Literarische Stunde 11: Von Brave Ulysses bis zu Poesie unterm Regenbogen

„Tales of Brave Ulysses“ von Cream, erschienen im Mai 1967 auf der B-Seite der Single „Strange Brew“. Im November desselben Jahres erschien der Song dann auf Creams zweitem Album, „Disraeli Gears“. Komponiert wurde der Song übrigens von Eric Clapton, ein Mann, von dem man jetzt, fast 60 Jahre später, immer noch spricht. Unglaublich. 60 Jahre. Viel älter ist das Stück Literatur, auf das sich der Song bezieht, nämlich die Odyssee von Homer. Diese wurde nämlich um die Wende des 8. Zum 7. Jahrhundert vor Christus erstmal schriftlich festgehalten und hat somit schon knapp 3.000 Jahre auf dem Buckel.

Die Geschichte des Königs Odysseus ist ein in 24 Gesängen verfasster Epos und beschreibt die Heimfahrt nach dem zehn Jahre dauernden Trojanischen Krieg. Odysseus und seine Mitstreiter werden durch widrige Winde verschlagen, wie es heißt, und irren zehn Jahre lang umher. „Tales of Brave Ulysses“ beschreibt vor allem Odysseus Begegnungen mit mythischen Wesen auf dieser langen Irrfahrt.

Und für alle, die Cream nicht besonders gut kennen, spiele ich ein Stück, das fast jeder kennt, „I’m so glad“, erschienen 1966 auf dem Debutalbum „Fresh Cream“.

„I’m so glad“ ist übrigens eine Adaption des 1931 aufgenommenen Songs von Skip James. Es lohnt sich, dieses Original einmal anzuhören, den Link dazu gibt es in den Show Notes!

Ich hatte letztens ein sehr spannendes Gespräch mit einer jungen Autorin, die ihre erste Buchpräsentation vorbereitet hat und unglaublich nervös war. Auch in unserem Schreibclub ist das immer wieder Thema.

Gleich eines vorweg: Ich bin auch nervös. Ich hatte bisher zu jedem meiner Bücher einige Präsentation, bin dazu nach Wien, Hamburg und viele Städte dazwischen gereist und trotzdem: Kurz, bevor es losgeht, kommt das Adrenalin. Eines gleich vorweg: Das hat erstens jeder und zweitens ist das nicht schlimm, sondern gut!

Lampenfieber hilft uns, fokussiert zu bleiben!

Meine Tipps noch dazu, damit Deine Präsentation so richtig gut wird:

  • Wenn Du ein Mensch bist, der sich sicherer fühlt, wenn ein Mensch anwesend ist, den Du kennst, dann setze diesen Menschen in die dritte Reihe. Nicht in die erste, das verlockt nämlich, dann von der Bühne weg einfach in die erste Reihe zu starren. Wenn aber dieser Mensch mittendrin sitzt, aber so, dass Du ihn noch gut sehen kannst, dann schaue dorthin, wenn Du mit Deinem Vortrag beginnst. Wenn Du Dich nach und nach sicherer fühlst, lasse den Blick schweifen, damit sich alle Zuschauer/innen angesprochen fühlen.
  • Wenn Du ein Mensch bist, den es unsicher macht, wenn ein bekannter Mensch anwesend ist, dann setze die Bekannten in die erste Reihe und blicke zum Start in die Mitte der Zuschauerschaft. Wenn Dich Blickkontakt verunsichert, schaue auf einen Scheitel.
  • Vor der Präsentation unbedingt drei Minuten Rückzug, durchatmen. Konzentriere Dich auf die SACHE, nicht auf Deinen Zustand. Du willst Dein Buch präsentieren. Du willst, dass die Menschen Dein Buch mögen. Und Du willst, dass sie es kaufen.

Wenn Dich dieses Thema interessiert oder Du noch mehr Tipps möchtest, dann schreibe mir und ich beantworte Deine Fragen in der nächsten Sendung oder per Mail. Es gibt noch so viel zu sagen zu diesem Thema!

