Enigmamania

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 12. JanuarReisen wir durch die Zeit – und das gleich auf mehreren Ebenen. Zuallererst zurück in die 80er Jahre, als weltweit immer leistungsfähigere Computertechnik die Musikproduktion revolutionierte. Vor allem die dazumals brandneue Sampling-Technik sowie die zunehmend ausgefeilten Möglichkeiten digitaler Klangbearbeitung inspirierten zahlreiche Kunstschaffende zu völlig neuartigen Hörstücken und Musikwelten. Wir denken in dem Zusammenhang an Peter Gabriel, einem der ersten, der mit dem legendären Fairlight CMI arbeitete. Und auch in Österreich entstand Beachtliches wie etwa das Album “Enigmamania” von Hubert Bognermayr und Harald Zuschrader, das wir euch hier und heute vorstellen. Es wurde auch als “Red Sky Beat” veröffentlicht und war etwas ganz Eigenartiges.

Blue Chip Orchestra - EnigmamaniaDie zwei Herren hatten ja schon im Jahr 1982 eine computerakustische Klangsymphonie unter dem Namen “Erdenklang” erschaffen und bei der Ars Electronica in Linz uraufgeführt. Die anschließende Veröffentlichung als LP ist das weltweit erste Album, das ausschließlich mit besagtem Fairlight produziert wurde. Ja, da schau her … Von da an gingen die beiden Forscher und Entdecker in ihrem Elektronisches Försterhaus genannten Studio immer weiter auf die Suche nach unentdeckten oder längst verloren geglaubten Klängen, Stimmungsbildern, Zustandswelten und archetypischen Prophezeihungen. Und auf diesem Weg gerieten sie fast schon folgerichtig – nachdem sie zuvor bereits die Bergpredigt zerlegt und neu zusammengebaut hatten – zu den Schöpfungsmythen der Lakota. Sie verwoben die darin vorkommenden Charaktere mit Tonaufnahmen von echten Zeremonien, mit verbearbeiteten Naturgeräuschen und synthetischen Klängen zu einem panakustischen Erlebnis. Mir fällt dazu Hörwelt oder Kopftheater ein, das jedoch auch im Körper seine bewusstseinserweiternde Wirkung entfaltet.

Nun müssen solcherlei Phänomene (wie Heilungszeremonien oder schamanische Reisen und dergleichen) allerdings selbst erlebt werden, ansonsten würde man von einem Essen erzählen, von dem man nicht einmal weiß, wie es schmeckt, geschweige denn, wie es sich im Bauch anfühlt oder ob es einen überhaupt satt gemacht hat. Um also die mögliche Wirkung dieses Klangwerks irgendwie beschreibend zu erfassen, verweisen wir an der Stelle auf zwei Rezensionen, die immerhin freibleibend genug die Mythologie des Projekts beziehungsweise seine etwaige Verwendung darlegen.

Enigmamania eben …

 

Elvis Presley 90

Zum 90. Geburtstag von Elvis Presley am 8. Jänner 2025 gibt es ein Tuning Up Special, dass die musikalische Lebensgeschichte des King chronologisch nachzeichnet. Viele der Songs werden dabei in Spezialversionen vorgestellt. Also freuen Sie sich auf eine Stunde mit dem King of Rock’n’Roll!

Nachzuhören unter: https://cba.media/691695

Umcingulum

> Sendung: Perlentaucher Nachtfahrt vom Freitag, 10. Januar – In seinem Buch “Sprache ohne Worte” über eine von ihm entwickelte Traumatherapie-Methode namens “Somatic Experiencing” erklärt der Biophysiker und Psychologe Peter Levine das Zusammenwirken von körperlicher Wahrnehmung und oft unbewusst ausgelösten Gefühlszuständen. Das Verständnis der daran beteiligten Hirnareale und ihrer Funktionsweise ist insofern von Bedeutung, als es bei traumatisierten Menschen zu auffallend anderen Eindrücken führt als dies bei “gesunder” natürlicher Entwicklung eigentlich vorgesehen wäre. So kann allein der Versuch, den eigenen Körper zu spüren, ein Gefühl von so umfassender Angst bewirken, dass wir uns nachgerade umzingelt fühlen. Daraus erwuchs das heutige Wortspiel Umcingulum.

