Battle&Hum#150

Samstag 17.05.2025 (Stairway zum Nachhören)

Ein Hochamt der Hämmer und Ambosse, erschaudert ihr Bonzen!

 

MC Randy Andy’s Feiertagszuschlag:

  1. Pete Seeger (single) – the hammer song (if I had a hammer)
  2. Jan Böhmermann und der Chor der Scheinselbstständigen (single) – wir sind versandsoldaten
  3. Maasnbriada (legendenstatus 3) – feiertog
  4. Viech (vollmond) – schiebt euch eure wettbewerbsfähigkeit in den arsch

 

DJ Ridi Mama’s Nachtzulage:

  1. Joe Glazer (songs oft he wobblies) – workingmen unite
  2. Dolly Parton (9 to 5 and odd jobs) – 9 to 5
  3. Blur (parklife) – bank holiday
  4. Bibiza (wiener schikeria) – stadtpark insomnia

 

„The woman workers needs bread, but she needs roses too.“ (Rose Schneiderman)

 

 

Zur Abstimmung folget dem LINK!

 

Rings und Lechz

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 18. Mai – – Ernst Jandl hat die Frage nach der Unterscheidbarkeit von Links und Rechts einmal mit folgendem Gedicht beantwortet: “manche meinen, rinks und lechts sind schwel zu velwechsern. werch ein illtum!” Und dem wäre nun auch wirklich nichts mehr hinzuzufügen, wenn die Frage nach Links und/oder Rechts sowie der ganze Wahnsinn (nicht nur der Sprache) sich nicht doch immer wieder aufdrängte und nach einem eigenen Standpunkt verlangte. Ich zum Beispiel habe vor Jahren, angespürs der mich umflutenden Verhältnisse, die ein von der Norm abweichendes Leben mit aller Gewalt zu verhindern trachten, jenes Gedicht in meine Situation übersetzt und quasi weiter gejandlt: “Verzweifelt blick ich rings und lechz – nur Angepasste links und rechts.” Sogar ein Schüttelreim, schau her …

Rings und LechzJetzt haben zwei wackere Streiter für das Gute, Wahre und Schöne (sand de Buam ned fesch?) aus der Radiofabrik zu Salzburg eine sehr unsalzburgische Veranstaltung an Land gezogen, und zwar “NORMAL – Eine Besichtigung des Wahns” von und mit Thomas Ebermann, Thorsten Mense und Flo Thamer. Und dankenswerter Weise gleich als szenische Lesung ins Literaturhaus gebracht, wo dieses satirisch und multimedial gesellschaftskritische Programm mit dem Untertitel “Ein Abend gegen Irrationalismus und instrumentelle Vernunft” am Donnerstag, 22. Mai um 19 Uhr stattfinden wird. Sowas dürfen wir uns nicht entgehen lassen, zumal die unglaublich dichte, dabei zugleich weise und witzige Machart des Vorgängerprogramms “Heimat – Eine Besichtigung des Grauens” nicht nur persönliche Erkenntnis (mit bewusstseinserweiternder Wucht) verspricht, sondern eben auch rings im Publikum alles andere als angepasste, gleichförmige, ignorante und sonstwie hässliche, abtörnende Menschen erwarten lässt. Ringsund Lechz!

Gestern hab ich mir die ganze zweieinhalbstündige Heimatveranstaltung reingetan. Im ersten Teil bin ich verdauungsbedingt kurz weggedöst, nur um dann kurz vor der Pause mitten in einer ungemein dichten Text- und Bildcollage beim Thema “Heimat ist ein zutiefst faschistischer Kampfbegriff” im wahrsten Wortsinn hochzuschrecken und meiner Nazifamiliengeschichte zwischen Heimatwerk und Heimatkunde wieder zu begegnen. Verstörend! Und wenn wir den Bogen zu “normal” spannen, landen wir bei Bedeutungen wie “der Vorschrift entsprechend” aber auch “geistig gesund”

 

Der Wahnsinn der Normalität

 

Bread N‘ Roses

Battle&Hum #150 am Samstag, 17.05.2025, 22:00 Uhr, diesmal mit Brot und Rosen!

