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Archiv für den Monat: Juli 2021
Dark Side of the River
> Sendung: Artarium am Sonntag, 25. Juli – Nachdem wir in unserer letzten Sendung der sommerlich-sonnigen Seite von Flüssen und Seen gehuldigt haben, darf ich dieses Mal die abgründig finsteren und allgemein unheimlichen Aspekte fließender Zustände ausloten. Down to the River! Zunächst sollte diese Tauchfahrt “Im Gedankenfluss” heißen, doch die Pink-Floyd-Assoziation war einfach viel zu poetisch. Und Nina Hagens “Am dunklen Fluss” ist eine grandiose Übersetzung von Leonard Cohens “By The Rivers Dark”. Wodurch wir bei Tod und Wiederkehr, Sinnsucht und Erkennen sowie Hoffnung in der Hoffnungslosigkeit angekommen wären – bei etwas, das ich als “messianisches Paradoxon” bezeichnen möchte. Es taucht oft dann auf, wenn das Leben in Gefahr gerät. Fragen sie ihr Immunsystem.
“Die Philosophie Adornos kündet von einem Glück, das in Wirklichkeit unerreichbar ist, ohne dass sie jemals das Verlangen nach diesem Glück preisgäbe.” Der Philosoph und Münchner Stadtrat Dr. Florian Roth zitiert diesen sehr stimmigen Satz unbekannter Herkunft – und macht sich überhaupt allerhand gescheite Gedanken zum “richtigen Leben im falschen”, das es laut Adorno eben nicht gibt. Paradox? Sicher – und dazu hilfreich, in Zeiten wie diesen: “Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen.” Das ist Trost, der einem kein künstliches Heileweltgedudel als kostenpflichtige Voraussetzung fürs vorgefertigte “Glücklichsein” aufschwatzen will. Das ist zum Verstehen geronnene Lebens- und Denkerfahrung, mit der sich auch die finstersten Täler der Todesangst und die stillsten Stunden der Selbstverzweiflung durchdringen lassen. Das ist der geistig-seelische Rettungsring wider das Absaufen.
Eine absolut zeitlose und nach wie vor gültige Offenbarung dieser Denkungsart war das 1950 im hessischen Rundfunk aufgezeichnete Gespräch von Theodor Adorno, Max Horkheimer und Eugen Kogon. Eine wahre Sternstunde der Radiokultur, die sogar heute noch von einigen Unbeugsamen beim ORF (in jenem kleinen gallischen Dorf, das uns als Ö1 bekannt ist) zur Wiederholung gebracht wird. Bemerkenswert dabei ist die Aktualität mancher Aussagen – etwa darüber, was wir heute als diesen verinnerlichten “Zwang zur Selbstoptimierung” verstehen. Nachgerade verstörend.
Zum Schluss führt uns der River of Life als Stream of Consciousness in den See des untiefen Verstehens. Das Thema Tod und Sterben durchströmt die Denkwelt wie das Werk eines weiteren wortreichen Entdeckers: Hermann Hesse beschreibt in “Klein und Wagner” das Ertrinken des Helden als Erlösung aus dem Lebenskrampf des Zwiespältigen. Dass es sich dabei um einen Selbstmord handelt, kann durchaus als eine Metapher für selbstbestimmtes Einvernehmen mit der Endlichkeit seines Lebenswegs aufgefasst werden, wie der von Between vertonte Ausschnitt nahelegt.
Die Festspiele sind hiermit eröffnet.
Im Fluss
> Sendung: Artarium vom Sonntag, 18. Juli – Ein nachhaltiges Plädoyer fürs Baden in der freien Natur (ist die eh noch da?), fürs Plantschen und Schwimmen und Zeitvergehenlassen in Flüssen, Bächen oder Seen. Gehts euch doch brausen – aber bitte im Wasserfall! Nie war es so wertvoll wie heute, sich den Elementen der nicht verwalteten Welt hinzugeben. Ringsumher regieren Künstlichkeit und Zwang, doch der Mensch erinnert sich stets seiner Natürlichkeit, sobald er wieder eintaucht ins Fließende. Hier und Jetzt. In den wohltuenden Fluss irgendwo da draußen, wo kein Business das Sein verschandelt und kein Bademeister sich ins Mein oder Dein einmischt. Wo das lange Eingesperrtsein von einem abfällt wie ein böser Traum und das Leben feuchtfröhliche Urständ feiern kann – sofern sich Sonnenschein ausgeht.
