Über artarium

Seit Herbst 07 "das etwas andere Kunnst-Biotop" in der Radiofabrik und seit Anfang 09 daselbst "im Schatten der Mozartkugel" als Artarium unterwegs. Immer auf der Suche nach neuen Gästen, Themen und Gestaltungsformen... Hochfrequenter Wortwetz- und Mundwerksmeister zwischen Live-Unmoderation und Poesie-Performance. Psychodelikate Audiocollagenkunst, stimmungsexzessive Hörweltendramaturgie, subversiver Seelenstriptease, unverzichtbares Urgewürz und... In diesem Unsinn zeig ich euch hier einen tieferen! Ab- und hintergründige Neu- und Nettigkeiten aus der wundersamen Welt des Artarium, seinen Gästinnen und Hörerichen. Kunnst mi eigntlich gern ham. So do mi - i di a! Bussal...

Fontaines D.C. – Romance

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 22. SeptemberHoppala, da taucht auf einmal eine Band auf, die sehr eigenwillig und selbstbestimmt Musik macht und dann auch noch (wer hätte das erwartet) recht erfolgreich durchstartet. Erst unlängst wurden sie im Kulturmagazin ttt als “Poetic Punks” aus Irland vorgestellt und dabei irgendwie als der neue heiße Scheiß des kompromisslosen Post-Punk-Genre überwindenden, ja geradezu zersprengenden Kunstschaffens dargestellt. Derlei macht uns naturgemäß neugierig und hoppala, was die Jungs von Fontaines D.C. da über ihre Einstellung zum Musikmachen so alles absondern und was man sonst noch darüber hinaus von ihrer Geschichte als Poeten, Musiker und vor allem als fünf Freunde herauszufinden vermag, das ist Grund genug, das Album Romance von Fontaines D.C. zu spielen.

Fontaines D.C. - RomanceWas wir erfahren haben und was wir also mit euch teilen möchten, lässt sich ungefähr so zusammenfassen: Wie schön ist es, wenn sich etwas derart organisch lebendig wachsend entwickeln darf wie diese Band! Da beschließen fünf junge Typen (die sich nie zuvor getroffen haben), auf ein renommiertes Musik und Kunst-College zu gehen (nennt sich BIMM und ist diesfalls in Dublin). Sie lernen sich kennen und bemerken, dass sie etwas verbindet, nämlich die Liebe zur Poesieund schon bald lesen sie sich gegenseitig ihre Gedichte vor, auch in den Pubs der Umgebung. So werden sie Freunde und im weiteren Verlauf bringen sie gemeinsam einige Lyrikbände heraus. Danach beschließen sie, eine Band zu gründen, die schnell überregionales Interesse weckt und die, wie wir heute wissen, sehr erfolgreich gewesen sein wird oder so. Für uns ist dabei der Schaffensprozess interessant: Aus was für inneren Haltungen und durch welche Wechselwirkungen in der Gruppe (die ein Freundeskreis ist) entsteht die besondere Qualität ihrer Musik, die ja offenbar mehr verkörpert als zur reinen Publikumsbelustigung notwendig wäre?

“Ich glaube, man muss ganz frei und unbeeinflusst von der Außenwahrnehmung sein. Ich glaube, in dem Moment, in dem man anfängt, seine Worte so auszuschmücken, dass sie auf eine bestimmte Art und Weise wahrgenommen werden, ist man erledigt.” Soweit Gitarrist Carlos O’Connel. Und Sänger Grian Chatten gemeinsam mit ihm:
“Ein großes Ziel von mir ist, dass wir am Ende immer noch gute Freunde sind. – Für mich das einzige Ziel! – Ja, für mich wäre es mehr wert, wenn wir als Band nur halb so erfolgreich wären, dafür aber doppelt so enge Freunde.”

Suchen wir nicht auch oft nach einem besseren Leben in einer kaputten Welt?

 

Amelia (Laurie Anderson Album)

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 15. September – Diesmal begegnen sich zwei starke Frauen in unserer Sendung: Die genresprengende Avantgarde-Klangwelten-Geschichtenerzählerin Laurie Anderson und die frühfeministische Weltumfliegerin Amelia Earhart. Anlass ist das soeben erschienene Album “Amelia”, mit dem Laurie Anderson der Vorreiterin einer umfassenden Emanzipation ihr Denkmal setzt. Und das in Form einer beeindruckend runden und ausgereift vielschichtigen Collage, die durch die Verbearbeitung von Originalaufnahmen und Zitaten aus Amelia Earharts Leben eine bemerkenswerte Klarheit und Intensität erzeugt. Und die zugleich eine emotionale Nähe zu der 1937 im Pazifik verschollenen Flugpionierin hervorruft, ganz als würde man jetzt gerade neben ihr im Cockpit sitzen und die Welt umrunden

