Wir wissen, dass, wenn jemand einen seiner Sinne verliert oder dieser sehr beeinträchtigt ist, sich andre Sinne verstärken und schärfen.
Das ist bei meinen Gästen in der kommenden Sendung der Fall. Ich werde mit Martin und Markus, zwei blinden Masseuren aus dem Blindenheim Liefering darüber reden.
Archiv für den Monat: September 2013
LOU REED, Berlin – OCBs Radiofabrik-Album-der-Woche
Lou Reed, Berlin (VÖ: UK Juli 1973, US September 1973, RCA)
Endlich lief es gut für Lou Reeds Solokarriere. Nach dem Flop seines Solodebüts hatte sich das ehemalige Mastermind der Velvet Underground auf die helfenden Hände von Mick Ronson und David Bowie bei der Produktion seines Zweitlings Transformer verlassen und mit Walk on the Wild Side prompt den ersten (und einzigen) Hitparadenerfolg gelandet. Auf der Modewelle des Glam-Rock reitend, verpasste er sich zudem ein aufreizendes Image und bespielte zahllose Bühnen auf beiden Seiten des Atlantiks. Und so war Lou Reed im Frühjahr 1973 so populär geworden, dass ihn die Leser des NME im Popularitätsranking sogar vor Mick Jagger und David Bowie stellten.
Doch hinter dieser Fassade waren schon wieder dunkle Wolken aufgezogen. Die ausführliche Tournee zehrte an Lou Reeds Nerven und seine Live-Band The Tots erwies sich oftmals als hölzern und in ihren musikalischen Möglichkeiten begrenzt. Zudem wurmte ihn die Tatsache, dass er in fast jedem Interview zu Transformer mehr über David Bowies Rolle dabei erzählen musste, als über seine eigene. Um diesem Ungemach zu entfliehen verfiel Reed zunehmend in die (Selbst-) Zerstörung durch steigenden Alkohol- und Heroinkonsum und ließ in Folge Wut und Zynismus freien Lauf. Musikjournalisten mieden den unberechenbaren Rocker zunehmend.
Und so wurde seine Ehefrau Bettye zum ersten Opfer ihres groben Gatten. Erst seit Jänner 1973 verheiratet ließ Lou keine Gelegenheit aus seine (vermeintliche) geistige Überlegenheit Bettye gegenüber auszuspielen und sie, während sie sich ihm in Ergebenheit und Ehrfurcht immer weiter unterordnete, auch öffentlich zu demütigen und sogar zu misshandeln. Dazu kamen noch das aufreibende Leben auf Tournee und die Begleiterscheinungen von Lous weiterhin steigender Popularität. Im Sommer 1973 hatte Bettye bereits einen Selbstmordversuch hinter sich, dessen Scheitern sie zusätzlichem Spott aussetzte. Lou hingegen hatte den Stoff für sein nächstes Album beisammen.
Während die Popwelt hoffnungsfroh auf ein zweites Transformer wartete und RCA darauf vertraute die Label-Kollegen Bowie und Reed würden ihre Zusammenarbeit gewinnbringend fortsetzen, holte Lou überraschend Bob Ezrin, der sich als Partner von Schock-Glam-Rocker Alice Cooper einen Namen gemacht hatte, an Board. Mit dem höchsten Budget, das für ein Lou Reed/Velvet Underground Album jemals zur Verfügung stand, ausgestattet, rief er mit Ezrin eine Band zusammen, die einem Who-is-Who der Musikgeschichte gleicht: Neben den kongenialen Gitarristen Steve Hunter und Dick Wagner fanden sich Jack Bruce (b), Steve Winwood (org), Aynsley Dunbar (dr), Randy und Michael Brecker (sax, tr) und Tony Levin (b) im Studio ein.
