Musik für den Frieden, Musik gegen den Krieg, Musik in Solidarität mit, für und aus der Ukraine.
Nachzuhören unter: https://cba.fro.at/545815
Musik für den Frieden, Musik gegen den Krieg, Musik in Solidarität mit, für und aus der Ukraine.
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> Sendung: Perlentaucher Nachtfahrt vom Freitag, 11. März – Zwischen “Love one another” und “Die Hölle, das sind die anderen” begeben wir uns auf die Suche nach dem ganz anderen. One? Another? Oder an other? “There is no big other”, meinte Jaques Lacan. “Is there überhaupt any other?”, fragen wir uns – und einander – und wenn ja, wo nicht? Das Eigene im Anderen entdecken (und das Andere im Eigenen) ist ja schon mal ein Beitrag zur Völkerverständigung (wie man früher zu sagen pflegte) und eine Friedensstiftung im Hier und Jetzt. Jetzt, wo der real existierende Irrsinn von Krieg und Zerstörung alles Schöne und Zarte umpflügt zu einer Trümmerwelt des Todes und der Angst, muss man erst recht mit der Macht der Poesie antworten. Und genau das tun wir hier in unserer Begegnungswelt des Einander – gemeinsam.
Atemlos hechelt das Abendland: “Die ich rief, die Geister, werd ich nun nicht los” und versinkt in seiner eigenen Behauptung. Das Unendliche ist was ganz anderes als die Quersumme zweckdienlicher Definitionen. Das Unendliche ist spürbar im Erleben von Liedern und Gedichten: “Das Luftholen im richtigen Moment ist unwiederholbar und verdichtet einen Augenblick zur Ewigkeit” wie Konstantin Wecker bereits bemerkt. – So steht es geschrieben im Evangelium des Propheten Hund, im Kapitel “Unendliche Gedichte …” vom 3. Februar 2020. Es ist jene poetische Kraft, die vom Beginn der menschlichen Entwicklung an immer wieder von irgendwo hervor leuchtet, und die von den jeweiligen Arschetypen (den Herrschfiguren) der “Weltgeschichte” ebenso immer wieder unterdrückt wird. Warum wohl? Weil der glückliche Moment des Musenkusses der Macht unverfügbar bleibt?
Wie lassen sich Erscheinungen wie Vorstellungskraft oder Erinnerung wissenschaftlich erfassen? Oder hat nur die Poesie selbst diese Macht? Und das Recht und die Pflicht (ich kann nicht anders), sich selbst über sich selbst auszusagen? Dann sind hier also Mächte zugegen, die noch unberechenbarer sind als etwa ein wildgewordenes Atomkraftwerk. Und im Unterschied dazu nicht so zerstörerisch, wenn auch gewaltig. “Alle Macht der Poesie!” bezieht sich eben nicht auf die Dichtung, sondern auf ihre mangelnde Umsetzung in den Gestaltungen der Welt. “Die Waffen nieder!” war nie als “einfach nur irgendein Buchtitel” gemeint, sondern als ernst zu nehmender und gefälligst auch umzusetzender Beitrag zu unser aller Lebenswirklichkeit. Wieso ist Bertha von Suttner aber heute eine verblassende Erinnerung auf der 2-Euro-Münze und nicht allgemein anerkannt als die “Mutter des Friedens” auf der ganzen Welt?
Wirtschaft ist die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln – und umgekehrt. Und dafür, dass es “da draußen” so ist, wie es ist, sind die jeweiligen Urheber dieses Zustands verantwortlich. Keine Realität ohne ihre Realitäter. Warum werden die Verursacher des Unmenschlichen nicht zur Verantwortung gezogen – die sie ja angeblich haben – für die ganze Welt – und “über” uns? Und es ist mir persönlich scheißegal, ob die Zugrunderichtung meiner Lebensperspektiven im Namen der Wall Street oder des KGB oder des brunzdepperten Möchtegern von Irgendwo veranstaltet wird. Ob im Namen des Sowiesogottes, des Sowiesoismus oder der Sowiesoideologie, es ist doch immer dasselbe – und deswegen langweilig. Todlangweilig. Die Banalität des Blöden. Lassen wir one another Poesie walten – und geben wir so dem Leben seine Möglichkeit, immer wieder neu zu sein – unglaublich, unverhofft, unverfügbar …
“Wenn ich einen Krieg siach, kunnt ich speiben.” Lukas Resetarits
Die aktuellsten Entwicklungen mit dem Brand in einem ukrainischen Atomkraftwerk sind in der Sendung noch nicht verarbeitet, werden aber bald thematisiert.
