I Don’t Live Today – Jimi Hendrix zum 80. Geburtstag


Jimi Hendrix Experience 1968

I Don’t Live Today, das könnte als Motto über dem Leben von James Marshall Hendrix stehen. Einem, der musikalisch in neue Gefilde aufbrach, der sowohl auf der Bühne im Live-Setting, als auch in langen Stunden im Studio an neuen Klängen bastelte und die Zukunft versuchte heranzuzoomen, so dass wir zumindest einen Eindruck des Kommenden erhaschen können.

Tuning Up bringt zum 80. Geburtstag Ausschnitte aus den vielen interesanten Veröffentlichungen der letzten Jahre und lässt die Gitarre flüstern, singen und kreischen.

 

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Nachzuhören unter: https://cba.fro.at/588579

Ankündigung: Seid ihr wohl alle brav gewesen?

Sendetermin: Dienstag, 6. Dezember 2022 um 20 Uhr auf der Radiofabrik Salzburg

Da Engelsgeflüster bewusst ist, dass der Nikolaus nicht existiert, müssen die Sendungsmacher*innen selbst der Frage nachgehen: Wer war brav und darf sich auf Schokolade freuen, wer war unartig und muss sich auf die Rute einstellen.

Nikolaus und Krampus + Kinder

Besprochen wird unter anderem die Band Knorkator, die Salzburger Polizei und die Grüne Partei. Nicht ganz aussen vor lassen, wollen wir natürlich auch nicht, wer in dieser Gesellschaft wirklich das Zeug zum Strafen hat: Der Staat.

Menschliche Geschichten

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 27. November“Geldsäckulum, gstinkerts!” Dieses Wort von Uwe Dick eignet sich trefflich als Motto für ein weiteres Jahrhundert des “Ökonomischen Diktats”. Oder für eine Fußballweltmeisterschaft, die unter den widerlichsten Machtzwängen absolutistischer Geldherrschaft zustande gekommen wurde. “Massenblödien, Quasselödien, Kassenschmähdien!”, ruft Uwe Dick in den aktualitätsfixierten Mediendschungel. Der letzte deutsche Fußballtrainer, der sich noch traut, in Interviews plötzlich menschliche Geschichten anzusprechen, meint dazu: “Wenn du auf die Welt schaust, was für Wahnsinnige da überall an der Regierung sind, und wie sie sich die Taschen voll machen – das ist halt teilweise im Fußball auch so. Das ist unser großes Problem, das wir gesellschaftlich haben.” Christian Streich

Menschliche GeschichtenReisen wir in die Vergangenheit (die Fotos vom “Weltmeisterzug” hat die Grupa Szukająca Włazu bereitgestellt) und schauen wir uns im Jahr 1954 um, als die deutschen Nationalspieler für die Dauer ihrer WM-Teilnahme Verdienstentgang bezahlt bekamen und sonst nichts. Sönke Wortmann hat 2003 einen Spielfilm über das “Wunder von Bern” gedreht, der zunächst wie ein flachlustig rührseliges Heldenepos daher kommt, auf den zweiten Blick (oder für das entsprechende Feingefühl) aber auch eine ganz andere Geschichte erzählt. Der eigentliche Held ist nämlich der 11-jährige Matthias, der stellvertretend für uns alle die Folgeschäden und Traumatisierungen in Nachkriegsdeutschland erleidet. Doch Sönke Wortmann gelingt es, sämtliche Gefahren und Bedrohlichkeiten durch “wundersame Wendungen” dahingehend umzudichten, dass er eigentlich jenes Wunder erzählt, wie eine “Heilung der Vergangenheit” tatsächlich stattfinden kann.

Brita Steinwendtner wählt wiederum einen anderen Weg, um die Geschichten, die uns Dichter*innen erzählen, mit deren Lebensgeschichte in Verbindung zu bringen und sie dergestalt zu “verlebendigen”, also auch für uns Nachgeborene erlebbar – und somit wirksam zu machen. Im neuen Band “An den Gestaden des Wortes” aus ihrer Reihe “Dichterlandschaften” reist sie nicht nur durch die Zeit, sondern auch zu den Orten, wo sich deren Wirklichkeit, Imagination und Inspiration mit einander verbunden haben – und sie lädt uns ein, mit ihr auf eine magische Reise zu gehen.

