lth-klimawandel

Klimawandel,

ein leider aktuelles und im wahrsten Sinne des Wortes brennendes Thema, gerade in Zeiten wie diesen.

Zum Klimawandel gibt es ja eine Menge an Informationen im Internet (auch Fake-News), in den Medien, bei Vorträgen, Diskussionen und Ausstellungen.

In der Wissenschaft wird sehr viel zu diesem Thema geforscht und publiziert. Es gibt auch Organisationen und Einrichtungen, die sich der Wissenschaftskommunikation zu diesem Thema widmen und die wissenschaftlichen Fakten einer breiten Öffentlichkeit verständlich darstellen. Darüber und über weitere Möglichkeiten der Auseinandersetzung mit diesem Thema werden wir in der Sendung berichten. Auch das wichtige Thema Klimasolidarität wird an Hand eines Vortrages im Rahmen des ELEVATE-Festivals 2024 in Graz gehalten wurde, wird damit ausführlich behandelt.

Ausstrahlung am 21.1.2025 08:30-09:30 auf Radio Helsinki.

The Love of Hopeless Causes

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 19. JanuarZwei Hasen auf dem Weg nach Inbetween. Oder warum uns speziell in der Kunnst das gleichzeitige Vorhandensein von vielleicht auf den ersten Blick widersprüchlichen Gefühlseindrücken interessiert. “The Love of Hopeless Causes” von New Model Army ist dafür ein gutes Beispiel. Geschrieben in einer Zeit des Übergangs (sowohl persönlich als auch weltpolitisch) verbindet das Studioalbum (1993) Ereignisse aus der Ringsumwelt mit Zuständen des inneren Erlebens. Es ist der hervorragenden Ausdruckskunst von Sänger und Textdichter Justin Sullivan zu verdanken, dass die damit verbundenen Emotionen hier so unverstellt und nachvollziehbar “rüberkommen”. Und dass Inbetween auch bewandert und bewohnt werden kann, ein Grenzland zwischen Leben und Tod

New Model Army - The Love of Hopeless CausesJenseits von Wissen und Verstehen wird spürbar, was hinter der Kunst als Erfahrung und Möglichkeit steckt. Auf der Bandhomepage wird dies mit wenigen Worten gesagt: The Love of Hopeless Causes”. Eine weitere Momentaufnahme aus dem Leben jener musikantischen Gemeinschaft, die stets unabhängig (independent) genug geblieben ist, um nicht in der Schublade eines Genreschachterls zu vertrocknen. Wie wohltuend und überaus tröstlich in der zunehmend viereckigen Zeit, in der wir uns so oft funktionierend und zum Müssen verdammt verlieren. Und wiederfinden? Das Wissen ums Überleben blitzt bis zuletzt auf in den Augen von Rilkes Panther: “Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille sich lautlos auf –. Dann geht ein Bild hinein, geht durch der Glieder angespannte Stille – und hört im Herzen auf zu sein.” Das ist nicht das Ende, wie die meisten von uns es zu verstehen gelernt haben. Das ist der Anfang des Übergangs in eine andere Welt, die genauso vorhanden und wirkmächtig (also real) ist wie jene, in der dieses Gedicht stattfindet: der Blick in den Käfig, der Blick auf den Panther, der Blick in seine Augen.

Dieses tiefe Wissen um die dem Leben (dem eigenen wie ebenso dem Leben an sich) innewohnende Kraft (sowie die damit einhergehende Gelassenheit) widerspiegelt sich in dem Lied “These Words”, das sich als eine Art von innerer Bilanz lesen (oder eben hören) lässt, als ambivalent bleibende Summe der Eindrücke und Reaktionen eines Wanderers zwischen den Welten, der sowohl hier wie auch dort war. Eine daraus erwachsende Erkenntnis (die wir in weiterer Folge durchaus Weisheit nennen wollen) ist, weder dort noch hier “ganz zuhause” zu sein, vielmehr “inzwischen unterwegs”.