In der elften Literarischen Stunde darf ich wieder einen Gast live im Studio begrüßen: Silvia Gutenthaler ist Autorin und hat ihr erstes Buch veröffentlicht, und das erst vor Kurzem. Wir sprechen über Poesie, den Prozess des Buch machens und die Begeisterung, die einen erfasst, wenn das Buch im Werden ist.

Spannende Einblicke ins Autorinnenleben – und jede Menge Musik. Das ist die Literarische Stunde Volume 11.

 

Studiogast

Autorin Silvia Gutenthaler

Buchbestellungen und Kontaktaufnahme unter: silvia.gutenthaler@a1.net

 

Buchtipps

Dinner with the Schnabels

Jonathan Franzen: Crossroads

 

Musik

Cream – Tales of Brave Ulysses

Cream – I’m so glad

Jimi Hendrix – The Wind Cries Mary

Michael Jackson – Heal the world

John Lennon – Imagine

INXS – Never Tear Us Apart

Bad Company – Can’t Get Enough

 

Linktipps

“I’m so glad” im Original von Skip James: https://youtu.be/sSN65yx2gfE?si=czUnuopX6Jdis5_k

Veranstaltung „Zeitform“ in Laufen bei Oberndorf: https://www.zeitform.art/

Battle&Hum#155

Samstag 15.11.2025 (Stairway zum Nachhören)

Ein wilder Tanz der Hormone, wir wissen nicht mehr ob , oder !

DJane Uli:

  • Bipolar Feminin (single) – süß lächelnd
  • Yasmo (kein platz für zweifel) – wer hat angst vorm weißen mann
  • Derya Yıldırım & Grup Şimşek (yarin yoksa) – cool hand
  • Dives (wanna take you there) – ego

 

Djane Jacky:

DJ Ridi Mama:

  • Baits (all filler no killer) – fucking fake
  • Pipilotti Rist (?) – I am a victim of this song
  • Mandelkern (single) – bissi busy
  • Georg Danzer (raritäten vol.2) – vorstadtcasanova

 

MC Randy Andy:

  • DAF (alles ist gut) – rote lippen
  • Drahdiwaberl (werwolfromantik) – fleischwolf
  • Peaches (rub) – dick in the air
  • Östro 430 (keine krise kann mich schocken) – sexueller notstand

 

„Gender is between your ears, not between your legs.“ (Chaz Bono)

 

Zur Abstimmung folget dem LINK!

 

 

Riot Grrrls

Battle&Hum #155 am Samstag, 15.11.2025, 22:00 Uhr, diesmal mit Östrogen!

Manchmal kennt sich der kleine Andreas nicht mehr aus, da wird es ihm zu viel mit den Geschlechtern. Darf ein „Manderl“ noch mit einem „Weiberl“? Auch die Bundeshymne schafft er textlich nicht mehr. Die kleine Monika ist vom dritten Geschlecht überfordert und die kleine Joanne und Alice werfen die Flinta* ins Korn. Getrennt geschlechtliche Toiletten sollen zur Festung werden, da dürfen keine Transmenschen rein. Gut bei den Pronomen steig ich auch manchmal aus, aber vielleicht liegt das mehr an meiner grammatikalischen Legasthenie. Eventuell sollte man für die Wienwoche eine Exkursion ins Qwien (Wiens queeres Kulturzentrum) in den Lehrplan einbauen, da könnten wir uns in Sachen Geschlechterdiversität weiterbilden. [Alle Personen, die in diesem Absatz auftreten, sind frei erfunden, jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist rein zufällig.]