Wie umfassend bereichernd so eine Erfahrung im naturbelassenen Fluss werden kann, das beschrieb schon Bertolt Brecht im von Konstantin Wecker kongenial vertonten Poem “Vom Schwimmen in Seen und Flüssen“, das wir unserer heutigen textmusikalischen Hörbildcollage voranstellen, und in deren Mitte wir den vielschichtig interpretierbaren Sommersong “Im Fluss” unseres aus der ach so schönen Stadt Salzburg erfolgreich entsprungenen Kollegen Marwin Tea vorstellen. Und ungeachtet unserer Bekanntschaft, das hier verlinkte Video ist ausgezeichnet gemacht. Es lädt auf mehreren Ebenen dazu ein, sich auch der Metaphernwelt des “Im Fluss Seins” ebenso verspielt wie spaßernst anzuvertrauen. So wie das sich mit der Zeit immer besser anfühlende “den Fluss des Lebens hinunter treiben lassen”.
Denn, seien wir mal ehrlich, genau das macht das Leben von uns Menschen aus.
So verläuft es – von der Quelle bis zur Mündung – nie langsamer und nie schneller. Einfach immer seine Strecke lang, eingebettet in einen erstaunlichen Kreislauf aus Werden und Vergehen, aus Verwandlung und Wiederkehr. Wozu sich also mit dem angestrengten Turmbau zu Immernochhöher, Immernochbesser und Immernochmehr aufhalten, wo doch das Leben des gesamten Planeten ein einziges Immernurfließen ist, das keine noch so aberwitzige Konstruktion je verändern kann? Let it flow …
Das Leben lebt, es ist ein wunderschöner Sommertag (Gisbert zu Knyphausen)
Ankündigung: Mit Engelsgeflüster setzt ihr nicht aufs falsche Pferd!
Sendetermin: Dienstag, 6. Juli 2021 um 20 Uhr auf der Radiofabrik Salzburg und dann nachzuhören auf diesem Blog oder auf Freie-Radios.online
Reine Impfpropaganda oder doch eine (durchaus größer) organisierte Werbekampagne des Staates für seine Gesundheitspolitik? Staatliche Politik für Pharmakonzerne oder doch nur normaler kapitalistischer Geschäftsgang? Werbung die manipuliert und überhand nimmt oder nur die logische Fortführung von unternehmerischem Kampf um Marktanteile?
In dieser Sendung Engelsgeflüster treffen „die zwei kritischsten Radiosendungen der Radiofabrik Salzburg“ (Zitat Engelsgeflüster über Engelsgeflüster und Radio ChurchHill) aufeinander. Zusätzlich wird nicht nur Musik gespielt sondern sogar Musikkritik geübt.
Kultur Shock – Kultura Diktatura
> Sendung: Artarium vom Sonntag, 11. Juli – Warte nur, balde (also demnächst) brechen sie wieder über uns herein (oder an uns vorbei), nein: brechen sie um uns herab, krachend, mit Mozart und Hofmannsthal und Richard Strauß und was sonst noch in den Gefriersärgen der Hochkultur übrig ist vom geldigen Brimbamborium ewiger Herrschaftszeiten: Ob Weltkrieg oder Pandemie, die Macht des Mammon endet nie. Hihi. Die alljährliche Diktatur einer ganz bestimmten Kultur – des Geldes, des Gehorsams, des Kosumismus – durchdringt ungeachtet jedweder Entwicklung des Welttheaters das Aufrechterhaltungsprogramm des Bestehenden. Und alle Insassen der Salzburganstalt begeben sich inzwischen zermürbt und ermüdet in die gewohnte Geiselhaft der Geldherrschaft. Bitte. Danke. Das Salzburg Syndrom.
