Lebens Geschichten

> Sonntag: Artarium vom Sonntag, 30 November Geschichten, die das Leben erzählt, spiegeln sich in den Menschen, die sie erlebt haben – nein, eigentlich auch immer noch erleben. Und wenn sie das tun, also von ihrem Erleben erzählen, dann verlebendigen sie ihre Erfahrungen für uns andere und der sprichwörtliche Funke” kann regelrecht überspringen. Seit einiger Zeit geht die Sendereihe Gesprächsfunken – Facetten vieler Leben diesem Phänomen nach und verwirklicht die Darstellung von persönlich erzählten Lebensgeschichten auf eine, wie wir finden, bemerkenswert berührende Art und Weise. Davon haben wir bereits einmal in der Sendung “Echte Menschen, Live!” berichtet. Und ich selbst habe mich, daraufhin neugierig geworden, mit meinen Geschichten vom Leben in eine Gesprächsfunkensendung eingeladen.

Lebens GeschichtenDabei ist eine Folge mit dem Titel “Live and let live: Vergeben lernen – mit den inneren Kindern an der Hand” entstanden – und ich konnte in diesem Selbstversuch feststellen, dass Birgit Brandners Konzept tatsächlich funktioniert. Und zwar nicht nur mit Frauen, sondern auch mit Männern und, wie das bei mir der Fall ist, mit einem Mann, der Gewalt von weiblicher Seite erlebt hat. Nun, wodurch hat sich dieser Eindruck bei mir in Richtung eines Beobachtungsergebnisses verfestigt? Ganz einfach – beim Nachhören der fertigen Sendung ist mir aufgefallen, dass ich mich in der Gesprächssituation (von mir während der Aufnahmen noch unbemerkt) “geöffnet” und mich “der neugierigen Fragestellerin anvertraut” haben muss. Das machte ich am Klang meiner Stimme fest, den ich inzwischen schon in verschiedenen Settings zu beurteilen gelernt habe. Ich hörte dabei auf einmal viel mehr Klangfarben als sonst, eine feiner abgestimmte Sprachmelodie, und was vielleicht am bedeutendsten ist, ich spürte Begeisterung, Leidenschaft und Lebendigkeit in meiner Erzählweise, und dies im Vergleich mit anderen, durchaus gelungenen Auftritten, noch intensiver. Das alles macht mir Lust auf mehr … und ich will verstehen, wie das funktioniert

Peter Levine, dessen Somatic Experiencing ich bereits des öfteren als wesentlich für meine Traumatherapie angesprochen habe, beschreibt in seinem grundlegenden Buch “Sprache ohne Worte” ein interessantes Phänomen: Sobald sich uns ein Mensch in einer Weise aufmerksam zuwendet, dass ein sicherer Ort des Vertrauens entsteht, löst dies in uns eine umfassende Selbstregulation des gesamten Nervensystems sowie der an diesem Prozess beteiligten Biochemie aus und wir können von jetzt auf gleich wieder gänzlich “gesund und selbstentsprechend” denken und reden.

Das ist definitiv eine interessante Spur, die wir näher beleuchten wollen. Es würde nebenbei auch erklären, warum “industrielle 3-Minuten-Medizin” so frustrierend und oft auch wirkungslos ist – und warum jedwede Zuwendung im Heilungsbereich, die mit urteilsfreier Aufmerksamkeit und “sich Zeit nehmen” einhergeht, rein schon im Entstehen dieses “intuitiven Vertrauensfeldes” als irgendwie gesundend erlebt wird. Machen wir die Probe aufs Exempel oder Wiederholen wir unser Experiment: Also, diesmal neu im Artarium: Selbstversuch die Dritte mit Birgit Brandner Live On Air.