Through the years of decay we walk like tigers in cages
With each passing turn the smaller and smaller the circles
Every weapon and word legitimate now as protection
But these things should never be spoken
These things should never be spoken

I stand undefeated alone in the ring just pacing
The sweat and the blood dried on my hands all wasted
I’m shouting „come back and fight for I am the king“
But the lights are all out and the people are gone
We always burned brightest when no one was watching
Now I kiss the lines on your beautiful face
But these things should never be spoken
These things should never be spoken

And sometimes your hunger for life seems like desperation
And when I read about the world these days all I can feel is hatred
The fortune teller is closing her doors
She looked into the crystal and saw nothing at all
They’re waiting round here for something to happen
They won’t really want it when it rolls out to greet them
But these things should never be spoken
These things should never be spoken

All you need is Love …

 

Enigmamania

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 12. JanuarReisen wir durch die Zeit – und das gleich auf mehreren Ebenen. Zuallererst zurück in die 80er Jahre, als weltweit immer leistungsfähigere Computertechnik die Musikproduktion revolutionierte. Vor allem die dazumals brandneue Sampling-Technik sowie die zunehmend ausgefeilten Möglichkeiten digitaler Klangbearbeitung inspirierten zahlreiche Kunstschaffende zu völlig neuartigen Hörstücken und Musikwelten. Wir denken in dem Zusammenhang an Peter Gabriel, einem der ersten, der mit dem legendären Fairlight CMI arbeitete. Und auch in Österreich entstand Beachtliches wie etwa das Album “Enigmamania” von Hubert Bognermayr und Harald Zuschrader, das wir euch hier und heute vorstellen. Es wurde auch als “Red Sky Beat” veröffentlicht und war etwas ganz Eigenartiges.

Blue Chip Orchestra - EnigmamaniaDie zwei Herren hatten ja schon im Jahr 1982 eine computerakustische Klangsymphonie unter dem Namen “Erdenklang” erschaffen und bei der Ars Electronica in Linz uraufgeführt. Die anschließende Veröffentlichung als LP ist das weltweit erste Album, das ausschließlich mit besagtem Fairlight produziert wurde. Ja, da schau her … Von da an gingen die beiden Forscher und Entdecker in ihrem Elektronisches Försterhaus genannten Studio immer weiter auf die Suche nach unentdeckten oder längst verloren geglaubten Klängen, Stimmungsbildern, Zustandswelten und archetypischen Prophezeihungen. Und auf diesem Weg gerieten sie fast schon folgerichtig – nachdem sie zuvor bereits die Bergpredigt zerlegt und neu zusammengebaut hatten – zu den Schöpfungsmythen der Lakota. Sie verwoben die darin vorkommenden Charaktere mit Tonaufnahmen von echten Zeremonien, mit verbearbeiteten Naturgeräuschen und synthetischen Klängen zu einem panakustischen Erlebnis. Mir fällt dazu Hörwelt oder Kopftheater ein, das jedoch auch im Körper seine bewusstseinserweiternde Wirkung entfaltet.

Nun müssen solcherlei Phänomene (wie Heilungszeremonien oder schamanische Reisen und dergleichen) allerdings selbst erlebt werden, ansonsten würde man von einem Essen erzählen, von dem man nicht einmal weiß, wie es schmeckt, geschweige denn, wie es sich im Bauch anfühlt oder ob es einen überhaupt satt gemacht hat. Um also die mögliche Wirkung dieses Klangwerks irgendwie beschreibend zu erfassen, verweisen wir an der Stelle auf zwei Rezensionen, die immerhin freibleibend genug die Mythologie des Projekts beziehungsweise seine etwaige Verwendung darlegen.

Enigmamania eben …

 

Elvis Presley 90

Zum 90. Geburtstag von Elvis Presley am 8. Jänner 2025 gibt es ein Tuning Up Special, dass die musikalische Lebensgeschichte des King chronologisch nachzeichnet. Viele der Songs werden dabei in Spezialversionen vorgestellt. Also freuen Sie sich auf eine Stunde mit dem King of Rock’n’Roll!