Vor ungefähr 30 Jahren brachen die “postjugoslawischen Kriege” aus. Auch ein willkommener Anlass, in provinzielle Betulichkeit zu fliehen, “glücklich ist, wer vergisst”, was wir bestimmt nicht wollen, weshalb wir als Vorspeise zu den heurigen Festspielen sowie als Nachspeise zum Memento Massengrab dieses ermutigende und trostspendende Album namens ”Kultura Diktatura” der US-Balkan-Band Kultur Shock mit Nachdruck empfehlen. Deren Erlöse aus Tonträgerverkauf etc. helfen genau jenen Flüchtlingen zu überleben, die auf der von unserem Bubenkanzler jahrelang wortreich geschlossenen Balkanroute festsitzen. Chapeau! Da weiß offenbar jemand, wie sich das anfühlt, auf der Flucht zu sein vor dem Umgebrachtwerden. So etwa der erfolgreich aus Sarajewo geflohene Kultur-Shock-Sänger Srđan “Gino” Jevđević, einst in den 80ern ein fast süßlicher Jugo-Barde – inzwischen zu so etwas wie einem Folk-Punk-Fritz-Messner mutiert, der sich radikal Wahrheit sprechend auch für die Erhaltung der Balkanflüsse einsetzt. Das Video zu “Tutti Frutti” vom genannten Album sei eine erste Anregung.
Erheblichen Anteil an der Entdeckung des heutigen Musikbeitrags hat allerdings die überaus umtriebige Amy Denio aus Seattle (bei Kultur Shock am Saxophon), die seit Jahrzehnten in allen nur erdenklichen Stilrichtungen unterwegs ist und selbige sehr gründlich aufmischt. Sie war auch schon im Salzburger Jazzit live zu hören und spielte hier mit Johannes Steiner (Die Resonanz) sowie Otto Lechner, wovon es sogar ein feines Ethno/Jazz-Album gibt. Ihr neuestes Soloalbum heißt “Pandemonium” und wird als “genre defying musical statement” – zur globalen Pandemie – bezeichnet.
In diesen Sinnen “Hoch mit der Kultur!” und “Nieder mit der Hochkultur!” – Amen.
lt55-Energie – wh1708
Sendung am Fr. 2.7.2021 18:00-19:00
Thema: Energie
Verschiedene Energiearten, vor allem erneuerbare Energie werden an Hand von Beispielen besprochen und erklärt.
Da gibt es viele Themen:
- Was ist Energie und wie kann ich sie erzeugen, verbrauchen oder physikalisch richtiger gesagt: umwandeln?
- Wie viel Energie „verbrauche“ ich und kann ich Energie sinnvoll verwenden?
- Wo und wie kann erneuerbare Energie eingesetzt werden?
- Besprechen werden wir natürlich auch aktuelle Entwicklungen wie Solarflugzeuge, Elektromobilität und Energiespeichersysteme.
Lassen Sie sich also für eine Stunde energetisch „aufladen“.
Kommentare, Anregungen und Diskussionen sind willkommen.
Sommerfrisch & Herrschaftsfrei
> Sendung: Perlentaucher Nachtfahrt vom Freitag, 9. Juli – Unterwegs zum dritten Ufer zwischen Pro- und Antithese. Wo Liebe regiert, herrscht Anarchie. Oder wie ich heute sagen würde: Da ist Anarchie real. Wirklich. Ja – und Liebe? “Wos isn des übahaupst, Liebe?” – “Liebe ist ein exakt definiertes Produkt, das du dir im Internet bestellen kannst, du Trottel – und jetzt schleich di aus unserer Sendung!” Möchte man auch mal sagen im inwendigen Strafprozess ums letzte eigene Leben. “Ich entziehe ihnen das Wort, sie brabbelnder Kulturschrott, der immer wieder nur eins wiederholt, nämlich dass die Macht an der Macht bleiben muss, alternativlos.” Herrschaftsfrei wollen wir leben – aber nicht gestaltlos, sinnentleert, unförmig und ohne Ordnung im Zusammen sein. Mitten in einer Welt, die am Prinzip Herrschaft zu sterben droht.