Laurie Anderson - Amelia (Text)Über das rätselhafte Verschwinden der bekanntesten Pilotin ihrer Zeit kann seitdem nur spekuliert werden. Vielleicht ist sie doch nicht ins Meer gestürzt und ertrunken, vielleicht haben sie und ihr Navigator Fred Noonan auf einer einsamen Insel überlebt, wir wissen es nicht. Und naturgemäß sind Elvis-lebt-artige Verschwörungsphantasien nicht das, was uns interessiert. Sich in die Seinszustände von Menschen hinein versetzen dafür umso mehr. So hat etwa Heather Nova vor gut 20 Jahren in ihrem Lied “I Miss My Sky” die Gedanken und Gefühle von Amelia Earhart im Rückblick auf ihre Karriere und in Erwartung ihres Todes nachempfunden, ein großartiges Beispiel dafür, wie mit den Mitteln der Kunst das Leben Verstorbener ins Leben Lebender übertragen und über die Todesgrenze hinweg zum Fortwirken verwandelt werden kann. Und diese Kunst-Magie vollzieht auch Laurie Anderson mit ihrem Erzählkosmos, wobei sie eine feine Balance zwischen expressiven Textpassagen und subliminalen Klangbildern zu halten versteht. Oft ist es nicht zu unterscheiden, ob sie gerade singt oder erzählt.

“I am an artist, because I want to be free. I hate it when people tell me what to do.” So beschreibt Laurie Anderson ihre Grundhaltung, ihre Herangehensweise in diesem Advice To the Young Interview. Und auch Amelia Earhart wollte sich von nichts und niemand vorschreiben lassen, wie sie ihr Leben gefälligst nach irgendwelchen Normen und Rollenklischees zu gestalten habe. Um aber von ihrer Kunst oder eben von ihrer Fliegerei leben zu können, sind auch diese starken Frauen darauf angewiesen, in der Welt da draußen “Geschäfte zu machen”. There’s no Business like Showbusiness.

Kunnst?

PS. Laurie Andersons Gedankenwelt rund ums Entstehen dieses Albums in einem ausführlichen “Interview ohne Interviewer” (ein ähnliches Setting wie es bei André Hellers Menschenkinder angewandt wird). Sehr sehenswert

 

Zeit und Lebenszeit

> Sendung: Perlentaucher Nachtfahrt vom Freitag, 13. SeptemberHast du Zeit? Anhand dieser einfachen Frage, die noch dazu in unendlichen Variationen durch unser Leben geistert, wollen wir die Beziehung des Menschen zur Zeit hinterfragen. An dem Punkt tauchen auch schon die ersten Abzweigungen im Gedankengang auf, nämlich “zur Zeit überhaupt” oder “zur eigenen Zeit” (die man sich nimmt und über die man bestimmt). Da liegt es nahe, “Lebenszeit” einmal unbedingt nicht als Lebensspanne oder Lebenserwartung zu begreifen, sondern (indem wir den Wortteil Leben betonen) als eine mit mehr oder weniger Lebendigkeit versehene Gegenwart. Und dieses mehr oder weniger unterliegt unserer eigenen Entscheidung, nicht einer von irgendwo sonst vorgegebenen Taktfrequenz. Wir selbst sind gestaltende Gestalten. Das ist der Sinn.

Zeit und LebenszeitIch habe keine Vorstellung davon, was Zeit eigentlich sein soll. Dauer? Abfolge? Termin? Wenn ich wissen will, wie lange ich geschlafen habe, dann bin ich auf das runde Zifferblatt einer analogen Uhr angewiesen. Mit meinem imaginären Finger zeige ich auf den Punkt des Schlafengehens und fahre dann die Strecke bis zum Punkt des Aufstehens, damit ich mir die Dauer meines Schlafs bewusst machen kann. Heute wie vor knapp 60 Jahren. Ein meiner Denkstruktur entsprechender Prozess, mir eine Gegebenheit der Außenwelt zu vermitteln, zugänglich zu machen und anzuverwandeln, so dass ich damit gestalterisch handelnd umgehen kann. Wenn jetzt jemand anderes bei der gleichen Fragestellung (wie lang hab ich geschlafen?) Zahlen sieht und im Geist eine Rechenoperation durchführt, dann ist das seine/ihre Herangehensweise und es gibt keinen Grund, das als irgendwie besser oder schlechter zu bewerten. Wenn mir aber jemand damit kommt, ich müsste das auf dieselbe Weise können, dann wirds ÜBEL.

Zeit und LebenszeitEs ist schlicht nicht einzusehen, dass eine bestimmte Weise, die Welt zu sehen und mit ihr umzugehen, als verpflichtende Norm für alle angenommen wird und dass deswegen alle, die dieser Norm nicht entsprechen, als Abweichler pädagogisch sonderbehandelt werden. Ich wähle diese Worte mit Bezug zur “schwarzen Pädagogik” hier bewusst, auch wenn die zwischenzeitlichen Entwicklungen des Konzepts der “Neurodiversität” in eine immerhin menschlichere und integrativere Richtung weisen. Doch nach wie vor höre ich den Satz eines meiner Projektpartner aus den 90ern nachhallen: “Hier wird der freie Wille freundlich umgebogen.” Er hatte ihn genau darauf bezogen, dass Kinder, die “irgendwie anders” waren, früher mit körperlicher Gewalt “gebrochen” und dadurch zur Anpassung “umerzogen” wurden, wogegen sie heute mit freundlicher Ermutigung (aber halt auch mit psychischem Druck) dazu gebracht werden, sich in eine nach bestimmten (und nicht zu hinterfragenden) Regeln funktionierende Normgemeinschaft “einzufügen”, also sich wiederum “anzupassen”. Und diese Kritik muss, wiewohl es durchaus anzuerkennende Verbesserungen und Reformen gibt, bestehen bleiben, bis grundlegendere Veränderungen eintreten.