Keine Angst, das ist kein Atompilz, sondern ein wunderbarer Sonnenuntergang
Erstausstrahlung hier auf den Kanälen der Radiofabrik: 4.März 2022 18:00
nachzuhören unter: lt63-ukraine | cba – cultural broadcasting archive (fro.at)
Weitere Informationen und Veranstaltungen (Strahlenschutz, Messtechnik): Plattform gegen Atomgefahren Salzburg – die PLAGE
> Sendung: Artarium vom Sonntag, 13. März – Hierzulande weiß man wenig über die Lebenswelt und Kultur jenseits des kyrillischen Vorhangs. Eigentlich nur das, was uns die jeweiligen Welterklärer in den staats- und marktnahen Medien beibringen. Oder das, was sich aufgrund hoher Reichweite in sozialen Netzwerken durchsetzt. Dabei gibt es in den postsowjetischen Ländern, von denen derzeit dauernd die Rede ist, durchaus kritische Kunstschaffende, die uns vermitteln können, wie sich das Leben dort seit 30 Jahren anfühlt. Die Innenwelt wohlgemerkt, die Phantasien und Gefühle jenseits von Staatsmacht und Kommerz. Die belarussische Band Lyapis Trubetskoy zum Beispiel, die 2014 am Maidan in Kiew aufspielte, und der russische Videokünstler Alexey Terehoff, der einige ihrer besten Musikvideos produziert hat.
Schon die Schreibweisen Ляпіс Трубяцкі (belarussisch) und Ляпис Трубецкой (russisch) bereiten uns gewisse Suchmaschinenprobleme. Hinter der digitalen Hemmschwelle jedoch tut sich ein bilderflutender Kosmos auf, der uns unmittelbar ins Fühlen und Verstehen jener ach so geheimnisvollen Gesellschaften hinein zieht, die dort hinter dem ehemaligen eisernen Vorhang ihr ganz eigenes Wesen entwickeln … Immer aus der Sicht jener nicht im herrschaftlichen Mainstream des verordneten Funktionierens leben wollenden “Abweichler und Widerständler” bieten sie tiefe Einblicke in die feuchten Träume der Machthaberer und auch in die Albträume der Ausgepressten. Wie so ein Post-KGB-Kapitalismus funktioniert, haben sie in ihrem legendären “Kapital” gezeigt (das daher auch in Russland verboten wurde). Verschwitzte Allmachtsphantasien aller Arten werden in “Bolt” atemlosmachend vorgeführt. Gewaltsexuelle Räusche und Verlustängste, die uns schon beim “Aufmarsch der Zipfelmänner” inspirierten.
Was uns die Dichter damit sagen wollen, das entzieht sich (eben weil es Poesie ist) der “offiziellen” Interpretation – das können (und sollen) wir selbst entdecken. Was ist die Botschaft von Броненосец und seiner Verschmelzung von Sergej Eisenstein mit politischer Stencil-Art? Ты ни при чём? Sind wir gefühllos gepanzert gegen das Leiden der Welt? Oder Воины Света, das als “Warriors of Light” zur Hymne des ukrainischen Maidanaufstands verklärt wurde, wie ist der Text zu verstehen?
Verstehe, wer will – hier ein paar mögliche Übersetzungen – wer Ohren hat, zu sehen, der spüre! Was für Drogen nehmen diese Leute? Oder, wie Ostap Bender das in “Zwölf Stühle” weiter gedacht hat: “Was kostet das Opium für das Volk?”