Der klassische Krieg der Geschlechter sollte sich mittlerweile schon überholt haben, könnte man meinen. Nein, der Zeitgeist so mancher Zeitgenossi*nnen hat die Zeitmaschine entdeckt und es geht mit Vollgas rückwärts. Willkommen bei den Morlocks. Derweil ist es doch so schön, wenn diese Heteronormativität zerplatzt und sich die Menschen aus dem Kastldenken emanzipieren. Klatscht euch doch die angestaubten Rollenbilder auf den Bauch. Ja sicher, laut Biologie gibt’s nur zwei Chromosomenpaare die das Geschlecht bestimmen. XX und Aktenzeichen XY ungelöst… haha! Da fällt mir gleich so ein deppada Witz aus der alten Zeit ein: „Was ist ein Mann in Salzsäure? Ein gelöstes Problem.“

Damals, als der Oberste Gerichtshof das dritte Geschlecht beschloss, hüpfte mein Verstand vor Glückseligkeit fast aus dem Schädelbehältnis hinaus. In your face lieber Gott, es gibt neben Adam und Eva auch noch Franzi und das ist gut so. Das haben sich die Menschen nämlich selbst ausgedacht und Dir somit all Deine Deutungshoheit genommen. Nix Deuteronomium, sondern Verfassungsgesetz! Diversität rules!

Um dem Ganzen Nachdruck zu verleihen haben wir uns zwei Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts eingeladen. Oder wurden wir von ihnen herausgefordert, ich weiß es nicht mehr. Wir werden auf jeden Fall den klassischen Geschlechterkampf einkochen bis alles verdampft ist und keinen Sinn mehr ergibt. Wir haben uns zwei Riot Grrls ins Studio geladen die uns hoffentlich nicht das Fell über die Ohren ziehen werden. Uli Loskot ist ihres Zeichens selber Sendungsmacherin, sie sorgt für eine bessere Welt in der hoffnungslos optimistischen Sendung „The Good News“ und hat in einer Sendereihe (Wohlstand) versucht uns Lebenswelten an der Donau näher zu bringen. Die zweite im Bunde ist Žaklina Ćustić-Woldrich (der Name kommt mir bekannt vor), ihres Zeichens Vollzeitfeministin und Vollzeitmutter.

Also, seid willkommen zu einer zweistündigen (22:00-24:00) queer-feministischen Sondersendung am Samstag den 15.11.2025, in der ein für alle Mal geklärt wird, wer die Pantoffeln anhat und unter den Hosen steht. Oder ist es eh Rock wie Hose, Hauptsache die Musik schiebt. Die zwei Schieber vom Dienst, DJ Ridi Mama und MC Randy Andy machen natürlich wie immer auf dünne Hose und postulieren im Rausch der Hormone: Geschlechter aller Völker, vereinigt euch!

MC Randy Andy

Veröffentlicht unter Teaser

Appear Disappear

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 16. November – Zum 40. Bandjubiläum von The Young Gods aus der Schweiz ist schon so gut wie alles gesagt. “Nur halt noch nicht von allen.” (Karl Valentin). Auch wir haben uns ja in den vergangenen Jahren über das eine oder andere Werk dieser angenehmst vielseitigen Grenzüberschreiter und Genrezerleger schon weiterführend ausgelassen. Also wollen wir diesmal ihren eigenen Kommentaren zur Weltlage und zu ihrem bisherigen Schaffen Raum geben: Hören wir einfach ihr aktuelles Album “Appear Disappear” oder noch besser, lassen wir uns davon in ihre Zwischenwelt mitnehmen, in der sie jugendliche Wut über die Ungerechtigkeit mit abgeklärter Weisheit im Umgang mit den Wechselfällen des Lebens zu einer bemerkenswert beidseitigen Soundsynthese verbunden haben.