Zeit und LebenszeitEs ist noch gar nicht lange her, da habe ich eine Dokumentation über den weltweit zunehmenden Bedarf an Rohstoffen und ihre jeweiligen Fördermengen gesehen. Es wurden Grafiken der für die nächsten Jahre abzusehenden Entwicklung gezeigt und ich begriff augenblicklich, dass sich das nie und nimmer ausgeht. Dazu brauchte ich, auch wenn man das im Gynasium von mir verlangt hätte, um so ein Ergebnis in seiner Herleitung für jemand anderen nachvollziehbar zu machen, keine Rechenoperation. Das große Ganze oder einen komplexen Sachverhalt sozusagen “auf einen Blick” zu erfassen und daraus zutreffende Ergebnisse abzuleiten, das ist die eine Sache. Dies dann auch für andere Wahrnehmungsarten verstehbar zu machen, es in eine andere “Sprache” des Welterfassens und Begreifens “zu übersetzen”, das ist die andere. Diese anspruchsvolle Aufgabe erfordert genau die geistigen und seelischen Ressourcen, die derzeit zum größten Teil im Anpassenmüssen verbraucht werden.

Nimm dir die Zeit …

 

Erwachsendenbildung

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 8. September“Und solang ich irgendwie atmen und reden und fühlen kann, und mich bewegen kann, will ich diese Magie betreiben und mich dieser Magie zur Verfügung stellen.” Doch von was für einer Verwandlung, ja geradezu Anverwandlung spricht der Mensch hinter der Maske hier eigentlich? Wenn er den Jedermann als Zauberbuch bezeichnet, dann sicher nicht in der Vorstellung, dass Wasser sich in Wein verwandelt, wenn man es dort hinein hält. “Ich werde das Gedicht.”, sagt Philipp Hochmair an anderer Stelle, und damit kommen wir dem Wesen der von ihm angesprochenen Magie schon näher. Und der Beobachtung, dass wir alle, solang wir in dieser Welt leben, werdende sind und nie fertig mit dem Prozess der Wandlung. Das ist Erwachsendenbildung

ErwachsendenbildungGibt es überhaupt “Erwachsene” (etwa als Gegenteil von Kindern) oder sollten wir nicht eher alle im werden miteinander verwandt sein? Das Konzept der Abtrennung von der eigenen Kindheit, wie es sich zum Beispiel in den Paulusbriefen wiederspiegelt, ist nicht nur höchst fragwürdig, sondern erweist sich mit zunehmendem Alter als ein festes psychologisches Problem. Denn diese “unerlösten Kinder”, die sich nie richtig entwickeln durften (und so auch nicht ihre spielerische Genialität im Leben des “Erwachsenen” ausüben können), sind ja nach wie vor anwesend und es kostet immer mehr Kraft, sie in der inneren Verbannung festzuhalten. Kraft, die uns zum Leben fehlt. Halber Mensch. Und wie schön wäre es, einem Jugendlichen, der unter seinem Anspruch “endlich nicht mehr Kind und endlich erwachsen sein zu wollen” erkennbar leidet, mitzuteilen, dass man selbst auch gerade “nicht mehr dort ist, von wo man herkommt” und zugleich “auch noch nicht dort, wo es einen hin bewegt”.

Ankommen kann (und wird) man bei sich selbst. Oder eben nicht. Das ist das ganze Geheimnis der Gelassenheit, vor allem im Hinblick auf das eigene Endlichsein hier in diesem Erdenleben. Was also gäbe es für ältere Menschen sonst an einem weiteren Geburtstag zu feiern als die Aussicht, sich selbst als eine ureigene Symphonie in immer neuen Variationen bis ins zuletzt auch Unvollendete fortzuschreiben? Das mag andeuten, wie wir im Spannungsfeld der verschiedenen Zeitbegriffe zufrieden leben können, ohne uns zerreiben zu lassen vom Chronos (der seine Kinder frisst).

Was ist ein Kulturmagazin? Nun, ein Kunnstbiotop, in dem es möglich ist, so eine Magie zu betreiben, nämlich Schönes und Interessantes in Beiträge zu verwandeln und so das, was wir entdeckt haben, was uns anspricht und fasziniert, mit unseren eigenen Gefühlen und Erfahrungen zu verbinden und in veränderter Gestalt wieder anderen zu zeigen. Wir sind in Entwicklung begriffene Erwachsende und wir laden zum Miterleben wie auch zum Selbstweiterentwickeln ein. Erwachsendenbildung, eine bemerkenswerte Begrifflichkeit, die man sich in die Seele sinken lassen sollte:

Erwachsendenbildung.