Umcingulum 1Denn die beiden sowohl an der Wahrnehmung als auch bei der Interpretation des Körpergefühls beteiligten Hirnareale heißen Insula und Cingulum (Gyrus Cinguli). Und weil in deren Wechselwirkung die allerabsurdesten Fehlermeldungen zustande kommen können und sich dabei der Eindruck verfestigt, wir Traumatisierte (und wer wäre das eigentlich nicht?) seien irgendwie “falsch” verkabelt (zumindest was “das gute Leben im Hier und Jetzt” anbelangt), wollen wir diese Landkarte unseres neuronalen Netzwerks zum Bühnenbild einer Schatzsuche im Unbekannten erklären. Zu verstehen, welche biologischen Funktionen unserer Selbstwahrnehmung in der Welt zugrunde liegen und wie genau diese durch (auch längst vergangene) seelische Verletzungen “entgleisen” können, ist aber nur ein (wenn auch wesentlicher) Teil der Geschichte. Ein anderer besteht darin, dass diese auf den ersten Blick als störend, ja geradezu verhindernd erlebten Verschaltungen unser Überleben ermöglicht haben.

Umcingulum 2Ring the bells that still can ring
Forget your perfect offering
There is a crack, a crack in everything
That’s how the light gets in

Leonard Cohen – Anthem

Umcingulum, Umcingulum – und wo ist jetzt der Ausweg aus der Traumatorte? In unserer Zivilisationsgesellschaft ein Schicht auf Schicht zusammengebackenes Konglomerat aus Angst, Schuld und Scham, ein Blätterteig wäre gerade mal eine Andeutung. – Forgiveness? Eine Art transgenerationaler Entkettung – mit der Macht, die Endloswiederholungsschleife der Ohnmacht zu durchbrechen jenseits der christlichen (oder kapitalistischen oder esoterischen oder nationalsozialistischen oder egal welcher) Heilsversprechungen? Wie könnte so etwas funktionieren, das ist doch eine ganz heiße Spur … Dergleichen beschäftigt mich schon seit geraumer Zeit – und auf ein Mal sehe ich den Dortmund-Tatort (mit meinem Lieblingstraumatisierten Kommissar Faber) “Made in China”, in dem plötzlich und sprichwörtlich mittendrin eine Tür aufgeht und die selbst schwer gezeichnete Rosa Herzog das diesbezügliche Wunderwort “Es ging nicht besser!” ausspricht …

Umcingulum 3Noch wirkmächtiger wird der Satz in einer von mir für den persönlichen Gebrauch verfassten Übertragung: “Es ist nicht besser gegangen.” Hilft mir immer wieder dabei, mein eigenes Mehrgenerationentrauma zu bewältigen, speziell in den Nächten, in denen ich von den Dämonen der Vernichtungskriegsfamilie verfolgt werde, bis in mein eigenes Denken und Empfinden hinein … Grauslich! Ein lieber Freund, der in den USA lebt, berichtete vor einiger Zeit von speziellen Ritualen aus der Lakota-Tradition, mit denen ihre Heiler und Schamanen schon seit urdenklicher Zeit jene Krieger, die am Töten anderer Menschen beteiligt waren, wieder in Übereinstimmung mit dem Leben bringen, bevor diese in ihre Gemeinschaften zurückkehren und sich in ihren Familien auswirken dürfen. Welch tiefe Weisheit, über viele Generationen hinaus gedacht! Ich wünsche mir ein Zusammenwirken dieser spirituellen Erfahrung mit den eingangs erwähnten wissenschaftlichen Erkenntnissen – zum Wohl aller menschlichen Seelen.

Als eine mögliche Annäherung an die Spiritualität der Lakota-Völker stellen wir im Artarium am Sonntag das Album “Enigmamania” von Hubert Bognermayr und Harald Zuschrader vor, das auch vorab unter dem Namen “Red Sky Beat” gut zu hören ist …

 

Concerti passati

In Tuning Up gibt es diesmal einen sehr persönlichen Konzertrückblick zum Jahr 2024.
Zu hören gibt es u.a. Walter Trout, Blank Manuskript, Pierre-Laurent Aimard,
Werke von Schönberg, Luigi Nono
Improvisiertes von Feichtmair, Harnik und Polaschegg