Und hier noch das (in unserer Signation verwendete) 12 обезьян von Sänger Sergej Michaloks aktueller Band BRUTTO. Wir finden, SO kann sich der Frieden anfühlen …
> Sendung: Artarium vom Sonntag, 27. Februar – Die fast schon legendäre Antwort auf die zu vermeidende Frage “Wer?” aus Josef Haders Soloprogramm “Privat” führt uns in die entlegeneren Gegenden angewandter Dialektologie. Mundartwischensaft sozusagen. Ich verwende hier die wienerische Fassung, wie man sie etwa auf der CD (Live im Audimax Wien) findet. Weit verbreitet ist auch der “Stoascheißer Koarl”, eine allgemeinbajuwarische Variante, die weder Dirk Stermann noch Peter.W. richtigrum aussprechen können, ganz ähnlich wie “Oachkatzlschwoaf”. Daher soll Josef Hader in Teilen Deutschlands auch vom “Steinscheißer Karli” erzählt haben. Wie all dem sei (mit den Feinheiten der phonetischen Schreibweise wollen wir gar nicht erst anfangen), dem Hervorbringer desselben sei jedenfalls herzlich zum 60. Geburtstag gratuliert.
Das ist uns ein Bedürfnis und so spielen wir einige Ausschnitte aus seinem wegweisenden Programm “Privat”, mit dem vor nunmehr über 25 Jahren das Kabarettgenre einer regelrechten Revolution ausgesetzt wurde. Es ist bestimmt kein Zufall, dass genau dieses Programm das meistgesehenste der heimischen Satireszene wurde. Ich kann mich auch noch erinnern, wie es in jeder gut sortierten Wohngemeinschaft der 90er Jahre anzutreffen war und für viele meiner Bekannten ein inspirierendes Vademecum durch die Irrungen und Wirrungen der damals um sich greifenden Globalisierung darstellte. Erlösendes Lachen inmitten erodierender Weltbilder drang tröstlich vergnügt durch ein österreichisches Seelenvakuum, das sich seiner eigentlichen Bodenständigkeit im Dreck des Menschlichen weitgehend entfremdet hatte. Eine Anstiftung zum Heimischwerden in sich selbst – trotz alledem.
Meiner Meinung nach lebt dieses Programm (das in Wirklichkeit ein “Stück” ist) von den zahllosen Begegnungen und Interaktionen seines Autors mit einem Publikum, das er in den 80ern immer wieder spontan auf der Straße “bespielte”. Die immense Tiefe und Weite von “Privat” (die mir gerade beim Wiederhören auffällt) schöpft aus einem so breiten Spektrum von verschiedenen Gestalten, wie sie einem eben nur “auf der Straße” widerfahren können. Diese alle in den Stimmungen, Handlungen und Personen seines Kopftheaters zu verdichten ist seine wahre Meisterleistung.
Oder wie Uwe Dick über sein Einpersonenstück “Der Öd” sagte: “Es gibt kein Ich und in jedem von uns streiten sich mehrere Stimmen. Ein Psychodrama. Die Summe vieler, die ich täglich aushalten muss.” Wir sehen, die Idee ist nicht neu – doch die Umsetzung ist einzigartig – und “Privat” ist nach wie vor hoch wirksam. Daher empfehlen wir die Einnahme dieses Gewaltheilmittels wiederholt durchzuführen, am besten ohral (also über die Ohren), weil beim bloßen Hören (ohne begleitendes Bild) unsere Vorstellung dazu angeregt wird, sich die phantastischen Szenarien in aller Dichtheit auszumalen.
Und wie erscheint Josef Hader selbst die heutige politische Großwetterlage?
“Einerseits wissen wir genug, um uns zu fragen, was das Ganze soll. Andererseits sind wir zu deppert, um eine Antwort darauf zu finden. Das ist eigentlich eine Gemeinheit.”