 

Wir sind ein geiles Institut

 

Rebellen und Revolutionäre

Artarium am Sonntag, 23. November um 17:06 Uhr – Wenn wir an Rebellen denken, dann kommen uns zunächst die rebellischen Posen all der “angry young men” aus der Popkultur in den Sinn, des weiteren wohl auch allerlei gegen irgendein Unrecht Aufbegehrende und nicht zuletzt unzufriedene Frauen wie zum Beispiel Pussy Riot. Wenn allerdings von Revolutionärenja, bitte auch *innen – die Rede ist, fällt leider schnell die Assoziationsklappe zu den Bedeutungen, die in einer ausschließlich aufs Äußerliche fixierten Gewaltwelt flächendeckend verbreitet sind (und werden). Wir aber wollen uns diesmal den revolutionären Umstürzen im Inneren zuwenden, die für viele praktische Anwender*innen des Menschseins als die wesentlichen und für eine eigeninitiative Gestaltung des Lebens unverzichtbaren gelten

Rebellen und RevolutionäreDer wegweisende Psychologe und Schriftsteller Arno Gruen schreibt in seinem Buch “Der Verlust des Mitgefühls: Über die Politik der Unmenschlichkeit” in dem Kapitel “Linke und rechte Rebellen” über die Ursachen von sich fortwährend wiederholenden rebellischen Posen sowie fruchtlosen, weil nämlich stets in Gewaltexzessen erstickenden Revolutionen: “Um aus dieser Verwirrung auszusteigen, muss man erkennen können, was man als Kind tun musste, um seine fürchterliche Angst zu überleben.” Und weiter: “Um diese Problematik in einer Psychotherapie aufzuarbeiten, muss diese alte Angst – der Terror, den das Kind als Vernichtung seiner selbst erlebte – erneut durchlebt werden.” Na, habediehre! Willkommen im Abgrund, aber eben auch und gerade dort, wo hinter der Todesangst das Leben lauert, das wunderschön ist und gesund, die wirkliche Liebesfähigkeit für uns selbst und für andere – das wir jedoch in weiten Teilen zu spüren verlernt haben. Florian Friedrich weiß, worum es hier geht.

Was mich an Arno Gruens Psychologie von Anfang an fasziniert hat, war dieser selbstverständliche Zusammenhang zwischen den Lebensproblemen einzelner Menschen und den gesellschaftlichen Gegebenheiten, in denen sie stattfinden. So zeigt er nicht nur die sozialen Verursachungen von seelischen Verstrickungen auf, sondern auch die Auswirkungen, die deren therapeutische Verarbeitung auf die gesamte Gesellschaft (und somit auf die Welt, in der wir leben) unweigerlich haben. Er verknüpft also das Innen mit dem Außen auf der Ebene von Ursache und Wirkung:

“Wir suchen nach dem Besseren, verfallen aber immer wieder Führern, die uns unterdrücken, uns zwingen, unsere individuelle Geschichte der Unterdrückung und Rebellion zu wiederholen. So wird unsere Leidensgeschichte immer weitergegeben. Sie mag zwar unterschiedlich verlaufen, aber der Inhalt des Leidens und der Unterdrückung bleibt. Dennoch bleiben die Hoffnung auf das Gute und der Wille, Gutes zu tun, bestehen. Sie flackern immer wieder auf. Ich spreche hier nicht von organisierten politischen Bewegungen, sondern von Individuen, die zu sich selbst gefunden haben und der Gewalt und der Verlogenheit die Stirn bieten. Ob dies auf dem Weg des inneren Wiederstands oder in Form von offener Rebellion geschieht, ist dabei unerheblich. Wichtig ist, dass die Individuen zu ihrem Menschsein stehen.”

