It’s all over now, Baby Blue

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 23. Februar – Wie umgehen im Leben? Wie umgehen mit der Angst? Unlängst drang Ungeheuerliches aus der Verhandlerei von FPÖ und ÖVP, etwa zum Thema Medienpolitik: So sollten die gesetzlich verankerten Förderungen für den Freien Rundfunk massiv gekürzt werden. Statt dessen sollten sogenannte “Alternative Medien” mit öffentlichen Geldern versorgt werden, der FPÖ nahestehende Propagandaplattformen, die jenseits jedweder journalistischer Qualitätsstandards hauptsächlich faktenferne Volksverwirrung verbreiten, gepaart mit parteilicher Lobhudelei im Sinne eines seltsamen Personenkults um den kleinen Mann, der die Partei des kleinen Mannes anführt. Kunnst dir vorstellen, dass sich Bob Dylans “Baby Blue” auf den kleinen blauen Brillenschlumpf anwenden ließe?

Baby BlueUnmittelbar nach dem Scheitern der Kollisionsverhandlungen zur Bildung einer blauschwatzen Bundesgierung ging bei mir der nächste Angstfilm an den Start: Es wird Neuwahlen geben und dadurch werden die Wahnsinnigen noch stärker werden… Doch dann gelang es mir, für einen Moment das wohlig warme Gefühl der Erleichterung aus meinem Bauch aufsteigen zu spüren und ich beschloss, jetzt und hier zunächst einmal diesen Augenblick zu genießen. Und mich von jeder auf mich einstürmenden (und in mir hochsteigenden) Katastrophenhysterie zu distanzieren. Ich habe weit wichtigeres zu tun, als mich von geisteskranken Kriegsgewinnlern des menschlichen Abgrunds in denselben mitreißen zu lassen. Zum Beispiel meine eigenen Abgründe auszuloten und die vielen vernachlässigten Kinder in mir selbst in Sicherheit zu bringen. Denn niemand anders kann mir meine Welt reparieren… Und nirgendwo anders beginnt die Welt, in der wir alle miteinander verbunden sind.

Ich habe die Nazis überlebt und daher weiß ich auch, wie naheliegend und verlockend es ist, den eigenen Schmerz nicht fühlen zu müssen, indem man ihn jemand anderem zufügt. Genau da beginnt die Täter-Opfer-Umkehr – als Opfer-Täter-Umkehr in einem selbst. Du kannst dir selbst als Baby begegnen (und das ist eine Herausforderung) oder du wirst als aufgeblasenes, wutverstopftes und ständig unzufriedenes Riesenbaby in der Welt herumsausen und andere Unzufriedene um dich versammeln, die so wie du keinen Gefühlszugang zu sich selbst haben und unweigerlich Unheil anrichten.

Das Sympathische bei Bob Dylan dagegen ist, dass seine Wortbilder sich seit jeher jeglicher Definition entziehen. So rätselt die Gemeinde der Dylandeuter:innen immer noch daran herum, wer mit Baby Blue eigentlich gemeint sein könnte. Das Schöne am gefühlsdenkerischen Zugang, wie wir ihn pflegen, ist wiederum, dass sich dieser Text bei jeder neuen Betrachtung wie von selbst interpretiert: Christopher Schmall – blau, gewesen. Und so geht auch das mit dem Brillenschlumpf. “Ach, geh mir doch weg.” Prinzessin Dylia weiß intuitiv, wie man den garstigen Gnom wieder los wird.

PS. Es gibt einen neuen Dylan-Film, der bezeichnenderweise “Like A Complete Unknown” heißt und hier im BR-Magazin Capriccio herzallerliebst vorgestellt wird. Am Donnerstag, 27. Februar sowohl um 17:00 als auch um 20:15 im DAS KINO.

“Sie sollten dich wie lassen?” – “Wie auch immer sie mich nicht haben wollen.”

 

Battle&Hum#147

Samstag 15.02.2025 (Stairway zum Nachhören)

Dr. MC Quinzel und DJ Eulenspiegel setzen euch den Schalk in den Nacken.