 

Wursten von Hunden

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 25. AugustFeiern wir das Finale der Festspielsaison mit einem genialen Werk aus der Welt des Melodic Hardcore oder Skate Punk oder wie es euch gefällt … Und gedenken wir zudem eines Meisters der angewandten Sprachzerlegung, dessen Gedicht franz hochedlinger gasse unseren heutigen Ausflug mit dem Chor der wütenden Kinder inspiriert: “wo gehen ich / liegen spucken / wursten von hunden / saufenkotz / ich denken müssen / in mund nehmen / aufschlecken schlucken / denken müssen nicht wollen” Poesie und Widerstand – aus der Erfahrung des “Nicht zur Geltung kommens” und “Keine Bedeutung habens”, die den endgültigen Kontrapunkt setzen zum Geklingel der Reichen und Mächtigen, deren ganze “Weltbeherrschung” damit verglichen keine bleibende Bedeutung hat.

Wursten von Hunden - The Decline (Trump)Der kleine Norbert war unlängst in seiner frühesten Kindheit unterwegs und entdeckte dort den Topf seines eigenen Zorns. Neugierig, wie das darin herum brodelnde Wutgebräu wohl entstanden war, bemerkte er seine ersten Versuche, zu etwas “Nein” zu sagen (also irgendwie nonverbal auszudrücken, dass er dies oder jenes so jetzt nicht wolle). Und zugleich erinnerte er sich, wie diesen Neinsageversuchen immer wieder so gar nicht entsprochen wurde. – Seine Bedürfnisse und Gefühle wurden also ignoriert und stattdessen wurde ihm mit aller Macht der Erwachsenen “drübergefahren”. Das stellt die früheste Erfahrung von Missbrauch und Gewalt dar und das ist auch das Gefühl, aus dem Wut, Empörung und berechtigter Zorn entstehen. Wenn jetzt noch dazu die Äußerung dieser Emotionen (etwa von narzisstischen Eltern) zurückgewiesen oder sogar bestraft werden, dann muss das Kind sie ja irgendwo zwischenlagern in einem inwendigen Gefäß wie dem erwähnten “Topf des Zorns”. Und da drin verbleiben sie dann auch (und wirken unerkannt weiter) bis man sie anderweitig ausdrücken kann …

Das eigenwillige Opus Magnum von NOFX, das als über 18 Minuten langer Punksong konzipierte “The Decline”, gibt uns Gelegenheit, unsere oft eingetopften und im Topf verstopften Emotionen wieder wahrzunehmen, auf dass wir ihre ungeheure Kraft zu etwas für unser jetziges Leben brauchbarem, erfreulichem, lustvollem und nahrhaftem “umerschaffen” mögen. Durch das Hören von Kunnst, die aus ihrer Wut über den Wahnsinn schöpft, dazu angeregt, unsere Gefühle wieder anderen zu offenbaren. Wir werden Großes schaffennach unseren eigenen Maßstäben, was “Groß” ist.

Wir sind ein Wursten von Hunden.

Zu diesem Behufe verwenden wir unter anderem eine erstaunliche Neuaufnahme: “The Decline Live at Red Rocks with Baz’s Orchestra”, kongenialst arrangiert von Bastien “Baz” Brisson, dem es mittendrin bei seinem Xylophonsolo geradezu den Martin Grubinger raushaut. Und wir wären kein “etwas anderes Kunnstbiotop” in einer Stadt der Festspiele, wenn wir nicht zum Schluss auch noch die Übersetzung der Punkhymne in eine orchestrale Musiksprache zu Gehör und somit zur Geltung brächten: “NOFX’s The Decline (A Punk Rock Symphony)”

Es heißt, wenn schon, dann “Erwachsendenbildung” …

 

Morgen ist schöner

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 18. August – Ich drehte den Fernseher auf und geriet, völlig unvorbereitet, mitten hinein in die Übertragung der heurigen Jedermann-Aufführung vom Salzburger Domplatz. Mitten hinein in eine Tischgesellschaft, die so goldlackiert zurechtgeschaufenstert synchrontanzt, dass ich erschöpft aufseufze: “Jetzt haben sie den Jedermann also auch zum Hupfkasperl im Larifariland gemacht mit ihrer amerikanoiden, überall auf der Welt gleichförmigen Bühnenshow.” Wennst wirklich Choreographie auf künstlerischem Weltniveau haben möchtest, dann schau dir “RHYTHM IS IT” an. Aber geh scheißen mit so einem billigen Tinnef, der eh schon flächendeckend alles und jeden verkonsumwichtelt. Mir tut ja der Philipp Hochmair leid. Morgen ist schöner? Seine innere Heimat” muss jetzt wirklich sehr stark sein.