Nachzuhören unter: https://cba.media/691695

Umcingulum

Perlentaucher Nachtfahrt am Freitag, 10. Januar um 22:06 Uhr – In seinem Buch “Sprache ohne Worte” über eine von ihm entwickelte Traumatherapie-Methode namens “Somatic Experiencing” erklärt der Biophysiker und Psychologe Peter Levine das Zusammenwirken von körperlicher Wahrnehmung und oft unbewusst ausgelösten Gefühlszuständen. Das Verständnis der daran beteiligten Hirnareale und ihrer Funktionsweise ist insofern von Bedeutung, als es bei traumatisierten Menschen zu auffallend anderen Eindrücken führt als dies bei “gesunder” natürlicher Entwicklung eigentlich vorgesehen wäre. So kann allein der Versuch, den eigenen Körper zu spüren, ein Gefühl von so umfassender Angst bewirken, dass wir uns nachgerade umzingelt fühlen. Daraus erwuchs das heutige Wortspiel Umcingulum.

Umcingulum 1Denn die beiden sowohl an der Wahrnehmung als auch bei der Interpretation des Körpergefühls beteiligten Hirnareale heißen Insula und Cingulum (Gyrus Cinguli). Und weil in deren Wechselwirkung die allerabsurdesten Fehlermeldungen zustande kommen können und sich dabei der Eindruck verfestigt, wir Traumatisierte (und wer wäre das eigentlich nicht?) seien irgendwie “falsch” verkabelt (zumindest was “das gute Leben im Hier und Jetzt” anbelangt), wollen wir diese Landkarte unseres neuronalen Netzwerks zum Bühnenbild einer Schatzsuche im Unbekannten erklären. Zu verstehen, welche biologischen Funktionen unserer Selbstwahrnehmung in der Welt zugrunde liegen und wie genau diese durch (auch längst vergangene) seelische Verletzungen “entgleisen” können, ist aber nur ein (wenn auch wesentlicher) Teil der Geschichte. Ein anderer besteht darin, dass diese auf den ersten Blick als störend, ja geradezu verhindernd erlebten Verschaltungen unser Überleben ermöglicht haben.

Umcingulum 2Ring the bells that still can ring
Forget your perfect offering
There is a crack, a crack in everything
That’s how the light gets in

Leonard Cohen – Anthem

Umcingulum, Umcingulum – und wo ist jetzt der Ausweg aus der Traumatorte? In unserer Zivilisationsgesellschaft ein Schicht auf Schicht zusammengebackenes Konglomerat aus Angst, Schuld und Scham, ein Blätterteig wäre gerade mal eine Andeutung. – Forgiveness? Eine Art transgenerationaler Entkettung – mit der Macht, die Endloswiederholungsschleife der Ohnmacht zu durchbrechen jenseits der christlichen (oder kapitalistischen oder esoterischen oder nationalsozialistischen oder egal welcher) Heilsversprechungen? Wie könnte so etwas funktionieren, das ist doch eine ganz heiße Spur … Dergleichen beschäftigt mich schon seit geraumer Zeit – und auf ein Mal sehe ich den Dortmund-Tatort (mit meinem Lieblingstraumatisierten Kommissar Faber) “Made in China”, in dem plötzlich und sprichwörtlich mittendrin eine Tür aufgeht und die selbst schwer gezeichnete Rosa Herzog das diesbezügliche Wunderwort “Es ging nicht besser!” ausspricht …

Umcingulum 3Noch wirkmächtiger wird der Satz in einer von mir für den persönlichen Gebrauch verfassten Übertragung: “Es ist nicht besser gegangen.” Hilft mir immer wieder dabei, mein eigenes Mehrgenerationentrauma zu bewältigen, speziell in den Nächten, in denen ich von den Dämonen der Vernichtungskriegsfamilie verfolgt werde, bis in mein eigenes Denken und Empfinden hinein … Grauslich! Ein lieber Freund, der in den USA lebt, berichtete vor einiger Zeit von speziellen Ritualen aus der Lakota-Tradition, mit denen ihre Heiler und Schamanen schon seit urdenklicher Zeit jene Krieger, die am Töten anderer Menschen beteiligt waren, wieder in Übereinstimmung mit dem Leben bringen, bevor diese in ihre Gemeinschaften zurückkehren und sich in ihren Familien auswirken dürfen. Welch tiefe Weisheit, über viele Generationen hinaus gedacht! Ich wünsche mir ein Zusammenwirken dieser spirituellen Erfahrung mit den eingangs erwähnten wissenschaftlichen Erkenntnissen – zum Wohl aller menschlichen Seelen.