Das schöne Wort „sozial“ versteckt sich gerne in Parteinamen, wie in SPÖ, die Sozialdemokratische Partei Österreichs aber auch in weniger schönen wie SED, die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands und in ganz schiachen wie NSDAP, die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei. Ich persönlich würde „sozial“ mit gemeinnützig übersetzen. Per definitionem sind die zwei letztgenannten Parteien diesem Begriff im Namen aber bei weitem nicht gerecht geworden. Die eine Partei nahm für sich zwar in Anspruch einen Arbeiter- und Bauernstaat anzuführen, verfolgte aber anders Denkende und Abweichler:innen, bis hin zum Mord. Tja, und die letztgenannte Partei hatte sogar zusätzlich noch „Arbeiter“ im Namen, wurde aber gar von einer korrupten, arbeitsscheuen Räuber:innen- und Mörder:innenbande geführt die die halbe Weltgemeinschaft ins Verderben stürzte. Da helfen auch keine Autobahnen.

Reste des Lenindenkmals aus Dresden.

Versagen auf ganzer Linie! Wenn man sich „Gemeinschaft“ auf die Fahnen heftet darf man niemanden ausschließen und das tun die untoten Wiedergänger:innen dieser menschenverachtenden Ideologie immer wieder. Mit einem Sündenbock lässt sich gut populistische Politik machen. Der Sündenbock kommt übrigens aus der jüdischen Geschichte. Der gute und der böse Sozialstaat liegen nicht weit auseinander, Genie und Wahnsinn wohnen Tür an Tür. Doch was ist passiert, dass sich im 21 Jahrhundert die sogenannte „Arbeiter:innenschicht“ wieder den rechts außen Radikalen zuwendet? Zweimal wurden wir hier in Österreich schon von den „Blaunen“ abgezockt, die Haider FPÖ hat uns eine Bank und fette Beute für die Buberlpartie gekostet. Die Strache FPÖ hat in Ibiza den Ausverkauf der Republik geträumt, aber die wollten das nicht für uns tun. Nein, nein ins eigene Sackl wären die Millionen geflossen. Hoch die Flossen ihr Völker, aber nicht ins Wochenende, sondern in die 60 Stunden Woche! Mattighofen, hört ihr nicht die Signale? Wenn ein Geschäftsführer mit Wirtschaftsflügerl die FPÖ bebusselt, deppade Meldungen schiebt und seine Firma am ausgestrecktem Arm verhungern lässt, dann ist er nicht auf eurer Seite liebe Arbeiter:innen! Das „Kapital“ hinter rechtskonservativen Parteien will euch nur aussaugen und dann ausspucken. Nix ihr seid der Chef, aber er ist schon euer Folterwerkzeug.

Ich halte es ganz mit Bill Shankly, der Sozialismus so definierte: „The socialism I believe in is everyone working for each other, everyone having a share of the rewards. It’s the way I see football, the way I see life.“ Ich würde sogar so weit gehen und sagen, dass ein Sozialstaat auch ein paar „Asoziale“, die nicht so fleißig mitarbeiten, verträgt. Sozusagen Spieler:innen auf der Ersatzbank die nie mitspielen. Die Young Lords, DJ Ridi Mama und MC Randy Andy, der Radiofabrik rufen euch deshalb auf zum Marsch auf Battle&Hum für Arbeit und Freiheit! Wir spielen dazu am kommenden Samstag ab 22:00 Uhr Arbeiterlieder und ähnliches. Alerta, Alerta Antifascista!

 

MC Randy Andy

Veröffentlicht unter Teaser

lt-radfruehling

Anlässlich des „Radfrühlings“ einige Gedanken und Hintergründe zum Fahrrad, Fahrradfahren, Geschichte und Physik.

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Hier der Fahrradanhänger SOLAR, mit dem bei der Lastenraddemo in Salzburg die Energiegewinnung am Fahrrad demonstriert wurde.

Solarpanele mit der mittleren Leistung eines Menschen von 100 W erzeugen und speichern auch während der Fahrt elektrische Energie.

Sogar Kaffee konnte mit der gespeicherten Energie nach der Demo noch gebraut und ausgeschenkt werden.


Links zu Veranstaltungen (Thema Radfahren):

Ringvorlesung (online) „Aktive Mobilität – Radfahren und Gehen in der Stadt 2025“:

Critical Mass:

Herzrad:

Radlobby:

Critical Mass:

Critical Mass in Austria – Reclaim the streets!

Critical Mass Graz

 

Bluescafe vol. 5

In der fünften Folge des Bluescafe, das wieder auf den Songs basiert, die beim Live-Bluescafe in Hallein gemeinsam musiziert wurden, finden sich diesmal:
Big Bill Broonzy, Sleepy John Estes, Freddie King, Ray Charles oder Taj Mahal.
Auch einen spontanen Live-Besuch im Studio hat es diesmal gegeben – aber leider ohne musikalische Kostprobe.