Morgen ist schöner (Omar Khir Alanam)Als ein Gegenmittel zu dieser kleinkarierten Inszenierung soll er ja nach wie vor mit Kurt Razelli zusammen den Jedermann-Monolog “abviechern” (wir haben das Album damals vorgestellt). Und im Gespräch mit Omar Khir Alanam wird deutlich, wie der Schauspieler im Unterschied zum Autor und Performer die innere Heimat in der fremden Sprache von Theaterdichtern und Regisseuren abfedertdurch eine selbsterschaffene Welt, in der “das geniale Kind völlig unbehindert drauflos fuhrwerken kann”. Der Film “Jedermann auf Reisen” von Wolfgang Tonninger ist sicher auch die (Wieder)entdeckung des heurigen Sommers, die uns nicht nur über die ekligen Oberflächlichkeiten des Festspielbetriebs hinaus zum “Selbst weiter spüren und denken” verhilft, sondern uns zudem noch in die tiefenentspannte Philosophie des “Dialogischen Prinzips” eintauchen lässt und so die unendliche Unterwasserwelt des ständigen Neuerschaffens zugänglich macht. Chapeau, liebe Tiefseetaucher und Seelenreisende, wir sind angekommen – unterwegs. Oder auch umgekehrt. Im Zwischen – vielleicht, aber sicher. “Im Anfang war das Wort” oder wie Grand Corps Malade es ausdrückt: “Une lumière incandescente issue d’un souffle oratoire.”

“Morgen ist schöner”, so betitelt der Autor, Poetry Slammer, Kabarettist, Trainer und – überhaupt unsere Neuentdeckung des heurigen Sommers Omar Khir Alanam eine Textcollage, die er über die Jahre schon in den verschiedensten Situationen vorgetragen hat und die er fortlaufend weiterentwickelt. Diese Geschichte, in der er seine Flucht aus Syrien und auch sein Ankommen in Österreich verbearbeitet, wollen wir zum Schluss der heutigen Sendung anhören. Eine Geschichte, die uns dazu anregt, unser aller Unterwegssein immer auch als Hoffnung zu begreifen

Wie gesagt, morgen ist schöner.

PS. Den erwähnten Dokumentarfilm “Jedermann auf Reisen – Die Weltvermessung eines Heimatlosen” gibt es derzeit noch in der ORF-Mediathek sowie darüber hinaus jederzeit bei Vimeo On Demand anzusehen. Wir empfehlen dessen hintergründige Inspirationen wirklich aus vollstem Herzen!

 

Éphémère

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 11. AugustWenn sich drei Künstler aus unterschiedlichen und doch artverwandten Schaffenswelten zusammenfinden, um ihre jeweiligen Stilrichtungen zu einem großen Konzeptwerk zu verschmelzen – dann sind wir trotz aller Festspiele leider nicht in Salzburg. Aber wir sind ein freies Medium und bringen euch daher dieses Ausnahmeereignis zumindest ansatzweise zu Gehör: Éphémère (das Flüchtige) von Grand Corps Malade, Gaël Faye und Ben Mazué – in Gestalt des knapp 30-minütigen Studioalbums, das einige der wesentlichen Stücke der viel umfänglicheren Liveperformance enthält, von der immerhin ein Konzertfilm hergestellt wurde, dem man auch in voller Länge beiwohnen sollte. Poetry Slam und literarischer Rap und Theatermusik begegnen sich für einen flüchtigen Moment

ÉphémèreAls Hör- und Erlebnisbeispiel sei hier der begeisternde Titel “Besoin de rien” (der vorletzte Track dieses Albums) hervorgehoben, ein aus Stadtgeräuschen und beiläufigem Geplauder heraus nach und nach in ein Dialoggedicht überfließendes Fest des (flüchtigen) schöpferischen Augenblicks, vom Melodiegesumme der musikalischen Inspiration zum regelrechten Trialog der Ideen und Möglichkeiten voran getrieben bis hin zu einer opulenten Steigerung, einer sprachrhythmischen Extase und orchestralen Vielschichtigkeit, die den kollektiven Ohrgasmus aller Beteiligten im Ansatz erahnen, in der Phantasie aber vollinhaltlich mitvollziehen lässt. Der “kleine Tod” ist auch im schöpferischen Prozess Éphémère” sprich ein überaus flüchtiger Moment. Wir sind ja nach wie vor damit beschäftigt, herauszufinden, wie wir ihn immer weiter ausdehnen, in die Länge ziehen, quasi “verdauerhaftigen” könnten. Und es gibt durchaus Hinweise darauf, wie wir diesem umtriebigen Wunsch nach fortwährender Beglückseligung lieber nicht entsprechen sollten: Durch Steigerung der Reizfrequenz sprich Beschleunigung.