 

MC Randy Andy’s Mummenschanz:

  1. Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen (alle ampeln auf gelb) – alle ampeln auf gelb
  2. David Lynch (crazy clown time) – crazy clown time
  3. Aldous Harding (designer) – the barrel
  4. Nina Hagen Band (unbehagen) – african reggae

 

DJ Ridi Mama’s Schabernack:

  1. Maneskin (teatro d’ira – vol. I) – i wanna be your slave
  2. Central Cee (can’t rush greatness) – GBP
  3. Stormtroopers of Death (rise of the infidels) – milano mosh
  4. Soap&Skin (torso) – the end

 

Ich habe dich so lieb!

Ich würde dir ohne Bedenken

eine Kachel aus meinem Ofen

schenken.

(Joachim Ringelnatz)

Zur Abstimmung folget dem LINK!

Es lebe der Blödsinn

Battle&Hum #147 am Samstag, 15.02.2025, 22:00 Uhr, diesmal mit Filzstift!

Früher war ja alles besser, da sind dir mit 40 schon die Zähne ausgefallen, war aber eh wurscht, weil spätestens mit 50 hat man die Karotten von unten beäugt. Musik war bis vor 100 Jahren nur live zu haben, also entweder in die Kirche oder zur Tanzmusi ins Wirtshaus gehen. Musik war zuhause nicht gut zu hören. Zumindest hatte man seine Ruhe vor den politischen Rülpsern der Neofaschist:innen und durchgeknallten Milliardär:innen. Braun ist wieder en vogue, diesmal nicht am Hemd oder in der Hose, sondern im Gesicht. Ihr wisst ja warum Napoleon so gerne rot getragen hat, ja damit man das Blut nach der Schlacht nicht so sieht. Ein Schelm wer sich jetzt denkt, was könnten wohl die Vorteile einer braunen Uniform sein.

Doch, eines war früher wahrscheinlich schon besser: wenn ein König einen ordentlichen Hofnarren hatte, konnte dieser, im englischen Sprachraum genannte Jester schon einmal den Joker ausspielen und auf die Entscheidungen seiner Majestät korrigierend einwirken. Manchmal, vielleicht! Heutzutage umgeben sich Potentate eher mit Stiefelleckern und die Unternehmer übernehmen das Einflüstern. Deshalb fordern wir, von Battle&Hum (lesen Sie unsere Packungsbeilage), nieder mit dem Hausverstand, es lebe der Blödsinn! Gut das ist jetzt nicht direkt von mir, das hat ein wenig abgeändert ein altvorderer Großmeister des gehobenen Schwachsinns gesagt, genau die Rede ist von Karl Valentin.

Eventuell sollten wir engagierten Bürger:innen für unsere Botschaften an die Regierenden die einfachere Form der Graffitikunst, die Schrift (man benötigt nur einen wasserfesten Filzstift – oder nehmt besser was abwaschbares sonst wird mir das als Aufruf zur Sachbeschädigung ausgelegt) wählen. Das Mitzuteilende steht dann schwarz auf weiß auf einem Schild oder eine Mauer und ist leicht zu verstehen:

Es gab da mal in Deutschland einen Mann, der wird gerne als erster Graffitikünstler betitelt, obwohl er viel mehr war und leider nicht ganz ernst genommen wurde. Der Wikipedia Autor nennt ihn sogar Hofnarr der außerparlamentarischen Opposition: Peter Ernst Eiffe war mit seinem Stift ein Stachel im Fleisch der Angepassten wiewohl auch politisch aktiv. Leider war ihm ein tragisches Ende beschieden, er wurde sozusagen für verrückt erklärt, mit Depressionen eingewiesen und ist auf der Flucht aus einer psychiatrischen Klinik erfroren.

Holt eure Stifte und Hefte raus, die kommende Sendung am 15.02.2025 (ab 22:00 Uhr) widmen wir Peter Ernst Eiffe und allen Eigenartigen, Querulanten:innen und Närr:innen! Hoch die Tassen, Fasching kommt auch bald, es lebe der Blödsinn! Möge der wirkliche Blödsinn wie die Festung Österreich, Atomkraftwerke statt Windräder, Texas statt Kalifornien und so weiter, wieder aus den Gehirnen verschwinden.