Appear DisappearEs ist ein eher seltenes Phänomen, dass ein wie auch immer geartetes Kunstkollektiv (speziell in der Welt der musikantischen Popkultur) nicht in jener Pose, die sich einmal als einträglich erwiesen hat, verharrt, sondern über Jahrzehnte hinweg immer wieder nach neuen Themen, Konzepten und Ausdrucksformen sucht – und diese alle in einer stets wiedererkennbaren Gestalt, einem “stilistisch gemeinsamen Nenner” darbietet – ja, geradezu verkörpert. Um unserer Dankbarkeit dafür und unserer Freude darüber Ausdruck zu verleihen, spielen wir nicht nur das, wie gesagt bemerkenswert beidseitige Album “Appear Disappear” (und was mit “bemerkenswert beidseitig” gemeint ist, erschließt sich sicherlich im hörenden Erleben) – nein, wir geben auch dem “Kopf des Projekts” Franz Treichler Gelegenheit, seinen Kommentar zu Text und Inhalt des titelgebenden Stücks auszubreiten, der weit in die Zeitgeschichte zurückblickt und auf die bekannte Begegnung von Jean Ziegler mit Che Guevara verweist (hier der Kontext dazu):

 

Appear Disappear speaks about a person’s place in today’s society. When do we feel in sync with the world around us, and when do we no longer align with its values?

“I spend my time in the brain of the monster”

When Jean Ziegler was young, he was assigned to drive Che Guevara from one place to another in Geneva. In the car, Ziegler told Guevara that he wanted to support his cause, go to Cuba, and join the revolution. Guevara replied: “You live in Switzerland, right? Then stay here to support us – you are in the brain of the monster.” This phrase left a deep impression on me. It highlights the unease I feel as I become more aware of Switzerland’s indirect implications in global issues and conflicts. My country and its ghost nets (“my ghost net nation”) – a reference to fishing nets left in the oceans by industrial trawlers, causing massive damage to marine life.

Appear – disappear from society, engage – disengage. How do we react? How do we contribute constructively?

“I can ride the snake or get back on the tiger”

Escape into other worlds, other realities? (The snake is a recurring image in shamanic cultures.) Or ride the tiger—stay active, never give up, always start again?

Appear Disappear also reflects the fleeting nature of human life in the grand scheme of time.

“Hold your hand until you disappear” Holding someone’s hand until their last breath.

“You told me lover, matter doesn’t matter, flames and fires appear and disappear” My love, you showed me that flames come and go, and that matter does not matter.

Appear Disappear

This year marks the 40th anniversary of our band’s existence. The Young Gods have always had a unique relationship with the music industry: over 40 years, the band has often disappeared and reappeared.

 

Phantastische Gefühlswesen

> Sendung: Perlentaucher Nachtfahrt vom Freitag, 14. November …und wo sie zu finden sind? Phantastische Gefühlsfische (die wir diesmal mit freundlicher Erlaubnis der Autorin verwenden) könnt ihr in dem Buch “Heute bin ich” von Mies van Hout aus dem aracari Verlag finden. Und hoffentlich geht es euch dabei so wie mir, als ich diese Bilder zum ersten Mal sah. Die dargestellten Emotionen “sprangen mich regelrecht an”, so dass ich (und das in einem Arztwartezimmer!) lauthals drauflos lachen musste. Später erfuhr ich, dass es das Buch auch als Legespiel gibt und dass das sowohl in Kindergruppen als auch in Rehakliniken angewandt wird, um so “über Gefühle ins Gespräch zu kommen”. Das trifft sich wieder mal ausgezeichnet mit dem Konzept der Perlentaucher-Sendereihe, “eine musikliterarische Gefühlsweltreise” zu sein.