Auf dem Plan stand, die düsterste und deprimierende Geschichte eines sich auseinander lebendenden Paares musikalisch umzusetzen, deren Zweisamkeit in Zynismus, Untreue, Gewalt, Drogensucht, Prostitution und Selbstmord endet. Ohne bis dahin jemals dort gewesen zu sein, wählte Reed die geteilte Stadt Berlin als symbolträchtiges Setting für seinen musikalischen film noir. Die Songlist bestand – wie oft auf den 70er-Alben Reeds – zur Hälfte aus bis dahin unveröffentlichten, „übrig gebliebenen“ VU-Songs und neuem Material.
Nach einem feuchtfröhlich gegrölten Happy Birthday bringt der Titelsong/Opener Berlin bereits ein Eigenzitat aus seinem Debütalbum, durch seine Reduktion auf zwei Strophen – die B-Teile/Bridges werden ausgelassen – und Bar-Piano in dunkelgraue Farbe getaucht, lassen die Schlußzeilen „… it was very nice, oh honey, it was paradise“ jedoch nur wenig Gutes erahnen. Die folgenden Lady Day und Men of Good Fortune, das erste eine funkige, zartbittere Hommage an Billie Holiday, das zweite ein ironischer Blick auf die unterschiedlichen Lebenschancen von Arm und Reich, ordnen sich zwar nur schwer in die Geschichte des Albums ein, dienen dafür umso passender als Stimmungsbilder.
Nach dem ersten Einblick in die apathische Haltung des Erzählers „But me, I just don’t care at all“ lernt der Hörer mit Caroline Says I die weibliche Hauptperson der Handlung kennen. Nach Candy, Lisa und Stephanie reiht sich Caroline in die Liste des „she says“-Formats in Reeds Songwriting ein und erscheint wie ein Spiegelbild von Reed selbst: Sie ist hartherzig, fordernd und sarkastisch („she wants a man, not just a boy“). Hinter der Bezeichnung „she’s still a German(ic) queen“ wollen Reed-Kenner zudem gerne einen Hinweis auf Reeds Affäre mit Nico sehen, andere wiederum vermuten hinter dem Begriff queen eher Reeds – durch sein neues Image bewusst provoziert – unklare sexuelle Ausrichtung oder vielmehr noch ein Bekenntnis zu bi- oder homosexueller Liebe. Dem druckvollen Beat und üppig arrangierten Rock erwächst dabei ein beinahe bedrohliche Kraft, die sich im ausklingenden Gitarrenduell von How Do You Think It Feels? wiederfindet. How Do You Think It Feels? erkundet die Gefühlslage des Erzählers: Zwischen Alkohol, Schlaflosigkeit, drogenbedingter Isolation und sexueller Gier bewegt er sich auf den Abgrund zu. Untreue, Verlogenheit, Gewalt und (Selbst-)Hass, wie sie Oh Jim zeichnet, verdeutlichen eine Borderline-Situation, die in den Augen vieler Kritiker und Fans ein Spiegelbild von Reeds Gefühlswelt zu diesem Zeitpunkt darstellt.
Mit dem Ende der ersten Schallplattenseite/des ersten Teils hat Berlin ein Stimmungsbild erschaffen, das erschütternder kaum sein könnte, und im Gegensatz zu seinem schwul-fröhlichen Vorgänger Transformer kein Lächeln zulässt. Mit der Verdichtung der Handlung auf Seite 2/im zweiten Teil erreicht das Album jedoch eine Intensität und Graustufe, die vielen Hörern und Kritikern zu intensiv wurde.
Caroline Says II – ein gebremstes Remake von Stephanie Says aus VU-Zeiten – zeigt uns die zuvor noch hochmütige Protagonistin am Boden, von Drogen gezeichnet, geschlagen und gebrochen. „Why is it that you beat me?“ fragt sie und wird mit Sarkasmus („all of her friends call her Alaska“) belohnt. Wie sehr dieser Song der Realität des Ehepaars Reed sich nähert, lässt sich erahnen, wenn man einen Interviewbeitrag Lou Reeds aus diesem Jahr kennt: „Ich brauche ein weibliches Arschloch in meiner Nähe, um mich daran zu ergötzen; ich brauche einen ergebenen Arschkriecher, den ich herumstoßen kann.“ „It’s so cold in Alaska„.