MC Randy Andy

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Gisbert zu Knyphausen

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 16. Februar“Ich hab euch Blumen und Pralinen vom Arsch der Hölle mitgebracht.” Mit diesem ziemlich speziellen Zitat aus “Das Leichteste der Welt” von Kid Kopphausen eröffnen wir die heutige Sendung. Und das ist kein Zufall, erschien doch das Video dazu zwei Tage nach dem jähen Tod von Nils Koppruch, der zusammen mit Gisbert zu Knyphausen dieses innige und intensive Bandprojekt verkörperte. Auf dem fünf Jahre später erschienenen Album “Das Licht dieser Welt”, dem wir diesfalls in voller Länge obliegen wollen, verbearbeitet der lyrische Melancholiker den Verlust seines Freundes auf vielen verschiedenen Ebenen. Triggerwarnung: Hier geht es ohne Schminke um Tod und Trauer. Doch eben darum zeigt sich hier auch das Leben selbst ganz unverstellt.

Gisbert zu Knyphausen - Das Licht dieser WeltDas auf diesem Album enthaltene Lied “Etwas besseres als den Tod finden wir überall” verdeutlicht die lebenszugewandte Verwegenheit des Gisbert zu Knyphausen, der ursprünglich als Musiktherapeut auf die Abenteuerreise nach Ausdruck und Authentizität aufbrach und im Verlauf seiner Musikerkarriere viele Höhenflüge ohne Verleugnung der schwarzen Löcher in und um uns vollführte. Beispielhaft hierfür sein früher Erfolg “Sommertag”, mit dem er mich mitten ins Sowohlalsauch zwischen rasendem Verliebtsein und träger Nichterfüllung hinein traf. Es war ein Stürzen, ein Gestürztwordensein, das sich rückblickend – und im Annehmen des Schmerzes – ebenso langsam wie überraschend als ein Fliegenkönnen entpuppte. Es ist wirklich große Kunst, die zwei Seiten ein und desselben Lebens in einer Musik und in einem Text so unverkrampft und selbstverständlich miteinander zu verbinden – ja, zu versöhnen. Davon lassen wir uns auch in unserer nächsten Nachtfahrt “Wer du bist” inspirieren – und wir sind uns da aus Erfahrung sicher, dass es “auf geheimnisvolle Weise” funktionieren wird.

Die Musik von Gisbert zu Knyphausen entfaltet (abgesehen davon, dass sie einfach schön ist) auch eine therapeutische Wirkung, so viel steht fest. Sie erreicht dies auf einer unbewussten Ebene, die viel wirkmächtiger ist als alles, was wir mit unserem Verstand erfassen können, nämlich in einer Sprache ohne Worte, wie Peter Levine die von ihm als Somatic Experience zur Traumatherapie eingesetzte Körpererfahrung beschreibt. Wie Musik ohne Worte den gesamten Song verändert und uns dabei eine ganz eigene Geschichte erzählt, das ist auf “Cigarettes & Citylights” gut zu hören.

“Es ist ein Mittwoch kurz vor Herbst …”

 

lt98-Quantenphysik

Quantenphysik

Die erste Formulierung der Quantenmechanik im Jahr 1925 durch Erwin Schrödinger wird nach 100 Jahren 2025 nun in aller Welt gefeiert!

Und in dieser Sendung hören Sie wieder Hintergründe zum Thema, ein Interview mit einem Quantenphysiker und Informationen über aktuelle Entwicklungen

Erstausstrahlung RADIOFABRIK Salzburg: 20260207 18:00-19:00

Bluescafe vol. 4

Am 1. Februar startete das Bluescafé in Hallein unter der Leitung von Michel Widmer und Erik Esterbauer in das zweite Jahr. Dabei kommen Interessierte, Spiel- und Singfreudige zusammen, um gemeinsam alte und neue Stücke aus dem Blues- und Rhythm’n’Blues-Repertoire zu spielen. Alles was klingt ist willkommen, natürlich aber Gitarren, Mundharmonika oder Rhythmusinstrumente. Man kann auch nur zum Zuhören kommen. Von 15-19 Uhr in der Zone11, Mauttorpromenade beim Parkplatz Pernerinsel.

Eine Auswahl der Stücke aus dem Bluescafé werden in dieser vierten Sendung im Original als auch in Coverversionen vorgestellt. Mit dabei sind Big Bill Broonzy, J.J. Cale, Otis Rush oder John Mayall.