Nachzuhören unter: https://cba.media/691193

In memoriam Hermes Phettberg

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 29. DezemberHermes Phettberg ist tot … Eigentlich ist Josef Fenz, wie der Hervorbringer der legendären Kunstfigur diesseits seiner öffentlichen Performances hieß, am 18. Dezember im Krankenhaus gestorben. Die Verkörperung all dessen, was ihn umgetrieben hat, und was Menschen wie mich innerlich erreicht, berührt und inspiriert hat, das bleibt in uns allen erhalten und lebt in all seiner Monstrosität und kindlichen Zartheit durch uns weiter. Melancholie und Gesellschaft oder “Alles, was du siehst, gehört dir”, um es mit PeterLicht zu sagen. “Sehen” im Sinn eines umfänglicheren Wahrnehmens als es der Sprachgebrauch des Schnelldrüberhin nahelegt. “Sehen” als ein “unverstelltes in sich aufnehmen” etwa wie ein Traumbild unkontrolliert und ohne Urteil in uns empor steigt und so

In memoriam Hermes PhettbergTatsächlich habe ich hier noch ein Bild gefunden aus jenem Jahr, in dem mir “Phettbergs Nette Leit Show” zum ersten Mal aus dem Fernseher heraus direkt ins Herz “einfuhr” und mich darin ermutigte, auch in diesem “Land of Confusion”, das zwischen Marktwirtschaft und Verdrängung zu zerreißen drohte, doch um einiges mehr für verwirklichbar zu halten, als es in der damals alles verklebenden Normalmoral (die gern als “die Sittlichkeit” oder auch “das gesunde Volksempfinden” daher gestelzt kommt) überhaupt möglich zu sein schien. Ich möchte sagen, dass mir die Selbstinszenierung von Hermes Phettberg im Rahmen der Netten Leit Show die Grenzen in Geist und Seele dahin- gehend ver-rückt, also zurecht gerückt hat, dass es mir wieder möglich wurde, an einen tieferen Sinn in all den widerstreitenden und zunehmend fragmentierten Erfahrungen meines Lebens zu glauben – und zwar ohne den demonstrativ vor mir her zu tragenden Endsieg” über meine Homosexualität, der mir eingeimpft war …

Von solch inwendiger Belebung ergriffen pilgerte ich kurz darauf schnurstracks nach Wien, um dem Beförderer derselben anlässlich des Erscheinens von “Die Krücke als Zepter” höchstselbst und in all seiner Leibhaftigkeit zu begegnen. Und dieses Treffen von Mensch zu Mensch vertiefte in mir jenen Eindruck, den ich zuvor schon aus seiner Bühnenpräsenz gewonnen hatte: Ein Maßloser, in seinem Ringen um Anerkennung an allen Grenzen längst Verzweifelter, der dabei dennoch eine schier unglaubliche Würde besaß, ein seiner geradezu barocken Anmutung um nichts nachstehendes Mitgefühl.

Lieber Hermes, du warst in vielem sehr anders als ich es bin. Und zugleich bist du mir zutiefst vertraut, ich möchte sagen, wesensverwandt. Ich bin erstaunt, wie vieles von dir ich in mir wiederfinde, wenn ich mit mir unterwegs bin. Unlängst hat ein Freund gesagt, ich hätte etwas Monströses an mir. Das habe ich im ersten Moment als nicht zutreffend zurückgewiesen. Doch je länger ich darüber nachdenke, desto mehr neige ich dazu, es mir (und uns allen) zuzugestehen. Indem ich dir auch in mir begegne, soll es lauten: Im Phettberg’schen Sinn kann ich dieser Monstrosität etwas abgewinnen.”

Und in diesem Sinn – Danke.

 

Diagonal durch die Szenerie

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 22. Dezember – Wir kriegten Weihnachtspost vom Almblitz-Wolfgang, darin dieses zum eigenen Freispruch einladende Zitat von Viktor Frankl: “Wenn du den Raum zwischen Reiz und Reaktion betreten kannst, dann bedeutet das Freiheit.” (Und bitte, der Mann hat sich solche Gedanken im Überleben des KZ-Grauens erkämpft.) Von einem kurzen Aufblitzen dieser Art von Äquidistanz werde ich euch erzählen, nämlich wie ich mitten im Vorweihnachtssalzburg zwischen Mozartsteg und Kaigasse zu der Einsicht gelangte, es wäre zuträglicher, “diese Stadt diagonal zu bereisen”. Was das wiederum mit den Kriegszuständen zu tun hat, die in der Adventszeit überall lauern und die sich am Heiligabend (meist im unentrinnbaren Kreis der Familie) noch steigern können, das soll diese Sendung veranspürlichen