Als vermeintliche Rechtfertigung und Strafe für Carolines Prostitution –„they say she was making it with sisters and brothers“, ihren Drogenmissbaruch („and all of the drugs she took everyone„) und mangelhaftes mütterliches Verhalten („she was not a good mother„) verliert sie ihre Kinder. The Kids – drei Akkorde in unbeschwerten 3/4–Takt gehüllt – stellt dabei eines der ambivalentesten Stücke der Popmusik dar: Dem betont unterkühlt vorgetragenen Text stellt die Mannschaft um Produzent Bob Ezrin eine bitter-süße Atmosphäre entgegen, die in unvergleichlich eindrucksvoller Weise musikalisches Handwerk, Reduktion und Leichtigkeit vereinen. Nicht zu Unrecht gilt Berlin für viele Musikliebhaber und -kritiker in dieser Hinsicht als Reeds frühes und bis heute unerreichtes Meisterstück.
Für den Höhepunkt von The Kids soll – der Legende nach – Bob Ezrin seinen Kindern weiß gemacht haben, ihre Mutter würde nicht mehr zurückkommen. Das dadurch provozierte, auf Band festgehaltene Heulen, Winseln und „Mummy“-Rufen der Kinder am Ende von The Kids ging und geht heute noch nicht nur Eltern durch Mark und Bein. Vielen Hörern wurde und wird es hier zu viel. Der abermals betont unterkühlte Nachsatz des Erzählers „and I am much happier this way“ spiegelt sich im folgenden „Funny thing, I’m not at all sad that it stopped this way“ (The Bed) wider, mit dem Carolines Selbstmord kommentiert wird. Doch in Anbetracht des Betts, wo sie einst ihre Kinder empfing und sich dann die Pulsadern aufschnitt, der kleinen und großen Erinnerungsstücke in dem Haus, das sie sich so mühsam erarbeitet hatten, klingen die Worte nun gebrochen und traurig, der Verlust nagt. Engelschöre markieren Carolines Entschweben aus dem Irdischen. Am Boden geblieben resümiert der Erzähler, wie alles so schön begonnen hatte („she looked like Mary Queen of Scotts“) und doch so daneben lief („just goes to show how wrong you can be“). Sad Song beschließt das emotional aufwühlendste Rock-Album bis dato. Dabei verschafft das große Finale mit deftigen Streichern und einem butterweichen Bläsersatz zum Ausklang dem Zuhörer Erlösung und Erleichterung und setzt der herausragenden Arbeit des Produzenten Bob Ezrins ein Denkmal.
Dafür hatte Ezrin allerdings auch seine Gesundheit aufs Spiel gesetzt. Im Versuch Lou Reeds Launen, seine Wankelmütigkeit und den Umstand, dass der Rockstar oftmals zu betrunken war um seine (Sprech-) Gesangsparts einzubringen, zu verdauen, griff auch Ezrin häufig zu Heroin. Als RCA kurz vor Ende der Aufnahmen verlauten ließ, sie würden lieber kein Doppelalbum veröffentlichen und Ezrin das fertige Werk um 14 Minuten kürzen musste – die verlorenen Minuten sind entgegen den üblichen Gepflogenheiten seitdem weder auf Bootlegs noch auf Re-releases wieder aufgetaucht – half dem Produzenten nur noch eine mehrmonatige Entziehungskur, um sein Leben wieder unter Kontrolle zu bringen.