Nachzuhören unter: ttps://cba.media/695740

Mit Esoterik und rechter Politik gegen Zensur und Unterdrückung?

Sendetermin: Dienstag, 4. Februar 2025 um 20 Uhr auf der Radiofabrik Salzburg

Esoterik und rechte Politik im Salzburger Festspielhaus? Anfang März findet Shen Yun – die Bühnenshow der chinakritischen Falun Gong (Falun Dafa) Bewegung statt. Auf der Radiofabrik Salzburg wurde 2022 in einer Sendung sehr positiv über diese Bewegung gesprochen.

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Ausgangspunkt genug, um sich genauer anzusehen, was diese esoterische Bewegung mit der Epoch Times – einer als äußerst rechts geltenden Zeitung – und New Tang Dynasty Television – einem amerikanischen antichinesischen TV Sender, welcher auch mal Verschwörungstheorien und Antiimpfpropaganda betreibt – zu tun hat.

 

Wer du bist

> Sendung: Perlentaucher Nachtfahrt vom Freitag, 14. Februar – Auf die Frage, wie sie als hochsensible Kunstschaffende die immer zudringlicheren Nachrichten von der immer noch schrecklicheren Weltlage überhaupt aushalte, gab Laurie Anderson darüber Auskunft, wie sie von einem buddhistischen Mönch gelernt hatte, alle tiefen Gefühlsregungen (also auch das Leid und den Schrecken) so zu empfinden, dass sie diese zwar voll und ganz mitfühlen, aber als “von ihrem Ich getrennt” wahrnehmen könne. Und auf diesem Weg seien sogar die sprachlosmachendsten Katastrophen zu verkraften. Nun könnte man diese Aussage als nicht unübliche Nebenwirkung fernöstlicher Meditationspraxis abtun und gschwind darüber hinweg gehudelt zum Tagesgeschäft übergehen. Doch die Frage nach dem “Ich” fragt weiter Wer?

Wer du bistWir haben uns bereits im Artarium “Botschafter aus anderen Welten” darüber Gedanken gemacht. Und wir werden dem in der Sendung heute ein paar Gedanken, Gefühle sowie Stimmungsassoziationen folgen lassen: “Wer oder was ist dieses Ich, von dem wir üblicherweise glauben, dass wir es sind? Und – kunnst dir vielleicht vorstellen, dass alles ganz anders … ?” Ausgehend von Peter Gabriels Einschätzung, das Wesen eines wirklich gelungenen Kunstwerks bestehe aus der richtigen Mischung zwischen Verhülltem und Hergezeigtem, könnten wir unser Ich ja auch als ein von uns selbst erschaffenes und jeder neuen Situation entsprechend ausgestaltetes Kunstwerk oder eben Kunnstwerk begreifen. Die Persönlichkeit, eine Frage des Auftritts. Es geht einfach darum, sich darauf einzulassen, dieses Ich einmal nicht als abgeschlossene Einheit, vollkommen fertiggestellt und schicksalhaft unhinterfragbar zu erleben, sondern vielmehr als ein ziemlich lustiges Spielzimmer unendlicher Möglichkeiten.

Wer du bistEine andere Erscheinungsform (ein anderer Aggregatzustand) des inneren Wesenskerns zeigt sich in Momenten absoluter Resonanz wie zum Beispiel in der Liebe, wenn uns jemand bedingungslos bejaht. Oder im sich eins fühlen mit allem ohne dass es dafür irgendwelcher Worte bedarf. Alles in mir weiß dann ohne Rest um den Sinn des Lebens. Bin das ich? Die Frage stellt sich in den Augenblicken des Einsseins nicht mehr, denn das, was da plötzlich um alles weiß, ist so selbstverständlich das, was es ist, dass es ihm gar nicht in den Sinn käme, sich von irgendwem oder irgendwas zu unterscheiden. Ha! Das Ich, wie wir es alltagsgebräuchlich verstehen, wohnt hinter Grenzen. Es besteht geradezu aus ihnen. Denn das, was Ich ist, endet dort, wo Nicht-Ich beginnt. Und umgekehrt. Definition heißt ja auch (von lat. definitio) Abgrenzung. Jetzt kommen wir allerdings an den Punkt, wo gefragt werden muss, inwieweit ein so aufgefasstes Ich sich nicht in einem Gefängnis befindet, unverrückbar umgrenzt

Wer du bistWenn wir uns überlegen wollen, wie verrückt jemand ist, der die Grenzen des eigenen Ichs überschreitet und durchlässig macht, erweitert oder auflöst, dann sollten wir zunächst nachschauen, welcher Zustand des Ichs an sich zuerst da war, egal was wir gewohnt sind oder für “normal” halten. Entsteht das “Ich” erst durch Grenzen oder ist es schon vorher da? Das Grenzenlose, das mich lebt – und das ich bin. Fein.