Diagonal durch die SzenerieMeiner verstorbenen Cousine (die sich bis zuletzt Jahr für Jahr durch ein zum leblosen Ritual erstarrtes Familienweihnachtsfest kämpfte) habe ich etwas in ihren Nachruf geschrieben, das mir gerade jetzt, quasi als Grundbedingung, wieder aufgefallen ist – den Freispruch zu Beginn jeder Beziehung und jedes Gesprächs. Im Artikel zur Sendung “Erinnerung an Elke Mader” steht:

2) Teilnehmendes Beobachten. Eine vorurteilsfreie Grundhaltung, die Elke nicht nur in ihren Feldforschungen einnahm, sondern die ihr gesamtes Leben prägte. Mir in jedweder Lebenslage sowie uns in unserer Freundschaft und Arbeit gegenüber hat sie stets diese eigentlich ambivalent anmutende und dabei so überaus angenehme Haltung eingenommen. So sollte generell jede zwischenmenschliche Begegnung sein: Dass man zur Begrüßung freigesprochen wird von der Schuld des Rollenspielens.

Genau so etwas ist mir kurz vor der eingangs erwähnten Situation wiederfahren (als ich mir dachte, es wäre besser, diese Stadt diagonal zu bereisen). Es befreite mich dazu, meine Wege durch den Vorweihnachtstrubel selbst zu bestimmen und eben nicht als wehrloses Opfer dem Gedränge und Geschiebe von ferngesteuerten Menschenmassen ausgeliefert zu sein. Stattdessen erlebte ich etwas, das Hartmut Rosa als “diagonale Resonanz” beschreibt, nämlich dieses zutiefst lebendige “Hineinkippen, in den Flow geraten” mit einer Sache, vollkommen darin verloren, zugleich vollkommen kontrolliert.

Und weil es (wie jedes Jahr wieder) Weihnachten wird und wir ein starkes Verlangen nach Versöhnung spüren, wollen wir noch etwas vom Wesentlichen hervorholen, das uns im Lauf des (fast schon wieder) vergangenen Jahres untergekommen ist. Zu guter Letzt kommt ein Mann mit der Gitarre und singt (von mir aus unterm Weihnachtsbaum) ein Lied von der Befreiung – vom Krieg, von der Schuld, und von allen damit tragisch verketteten Zwängen. Und das tut er auf Russisch, damit es noch der letzte Kämpfer in der Ukraine versteht. Der General spricht seine Soldaten frei, was für ein Anfang.

Ein frohes Radio euch allen!

 

Nick Drake zum 50. Todestag


By Keith Morris https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=141161522

Tuning Up erinnert in dieser Sendung an den englischen Sänger und Songerfinder Nick Drake, der 1974 mit 26 Jahren verstorben. Nur drei Alben hat Nick Drake veröffentlicht, die von bezaubernder Schönheit und Melancholie zeugen. Ein erstes oder erneutes Eintauchen in die musikalische Welt von Nick Drake – eine einprägsame Stimme, komplexes Gitarrenspiel in vielfältigen Stimmungen, geheimnisvolle Texte.

Nachzuhören unter: https://cba.media/688758

Fairy Tales for Cyborgs

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 15. Dezember – Das lang erwartete neue Album von SoundDiary ist nunmehr erschienen – und mit großer Freude stellen wir es euch hier und heute und in voller Länge vor: FourWord – Fairy Tales for Cyborgs (dessen Gesamtlänge von über 58 Minuten uns zur kürzesten Signation aller Zeiten anregte). Ich gebe zu, dass der Titel (und die von mir dahinter vermutete Geschichte) zunächst einiges an Abwehr hervorrief, so im Sinn von: “Geh bitte, jetzt kommen die auch noch mit diesem inflationären KI-Thema daher.” Und ich muss mich ausdrücklich bei meinem unerschrockenen Sendungspartner, dem Hasen, bedanken, dass er mir durch seine Eindrücke vom Probehören, die er mir geduldig schilderte, ein erweitertes Eindringen in die Fairy Tales for Cyborgs (hier das CD-Booklet) ermöglichte. Und, siehe da