Nachzuhören unter: https://cba.media/709051

Hit Me Hard and Soft

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 11. Mai – Heute begeben wir uns in ein noch nie zuvor gewagtes Experiment: Wir spielen ein ganzes Album, und zwar “Hit Me Hard and Soft”, das aktuelle Werk von Billie Eilish, das bei uns beiden doch einigermaßen unterschiedliche Gefühlsreaktionen hervorgerufen hat. Und außerdem auf unserer konsumismuskritischen Grundeinstellung ambivalent flirrend herumtanzt wie ein zutiefst liebenswerter Andenkenstandler im allerfürchterlichsten Souvenirshop des Weltmarktwahnsinns. Einigen wir uns auf einen gemeinsamen Blickwinkel: Das popkulturelle Phänomen oder die Kunstperson als schillernde Figur, auf die jeder/jede/jedes auch wirklich jegliches projizieren kann, was möglicherweise kaum erkannt in uns allen schlummert und unbewusst längst feuchtfröhlich in uns umgeht.

Billie Eilish - Hit Me Hard and SoftDenn die sympathische Seite der globalen Merchandiselerin ist ihre Ab- und Hintergründigkeit, mit der sie den allzu platten Bedeutungs- und Zuordnungsmechanismen in immer neuen Selbsterfindungen entkommt, eine Kunnst, die auch wir nur allzu gern anwenden oder die wir uns immerhin sehnlichst herbei wünschen. Grund genug, unsere unterschiedlichen Gefühle “auf einander los zu lassen” und dabei völlig ungeplant zu erleben, was geschiehthard and soft

“She’s the headlights, I’m the deer”

wiedereinmal dieses zaubermächtige gefühl, mit wucht und völlig ungeplant erfasst zu werden, fast schon umgerissen, von musik, von klangkunst, die mich mit jeder neuen wendung weiter in so vertraut-eigensinnliche sphären beamt, dass ich zu schwingen und vibrieren beginne : HIT ME HARD AND SOFT trifft mich hartzart, traumklar, lebhaft-still : nimmt mich in den arm und wirft mich ins weite oder ich sinke hinauf zu den gipfeln der see, in die wolkenschluchten, dort weiß ich dich tanzen, dort sind wir uns nahrung, öffnen wir uns wie türen : wie viele türen im inneren, im zwischen, zwischen uns, zwischen uns und dem schwirrenden glück? sind wildblumenwiesen, wenn wir wollen und gleichgefiedert im freien hall, im heilenden fall ins blau der augen des drachen, in angst und verzweiflung, doch wir scheuen nicht zurück : fühlt sich an wie sterben : fühlt sich wie liebe an : fühle dann nichts mehr oder denke das nur : fühle mich hundertfach im raum und sehe mich hundertfach im raum fühlen, wie ich hundertfach im raum sehe, was ich kaum zu fühlen bereit bin, aber ich vertraue – auf was oder wen? auf dich? mich? unsere liebe? aufs vertrauen? den zufall? auf den ominösen fluss des lebens? fuck it! eh wurscht! egal was mich bei verstand hält oder mir mut gibt weiterzumachen, zuversicht, es quillt aus mir : ich quelle aus mir und verwandle, was auch immer an zerbrochenem, verletztem, abgespaltenem oder eingepflanztem durchs gedärm wuselt : du, schmetterling, du, was kannst du uns von der leere erzählen? liebst du die sonne, so wie ich? und das meer? hinterlässt du abdrücke im sand? lügt der wind, hier, am kap, wo mich jede*r kennt? mein gesicht auf den globus gepinselt als wäre ich mehr als ich weiß, dass ich sein könnte : und größer : das größte ich, das ich sein möchte?

“Did I cross the line?”

Billie Eilish, in erneuter zusammenarbeit mit ihrem bruder FINNEAS, ist ein herrlich vielseitiges und musikalisch anspruchsvolles album gelungen, das durch die detailverliebte produktion der soundstimmstimmungsschichten besticht, aber mit den texten, die verschiedenste facetten von liebe thematisieren, die wunderschönen, lustvollen und glücklichen, wie auch die abgrundtief schmerzenden, gewaltvollen, übergriffigen, verlogenen und obsessiven seiten, noch dieses eine besondere, etwas andere gewürz beinhaltet, durch das es zu einem herausragenden werk wird :
Billie Eilish ist eine ungewöhnliche persönlichkeit in der pop-maschinerie, die sie gekonnt zu bedienen gelernt hat und gleichzeitig mit ihrer unverstellten, eigenwilligen art fast ad absurdum führt : sie ist und bleibt sie selbst, mit ecken und kanten und dunkelheiten und leerstellen : wie wir alle

 

Hit Me Hard and Soft (Deutschlandfunkkultur)