Rainer Maria Rilke hat das mit den Definitionen so formuliert:

Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort.
Sie sprechen alles so deutlich aus:
Und dieses heißt Hund und jenes heißt Haus,
und hier ist Beginn und das Ende ist dort.

Mich bangt auch ihr Sinn, ihr Spiel mit dem Spott,
sie wissen alles, was wird und war;
kein Berg ist ihnen mehr wunderbar;
ihr Garten und Gut grenzt grade an Gott.

Ich will immer warnen und wehren: Bleibt fern.
Die Dinge singen hör ich so gern.
Ihr rührt sie an: sie sind starr und stumm.
Ihr bringt mir alle die Dinge um.

 

Zaho de Sagazan

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 9. Februar – Sie ist gerade “in aller Munde” und überhaupt “der neue heiße Scheiß” aus Frankreich. Jedenfalls überschlägt sich die Kulturberichterstattung seit ihrem Auftritt bei den Filmfestspielen in Cannes und wird nicht müde, die so angenehm andersartige Musikerin zu lobpreisen. Denn die gerade mal 24-jährige Zaho de Sagazan ist so ziemlich der genaue Gegenentwurf zur immer austauschbarer anmutenden Massenware Popmusik. Grund genug für uns, sie interessant zu finden und einmal näher hinzuspüren, was “das Besondere” an ihren Musikdarbietungen und vor allem an ihr selbst sein könnte. Dazu tauchen wir tief in ihr erstes Album “La symphonie des éclairs” sowie dessen erweiterte Neuauflage mit dem Zusatz “Le dernier des voyages” ein und stellen unsere Entdeckungen vor.

Zaho de Sagazan AlbumAllein schon die Kombination aus Chanson und Elektro lässt einen neugierig werden, zumal Zaho als prägende Einflüsse Jaques Brel und Kraftwerk anführt. Und dann ist da noch ihr Gesangsstil, der jedes Glattbügeln zur perfekten Oberfläche verweigert, stattdessen Atmung und Emotion ins Zentrum des Anliegens stellt. Die von uns sehr geschätzte Republik nennt sie “Die Retterin des Chansons”. – In der Berliner Siegessäule kommt naturgemäß ihre Bisexualität zur Sprache (was Zaho de Sagazan gleich in Richtung Pansexualität erweitert). Für mich war es vom ersten Augenblick an faszinierend (im Sinn von verknalltmachend), wie unbefangen dieser auf allen Ebenen schöne Mensch über die eigenen Erfahrungen mit unspezifischer Liebe, spielerischer Sexualität und romantischen Beziehungen spricht. Und wie zutiefst selbstverständlich, mit sich im spürbaren Einvernehmen sie uns ihr Leben als hochsensible/hochsensitive Person zeigt, die als Kind so sehr von Gefühlsreizen überflutet wurde, dass sie aufhörte zu sprechen und erst mit 13 Jahren die Musik als Mittel zur Kommunikation entdeckte.

Inzwischen berichtet sie, wie schwierig und anstrengend es zunächst war, von einer Unmenge an gleichzeitigen Gefühlseindrücken geradezu ausweglos überwältigt zu sein und nichts anderes tun zu können, als diesen Zustand irgendwie auszuhalten, zu ertragen. Und wie sie mit der Zeit bemerkte, dass ihre im Anfang als behindernde Einschränkung erlebte Besonderheit auch außergewöhnliche Berührungsebenen eröffnete, indem sie lernte, diese als Fähigkeiten der spezielleren Wahrnehmung bewusst und kontrolliert anzuwenden – auch in ihrem Musikschaffen: Aspiration.

La symphonie des éclairs (Animation)