Geschichte mit Gefühl nachvollziehbar zu machen, das verwandelt Geschichte in zutiefst menschliche Geschichten.

 

Wohin mit dem Hass, Sarah Bosetti?

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 20. November“Sarah Bosetti hat eine Superkraft: Sie kann Hass in Liebe verwandeln! Während sich ganz Deutschland fragt, was wir gegen die Wut und Feindseligkeit in unserer Gesellschaft tun können, versammelt sie die schönsten Hasskommentare, die sie bekommt, und macht aus ihnen lustige Liebeslyrik und witzige Geschichten. Misogynie wird zur Pointe, Sexismus zu Schmalz und irgendwo dazwischen wird das Patriarchat zu Poesie.” So steht es im Artikel zu ihrem Auftritt, den sie jüngst in der ARGEkultur fulminant über die Bühne gebracht hat. Zwei von uns waren dabei – und geben hier ihre Eindrücke wider. Darüber hinaus wollen wir dieser Kraft der Verwandlung noch weiter nachspüren – auf dass sie uns kräftigen möge zur listigen Selbstverteidigung.

Wohin mit dem Hass, Sarah Bosetti?Es sind nachgerade sprachliche Judo-Techniken, mit denen sie in ihrem Programm “Ich hab nichts gegen Frauen, du Schlampe” die Energie ihrer Angreifer elegant und eloquent in die engegengesetzte Richtung umlenkt – nicht ohne das Publikum dabei noch zusätzlich mit herzerfrischender Belustigung zu erfreuen. Einige der auch als Buch erschienenen lyrischen Antworten auf den “Hass im Netz” haben wir uns anverwandelt – und geben sie als Empfehlung zur näheren Betrachtung hier hörbar weiter. Denn die spezielle Art und Weise, wie Sarah Bosetti mit dem Unflat der “sozialen” Medienwelt verfährt, empfinden wir als überaus anregend für unseren eigenen Umgang mit “negativen Energien”, die uns aus widerlichen Umständen entgegengehasst werden. Dazu ist es aber notwendig, sich all die durchaus begeisternden Beispiele ihrer Kunst in die eigene Lebenswelt zu übersetzen. Also zunächst einmal überhaupt zu verstehen, wer da zu einem spricht…

Und so hören wir noch andere Beiträge einer Frau, von der es heißt: “Sarah Bosetti findet Feminismus anstrengend und ist zugleich eine der präsentesten und witzigsten feministischen Stimmen auf deutschsprachigen Kabarettbühnen.” Beiträge nämlich, auf die online mit sexistischem Hass und Gewaltdrohungen reagiert wurde, wie den legendären “Brief an meine Tochter” oder die geniale Allegorie “Ich bin die Armut”. Jeweils im Zusammenklang mit Dota Kehr, der Kleingeldprinzessin. Das passt auch gut zu allerlei persönlichen Vorlieben, wie wir vom Deutschlandfunk erfahren haben.

“Frau Bosetti ist ein Genre für sich.”  Gerburg Jahnke

Flasch

 

Lyrik und Jazz: Heinrich Heine

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 13. November – Die Welt des Jazz ist unendlich vielfältig, und das lässt sich auch dann begreifen, wenn man nur wenig davon gesehen hat. Eigentlich gehört. Oder erlebt. Mitgemacht. Aigentlich Jazz war zum Beispiel so eine Veranstaltungsreihe (im Vogl & Co. in der Aignerstraße), bei der Livemusik und Livelesung ineinander übergingen. Ein Höhepunkt der Verbindung von Lyrik und Jazz war die gleichnamige Schallplattenreihe, die Joachim Ernst Behrendt (hier sei an Hesse Between Music erinnert) in den 60er Jahren herausgebraucht hat. Und der multiple Orgasmus dabei war das Livezusammenspiel von Rezitator Gert Westphal mit einem hochkarätigen Jazzensemble um Attila Zoller auf dem Album “Lyrik und Jazz: Heinrich Heine”, welches wir hier und heute zu Gehörund Gespür – bringen.