 

I look at you all, see the love there that’s sleeping

 

 

Appear Disappear

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 16. November – Zum 40. Bandjubiläum von The Young Gods aus der Schweiz ist schon so gut wie alles gesagt. “Nur halt noch nicht von allen.” (Karl Valentin). Auch wir haben uns ja in den vergangenen Jahren über das eine oder andere Werk dieser angenehmst vielseitigen Grenzüberschreiter und Genrezerleger schon weiterführend ausgelassen. Also wollen wir diesmal ihren eigenen Kommentaren zur Weltlage und zu ihrem bisherigen Schaffen Raum geben: Hören wir einfach ihr aktuelles Album “Appear Disappear” oder noch besser, lassen wir uns davon in ihre Zwischenwelt mitnehmen, in der sie jugendliche Wut über die Ungerechtigkeit mit abgeklärter Weisheit im Umgang mit den Wechselfällen des Lebens zu einer bemerkenswert beidseitigen Soundsynthese verbunden haben.

Appear DisappearEs ist ein eher seltenes Phänomen, dass ein wie auch immer geartetes Kunstkollektiv (speziell in der Welt der musikantischen Popkultur) nicht in jener Pose, die sich einmal als einträglich erwiesen hat, verharrt, sondern über Jahrzehnte hinweg immer wieder nach neuen Themen, Konzepten und Ausdrucksformen sucht – und diese alle in einer stets wiedererkennbaren Gestalt, einem “stilistisch gemeinsamen Nenner” darbietet – ja, geradezu verkörpert. Um unserer Dankbarkeit dafür und unserer Freude darüber Ausdruck zu verleihen, spielen wir nicht nur das, wie gesagt bemerkenswert beidseitige Album “Appear Disappear” (und was mit “bemerkenswert beidseitig” gemeint ist, erschließt sich sicherlich im hörenden Erleben) – nein, wir geben auch dem “Kopf des Projekts” Franz Treichler Gelegenheit, seinen Kommentar zu Text und Inhalt des titelgebenden Stücks auszubreiten, der weit in die Zeitgeschichte zurückblickt und auf die bekannte Begegnung von Jean Ziegler mit Che Guevara verweist (hier der Kontext dazu):

 

Appear Disappear speaks about a person’s place in today’s society. When do we feel in sync with the world around us, and when do we no longer align with its values?

“I spend my time in the brain of the monster”

When Jean Ziegler was young, he was assigned to drive Che Guevara from one place to another in Geneva. In the car, Ziegler told Guevara that he wanted to support his cause, go to Cuba, and join the revolution. Guevara replied: “You live in Switzerland, right? Then stay here to support us – you are in the brain of the monster.” This phrase left a deep impression on me. It highlights the unease I feel as I become more aware of Switzerland’s indirect implications in global issues and conflicts. My country and its ghost nets (“my ghost net nation”) – a reference to fishing nets left in the oceans by industrial trawlers, causing massive damage to marine life.

Appear – disappear from society, engage – disengage. How do we react? How do we contribute constructively?

“I can ride the snake or get back on the tiger”

Escape into other worlds, other realities? (The snake is a recurring image in shamanic cultures.) Or ride the tiger—stay active, never give up, always start again?

Appear Disappear also reflects the fleeting nature of human life in the grand scheme of time.

“Hold your hand until you disappear” Holding someone’s hand until their last breath.

“You told me lover, matter doesn’t matter, flames and fires appear and disappear” My love, you showed me that flames come and go, and that matter does not matter.

Appear Disappear

This year marks the 40th anniversary of our band’s existence. The Young Gods have always had a unique relationship with the music industry: over 40 years, the band has often disappeared and reappeared.

 

Phantastische Gefühlswesen

> Sendung: Perlentaucher Nachtfahrt vom Freitag, 14. November …und wo sie zu finden sind? Phantastische Gefühlsfische (die wir diesmal mit freundlicher Erlaubnis der Autorin verwenden) könnt ihr in dem Buch “Heute bin ich” von Mies van Hout aus dem aracari Verlag finden. Und hoffentlich geht es euch dabei so wie mir, als ich diese Bilder zum ersten Mal sah. Die dargestellten Emotionen “sprangen mich regelrecht an”, so dass ich (und das in einem Arztwartezimmer!) lauthals drauflos lachen musste. Später erfuhr ich, dass es das Buch auch als Legespiel gibt und dass das sowohl in Kindergruppen als auch in Rehakliniken angewandt wird, um so “über Gefühle ins Gespräch zu kommen”. Das trifft sich wieder mal ausgezeichnet mit dem Konzept der Perlentaucher-Sendereihe, “eine musikliterarische Gefühlsweltreise” zu sein.