“Et là, au milieu du monde, allonger les secondes – diesen Wunsch äußern Grand Corps Malade, Ben Mazué und Gaël Faye in ihrer kürzlich erschienenen Single On a pris le temps. Eine Ode an die Muße und an die Notwendigkeit, sich zwischenzeitlich die Zeit zu nehmen, seinen Geist auszuruhen und sich nicht nur vom überfüllten emploi du temps einnehmen zu lassen. In einer flüchtigen Welt, in der die Zeit vergeht, der Alltag zunehmend von Müdigkeit und Erschöpfung geprägt zu sein scheint und es immer schwieriger wird, eine Pause einzulegen, kommt das neue Album der drei Künstler gerade recht, um sich der Flüchtigkeit der Momente bewusst zu werden und aus ihnen das Positive zu schöpfen.” So zu lesen bei Friedrich (vor deren Paywall).

Éphémère

PS. In der Vorabveröffentlichung der Signation/Collage zur heutigen Sendung haben wir außerdem zwei wesentliche Texte in deutscher Übertragung beigefügt. Allons, enfants!

 

In Between Days

> Sendung: Perlentaucher Nachtfahrt vom Freitag, 9. AugustDas Dazwischen fasziniert und beschäftigt uns eigentlich schon immer, von der Zwischeninsel Poesie über das Inzwischen Unterwegs bis zu unserer Betrachtung Zwischen Leben und Überleben. Was läge also näher in diesen dazwischenen Tagen – in der Mitte des Sommers, der Ferien und der Festspielsaison – als eine weitere Forschungsfahrt in die Untiefen jener Zustände zu wagen, die zwischen “sich auf den Weg machen” und “endlich angekommen sein” in uns allen stattfinden. Dabei liegt der Verdacht nahe, dass es sich dabei um einen einzigen Dauerzustand handelt, der das Wesen des Lebens an sich beschreibt: Wir sind aufgebrochen und wir sind noch nicht angekommen – wir sind immer unterwegs in diesen unseren “In Between Days”

In Between DaysEin paar äußerst erhellende und weiterführende Gedanken (und Gedichte!) zum Thema “Auf der Reise im Dazwischen” hat uns der syrisch-österreichische Autor Omar Khir Alanam zugänglich gemacht. Und die werden sich wie von selbst in die Gestaltung unseres Musik- und Gesprächsteppichs verweben oder, was noch besser gesagt wäre, mit den Schichten der sich nach und nach wie von Zauberhand aus den Untiefen unseres Grenzbewusstseins entfaltenden Assoziationen verschmelzen. Hören sie genau hin! Denn die Fragestellungen und Zwischentöne, die er etwa in dem genialen Dokumentarfilm “Jedermann auf Reisen – Die Weltvermessung eines Heimatlosen” aufleuchten lässt, sind wie ein Kompass auf einer naturgemäß dunklen Nachtfahrt durch die unendlichen Weiten der menschlichen Seelenlandschaft. In der Begegnung mit Philipp Hochmair wird zunehmend deutlich, dass “Heimat” etwas ist, das wir in uns selbst erschaffen können – und zwar indem wir unterwegs sind.

In Between DaysSpinnen wir diesen Gedanken weiter, dann ist “Heimat” sogar etwas, das wir eigentlich nur in uns selbst erschaffen können. Alles andere ist im wahrsten Sinn des Wortes flüchtig. Wie eine sich fortwährend verwandelnde Erinnerung an etwas, von dem wir glauben, dass es einmal gut und schön und wahr gewesen sein muss. Irgendwo zwischen dem verlorenen Paradies und “Zauberland ist abgebrannt”. Der Weg zurück in den Mutterbauch ist für uns in der Außenwelt nicht mehr zu beschreiten und das Ziel allen irdischen Lebens ist der Tod. Wo also wollen wir unsere Heimat verorten, wenn nicht in uns selbst, in der unendlichen Welt, die schon immer in uns ist und die nur darauf wartet, dass wir uns nach unseren eigenen Regeln und Gesetzen in ihr wohlfühlen. Dass wir sie nach unseren eigenen Bedürfnissen und Gefühlen gestalten, so wie sie uns und nur uns und niemandem sonst entspricht. Alle anderen, äußeren Heimaten sind ein verzweifelter Versuch, so zu tun, als wären wir nicht sterblich, als gäbe es kein Erschrecken, keinen Abschied, keine Trauer und keinen Schmerz. Die totale Diktatur der guten Laune in einer für immer heilen Eiapopeiawelt. Ein trügerisches Idyll, das dauerhaft gegen jedwede Störung verteidigt werden muss – und auch wird.

In Between DaysDoch das funktioniert genauso nicht wie der Versuch, sich durch einen selbstgezimmerten Bretterverschlag vor dem unendlichen Universum zu schützen, das uns ja nicht nur “da draußen” umgibt, sondern das uns ebenso im Inneren durchströmt und aus dem wir ohnehin bestehen. Im Gegesatz zu so einem mühsam selbst hergestellten Büdchen oder eben Identitätchen, windschiefen, gefährdeten und zerbrechlichen “Heimaterl”, der selbstbeschränkten Selbstversion derer, die Angst vor allem und vor allem vor sich selbst haben, ist die selbstentdeckte Heimat im Unterwegssein das, was uns allen zusteht, weil wir Menschen und weil wir am Leben sind. Nicht da, nicht dort, nicht dann vielleicht, sondern jetzt und hier. Diese Erkenntnis ist das große Geschenk der Geflüchteten – und ich meine damit wirklich alle, auch uns, die wir aus den Kriegen unserer Familien und ihren psychischen Folterkellern fliehen mussten – es ist also unser großes Geschenk, unsere Heimat in uns selbst zu begründen

 Ich bin ein souveräner Staat.