SoundDiary - FourWord (Album Cover)SoundDiary haben sich nicht nur musikalisch weiterentwickelt – eine recht ordentliche, weil auch inhaltlich detailgenaue Rezension findet sich auf “Just for Kicks Music” – auch die Komplexität ihrer Konzeptarbeit hat mit diesem Album wieder eine neue Dimension erreicht. Oder wie wir den Einstieg in die Story hinter dem Konzept des Albums möglichst auf den Punkt zu bringen versuchen: “Eine vielschichtige Geschichte.” und “Ein Ringen um Identität.” Alles, was darüber hinaus noch zu entdecken wäre, entnehmen sie bitte (und hier wird das gern gebrauchte Wortspiel zur Wirklichkeit) der Packungsbeilage. Sowie dem Anhören des Albums selbst natürlich. Womit wir ja immer ein Eintauchen, ein sich vom Hörerlebnis mitnehmen und so zu eigenen Gedanken, Bildern und Phantasien anregen lassen meinen. Da taucht (jedenfalls im Fall dieser Fairytales) so einiges auf, von dem wir gar nicht gewusst haben, dass es überhaupt da war. Oder wissen wir das alles schon immer, nur unsere Verbindung dorthin ist uns irgendwie nicht zugänglich? “Der Verstand kann es nicht begreifen, doch der Körper weiß, wie wir überlebt haben.”

Die “vielschichtige Geschichte” lässt sich nämlich auf verschiedene Weise verstehen oder erleben oder (um in der Sprache des Erzählers zu bleiben) entschlüsseln. Dazu haben wir den Weg über die Worte gewählt und uns beim Hören auch in den Text der einzelnen Songs vertieft. Dabei war uns das Download-Booklet eine große Hilfe, weil es die Texte ohne weitere Grafiken vorstellt. Was mich da angesprungen hat, was mich letztendlich davon überzeugt, dass es sich hier definitiv nicht um eine simple “Robotergeschichte” handelt, das müssten die folgenden Textauszüge aufzeigen:

Mem0r1es:

It seems the pain has left me, I’m surrounded by the people I love.
Although my heart hasn’t stopped bleeding, the wounds are turning into scars.
But still I’m scared about the hours when I’m alone and think about our days.
In every single piece of me you remain a painful thorn that’s stuck in me.

Dreaming of you makes me sweat and cry my tears.
Thinking of you makes me bitter and stunned.

Blame:

Still sorrow in my eyes, still pain I cannot hide.
And still a soul, that dies, I am about to change the side.
We feel a common pain, but our escape route is blocked,
our efforts are in vain, and so we all stay shocked.

Let us out. We’re afraid, there must be something to blame.
Let us out. We’re exposed, falling out of the frame.

J0urney t0 0’0ne:

The closer I get to the center the further away I feel.
I am going to enter the essence of what once was real.
The closer I get to the center the better I see
this black hole that once seemed to matter so much to me.

We are one and we know our journey has just begun.

What’s beyond this strange horizon?
My focus finally lies on the fact that
I don’t owe you anything.

 

Also, ja – Fairy Tales – nicht nur für Cyborgs …

 

Museum der Träume

> Sendung: Perlentaucher Nachtfahrt vom Freitag, 13. Dezember“We believe dreaming is one of the most important means through which we can envision and transform the collective world that lies between us.” Dieses Zitat von der unbedingt empfehlenswerten Seite “Museum Of Dreams” möge uns als Motto für unser eigenes “Museum” dienen – denn damit meinen wir eben keinerlei Aufbewahrungsanstalt für aus der Gesamtschau gefallene Artefakte, mit denen die Bezahlbetreiber derselben eine gewollte Version von Geschichte(n) erzählen. Wir wollen uns stattdessen einem unvorhersagbaren Musentanz aussetzen, um all den Gestalten, die uns heimsuchen, mitsamt ihren und unseren Geschichten und Gefühlen ein genauso offenes Ende zu erlauben wie nach dem Erwachen aus jedem Besuch am Tummelplatz der Träume.