Lyrik und Jazz - Heinrich HeineDie ausgewählten Texte, die dabei in kongenialster Weise gemeinsam improvisiert/interpretiert werden, spiegeln das Gesamtwerk “eines der bedeutendsten deutschen Dichter des 19. Jahrhunderts” wieder – und retten so seine Gedankenwelt vor dem Einreduziertwerden, wie das die kommerzielle Resteverwertung der Untenhaltungsindustrie heute nur allzu gern betreibt: “Fickificki und dann abkassieren.” Heine ist viel mehr als der heteronormative Frauenheld, zu dem er von allerlei billigen Sex-Sells-Verwurstern gern heruntergestuft wird, damit das Geldi im Kassi blingbling, ihr Pimperantokasperln! Auf diesem Album sind seine Einlassungen zu Freiheit und Revolution, Weltschmerz und Philosophie, Religion und Sklaverei, Diesseits und Jenseits und ….. zu hören, emotional legendär vorgeführt von Gert Westphal in lebhafter Interaktion mit dem Attila Zoller Quartett und Stella Banks. Dabei lösen sich die Grenzen zwischen dem Geplanten und dem spontan Inspirierten ins nicht mehr Nachvollziehbare auf, was wohl dem entspricht, was Behrendt als “die politische Brisanz des Jazz” bezeichnet.

Es ist das Unverfügbare der Improvisation, das zwischen Partitur und Aufführung flirrt, oszilliert und schweben bleibt, das erst im Ungreifbaren so richtig begreifbar wird. Es war auch das zunehmende Schwinden dieses angewandten Paradoxons in den seit den 70er Jahren auf “Schönheit und Gefälligkeit beim breiten Publikum” abzielenden Spielarten des Jazz, die der Radiopionier letztendlich vermehrt beklagte. Es ist aber genau dieser offene Raum im Zwischen, der die Phantasie anregt und uns Menschen als schöpferische Wesen jenseits des Konsumtrotteltums bewahrt.

Deshalb wird er auch immer wesentlich bleiben – egal in welcher Darreichungsform, ob beim Lesen oder in der Musik, beim gemeinsamen Denken, Fühlen, Reden, bei der Gestaltung von Lebenswelt, Kunstwerk, Sexualität. Ohne das Zwischen bleiben wir anfällig für die Fremdwunscheinpflanzung. Sind wir reduziert aufs Funktionieren. Fressen, Ficken, Fernsehschaun. Dazwischen hackeln. Und sein es doch wahrlich zum totscheißen! Knöpfchen drücken, runterspülen, fertig. Dazu muss man sagen:

That’s not how the light gets in …

Wiewohl, in dieser schönen Würdigung zur Neuauflage als CD heißt es: “Aus dem Blaublümelein wird Blausäure gepresst – so drückte es damals Gert Westphal aus.”

 

Erosionen

>> Sendung: Perlentaucher Nachtfahrt vom Freitag, 11. November “Die Decke der Zivilisation – die ist ja hauchdünn.” Erschreckend dünn sei dieser “Firnis der Kultur, der uns von der Barbarei trennt”, so beschrieb das Fritz Bauer in den 60er Jahren. Und allenthalben unterliegen die äußersten Schichten unserer Gesellschaft den vielfältigsten Erosionen, die sie nach und nach brüchig machen und abtragen. Uns möge die Metapher allerdings weit über die Fachgebiete der Geologie und der Medizin hinaus – oder besser noch hinein, hinunter – und hinter die Fassaden der Persönlichkeitsstruktur befördern. Als künstlerische Technik des Abtragens von Scheinidentitäten und Verkrümmungen, von längst verhärtetem Narbengewebe aus der Frühgeschichte unseres eigentlichen Lebenwollens im Bauch der Welt.

Erosionen Schicht 1Mir drängt sich da der Vergleich mit der Bildhauerei auf, von der gesagt wird, dass der Künstler die fertige Skulptur schon von Anfang an im Werkstück erkennt – und sie dann Schicht für Schicht freilegt. Was uns die Kreuzigungsgruppe des genialen Alfred Hrdlicka über die erodierenden Wertvorstellungen des “christlichen Abendlands” zu erzählen vermag, das erschließt sich bei wiederkehrender Betrachtung. Noch dazu im aktuell veränderten Kontext, im Bühnenbild der Bauwirtschaft nebst der ihr innewohnenden Religion vom immerwährenden Wachstum. Zum Vergleich hier die etwas älteren Aufnahmen aus unserem Artikel “Auf den Kopf geschissen” – und das mag jetzt durchaus mehr als nur eine inhaltliche Assoziation hervorrufen! Wir haben unseren Pasolini aufmerksam gelesen (speziell die Freibeuterschriften, in denen er die Zerstörung der Kultur durch den globalen Konsumismus vorhersagt). Auch wir wollen nicht davon ablassen, Schicht für Schicht immer tiefer zu tauchen.