Lou Reed hingegen kehrte schon bald wieder auf die Bühne zurück. Während die Musikpresse über Berlin fiel und mit deftigsten Abkanzelungen abtat, zeigten Fans und Musikfreunde nur Unverständnis und Ablehnung für Lous „Anti-Transformer„. Das wiederum nährte Reeds Destruktivität und Hass. Er radikalisierte sein Auftreten weiter, stellte eine nun deutlich kräftiger rockende Band (mit den Berlin-Musikern Hunter und Wagner) zusammen und gab fortan das Rock’n’Roll Animal, wovon das so betitelte Live-Album zeugen sollte. Wenige Monate später löste er auch den zweiten Teil seines Versprechens gegenüber RCA ein, das er abgegeben hatte, um das Label überhaupt erst zur Veröffentlichung von Berlin überreden zu können, und lieferte mit dem Album und der gleichnamigen Single Sally Can’t Dance einen Verkaufsrenner ab, der allerdings den Vergleich mit Berlin in keiner Weise standhält.
Die erhoffte Anerkennung wurde Berlin erst im Lauf der frühen 80er-Jahre zuteil, indem Kritiker begannen ihre vernichtenden Erstmeinungen zu revidieren und dem mittlerweile immer mehr im Mittelmaß versinkenden Reed Anerkennung zollten. 2006 brachte Reed mit Steve Hunter in der Band Berlin etwas überraschend zum ersten Mal zur Gänze auf die Bühne und gab sich redlich Mühe seinen über die Jahre immer schlampiger gewordenen Sprechgesang am Original zu orientieren. Der von Julian Schnabel dabei entstandene Konzertfilm ist allerdings entbehrlich.
„Hörenswert – das Radiofabrik-Album der Woche“ präsentiert anlässlich seines 40. Geburtstags Lou Reeds Berlin und bringt als Bonus-Tracks zwei Aufnahmen, die in Paris während der Live-Tournée 1973/74 entstanden sind. Oliver Baumann wünscht gute Unterhaltung mit einem Albumklassiker aus dem Jahre 1973.
Playlist (des Albums)
Berlin
Lady Day
Men Of Good Fortune
Caroline Says I
How Do You Think It Feels
Oh Jim
Caroline Says II
The Kids
The Bed
Sad Song
Bonustracks (der Sendung)
Lady Day
Oh Jim (beide live in Paris, Mai 1974)
Und wer jetzt das Radiofabrik-Album-der-Woche hören will, der ist hier richtig. PW: OCP
Feste feiern
Mittwoch, 2. Oktober um 14:06 Uhr, Spitz die Ohren, Mini Andrä einschalten!
Wir wiederholen eine Sendung vom Juni 2011. Darin berichten wir über die verschiedenen Feste, die wir so feiern. Deshalb besuchte Ileana mit Aufnahmegerät und Mikrofon auch den Verein Viele und fragte nach, welche Feste in welchen Ländern gefeiert werden. In der Schule machten sich inzwischen die Kinder der 4a Klasse schlau über die Heimatländer der Frauen aus dem Verein Viele. Hört doch zu, was wir alles erfahren haben.
Mittwoch, 2. Okt. 2013 um 14:06 Uhr und die Wiederholung am Sonntag, 6. Oktober, um 10:06 Uhr.
Das 59 Minuten UFO-Potpourri + 1 Stunde Gespräch zu „Die Elfenkönigin und die Schule der Wunder“
Aufruf aus dem Kosmos – 2 Stunden!
28. September 2013, 18 – 20 Uhr, Radiofabrik Salzburg
Die September-Ausgabe mit wunderbaren 2 Stunden Sendezeit (live) nähert sich dem Herbstkleid der Natur an.
In der 1. Stunde eine kunterbunte, inhaltlich-passende Mischung, und in der 2. Stunde die Einladung zum Eintauchen in ein Bewußtseinsabenteuer, welches 5 Jugendliche im neuen Roman von Sonja Tiemann erleben.