Phantastische Gefühlswesen

© Mies van Hout

“Na, wie gehts dir?” Das werden wir öfter gefragt und der Versuch einer Antwort auf die umfassende Verallgemeinerung, die hinter dieser Fragestellung lauert, überfordert uns naturgemäß immer. “Wie gehts dir jetzt gerade?” Das ist eine bessere Frage, von der ausgehend wir noch tiefer in die dunkle Unterwasserwelt eintauchen können, in der allerlei uns vielleicht seltsam, ungewohnt oder sogar peinlich vorkommende Emotionen ihr Wesen und auch Unwesen treiben. Und so wie es in den Ozeanen “thermische Schichten” gibt, unter denen man etwa mit Sonargeräten nichts mehr erkennen kann, so gibt es auch in unserer Gefühlswelt Barrieren, hinter denen wir mit dem uns zur Verfügung stehenden Erkenntnisapparat keine klare Wahrnehmung (geschweige denn Einschätzung) mehr von dem gewinnen können, was da in uns ist. Was wir nicht erkennen, können wir auch nicht benennen. Darüber können wir auch nicht reden, nicht einmal mit uns selbst. Irgendwie ein Gefühl von sprachloser Wut

Phantastische Gefühlswesen

© Mies van Hout

Eigentlich brauchen wir ja die Informationen, die uns all unsere Gefühle liefern könnten (wenn wir sie denn erkennen und verstehen würden), um unseren Weg durchs Leben sicher und selbstbewusst zu gehen … doch gibt es eben auch verschiedenste Veranlassungen, meist aus früheren Verletzungen, die es uns verunmöglichen, unsere Gefühle zu erkennen, von einander zu unterscheiden und für unseren Lebensweg entsprechend einzuordnen. Weil sie womöglich gar nicht jetzt stattfinden sondern uns durch einen Schlüsselreiz ausgelöst “wie damals” überfluten und zu verschlingen drohen. Oder aber sie scheinen überhaupt nicht da zu sein, weil sie zu spüren mit einer solchen Todesangst verbunden war, dass unser weises System des Überlebens ihre Wahrnehmung sozusagen “komplett ausgeschaltet” hat. Was auch immer uns jetzt, noch, eine Zeit lang, unter diesen Umständen, in dieser Situation (das sind die Zauberworte) dabei behindert … es ist zunächst einmal verwirrend

Phantastische Gefühlswesen

© Mies van Hout

Wir alle sind phantastische Gefühlswesen. Das bedeutet auch, dass wir die gesamte Weisheit des Lebens in uns tragen. Und das ist alles, was es braucht, um im Chaos der Gefühle wieder die Ordnung zu erschaffen, die für ein gedeihliches Lebenswegbeschreiten notwendig ist. Klingt blöd? Nach esoterischem Schnickschnack? Heilsversprechen aus dem Schwurbelsack? Geh bitte! Ich bin ein lebendiger Mensch und ich habe eine Geschichte (die aus vielen Geschichten besteht), nämlich meine. Du kannst mir begegnen und mich befragen. Ich rieche, schmecke und ich fühle mich an. Ich forsche schon mein Leben lang und frage Warum? in den Abgrund. Ich weiß, wovon ich rede. Und mein ebenso lebendiger Kollege Christopher Schmall kann das bezeugen. In unserem Tikun-Olam-Kastl zur Reparatur der Welt findet sich auch die eine oder andere Methode zum Wiederbegegnen mit verlorenen Gefühlszuständen. Beim Somatic Experiencing entdecke ich, dass ich sogar Zufriedenheit aushalte

 

Phantastische Möglichkeiten!

 

 

Weiterjandln

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 9. November“Weiterjandln” So hieß das Geburtstagsfest, das die Salzburger Autor*innengruppe dem Sprachjongleur und Hintersinneinträufler Ernst Jandl unlängst ausgerichtet hat. Schon in unserer letzten Perlentauchersendung “komm mops komm” haben wir das Weiterleben seiner Denk- und Sprechwelt in vielen verschiedenen heutigen Ausdrucksweisen aufgezeigt. Und diesmal setzen wir noch einmal eins drauf, und zwar “ein Pasticcio” (eine Radiokunst, zusammengefügt aus Werken unterschiedlichster Herkunft, in denen wir die Einflüsse – Bezugnahmen wie Weiterentwicklungen – von Ernst Jandls genialen Schöpfungen wiederentdecken). Denn auch wenn ihr Hervorbringer nicht mehr unter uns weilt, so zeugt und gebiert doch sein lyrischer Kosmos immerfort neue Nachkommen …