Museum der Träume 1 (Sethembile Msezane Freedom Day)Ob wir das absichtlich tun oder es einfach nur so daherbehaupten, weil wir sind wer wir sind – das soll offen bleiben. Einst sagte ein Reisender: “Ich bin es und ich bin es nicht. Geblendet vom Scheinwerferlicht seh ich mich selber nicht.” – Und was siehst du? Darum handelt sichs. Wie es die Selbstbeschreibung des Museum Of Dreams ausdrückt: “We focus on the way dreams can serve as a medium for articulating the things we have trouble expressing – the experiences, feelings and ideas that we struggle to voice to ourselves and each other. There is an urgent need to find ways to incorporate this not-yet-conscious material into our shared social imaginaries – to identify and integrate what Toni Morrison once named the ‘unspeakable things unspoken’. Among other things, dreaming serves as a means to narrate and work through that which has been rendered silent – marginalized either by exclusion or repression.” Das inspiriert uns – und dem fühlen wir uns auch verwandt.

Museum der Träume 2 (C. G. Jung)Das Träumen findet in einer bemerkenswerten Begegnungszone statt. In der Traumwelt gehen verschiedenartige Welten ineinander über, indem unsere Phantasie (sozusagen im kontrollfreien Betrieb) ganze Erlebniswelten aus Bewusstem wie Unbewusstem zu hochsymbolischen (und oft sehr seltsamen) Episoden verschmilzt. Doch wer arbeitet, erschafft und gestaltet das alles? Wer ist unser Unterbewusstsein, wenn nicht wir selbst? Das Träumen ist ein besonderer Zustand und eng verwandt mit psychedelischer Extase und künstlerischer Schaffenslust. Und wie die Poesie (wenn sie nicht bloße Behübschung ist) kann das Träumen himmelhochjauchzend oder abgrundstrudeleinschlürfend oder auch beides zugleich werden. Wenn wir uns ihm oder ihr überlassen, dann ist das Ergebnis nie vorhersehbar. Was allerdings im Umgang mit jener “anderen Welt”, die hier “zu Tage tritt”, durchaus hilfreich sein kann, ist ein fortwährendes Erforschen und Erlernen von allen möglichen Techniken, Traditionen, Ritualen und Erkenntnissen aus den unterschiedlichsten Wissensgebieten der Menschheit. Sei es die Kunst, sei es die Philosophie, seien es irgendwelche Religionen (die man erst ihrer Konfessionalität entkleiden muss) oder traumdeutende Psychotherapie mit Märchen und Mythen.

Museum der Träume 3 (Little Nemo)Ich bin niemand. Und wer bist du? In einer Artariumsendung mit dem Titel “Scenes from a Night’s Dream” kam der gleichnamige Genesis-Song vor, der sich auf die Comicreihe “Little Nemo in Slumberland” von Winsor McCay bezieht. Dort erlebt ein kleiner Junge allnächtens die sonderbarsten und bizarrsten Abenteuer im Traum. Sein Name bedeutet kleiner Niemand und das scheint mir ein augenfälliger Zusammenhang mit der ausufernden Intensität seiner Traumreisen zu sein. Denn beim Träumen bist du niemand, und zwar in dem Sinn, dass das Du, das du sonst (im Wachzustand) bist oder darstellst oder zu sein glaubst, nicht mehr kontrollieren kann, was oder wie oder wovon du träumst. Die alles entscheidende Macht deines sonstüblichen Du ist also auf Urlaub. Und vielleicht hat es sie in der wirklicheren Wirklichkeit, aus der uns der Traum erzählt, sowieso nie gegeben

Little Nemo rubbed his eyes and got out of bed,
Trying hard to piece together a broken dream.
His visions lifelike and full of imagination
It′s strange to think they came from such a tiny head.

Dragons breathing fire, but friendly.
Mushrooms tall as houses.
Giant Nymphs and goblins playing,
Scenes from a night’s dream, poor Little Nemo!

Eating all kinds of food so close to bedtime
They always made him have these nightmares, it seemed.

Helped young Washington in the garden,
Cut the cherry tree down.
Now we all know that′s not history,
Scenes from a night’s dream, poor Little Nemo!

„Nemo, get out of bed!“
„Don’t tell me stories, I don′t want to know!“
„Come on you sleepy head, we′re waiting to go!“

Once he went to the ‚Carnival of Nations′
Dancing with the princess through the night.

Found themselves on a moving platform
Ten ton weights above them,
Seeking audience with King Morpheus.
Scenes from a night’s dream, poor little Nemo!

„Nemo, get out of bed!“
„Don′t tell me stories, I don’t want to know!“
„Come on you sleepy head, we′re waiting to go!“

Wir sind ein geiles Museum.