum alltäglich (und allnächtlich!) alles entsprang…

Horses der Anfang“Zwei junge Menschen treffen sich in New York. Sie kommen aus unterschiedlichen Richtungen und wollen in der Stadt ihrer Träume ein eigenes Leben beginnen.

Sie verbindet sofort eine Seelenverwandtschaft, die alles Denkbare übersteigt. Ihre Liebe und ihr Vertrauen lassen sie zu den Menschen und Künstlern werden, die sie immer sein wollten.”

Soweit der Begleittext des facettenreichen, vielschichtigen und immer wieder voll abgedrehten Bühnenstücks Horses, das sich im Gespräch mit Regisseur Tom Müller kaum überraschend als Adaption von Patti Smiths autobiographischem “Just Kids” herausstellt. Unser Lieblingssatz und zugleich der hypnotische Lockruf ans Theater ist jedenfalls: Gemeinsam kämpfen sie gegen die brutale Realität da draußen und bauen sich ihre eigene.” Das kommt uns irgendwie unheimlich bekannt vor. So wie viele der einander jagenden und ineinander überfließenden Szenen für uns ganz großes Kino sind: Aufbruch und Abgrund und ambivalentestes Wiedererkennen. Die Mehrdeutigkeit des eigenen Seins zwischen Selbstheit und Kunstfigur. Und das noch im Schleudergang aus Text, Bild, Film, Tanz, GesangDas volle Drama!

Horses der AbgrundDabei darf man nicht etwa annehmen, es handle sich hier um billiges Bedienen allzu bekannter Prominentenposen oder hektisches Haschen nach erwartbaren Effekten. Das Gegenlicht ist der Fall: Da wirbeln Hell und Dunkel über die Bühne, ringen Über-Ich und Underground um die Seelen dieser “Kids”, feiern Yin und Yang ein existenzialistisches Rasiermesserreiten, dass einem ganz bizarr zumute wird vor lauter offenen Fragen. Pop? Gott? Sexualität? Wir können zwar immerhin nach eineinhalb Stunden wieder nachhause gehen – doch was wartet dort anderes auf uns als die eigene Zerbrechlichkeit angesichts menschenfressender Ideologien?

Baby calm down, better calm down,
On the night, in the eye of the forest
There’s a mare black and shining with yellow hair,
I put my fingers through her silken hair and found a stair,
I didn’t waste time, I just walked right up and saw that
Up there, there is a sea
Up there, there is a sea
Up there, there is a sea
The sea’s the possibility
There is no land but the land (Up there is just a sea of possibilities)
There is no sea but the sea (Up there is a wall of possibilities)
There is no keeper of the key (Up there there are several walls of possibilities)
Except for one who seizes possibilities, one who seizes possibilities. (Up there)
I seize the first possibility, is the sea around me
I was standing there with my legs spread like a sailor
I felt his hand on my knee (On the screen)
And I looked at Johnny and handed him a branch of cold flame (In the heart of man)

Textauszug: Patti Smith – Land (von ihrem Debutalbum Horses 1975)

PS. Zur Entwicklung des Albums Horses aus Pattis frühen Poetry-Performances (nebst Roberts Mitwirken daran) gibts weiterführende Informationen in diesem Artikel.

Die weiteren in der Sendung besprochenen Termine im Theater im Kunstquartier:

Hotel Savoy – Belly of Hell (nach Joseph Roth) in der Regie von Tom Müller, am Donnerstag, 27. 4. um 20 Uhr (Premiere) sowie Dienstag, 2. 5. und Mittwoch, 3. 5. jeweils auch um 20 Uhr.

Horses (in gekürzter Fassung): Montag, 24. 5. sowie Mittwoch, 26. 5. um 20 Uhr.

 

Musik aus Senegal

Tuning Up – die Musikbox mit Reflekto(h)ren widmet sich in ihrer Sendung am 3. April 2017 dem Land Senegal und seiner großen Vielfalt an musikalischen Traditionen und Ideen. Grund dafür ist der am 4. April begangenen Nationalfeiertag, der an die Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Frankreich im Jahre 1960 erinnert. Mit seinen vielen traditionellen Formen musikalischen Ausdrucks, unterschiedlichen Formen des Jazz, allen voran mit afrokubanischen Elementen und Entwicklungen von westafrikanischen Popmusikströmungen bietet Senegal heute ein reiches Spektrum von Hörmöglichkeiten, denen sich Tuning Up wieder ausgiebig widmet.