Weiterjandln“Weiterjandln” bedeutet eben nicht nur, seine Sprechgedichte von jetzt lebenden Menschen immer wieder neu vorgetragen und interpretiert zu hörenaber halt schon auch! “Weiterjandln” kann genausogut im aufmerksamen Wahrnehmen von aktuellen Songtexten vorkommen … als signifikante Beispiele seien dazu etwa “Papageier Playa” von Viberqueen oder “Volxliedgut” von Jazzkantine angeführt und herzhaft zum Genuss empfohlen … oder im eingehenden “sich als Autor*in auf ihn und sein Werk einlassen” und sodann eine daraus entstehende Antwort hervorzubringen, sie wiederum mit anderen zu teilen, anderen mit-zu-teilen, derart in einen jetztheutigen Dialog mit anderen, gerade jetzt in der Gegenwart des verstorbenen Anstoßgebers wie in der Gegenwart der lebenden Anwesenden da seienden Menschen zu treten, was immer dabei dann heraus kommt … Hier das Programm des Geburtstagsfests.

“Weiterjandln” kann sich darüber hinaus als eine Spurensuche in Sprachwelten, in geschriebenen wie gesprochenen Texten oder auch ganz einfach in (mit)erlebten Gesprächen und Erzählungen bemerkbar machen. Wer es auch nur einmal “jandln” gehört hat, wird immerfort dafür empfänglich bleiben. Und je öfter man selbst “jandlt”, desto eher entdeckt man auch bei anderen diese typischen geradezu “jandlesken” oder “jandloiden” Sprachfiguren, Umschöpfungen, Zerdrehungen … ganz ähnlich wie beim Reime schütteln (Schüttelreimen) … aus Rückgabe wird schnell Gackrübe.

Erstaunt war ich, als ich diesen Effekt auf einem Video des Klangkünstlers Gerald Fiebig bemerkte. Seine im Jazzclub Augsburg zusammen mit einer genialen Band live improvisierte Spoken-Poetry-Performace (hier die Videoaufzeichnung davon) atmet geradezu die Sprachwelt, die Ernst Jandl zu seinen Lebzeiten umgab und aus der heraus er wiederum seine eigenen Experimente schuf, bis hin zur Livesession mit Jazzmusikern – die Beatpoetry lässt doch immer wieder grüßen. Und ich nehme all diese Anregungen zum Anlass, mit eigenen Ausführungen darauf zu antworten.

 

Sämtliche Sendungen mit Beteiligung von Gerald Fiebigaus dem Archiv.

 

Der persönlich-politische Gedichtband “Gegenstandslos” von SAG-Obmann        Christopher Schmall kann inzwischen bei edition fabrik.transit bestellt werden.

 

Nachhören: FPÖ Parteitag in Salzburg – Kampf gegen Spaltung, Menschenverachtung und Demokratiefeindlichkeit?

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Weltbilder

Wissenschaft und Weltbilder – einst und jetzt

In der Sendung gibt es Beiträge über Weltbilder, Erfindungen, Astronomie und Wissenschaften alter Kulturen, machen dann einen Zeitsprung von ca. 2000 Jahren und schauen uns die heutigen „Wissenschaften und Weltbilder“ an.:

  • In der Astronomie schauen wir ja heute bis an den Rand des Weltalls und haben daraus auch Erkenntnisse zur Weltentstehung erlangt- Stichwort Urknall.
  • Und in der Quantenphysik die Welt der Verschränkung und vieler, wie es Einstein bezeichnet hat „Spukhafter Fernwirkungen“.