Erosionen Schicht 2Dabei mögen verstörende Bilder in uns empor drängen: Leichname, zerstückelte Figuren, erodierte Bruchstückmenschen einstiger Ganzheit, umherirrende Untote und uns verschlingen wollende Abgründe. Wir befinden uns im Reich der Phantasie (es ist nicht von dieser Welt – oder womöglich doch?). Wenn einer eine Reise tut (zum Mittelpunkt der Welt, die das Selbst bedeutet), dann kann er oder er/sie/es was erleben, das könnt ihr uns jetzt glauben – oder auch nicht oder was auch immer. Letztendlich sind wir alle unentrinnbar der Erosion des Lebens (wir sprechen von Vergänglichkeit und Tod) ausgeliefert. Nichtsdestotrotz sind wir alle auch aktive Künstler, die ihre erosiven Techniken anwenden und Schicht für Schicht freilegen, was da dahinter und da darunter noch verborgen ist – von dem wir allerdings wissen, dass es da ist und dass es zum Vorschein und ans Licht der Welt kommt, indem wir an seiner Gestaltwerdung arbeiten. Es ist ein künstlerisches Wissen um das Bild

Erosionen Schicht 3In dieser Hinsicht stimmt der Satz von Joseph Beuys “Jeder Mensch ist ein Künstler” vollkommen. Sich aus der eigenen Überlebenskunst einen Reim aufs Leben an sich und über sich hinaus machen – oder wie Viktor Frankl das ausgedrückt hat: “trotzdem Ja zum Leben sagen.” Und die Kunstschaffenden? Was ist der Sinn ihrer Sinnsuche in sich und über sich hinaus? Egal ob mit Klängen, Gesängen, Gedanken, Gedichten, Bilderwelten, Bilderfluten, Sinnzusammenhängen – es ist ein Vorbereit auf das in uns Schlummernde, ein Dargebot innerer Begegnung mit uns selbst und ein Anschubs zum Aufbruch – in das, was war, was ist und was sein wird – und in das dahinter. Darunter und darüber hinaus. Damals, dann – und dazwischen. Nichts ist langweiliger, öder und trostloser als wenn alles so bleibt, wie es ist. Kunnst (hier als “Kunst der Phantasie”) ist doch genauso unverzichtbar wie Luft – und Atmen. Kunnst dir mehr vorstellen als du dir vorstellen kannst? Und du kunnst das echt erleben

Wir wünschen Gute Reise!

 

Nachhören: Pränataldiagnostik und warum mensch das Thema nicht den Rechten überlassen sollte

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Ankündigung: My big fat Salzburg-Dom Wedding…

Sendetermin: Dienstag, 6. September 2022 um 20 Uhr auf der Radiofabrik Salzburg

Was gibt es schöneres als eine Hochzeit? Noch dazu wenn sie richtig groß ist und im Salzburger Dom stattfindet. Wenn es dann sogar eine eigene Homepage für das Event gibt (https://www.brautjesu.at/) und der Bräutigam weder anwesend ist, noch seine Zustimmung zur Hochzeit geben muss, dann ist das Glück komplett.

Braut

Diese Jungfrauenweihe ist für Engelsgeflüster ein Anlass sich die katholische Loretto Gemeinschaft genauer anzusehen. Mit guten Grund: Schliesslich sind sie mit der Mission Home Base am Franz-Josef-Kai und finanzstarken Unterstützern wie Mayr-Melnhof und Patrick Knittelfelder in Salzburg stark vertreten.

Zu den drei Hasen

Perlentaucher Nachtfahrt am Freitag, 9. September um 22:06 UhrZu Risiken und Nebenwirkungen fragen sie ihren Hasen … Es ist schon etwas Besonderes, wenn ein Mensch einen anderen “Hase” nennt – und es sind mindestens so viele Bedeutungen dabei möglich, wie es Hasen auf der Welt gibt. Die vermehren sich nämlich auch wie die Karnickel. Jedenfalls dort, wo ihre Wiese noch nicht von Maschinen planiert ist, damit sich die Überbevölkerung einfacher ausbreiten kann. Von der Hasenjagd (und es muss auch nicht die Mühlviertler sein) wollen wir hier gar nicht erst anfangen. Der Hasenwerdung des Menschen und/oder umgekehrt haben wir einst in der Sendung “Hasen wie wir” nachgespürt. Heute wollen wir jene Menschen würdigen, zu denen wir gern “Hase” sagen, sowie all das, was mit diesem Begriff mitschwingen kann…