 

Aus der Mitte

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 28. Juli – Es gab da einmal einen Film, dessen Titel “Aus der Mitte entspringt ein Fluss” mich immer wieder auf spielerische Weise zur sprachlichen Veränderung seiner Wirklichkeit einlädt. So kann er etwa “Aus der Bitte entspringt ein Muss” heißen (das wäre psychologisch) oder aber “Aus der Miete entspringt ein Plus” (das ist kapitalistisch) oder sogar “Aus der Titte entspringt ein Fuß” (was immer das bedeuten mag). Nichtsdestodoch ist übrigens auch ein schönes Wort und für eine Sendung voller Fußnoten genauso geeignet wie Vatermutterkind. Aus der Mitte des sich Verbindens von zwei Chromosomensätzen zu einer neuen Partitur des Lebens entspringt die Einsicht, dass das damals gut war. Jedenfalls gut genug, denn sonst würde es uns vollkommen noch nie zuvor Dagewesene ja nicht geben …

Aus der MitteJe älter ich werde, desto mehr denke ich auch darüber nach, warum mir das meiste, was sich da unter dem Label “Hip-Hop” zusammendrängt, so dermaßen auf die Nerven geht. Und warum es auch immer wieder Darreichende dieses Genres gibt, die mich nachgerade entzücken. Es hat wohl damit zu tun, wie sie sich anfühlen. Also ob da jemand zum hundertzigsten Mal stereotyp “Ich bin großartig und ihr seids Opfer” ins Mikrodrom brunzt, um so seine Zielgruppe abzukassierenoder ob da ein nachvollziehbarer Mensch etwas aus seinem echten Gefühlsleben vorstellt, so dass es mich zum Nachspüren und Weiterdenken inspiriert. Tatsächlich gibt es einen ebenso feinen wie gewaltigen Unterschied zwischen Pose und Poesie. Am besten lässt sich der mit einem Beispiel vermitteln: der Schriftsteller und Sänger Gaël Faye (geboren in Burundi) reflektiert in seinem Lied Métis die höchst kontroversen Gefühle eines in Frankreich aufwachsenden “Mischlings” mit europäischem Vater und afrikanischer Mutter. Er berichtet aus der Mitte zwischen diesen beiden Herkünften über seine Suche nach seiner Identität.

Außer dieser Fußnote zum Hip-Hop-Genre gäbe es da noch eine zu meinem jüngsten Besuch bei den Kollegen von Battle & Hum, bei deren 15jähriger Jubiläumssendung mir eine gewisse Wehmutslastigkeit aufgefallen war. Nun, was soll ich sagen, Trauer tut weh – und trauern tut gut. Vielleicht kann der “Sonic Youth Song” unseres lieben Freundes Martin Konvicka hierzu einen tröstlichen Reim erzeugen. Apropos zeugen, eine Fußnote zur amerikanischen Präsidentschaftswahl von Chad Urmston hätten wir auch noch anzubringen: Wie geht das dort jetzt weiter mit dem Recht auf Abtreibung?

Und eine Footnote to HOWL von Allen Ginsberg in der Interpretation von Patti Smith als Einladung zu unserer nächsten Nachtfahrt am 9. August um 22:06 Uhr, die einen sehr zu den inneren wie auch äußeren Zuständen dieser Zeit passenden Titel trägt, nämlich “In Between Days”. Und in der dem entsprechend auch The Cure eine nicht unwesentliche Rolle spielen werden, zumal die außergewöhnliche Coverversion von “Pictures Of You” der “Sängerin und Bariton-Ukulelistin” Rio en Medio, was ja soviel bedeutet wie “Fluss im Zwischen”. Womit sich auch dieser Themenkreis schließt …

Ab durch die Mitte

 

Der General

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 21. Juli – Unlängst hat der Hase einen recht bemerkenswerten Song ausgegraben, der ihm in seiner Jugendzeit begegnet ist und der ihn damals in vielerlei Hinsicht beschäftigt hat. Es handelt sich um einen Klassiker aus den 90er Jahren, “The General” von Dispatch, der in beeindruckender Sprache davon erzählt, wie ein hochdekorierter Heerführer aufgrund eines intensiven Traums die bevorstehende Schlacht absagt und seine Soldaten nach Hause schickt. Dabei schließt er mit den Worten: “Go now, you are forgiven. Diese Geschichte hat mich wiederum tief bewegt, komme ich doch selbst aus einer kriegszerstörten Familie und sehne mich seit langem danach, endlich aus dem Krieg in mir entlassen zu werden. Vielleicht möcht ich auch mehr wie der General sein – und mir selbst verzeihen