 

Kunnst und Krempel

> Sendung: Perlentaucher Nachtfahrt vom Freitag, 9. MaiKunnst schreiben mit zwei “n”. Das ist das Mantra der Möglichkeitsform, das sich von Anfang an durch unsere gemeinsamen Sendungen zieht wie ein roter Faden (nicht zu verwechseln mit einem faden Roten). Und Kunnst in diesem Sinn ist es auch, aus den zahllosen am Ufer unserer Seinsinseln aufgetauchten Artefakten die eine oder andere Collage zu zaubern, die all den irgendwo anders verschwundenen und auf verschlungenen Wegen zu uns gelangten Seltsamkeiten der Menschheitsgeschichte einen bislang noch nicht gesehenen Sinn, eine sonst so nicht übliche Sichtweise oder gar einen frei erfundenen Zusammenhang verleiht. Auf dass uns die Bretter vor den Köpfen nicht die Welt bedeuten, sondern Baumaterial unserer eigenen Schöpfung werden.

Kunnst und Krempel“Kunnst da des amoi gonz ondas vuastölln?”, hieße das im Dialekt und darin wird unsere Sinnstiftung deutlich: Kunst als “könntest du” nicht nur auszusprechen, sondern auch von vornherein so zu denken. Dadurch wird alles, was wir hier im Radio (und anderswo) aufführen, zu einer Einladung, sich auf neue Sichtweisen einzulassen und dabei die Erfahrung zu machen, etwas bislang nicht für möglich gehaltenes aus sich selbst heraus und völlig eigeninitiativ zu erschaffen. Wir machen also das, was uns Freude bereitet, nennen wir es “unsere Kinder zur Welt bringen, ihnen beim Aufwachsen zuschauen und sie selbständig ihren Weg finden lassen”. Und wir tun das öffentlich und zugleich geborgen (im Schutzraum unseres Radiostudios – es könnte auch in einem Film oder auf einer Bühne sein). Für uns selbst und für alle, die dabei sind indem sie mit(er)leben und so wiederum

Kunnst und KrempelImmer noch werden Hexen verbrannt
Auf den Scheitern der Ideologie
Irgendwer ist immer der Böse im Land
Und dann kann man als Guter und die Augen voll Sand
In die heiligen Kriege ziehn

Konstantin Wecker schrieb seinen Text “Hexeneinmaleins” in den 1970er Jahren. Kurz nach dem “Anschluss” Österreichs an Nazideutschland 1938 verbrannte man am Salzburger Residenzplatz symbolisch die Bücher jener Autor:innen, denen die damals herrschenden Verbrecher so etwas wie “undeutschen Geist” unterstellten. In der Sendereihe Artarium haben wir heuer unter dem Titel “Unzerstörbar” an dieses “Vorspiel zur späteren Menschenverbrennung” (wie es auf der Gedenktafel heißt) erinnert – und dabei ins Hier und Heute der nachfolgenden Generationen geschaut.

Kunnst und KrempelWenn wir nun das Gerümpel der Geschichte mit dem seelischen Sperrmüll vergleichen, der uns allen innelebt, dann stellen wir fest, wie gar nicht so verschieden sie sind. Was sich da über Generationen durch Miterleben wie Verdrängen in uns angesammelt hat, das geht (wenn wir uns wiederum als Inseln betrachten) auf keinen Humboldtstrom. Wie gerne würden wir das alles in die Tonne mit der Aufschrift “hat sich nie ereignet” treten – doch worin sollten sich dann unsere Menschenmitkinder spiegeln, um sich zu erkennen? In der Fernsehwerbung? Der Influencer-Pandemie? Der vergangenheitsbefreiten Scheinwunscherfüllung aus der Propagandaküche der globalen Heilsversprecher/Heilsverbrecher? Hinfort, Konsumissimus! Im Angesicht des unendlichen Hasenspiegels (Spiegelhasen?) werden wir den Unterschied zwischen künstlich und Kunst wahrnehmen. Kunnst?

 

Wenn Kunnst von Kommerz käme, würde sie Wurrst heißen.

 

PS. Mit lieblichsten Nachdruck empfehlen wir den Dokumentarfilm NONKONFORM (ZDF Mediathek) über Dietrich Kuhlbrodt, der als Staatsanwalt Nazitäter verfolgte, mit Rainer Werner Fassbinder flirtete, über Die tödliche Doris philosophierte und in Schlingensiefs “Das Deutsche Kettensägenmassaker” eine Hauptrolle spielte (um hier nur einiges anzustupsen). Kongenial begleitet mit Musik von Helge Schneider