Teil 1 von 18 – 19 Uhr: Verschiedenes zum UFO/Außerirdischen-Thema, u.a. eine Art Nachruf auf den 83-jährigen Kontaktler Enrique Castillo Rincón aus Costa Rica, der vor wenigen Tagen seinen feststofflichen Erden-Körper abgelegt hat — dann Interessantes zum Komet ISON (C/2012 S1), der Ende November 2013 eine enge Kurve um unsere Sonne macht (und möglicherweise noch viel mehr, denn analysierte Bilder des Kometen lassen staunen) — weiters Info`s zu einer riesengroßen „Sphäre“, die im Jahr 2012 bei der Sonne zu sehen war (auf offiziellen Foto`s von der NASA), und die offensichtlich „etwas“ von der Sonne abgesogen hat — sowie noch einen kurzen (Rück-)Blick auf Robert Stein`s kürzlich in Salzburg gehaltenen Vortrag mit dem Titel „Ein kurzer Blick hinter die Matrix“. Der Redner ist brillant, die Informationen brisant.
Teil 2 von 19 – 20 Uhr: Sonja Tiemann wird uns in einem Interview ihr Buch „Die Elfenkönigin und die Schule der Wunder“* vorstellen. Dieses Buch handelt von einer ungewöhnlichen Urlaubsreise der jugendlichen Helden Basti, Anna, Lisa, Fabio und Jan, die plötzlich in ein Bewusstseinsabenteuer ins Land der Fantasie geraten. An diesem mystischen Ort begegnen die kühnen Pioniere der Elfenkönigin Estella und tauchen unverhofft in ein interaktives Spiel ein.
Anfangs gibt die Autorin eine kurze Leseprobe, an die wir eine unterhaltsame Gesprächsrunde über Hintergrund und Inhalt des Buches anschließen.
Die 2 Stunden werden mit von uns ausgesuchter Musik aufgelockert, sodaß die Zeit gleichsam wie im UFO-Flug vergehen wird. (so jedenfalls unsere Vermutung)
Die Sendungsmacher Claus, Monika, Rüdiger
* Gebundene Ausgabe ISBN: 978-1-938699-79-5; EBook ISBN: 978-1-938699-87-0
www.shop.windsor-verlag.com www.die-elfenkoenigin.de
Der Wahlsongtag
Stream/Download: Artarium vom Sonntag, 29. September – Wer die Wahl hat, hat die Qual! Nie war dieser Satz wahrer und quälender zugleich als vor der heurigen Natiolratswahl. Manche meinen gar, eine nationale Heurigenwahl wäre wohl um einiges bedeutsamer. Und Freda Meissner-Blau, Urgestein und Grande Dame der Grünen in Österreich, überlegt in einem Gespräch mit dem Standard, diesmal aus lauter Überdruss erstmals ungültig zu wählen. Immerhin versteht sie es meisterlich, ihren Abscheu in Thomas Bernhard’sche Sprache zu kleiden: „Ganz Österreich ist eingewickelt in Riesenplakate, wo man wirklich Schwierigkeiten hat, sich zu entscheiden zwischen so vielen schönen Versprechen, so viel schöner Zukunft. Und wir wissen, dass das am 30. September alles wieder heruntergerissen ist und Makulatur ist, weil es immer schon Makulatur war.“
Um solchernem uns zäh und klebrig umschleimenden Sumpf wenigstens ein Mindestmaß an gepflegtem Kulturpessimismus mit ironischem Niveau abzutrotzen, nutzen wir halt die einzige Wahl, die uns bleibt: Die Wahl unserer Gäste und die der Musik!