  • Spannendes aus alten Wissenschaften rund um den Erdball
  • Wissenschaftliche Erkenntnisse alter Kulturen
  • Mythologie & Weltbilder
  • Astronomie, Himmelsbeobachtung und  Bauten
  • Anfänge und Entwicklungen der Astronomie, Mathematik und Naturwissenschaften
  • Wissenschaft & Weltbilder heute:
    Astronomie-Urknall,  Dunkle Materie, Energie, Quanten, …

Ausstrahlung am 7.11.2025 18:00-19:00 auf den Kanälen der RADIOFABRIK Salzburg

Die heilige Johanna

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 26. Oktober – Diesmal stellen wir euch ein im angenehmsten Sinn “etwas anderes” Theaterprojekt vor, das uns darauf neugierig gemacht hat, endlich wieder einmal eine Aufführung mit allen Sinnen zu genießen – und nicht einfach nur brav blökend das sonst übliche Überangebot zu konsumieren (wovon wir uns aber ohnehin lieber fernhalten). Wir besehen das Stück “Die heilige Johanna der Schlachthöfe” von Bertolt Brecht, das schon bald in der Inszenierung von Cassandra Rühmling an verschiedensten Orten in Stadt und Land Salzburg zu sehen sein wird. Allein schon die Auswahl der Spielstätten ließ uns aufhorchen – so findet etwa die Vorpremiere am 1. 11. um 19:30 Uhr in der altkatholischen Kirche statt – das ist schon einmal erfrischend anders als “Theater immer nur im Theater”.

Die heilige JohannaBeim Schreiben dieses Artikels stelle ich fest, dass ich hier keine wie auch immer gearteten Interpretationen, Brecht-Traditionen oder sonsterlei ideologische Vereinnahmungen seines Werks anführenja, nicht einmal verlinken möchte. Das hat wohl mit der unrühmlichen Brecht-Verdammung hierzulande (in der Zeit des kalten Krieges) zu tun und mit der bizarren Geschichte rund um seine Staatsbürgerschaft. Die ihm vor 75 Jahren verliehene österreichische hat er ungeachtet der damit verbundenden Skandale und Hysterien zeitlebens beibehalten. Das freut uns (im nachhinein) am heutigen Nationalfeiertag, der einst Tag der Fahne hieß und von fähnleinschwenkenden Kindern mit “von oben” verordneter Freude “begangen” wurde. Seither widerstrebt es mir, vorgegebene Deutungen und Be-deutungen (von wem bitte, von wem?) aufgetragenerweise wiederzugeben. Und so fühle ich mich bei “echt lebensnachspürenden Inszenierungen” wesentlich wohler.

Denn Cassandra Rühmling dringt gemeinsam mit ihrem engagierten Ensemble in die tieferen Schichten der heiligen Johanna vor. Wiewohl die politische Aktualität von ungerechter Ausbeutung deutlich zur Sprache gebracht wird, steckt in dem recht komplexen Stoff doch noch einiges mehr an psychologischem Erkenntnisgewinn, etwa über das Kommunizierenwollen und das Verstandenwerdenkönnen oder die Rückbesinnung auf ein in allen Kämpfen mit inneren wie äußeren Verhältnissen fortwirkendes “Mensch sein”, ohne das weder Überleben noch Verstehen gelingt.

Wir freuen uns also schon auf die erwähnte Vorpremiere am 1. November und ganz speziell auf die Regisseurin und zugleich Hauptdarstellerin, die bei uns im Studio zu Gast sein und uns mehr als nur einige Einblicke in “die heilige Johanna” sowie ihre faszinierende Arbeit durch die vielen Schichten des Dramas bieten wird. “Diese Frau macht kein Theater – sie ist eins.”, sagt man über sie. So eine Verkörperung dessen, was Theater ausmacht, selbst zu erleben, das empfehlen wir naturgemäß ausdrücklich. Alle Termine und Tickets elegant auf dieser Seite: Theaterplatz.at

 

Und Thomas Oberender empfiehlt: “Hören sie genau hin!”