Seit der Erfindung des Imperiums im Zweistromland vor über 4000 Jahren herrscht in den Herzen und Hirnen von Untertanen der “zentral regierte Staat” in der “arbeitsteilig sowie in hierarchischen Strukturen verfassten Gesellschaft”, im Prinzip also das, was wir heute auch haben. Noch dazu kreuz und quer über den gesamten Globus vernetzt wie eine einzige weltweite Pandemie. Eine weltumspannende Krankheit des menschlichen Geistes, aufgebaut aus Angst und Macht, Herrschaft und Abhängigkeit, Gier und Gewalt und letztendlich sinnloser Zerstörung. Eine angebliche Weltordnung, die eigentlich eine Weltunordnung ist, so offenbar wie nie zuvor. Eine richtige Weltzerherrschaft. Und wiewohl deren tödliche Folgen für jedermann (und -frau und überhaupt) klar zu erkennen sind, wird dennoch weltweit, fast schon verzweifelt, am bisherigen System festgehalten. Den verursachenden Erreger (das Prinzip Herrschaft) zu neutralisieren und in neuer Gestalt weiter zu leben, wird mehrheitlich nicht mal in Betracht gezogen. Für Herrschende (die Herrschaft) ist die Welt Ware, sind wir Menschen Material …
Geschätzte Milliarden Mitbewohner, bloß weil uns das unhinterfragbare Akzeptieren dieser herrschenden Machtstrukturen seit Generationen epigenetisch eintraumatisiert (mit fester Gewalt gefickt eingeschädelt) worden ist, sollten wir nicht trotzdem herrschaftsfrei zu leben beginnen? Trotz alledem und jetzt erst recht? Wenn sich das seit Jahrtausenden Überkommene als so offenbar nicht zielführend erweist für ein Leben im Frieden untereinander und mit der Natur, warum nicht etwas bislang Verunmöglichtes versuchen – das aber immerhin den Keim der Zerstörung (das Prinzip Herrschaft) nicht in sich trägt? Was wir dazu beitragen können, ist dieses dreistündige Konglomerat aus Musik und Gedanken, in dem wir vergangene Zeiten mit Gegenwart erfüllen und Zukünftigen, wenn auch noch unausgesprochen, ihr Lebensrecht auf Verwirklichung zuerkennen. Es haben sich ja bereits einige kluge Köpfe (und *innen) zum Zustand der Welt und der Notwendigkeit, herrschaftsfrei zu sein, das eine oder andere überlegt. So etwa unsere “Gäste” Wilhelm Busch oder Erich Mühsam und auch Konstantin Wecker.
Die Momente, in denen wir uns so überraschend und wie von selbst herrschaftsfrei fühlen konnten, die waren zunächst sommerfrisch. Als es noch Sommerferien gab, die klar umgrenzt und zugleich immer auch unendlich waren. Ein Augenblick am Flussufer, im Wald, allein oder gemeinschaftlich – und alle Macht von allen war aufgehoben, existierte einfach nicht mehr, wir waren frei! In diesen Zeiten erlebten wir, was es bedeutet, ohne Herrschaft sein zu können und selbstbestimmt über das Leben zu verfügen. Haben wir es deshalb zerstört? Haben wir uns und andere umgebracht? Hat da auf einmal das Faustrecht regiert und ist das Chaos ausgebrochen? Womöglich haben wir etwas versäumt, womöglich haben wir etwas kaputt gemacht, womöglich haben wir sogar die Zeit tot geschlagen. Auf jeden Fall haben wir gelernt, dass wir verantwortlich sind für das, was wir uns vertraut gemacht haben. Den Ort, den Augenblick, uns selbst – und auch einander. Was wir in uns aufnehmen, was wir auf uns einwirken lassen, was wir uns anverwandeln. “Zähme mich”, sagte der Fuchs – und weg war er …
PS. Die überaus inspirierenden Bilder in diesem Artikel entstammen dem Cover-Artwork der von uns geschätzten multiethnischen Gruppe Kultur-Shock – merci!