Der GeneralDamit will ich darauf aufmerksam machen, dass die Geschichte, die da erzählt wird, einige Ebenen enthält, die weit über das Kriegsgeschehen ringsum in der Welt hinaus weisen in die innere Entwicklung einzelner Menschen und ihrer Einstellung zum Krieg an sich – und in sich und um uns herum. Denn wiewohl das Lied ursprünglich aus einer kritischen Auseinandersetzung mit den USA als einem kriegführendem Staatswesen (in der Zeit zwischen den beiden Irakkriegen) entstanden ist, berührt seine Botschaft auch noch wesentlich Allgemeingültigeres. Der, der die Macht hat, sieht im Traum “die Menschen auf der anderen Seite” und entscheidet sich dafür, “dass es keinen Wert hat und auch keinen Sinn ergibt, diesen Kampf auszutragen”. Wer aber hat die Macht, die Wirklichkeit zu verändern, wenn nicht jeder einzelne Mensch in seinem Leben, das untrennbar verknüpft ist mit dem Leben der anderen? Jeder Mensch wird den Krieg beenden, sobald er das Richtige träumt.

Das erscheint erst einmal unglaublich, zumal die immerfort auf uns einprasselnde Weltgewalt ganz andere Zustände in uns verursacht: Ohnmacht, Ausweglosigkeit, Resignation und ganz viel verstopfte Wut. Hoffen, trauern und lieben die Kinder denn ganz umsonst? Hier kann die symbolische Darstellung surrealer Traumbilder weiterhelfen, wie sie zum Beispiel in Antonello Vendittis genialem Video “In Questo Mondo Che Non Puoi Capire” stattfindet, das einerseits zwar resignierend “Sempre quella … sempre guerra” seufzt – andererseits aber den Tanz des Lebens feiert.

Einerseits, andererseits, beiderseits gleichzeitig, zwischen Zerrissenheit und dem Irrsinn Erlösung zertanzt sich das Leben im inneren Ringen nach einem Weg durch die Krise. Kommen wir also zu einem weiteren Kriegsberichterstatter seiner eigenen Seelenlandschaft, der diesen (uns wohl allen mehr oder weniger bekannten) inneren Zwiespalt wie kaum ein anderer textmusikalisch dargestellt hat. “Hi, Ren” heißt das entsprechende Video, das uns tief in die Abgründe des walisischen Künstlers blicken lässt – und uns zu einer neuen Begegnung mit unseren eigenen Dämonen ermutigt.

So. Und weil wir den real existierenden Scheißkrieg, den Putinrussland gegen die Ukraine führt, nach wie vor zum Kotzen finden, wollen wir hier zum Schluss abermals jenen “kyrillischen Vorhang” anheben, der uns von der russischen Sprache trennt. Chad Urmston von Dispatch hat nämlich in akribischer Arbeit den alten, aber (wie oben ausgeführt) zeitlosen und weit über seinen Anlass hinaus wirksamen Song “The General” auf Russisch übertragen und eingesungen. Daraus ergibt sich eine weitere sehr konkrete Bedeutungsebene, die wir euch auf keinen Fall vorenthalten wollen:

Жил да был ветеран генерал герой
Кладезь историй, человек золотой
О прошлых битвах он вёл рассказ
Победы и потери он видал не раз
На поле боя заслужил он славу и почёт
Увешен медалями, орденов не счёт
Он шрамы с поля скрыл бородой
Стоял он за солдат горой

Накануне важной битвы
Когда солдаты спят
Всё думал о смысле жизни и сам не мог уснуть
Он проснулся и рассказал о том, что увидел
И вышел медленно к ним

Все солдаты стояли в строю по струнке
Храбрые бойцы смотрели вперед
Утро было серым и они не знали, что будет
Пока генерал не сказал им идти домой

Он сказал: „Врага и во сне я видел
И я обнаружил — эта битва того не стоит
И я видел глаза матерей
И я не позволю, чтобы вы пошли за мной

Так
Почистить сапоги и разойтись!
Время вам нельзя убивать
Вы молоды, вам жить и жить

Почистить сапоги и разойтись!
Время вам нельзя убивать
Вы молоды, вам жить и жить
Идите, вас простили

Но солдаты стояли, оружие на взводе
От странной команды они растерялись
Генерал сказал: „Это мой долг, но больше ни шагу
Вы можете идти куда хотите“

Солдаты застыли, стояли не моргая
Пока один за другим они не разошлись
Старый генерал остался с эхом своих слов
Он приготовился к бою

Он сказал: „Врага и во сне я видел
И я обнаружил — эта битва того не стоит
И я видел глаза матерей
И я не позволю, чтобы вы пошли за мной

Так
Почистить сапоги и разойтись!
Время вам нельзя убивать
Вы молоды, вам жить и жить

Почистить сапоги и разойтись!
Время вам нельзя убивать
Вы молоды, вам жить и жить
Идите, вас простили

Идите, вас простили
Идите, вас простили
Идите, вас простили
Идите …