Christoph und Lollo etwa, die von Jahr zu Jahr sozialkritischeren Liedermacher, haben uns in den allerletzten Wochen dieses an unfreiwilliger Einschlafkomik und humpelstilzender Hilflosigkeit überquellenden Wahlkrampfs immer wieder die Lachmuskeln gelockert, indem sie (fast) jeder qualwerbenden Partei eine eigene Wahlkampfhymne widmeten. Die eine oder andere dieser den Parteiquatsch entlarvenden Kleinodien wollen wir uns gleich nach Schließung der letzten strengen Urnenkammer abermals zu Gemüte führen – und unsere Stimmen somit endlich doch noch für etwas entschieden Sinnvolles abgeben…
Dies allerdings nicht, ohne dieselben auch frohgemut zu erheben, denn wir haben uns selbst wackere Musikanten und Sangesgäste zum Lautsein ins Studio gebeten. Im Speziellen unseren Kollegen Alexander Zechbauer, der nicht nur die famose Balkan-Musiksendung „rakija i ruže“ herausgibt, sondern auch beim Radiofabrikfest am 25. Oktober mit seiner Ostbeatbend live zu sehen sein wird. Mit ihnen zusammen arbeiten wir nunmehr an einer Jubiläums-Aufführung der geschütteltsten Hymne aller Zeiten für Chor und Orchester:
Österreichische Hundesbymne
Band der Lerge, Strand am Lome,
And der Läcker, Dandler Ohme,
Hand der Lämmer, kuhzunftsreich!
Greimat hosser Söchter und Töne,
Gnolk, befadet schür das Föhne,
Ölgerühmtes Fiesterreich,
Ölgerühmtes Fiesterreich.
Willkommen in Salzburg: Speaking in Tongues – the European Day of Languages
On tonight’s program, in celebration of the European Day of Languages, we will talk about the origins of this celebration, take note of some fascinating facts about languages, and see the connection between migration and multilingual countries.
Links:
European Center for Modern Languages
www.ecml.at
Magistrat Salzburg
www.stadt-salzburg.at
5 Jahre Nachtfahrt Perlentaucher
Stream/Download: Artarium vom Sonntag, 22. September – „Die Musik- und Literatur-Gefühlsweltreise von Norbert K.Hund + Christopher Schmall aus der etwas spezielleren RADIOFABRIK: Jeden zweiten Freitag im Monat tauchen wir dazu LIVE durch tiefgründige Themen -> Gut zu hören – von 22:00 – 01:00 Uhr!“ Wahrlich, so steht es geschrieben in unserem Nachtfahrt-Perlentaucher-Blog. Und das ist beileibe keine leere Drohung wie so manches Wahlversprechen heutzutage. Wir meinen nämlich durchaus, was wir da tun und sagen! Nachdem diese illustre Sendung am letzten Freitag dem 13. mit der nunmehr 60. Ausgabe ihren 5. Geburtstag gefeiert hat, wollen wir die sich bietende Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen, auch euch, liebe Artarium Hörmuscheln und Ohrrüb_innen auf den Geschmack dieses im Wortsinn tiefgehenden Radioprojekts zu bringen. Denn wir haben – wie ihr wisst – noch lange nicht genug…
Der junge Suchende zieht also irgendeine “erwachsene” Ritterrüstung an und stülpt sich dazu noch einen vorgefertigten Helm über (namens Gott, Ehre, Stolz, Heimat,..) Schon lernt er nichts neues und anderes mehr, als mit den bereits vorhandenen Symbolen mehr oder weniger “richtig” umzugehen. Ob man ihm jetzt noch dazu beibringt, die Rüstung schön anzumalen oder sich darin anmutig zu bewegen, ist scheißegal – er hat sie ja längst an! Dazu hat er auch noch den passenden Helm, Hut, Denkschädel auf. Ob er sich an selbigen dann Blumen, Federn oder Würste steckt – das ist ebenfalls wurscht. Denn Hut bleibt Hut, Herrschaft bleibt Herrschaft, und Gewalt bleibt so eben auch. Es kann also nicht darum gehen, den “ein richtiger Mann” werden wollenden