Phantastische Gefühlswesen

© Mies van Hout

“Na, wie gehts dir?” Das werden wir öfter gefragt und der Versuch einer Antwort auf die umfassende Verallgemeinerung, die hinter dieser Fragestellung lauert, überfordert uns naturgemäß immer. “Wie gehts dir jetzt gerade?” Das ist eine bessere Frage, von der ausgehend wir noch tiefer in die dunkle Unterwasserwelt eintauchen können, in der allerlei uns vielleicht seltsam, ungewohnt oder sogar peinlich vorkommende Emotionen ihr Wesen und auch Unwesen treiben. Und so wie es in den Ozeanen “thermische Schichten” gibt, unter denen man etwa mit Sonargeräten nichts mehr erkennen kann, so gibt es auch in unserer Gefühlswelt Barrieren, hinter denen wir mit dem uns zur Verfügung stehenden Erkenntnisapparat keine klare Wahrnehmung (geschweige denn Einschätzung) mehr von dem gewinnen können, was da in uns ist. Was wir nicht erkennen, können wir auch nicht benennen. Darüber können wir auch nicht reden, nicht einmal mit uns selbst. Irgendwie ein Gefühl von sprachloser Wut

Phantastische Gefühlswesen

© Mies van Hout

Eigentlich brauchen wir ja die Informationen, die uns all unsere Gefühle liefern könnten (wenn wir sie denn erkennen und verstehen würden), um unseren Weg durchs Leben sicher und selbstbewusst zu gehen … doch gibt es eben auch verschiedenste Veranlassungen, meist aus früheren Verletzungen, die es uns verunmöglichen, unsere Gefühle zu erkennen, von einander zu unterscheiden und für unseren Lebensweg entsprechend einzuordnen. Weil sie womöglich gar nicht jetzt stattfinden sondern uns durch einen Schlüsselreiz ausgelöst “wie damals” überfluten und zu verschlingen drohen. Oder aber sie scheinen überhaupt nicht da zu sein, weil sie zu spüren mit einer solchen Todesangst verbunden war, dass unser weises System des Überlebens ihre Wahrnehmung sozusagen “komplett ausgeschaltet” hat. Was auch immer uns jetzt, noch, eine Zeit lang, unter diesen Umständen, in dieser Situation (das sind die Zauberworte) dabei behindert … es ist zunächst einmal verwirrend

Phantastische Gefühlswesen

© Mies van Hout

Wir alle sind phantastische Gefühlswesen. Das bedeutet auch, dass wir die gesamte Weisheit des Lebens in uns tragen. Und das ist alles, was es braucht, um im Chaos der Gefühle wieder die Ordnung zu erschaffen, die für ein gedeihliches Lebenswegbeschreiten notwendig ist. Klingt blöd? Nach esoterischem Schnickschnack? Heilsversprechen aus dem Schwurbelsack? Geh bitte! Ich bin ein lebendiger Mensch und ich habe eine Geschichte (die aus vielen Geschichten besteht), nämlich meine. Du kannst mir begegnen und mich befragen. Ich rieche, schmecke und ich fühle mich an. Ich forsche schon mein Leben lang und frage Warum? in den Abgrund. Ich weiß, wovon ich rede. Und mein ebenso lebendiger Kollege Christopher Schmall kann das bezeugen. In unserem Tikun-Olam-Kastl zur Reparatur der Welt findet sich auch die eine oder andere Methode zum Wiederbegegnen mit verlorenen Gefühlszuständen. Beim Somatic Experiencing entdecke ich, dass ich sogar Zufriedenheit aushalte

 

Phantastische Möglichkeiten!