Als eine mögliche Annäherung an die Spiritualität der Lakota-Völker stellen wir im Artarium am Sonntag das Album “Enigmamania” von Hubert Bognermayr und Harald Zuschrader vor, das auch vorab unter dem Namen “Red Sky Beat” gut zu hören ist …

 

Concerti passati

In Tuning Up gibt es diesmal einen sehr persönlichen Konzertrückblick zum Jahr 2024.
Zu hören gibt es u.a. Walter Trout, Blank Manuskript, Pierre-Laurent Aimard,
Werke von Schönberg, Luigi Nono
Improvisiertes von Feichtmair, Harnik und Polaschegg

Nachzuhören unter: https://cba.media/691193

In memoriam Hermes Phettberg

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 29. DezemberHermes Phettberg ist tot … Eigentlich ist Josef Fenz, wie der Hervorbringer der legendären Kunstfigur diesseits seiner öffentlichen Performances hieß, am 18. Dezember im Krankenhaus gestorben. Die Verkörperung all dessen, was ihn umgetrieben hat, und was Menschen wie mich innerlich erreicht, berührt und inspiriert hat, das bleibt in uns allen erhalten und lebt in all seiner Monstrosität und kindlichen Zartheit durch uns weiter. Melancholie und Gesellschaft oder “Alles, was du siehst, gehört dir”, um es mit PeterLicht zu sagen. “Sehen” im Sinn eines umfänglicheren Wahrnehmens als es der Sprachgebrauch des Schnelldrüberhin nahelegt. “Sehen” als ein “unverstelltes in sich aufnehmen” etwa wie ein Traumbild unkontrolliert und ohne Urteil in uns empor steigt und so

In memoriam Hermes PhettbergTatsächlich habe ich hier noch ein Bild gefunden aus jenem Jahr, in dem mir “Phettbergs Nette Leit Show” zum ersten Mal aus dem Fernseher heraus direkt ins Herz “einfuhr” und mich darin ermutigte, auch in diesem “Land of Confusion”, das zwischen Marktwirtschaft und Verdrängung zu zerreißen drohte, doch um einiges mehr für verwirklichbar zu halten, als es in der damals alles verklebenden Normalmoral (die gern als “die Sittlichkeit” oder auch “das gesunde Volksempfinden” daher gestelzt kommt) überhaupt möglich zu sein schien. Ich möchte sagen, dass mir die Selbstinszenierung von Hermes Phettberg im Rahmen der Netten Leit Show die Grenzen in Geist und Seele dahin- gehend ver-rückt, also zurecht gerückt hat, dass es mir wieder möglich wurde, an einen tieferen Sinn in all den widerstreitenden und zunehmend fragmentierten Erfahrungen meines Lebens zu glauben – und zwar ohne den demonstrativ vor mir her zu tragenden Endsieg” über meine Homosexualität, der mir eingeimpft war …

Von solch inwendiger Belebung ergriffen pilgerte ich kurz darauf schnurstracks nach Wien, um dem Beförderer derselben anlässlich des Erscheinens von “Die Krücke als Zepter” höchstselbst und in all seiner Leibhaftigkeit zu begegnen. Und dieses Treffen von Mensch zu Mensch vertiefte in mir jenen Eindruck, den ich zuvor schon aus seiner Bühnenpräsenz gewonnen hatte: Ein Maßloser, in seinem Ringen um Anerkennung an allen Grenzen längst Verzweifelter, der dabei dennoch eine schier unglaubliche Würde besaß, ein seiner geradezu barocken Anmutung um nichts nachstehendes Mitgefühl.

Lieber Hermes, du warst in vielem sehr anders als ich es bin. Und zugleich bist du mir zutiefst vertraut, ich möchte sagen, wesensverwandt. Ich bin erstaunt, wie vieles von dir ich in mir wiederfinde, wenn ich mit mir unterwegs bin. Unlängst hat ein Freund gesagt, ich hätte etwas Monströses an mir. Das habe ich im ersten Moment als nicht zutreffend zurückgewiesen. Doch je länger ich darüber nachdenke, desto mehr neige ich dazu, es mir (und uns allen) zuzugestehen. Indem ich dir auch in mir begegne, soll es lauten: Im Phettberg’schen Sinn kann ich dieser Monstrosität etwas abgewinnen.”