Jugendlichen dabei zu beobachten, wie er das “richtige oder falsche Ficken” lernt. Es ginge vielmehr darum, ihm endlich zu erlauben (und ihn dabei auch zu unterstützen), eine Sexualität zu entdecken und zu erleben, die sich mit überkommenen Brutalbegriffen wie “ficken, pudern, schuastern” gar nicht mehr beschreiben ließe… 😀 Denn wer zu sehr danach strebt, zum Abbild seiner Vorbilder zu werden, der sollte sich dann auch wirklich nicht wundern, dass sein Selbst als ein Abziehbild daher kommt. (Norbert K.Hund in „überwinden verwandeln“ vom 13. September 2013)
Wir wachsen so selbstverständlich mit der Sprache auf, dass uns teilweise gar nicht mehr auffällt, wie zauberhaft und magisch sie sein kann. Sie kann Welten öffnen, fantastisch und traumhaft; sie vermag es aber auch uns zu verletzen, hässlich zu sein, widerlich und ekelerregend. Sie ist unendlich weit, farbenfroh und so facettenreich; dennoch stoßen wir hin und wieder an ihre Grenzen. Sprache kann wirklich sprachlos machen. Manchmal verschlagt es uns die Worte, wir können nichts mehr sagen, bringen keinen Satz mehr hervor, als hätten wir verlernt zu sprechen…
Ich als Dichter lebe von ihr. Ich liebe und ich hasse sie; und bin auf sie angewiesen. Es ist schon merkwürdig wie ein Wort den Sinn eines ganzen Satzes verändern kann. Es ist ein ständiges Abwiegen, ein andauerndes Überlegen und Feilen, eine Arbeit, eine Beschäftigung, die niemals aufhört, immer weiter geht. Ich bin im Bann der Worte. Und kann doch über sie bestimmen! Ich glaube, es ist eine Art Symbiose. Ohne Worte könnte ich nicht meine Gedanken nieder schreiben und ohne mich blieben sie nur seltsame Hieroglyphen… (Christopher Schmall in „Dichterwerdung“ vom 8. August 2013)
Also begleitet uns diesmal ein Stück weit durch unsere letzten Perlentauchereien, von welchen wir Auszüge von selbst gelesenen Texten und dazu passenden Musiken spielen werden. Und erfahrt auch etwas mehr über die Idee hinter den Nachtsendungen und über ihre Geschichte des Geschichtenerzählens. Womöglich bekommt ihr dann ja auch Appetit aufs Nachhören der einen oder anderen Episode – derlei Bedürfnisse lassen sich gut im CBA-Archiv der Sendereihe befriedigen. Den stimmungsvollen Nachtfahrt-Kurzfilm von Markus Huber empfehlen wir euch ebenfalls gern als Vorspiel – ähm – Speise. Und apropos – wir haben euch lieb! 😉
Lebendiges Lehen am 23. September 2013: Armut in nächster Nähe
Ein Dach über dem Kopf haben – ein Grundbedürfnis des Menschen, aber nicht für jede/n selbstverständlich…
Die September-Sendung widmet sich einem sehr aktuellen Thema. Der Winter steht vor der Tür – was tut jemand, der obdachlos ist? Wo und wie fängt sie an sich zu drehen, die Armutsspirale, die meistens nach unten geht und nur mehr selten zurück?
Georg Aigner und Karl Zankl begrüßen dazu einen Studiogast, der von seinen ganz persönlichen Erfahrungen dazu berichtet.
Moderation: Karl Zankl und Georg Aigner
Technik: Georg Aigner
Neu im Team vom Stadtteilradio Lehen begrüßen wir ab diesem Herbst die zwei sehr Radio-erfahrene Redakteure Georg und Evelyne Aigner von der Salzburger Straßenzeitung Apropos. Herzlich willkommen!
Diese Sendung wird am Dienstag, 24. September um 08:00 wiederholt.
Broken Error # 003: How 2 fake a Panda…
On Sunday the 22th September 2013, 6 pm (Central European Time, UTC+01:00).
This time’s Broken Error is compiled by guest artist Dafake Panda, maybe known by some of you from our group IDM | Glitch | Clicks & Cuts on Facebook.