 

 

Weiterjandln

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 9. November“Weiterjandln” So hieß das Geburtstagsfest, das die Salzburger Autor*innengruppe dem Sprachjongleur und Hintersinneinträufler Ernst Jandl unlängst ausgerichtet hat. Schon in unserer letzten Perlentauchersendung “komm mops komm” haben wir das Weiterleben seiner Denk- und Sprechwelt in vielen verschiedenen heutigen Ausdrucksweisen aufgezeigt. Und diesmal setzen wir noch einmal eins drauf, und zwar “ein Pasticcio” (eine Radiokunst, zusammengefügt aus Werken unterschiedlichster Herkunft, in denen wir die Einflüsse – Bezugnahmen wie Weiterentwicklungen – von Ernst Jandls genialen Schöpfungen wiederentdecken). Denn auch wenn ihr Hervorbringer nicht mehr unter uns weilt, so zeugt und gebiert doch sein lyrischer Kosmos immerfort neue Nachkommen …

Weiterjandln“Weiterjandln” bedeutet eben nicht nur, seine Sprechgedichte von jetzt lebenden Menschen immer wieder neu vorgetragen und interpretiert zu hörenaber halt schon auch! “Weiterjandln” kann genausogut im aufmerksamen Wahrnehmen von aktuellen Songtexten vorkommen … als signifikante Beispiele seien dazu etwa “Papageier Playa” von Viberqueen oder “Volxliedgut” von Jazzkantine angeführt und herzhaft zum Genuss empfohlen … oder im eingehenden “sich als Autor*in auf ihn und sein Werk einlassen” und sodann eine daraus entstehende Antwort hervorzubringen, sie wiederum mit anderen zu teilen, anderen mit-zu-teilen, derart in einen jetztheutigen Dialog mit anderen, gerade jetzt in der Gegenwart des verstorbenen Anstoßgebers wie in der Gegenwart der lebenden Anwesenden da seienden Menschen zu treten, was immer dabei dann heraus kommt … Hier das Programm des Geburtstagsfests.

“Weiterjandln” kann sich darüber hinaus als eine Spurensuche in Sprachwelten, in geschriebenen wie gesprochenen Texten oder auch ganz einfach in (mit)erlebten Gesprächen und Erzählungen bemerkbar machen. Wer es auch nur einmal “jandln” gehört hat, wird immerfort dafür empfänglich bleiben. Und je öfter man selbst “jandlt”, desto eher entdeckt man auch bei anderen diese typischen geradezu “jandlesken” oder “jandloiden” Sprachfiguren, Umschöpfungen, Zerdrehungen … ganz ähnlich wie beim Reime schütteln (Schüttelreimen) … aus Rückgabe wird schnell Gackrübe.

Erstaunt war ich, als ich diesen Effekt auf einem Video des Klangkünstlers Gerald Fiebig bemerkte. Seine im Jazzclub Augsburg zusammen mit einer genialen Band live improvisierte Spoken-Poetry-Performace (hier die Videoaufzeichnung davon) atmet geradezu die Sprachwelt, die Ernst Jandl zu seinen Lebzeiten umgab und aus der heraus er wiederum seine eigenen Experimente schuf, bis hin zur Livesession mit Jazzmusikern – die Beatpoetry lässt doch immer wieder grüßen. Und ich nehme all diese Anregungen zum Anlass, mit eigenen Ausführungen darauf zu antworten.

 

Sämtliche Sendungen mit Beteiligung von Gerald Fiebigaus dem Archiv.

 

Der persönlich-politische Gedichtband “Gegenstandslos” von SAG-Obmann        Christopher Schmall kann inzwischen bei edition fabrik.transit bestellt werden.

 

Nachhören: FPÖ Parteitag in Salzburg – Kampf gegen Spaltung, Menschenverachtung und Demokratiefeindlichkeit?