Die Sendung ist nachzuhören unter: https://cba.fro.at/337935
Weiterlesen

Nachtrag Blume

Eine kleine Biologiestunde, für die Willigen unter euch Hörerinnen und Hörern. Der Frühling bricht über uns herein und wie wir, weiß Gott wo gelernt haben: Mise en place ist alles. Also, sperrt die Löffel auf wer ein(e) gute(r) Rammler(in) werden will.

MC Randy Andy hat gemacht eine kleine Gehirnprozess und sich die Wortherkunft von „durchgepudert“ im Kopf zergehen lassen. Nebenbei ergibt sich gleich ein Bildungsauftrag in Sachen Fortpflanzung. Battle&Hum heftet sich nämlich den Aufklärungsauftrag noch vor der ganzen Bildung auf die Fahnen. Ich meine nicht nur das Dings, das Sexuelle, nein vielmehr die Kantsche Kante:

Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Muthes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Muth, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“

Nun, vorerst wieder zurück zum „Pudern“. Mir sind durch unsere Märzsendung wieder vermehrt Blüten mit ihren Stempeln und Staubblättern durch den Geist gestäubt. Wie wir aus dem Naturkunde Unterricht wissen benötigen die Blumen fremde Hilfe um den Stempel richtig zu bestäuben. Das geflügelte Insekt kommt angebrummt, angelockt von der Farbenpracht, ganz geil vom Geruch. Es will Nektar und Ambrosia schlürfen, dann geht’s hin und her zwischen Stempel und Staub, Stempel-Staub, Stempel-Staub, dass es nur so staubt.

Quelle: Prof. Dr. Otto Wilhelm Thomé Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz 1885

Die schönste Sache der Welt! Aber es gibt auch Blumen die wollen auf Nummer sicher gehen und zwingen die armen Insekten zum Verkehr. Die Rede ist vom phänomenalen Aronstab, der wie keine andere Blume die kleinen sechsbeinigen Gehilfen zum Bestäuben einsperrt (kleine Härchen lassen die Insekten nur in eine Richtung passieren, erst nach einiger Zeit erschlaffen diese Sperren wieder und der Weg ist frei) und in diesem Gefängnis der Liebe regelrecht durchpudert! Voila! Diese Blume duftet auch nicht, nein sie stinkt nach Fäkalien und Verwesung. Naturgemäß stellen sich da keine Bienen als Freier an, da trifft sich eher die Unterwelt die ganzen Fliegen und sonstiges Geschmeiß!

Also, B&H schenkt euch einen imaginären Aronstabstrauß (das Zeug ist nebenbei auch noch sehr giftig) als Zeichen unser Verbundenheit in Sex, Drogen und guter Laune! Keine Sorge die nächste Sendung wird wieder eine besinnliche, ja sogar eine traurige. Denn es wird ein Karsamstag sein und da trauern wir um unseren Herrn Jesum Christum. Gesundheit!

MC Wuh

Civilmedia Award 2017 (for Austrian Community Media Stations – Call in German)

Gesucht werden Programmleistungen der österreichischen Community Medien in Radio und TV. Alle gestalterischen Formen sind zulässig. Der CIVILMEDIA AWARD ist in der Kategorie „Access & Empowerment“ mit je € 500,- pro Preis, in der Kategorie „Entertainment & Arts“ mit je € 250,- pro Preis dotiert.
Einsendeschluss ist Montag, der 15. Mai 2017.
Hier geht es zur Einreichung…

Civilmedia Education Award 2017 (In German – for Salzburg Teachers)

Gesucht werden Medienbeiträge bzw. medienpädagogische Beiträge aus den Bereichen Film/Video, Fernsehen und Radio/Audio. Alle gestalterischen Formen sind zulässig. 

Zur Einreichung berechtigt sind ausnahmslos Lehrpersonen von pädagogischen Einrichtungen des Bundeslandes Salzburg, deren Schüler*innen die Produktion durchführten.

Einreichschluss ist Montag, der 15. Mai 2017