Zu den drei HasenNun ist ja der Hase, wie wir ihn aus freier Wildbahn kennen, seiner Natur nach ein sehr scheues Wesen, das wir zwar aus der Ferne beobachten, dem wir jedoch nicht nahekommen können, auch nicht als junger Hund. Wenn aber jetzt so ein Hase auf ein Mal stehen bliebe – und sich zu uns umdrehte, dann wäre das schon ein erster Einbruch von etwas gänzlich Unerwartetem, das sich allerdings wesentlich “richtiger, stimmiger und auch zusammenhängender” anfühlen könnte als vieles, was wir bisher zu wissen geglaubt haben. Und wenn dieser Hase jetzt auch noch auf uns zu käme (anstatt wie üblich von uns weg zu laufen), dann stünden wir bereits mitten in etwas, das wir als “wundersame Erscheinung” einzuordnen gelernt haben. Als etwas, das es eigentlich nicht geben kann (von dem aber wiederum in vielen Geschichten berichtet wird). Ja, was denn jetzt? Gibt es mehr als nur eine Wirklichkeit? Und wenn ja, warum? Zu Hilfe, ich werde von freundlichen Hasen verfolgt! Halt, nein, andersrum: Zu Hilfe, ich werde von unfreundlichen Jägern verfolgt, weil ich mir freundliche Hasen vorstellen kann.

Zu den drei HasenWenn uns besagter Hase darüber hinaus noch freundlich begrüßt, uns zum Verweilen auf seiner Wiese und zum Abendessen einlädt, und wir mit Erstaunen feststellen, dass wir seine Sprache verstehen, dann sind wir endgültig in einer anderen Welt gelandet, von der wir bis vor kurzem noch nicht geglaubt hätten, dass es sie überhaupt geben kann. Oder wissen wir es längst, dass es auch noch weitere “andere Welten” gibt, wenn wir nur unserem inneren Sinn für den Zusammenhang allen Lebens vertrauen? Möge der Hase mit uns sein, denn bei der nun unweigerlich bevorstehenden Kollision zwischen den Wirklichkeiten kann es schon einigermaßen ungemütlich werden. Es sei denn, wir beschränkten unsere Phantasien auf eine sogenannte Freizeitbeschäftigung und verhielten uns ansonsten entsprechend der allgemeinen Übereinkunft als folgsame Bewohner der einen Wirklichkeit aus dem Realitäterbüro zum Weltbeherrsch. Die Trennung zwischen Mensch und Kunstperson wäre somit das Kriterium geistiger Gesundheitnicht die Stimmigkeit mit den eigenen Bedürfnissen und Gefühlen?

Zu den drei HasenSind sprechende Hasen also ein Fall fürs Kinderbuch – und damit für die Geringschätzung all dessen, was als “kindlich” oder “kindisch” abqualifiziert wird in unserer “dem Erfolg um jeden Preis gewidmeten” Gesellschaft? Oder ist es geradezu Gesellschaftsgerm (der locker und fest zugleich macht), wenn Mensch einen Menschen “Hase” nennt, weil er/sie plötzlich dessen Sprache und “andere Welt” versteht? Weil er/sie statt der logisch erwartbaren Flucht freundliches Zutrauen erfährt? Weil etwas/jemand wie ein wildes Tier mit einem Mal “zähme mich” sagt und dieser Vorgang zur “gegenseitigen Zähmung” wird? Muss denn des Menschen Versuch, die bekannte mit der unerwarteten Welt zu verbinden, so dass beide in eine Wechselbeziehung eintreten können, von vornherein als Spinnerei abgetan und in weiterer Folge aus der Erwachsenenwelt weggemacht werden? Nun, wenn man (wer auch immer das ist) den “Status Quo” auch “um jeden Preis” aufrecht erhalten muss… Apropos, seit Christi Geburt (dem Jahr 0) gab es auf der gesamten Welt etwa eineinhalb Jahre Frieden. Da sind mir die Hasen lieber

PS. Ein Gasthaus namens “Zu den drei Hasen” gibt es übrigens auch. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen sie ihren Stootsie