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Die heilige Johanna

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 26. Oktober – Diesmal stellen wir euch ein im angenehmsten Sinn “etwas anderes” Theaterprojekt vor, das uns darauf neugierig gemacht hat, endlich wieder einmal eine Aufführung mit allen Sinnen zu genießen – und nicht einfach nur brav blökend das sonst übliche Überangebot zu konsumieren (wovon wir uns aber ohnehin lieber fernhalten). Wir besehen das Stück “Die heilige Johanna der Schlachthöfe” von Bertolt Brecht, das schon bald in der Inszenierung von Cassandra Rühmling an verschiedensten Orten in Stadt und Land Salzburg zu sehen sein wird. Allein schon die Auswahl der Spielstätten ließ uns aufhorchen – so findet etwa die Vorpremiere am 1. 11. um 19:30 Uhr in der altkatholischen Kirche statt – das ist schon einmal erfrischend anders als “Theater immer nur im Theater”.

Die heilige JohannaBeim Schreiben dieses Artikels stelle ich fest, dass ich hier keine wie auch immer gearteten Interpretationen, Brecht-Traditionen oder sonsterlei ideologische Vereinnahmungen seines Werks anführenja, nicht einmal verlinken möchte. Das hat wohl mit der unrühmlichen Brecht-Verdammung hierzulande (in der Zeit des kalten Krieges) zu tun und mit der bizarren Geschichte rund um seine Staatsbürgerschaft. Die ihm vor 75 Jahren verliehene österreichische hat er ungeachtet der damit verbundenden Skandale und Hysterien zeitlebens beibehalten. Das freut uns (im nachhinein) am heutigen Nationalfeiertag, der einst Tag der Fahne hieß und von fähnleinschwenkenden Kindern mit “von oben” verordneter Freude “begangen” wurde. Seither widerstrebt es mir, vorgegebene Deutungen und Be-deutungen (von wem bitte, von wem?) aufgetragenerweise wiederzugeben. Und so fühle ich mich bei “echt lebensnachspürenden Inszenierungen” wesentlich wohler.

Denn Cassandra Rühmling dringt gemeinsam mit ihrem engagierten Ensemble in die tieferen Schichten der heiligen Johanna vor. Wiewohl die politische Aktualität von ungerechter Ausbeutung deutlich zur Sprache gebracht wird, steckt in dem recht komplexen Stoff doch noch einiges mehr an psychologischem Erkenntnisgewinn, etwa über das Kommunizierenwollen und das Verstandenwerdenkönnen oder die Rückbesinnung auf ein in allen Kämpfen mit inneren wie äußeren Verhältnissen fortwirkendes “Mensch sein”, ohne das weder Überleben noch Verstehen gelingt.

Wir freuen uns also schon auf die erwähnte Vorpremiere am 1. November und ganz speziell auf die Regisseurin und zugleich Hauptdarstellerin, die bei uns im Studio zu Gast sein und uns mehr als nur einige Einblicke in “die heilige Johanna” sowie ihre faszinierende Arbeit durch die vielen Schichten des Dramas bieten wird. “Diese Frau macht kein Theater – sie ist eins.”, sagt man über sie. So eine Verkörperung dessen, was Theater ausmacht, selbst zu erleben, das empfehlen wir naturgemäß ausdrücklich. Alle Termine und Tickets elegant auf dieser Seite: Theaterplatz.at

 

Und Thomas Oberender empfiehlt: “Hören sie genau hin!”

 

Orange

In dieser Tuning Up Sendung wenden wir uns dem Orange zu: in Form der Farbe, der Frucht oder auch von Produkten daraus. Aber alles natürlich in musikalischer Art.

Da gibt es also Musik von LaBelle, Erykah Badu, Tangerine Dream, Pink Floyd und vielen weiteren.

Nachzuhören unter: https://cba.media/738541