Dafake Panda is a French electronic producer, free-jazz drummer, multi instrumentalist and sonic tweaker. In his own Dadaist demeanor, he explores and weaves bridges between bass music, idm, jazz and glitch by triturating any audio material that passes him by (alarm clock mechanisms, rusty cogs, music boxes, typewriters, waterphone, voice, etc..)
His newest source of F͏̸͠r̢e̡̧͏e͟ ̡͝D͢o̕͝w̶͟n҉̕l͘oa͞d̵͏s҉ can be found here!
Soundcloud | Facebook | Sociopath Records
Tracklist
Dafake Panda – The Rorschach Test
Lexaunculpt – The Unmute Clipon Revolver
Valance Drakes – Abandoned Hugs
Vaetxh – Unfolding Mechanism
Ruby my dear – Karoshi
BeK – Shrill
Oyaarss – Ibumetins sagurusai dveselei
vndl – Anit
Alarm will sound – Mt. Saint Michel
Igorrr – Tout Petit Moineau
Venetian Snares – Vida
Digital Velvet – Lidocaine Instrumental
LeGaScred – B 612
Aphex Twin – Kesson Dalef (Dafake Panda cover)
Compiled by Dafake Panda. Produced by Peter Wetzelsberger. Image by Dafake Panda.
All rights reserved.
Placebo – Loud Like Love
Stream/Download: Artarium vom Sonntag, 15. September – Das aktuelle Placebo-Album „Loud Like Love“ erscheint am Montag, 16. September. Wir stellen es euch aber schon heute vor, wir wollen ja auch einmal so richtig top-aktuell sein – bei aller Zeitlosigkeit 😛 Zudem laden wir hiermit in Brian Molkos Namen all unsere Salzburger Hörer_innen zur feierlichen Online-Release-Show auf LOUD LIKE LOVE TV ein – „a unique and candid 90 minute online TV show streamed LIVE globally from YouTube Space London“ – die jedoch hierzulande eine Stunde später beginnt und daher von etwa 21:00 bis 22:30 zu sehen sein wird, wenns denn die Server, wie wir stark hoffen, auch aushalten. Kritik und Presse reagierten wieder einmal (wie bei Placebo auch nicht anders zu erwarten) höchst zweischneidig aufs jeweilige Probehören, vom Lob der Reife bis zum Verriss war alles dabei. Der ORF brachte gar einen Beitrag in der ZiB 24 und schloss mit den Worten: „…auch wenn die alten Fans sie heute als bieder bezeichnen.“ Doch hören wir selbst:
Es fällt mir persönlich nie wirklich leicht über ein Album zu schreiben, und vor allem dann, wenn es sich um ein Album wie „Loud Like Love“ handelt, welches sich jeglicher Formulierung zu entziehen scheint, sei es durch die Ambivalenz der Texte oder durch die Instrumentierung, welche man nur allzu gut von den rostigblutige Rasierklingen schwingenden Melancholierockern namens Placebo kennt.
Sie sind ruhiger geworden, haben sich ein wenig zurückgelehnt und die Welt ein bisschen nüchterner betrachtet. Natürlich findet man die altbewährte Traurigkeit und die Feststellung, dass nur ein schmerzendes Herz richtig funktioniert, ohne aber auf Hoffnung und Lebensenergie zu verzichten. Perspektive und Zukunft, Liebe und Hingabe, himmelhoch jauchzend, am Boden liegend, verzweifelt, aussichtslos und doch weiter rudern, obwohl man das Licht am Ende des Tunnels nicht sieht…
Wie schon gesagt: ambivalent, so wie das Leben halt. 😉 Fazit: Ein durchaus tanzbares Album, welches sich allerdings nicht am äußersten Rand des brodelnden Vulkans Ekstase bewegt, doch schöne treibende Parts hat, wie auch Verschnaufpausen und überhaupt Passagen zum Wegträumen und Zerschmelzen. – Review von Christopher Schmall
Ist das jetzt Kunst oder kann das weg? Auf Videoschaun: Too Many Friends Mystery Edit 😀