Und in diesem Sinn – Danke.

 

Diagonal durch die Szenerie

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 22. Dezember – Wir kriegten Weihnachtspost vom Almblitz-Wolfgang, darin dieses zum eigenen Freispruch einladende Zitat von Viktor Frankl: “Wenn du den Raum zwischen Reiz und Reaktion betreten kannst, dann bedeutet das Freiheit.” (Und bitte, der Mann hat sich solche Gedanken im Überleben des KZ-Grauens erkämpft.) Von einem kurzen Aufblitzen dieser Art von Äquidistanz werde ich euch erzählen, nämlich wie ich mitten im Vorweihnachtssalzburg zwischen Mozartsteg und Kaigasse zu der Einsicht gelangte, es wäre zuträglicher, “diese Stadt diagonal zu bereisen”. Was das wiederum mit den Kriegszuständen zu tun hat, die in der Adventszeit überall lauern und die sich am Heiligabend (meist im unentrinnbaren Kreis der Familie) noch steigern können, das soll diese Sendung veranspürlichen

Diagonal durch die SzenerieMeiner verstorbenen Cousine (die sich bis zuletzt Jahr für Jahr durch ein zum leblosen Ritual erstarrtes Familienweihnachtsfest kämpfte) habe ich etwas in ihren Nachruf geschrieben, das mir gerade jetzt, quasi als Grundbedingung, wieder aufgefallen ist – den Freispruch zu Beginn jeder Beziehung und jedes Gesprächs. Im Artikel zur Sendung “Erinnerung an Elke Mader” steht:

2) Teilnehmendes Beobachten. Eine vorurteilsfreie Grundhaltung, die Elke nicht nur in ihren Feldforschungen einnahm, sondern die ihr gesamtes Leben prägte. Mir in jedweder Lebenslage sowie uns in unserer Freundschaft und Arbeit gegenüber hat sie stets diese eigentlich ambivalent anmutende und dabei so überaus angenehme Haltung eingenommen. So sollte generell jede zwischenmenschliche Begegnung sein: Dass man zur Begrüßung freigesprochen wird von der Schuld des Rollenspielens.

Genau so etwas ist mir kurz vor der eingangs erwähnten Situation wiederfahren (als ich mir dachte, es wäre besser, diese Stadt diagonal zu bereisen). Es befreite mich dazu, meine Wege durch den Vorweihnachtstrubel selbst zu bestimmen und eben nicht als wehrloses Opfer dem Gedränge und Geschiebe von ferngesteuerten Menschenmassen ausgeliefert zu sein. Stattdessen erlebte ich etwas, das Hartmut Rosa als “diagonale Resonanz” beschreibt, nämlich dieses zutiefst lebendige “Hineinkippen, in den Flow geraten” mit einer Sache, vollkommen darin verloren, zugleich vollkommen kontrolliert.

Und weil es (wie jedes Jahr wieder) Weihnachten wird und wir ein starkes Verlangen nach Versöhnung spüren, wollen wir noch etwas vom Wesentlichen hervorholen, das uns im Lauf des (fast schon wieder) vergangenen Jahres untergekommen ist. Zu guter Letzt kommt ein Mann mit der Gitarre und singt (von mir aus unterm Weihnachtsbaum) ein Lied von der Befreiung – vom Krieg, von der Schuld, und von allen damit tragisch verketteten Zwängen. Und das tut er auf Russisch, damit es noch der letzte Kämpfer in der Ukraine versteht. Der General spricht seine Soldaten frei, was für ein Anfang.

Ein frohes Radio euch allen!

 

Nick Drake zum 50. Todestag


By Keith Morris https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=141161522

Tuning Up erinnert in dieser Sendung an den englischen Sänger und Songerfinder Nick Drake, der 1974 mit 26 Jahren verstorben. Nur drei Alben hat Nick Drake veröffentlicht, die von bezaubernder Schönheit und Melancholie zeugen. Ein erstes oder erneutes Eintauchen in die musikalische Welt von Nick Drake – eine einprägsame Stimme, komplexes Gitarrenspiel in vielfältigen Stimmungen, geheimnisvolle Texte.

Nachzuhören unter: https://cba.media/688758