Auf dem Weg in die Altersweisheit hier im profil-Artikel. Wie gesagt, wir gratulieren.
> Sendung: Artarium vom Sonntag, 20. Februar – Eine Sendung für den Frieden. Was das mit Heidelbeeren zu tun hat, wird sich noch zeigen. Homo sapiens soll ja eigentlich “gescheiter Mensch” heißen – doch wenn man sich so umschaut auf der Welt, wären Homo rapiens, Homo destruktivus oder auch Homo Bscheißerle die viel trefflichere Beschreibung. Vor allem, wenn wir das Phänomen Krieg betrachten: “Seit Beginn unserer Zeitrechnung gab es weltweit zusammengerechnet nur etwa 18 Monate Frieden. Frieden? Abwesenheit definitiv kriegerischer Auseinandersetzungen, möchten wir ergänzend hinzufügen. Ausbeutung und Unterdrückung der Schwächeren durch die Stärkeren gab es ja wohl trotzdem. Also, wie verhält sich Krieg zu Nichtkrieg – und was wäre wirklich Frieden – womöglich?” Aus “Krieg und Frieden” von 2014.
Die meisten Menschenleute würden sich wohl lieber in die Heidelbeeren setzen und mit ihren Zehen spielen, als mitsamt ihrer jeweiligen “kleinen Welt” in einem Krieg verwüstet und zerstört zu werden. Und das betrifft jede Art von Krieg, nicht nur den der einen gegen die anderen, sondern auch den des Menschen gegen das biologische Gleichgewicht der Erde. Krieg ist immer gegen die Natur.
Und Frieden? Was wäre das, wenn nicht die bloße Abwesenheit von dem, was wir als Krieg zu verstehen gelernt – wurden? Müssen wir den Krieg bekämpfen? Müssen wir uns organisieren, um Krieg zu führen – gegen den Krieg? Oder genügte es nicht schon, wenn wir uns alle dem Krieg verweigern und uns stattdessen in eine friedliche Metapher setzen, “in Ruhe gelassen sein” wollen von jederlei fanatischem Geplärr – und mit all dem betrügerischen Vorherrschaftsgeschwurbel nichts zu tun haben? Wollen wir uns das titelgebende Bild von Arik Brauer einmal etwas näher anschauen:
I hea im Woid den Auerhohn und setz mi hinta an Buschn
Da siech i zwa Fanatika voi Zuan ins Dickicht huschn
Und wia sa se donn rafn, die Messan einestechn
Do friss i a boa Heidlbeern und spü mi mit die Zechn
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> Sendung: Artarium vom Sonntag, 13. Februar – “So, ein Lied übers Sterben – Sterben, eines meiner freudigsten Themen.” Der Wiener Allroundkünstler und Zeit seines Lebens Poet und Chansonnier André Heller feiert demnächst seinen 75. Geburtstag. In einem jetzt schon legendären Hauskonzert (es war am 6. Januar auf ORF III zu sehen), von dem es bald hieß, es sei “das eigentliche Neujahrskonzert” gewesen, gelingt ihm die erstaunliche Verschmelzung der Genres und Generationen, die seinen musikalischen Lebensweg geprägt haben. Und zwischendrin erzählt er Geschichten, die alle Grenzen zwischen damals und heute, Diesseits und Jenseits, Realität und Phantasie auflösen – in dem einen rauschhaften Moment gelingenden Lebens, der wie das Leben selbst hier und jetzt stattfindet. So wie in “Papirossi” …
Das inwendige “Sowohl als auch” von Freude und Traurigkeit, Liebe und Verlust, Wehmut und Seligkeit in der Themenauswahl verdankt er auch der Wiederentdeckung seiner jüdischen Kulturtradition. In Liedern wie “Leon Wolke”, “Onkel Jakob” oder einem genial neu arrangierten “Dem Milners Trern” kommt jene Lebensweisheit ganz unaufgeregt wieder zum Vorschein, die wir heute in Österreich so schmerzlich vermissen. Und weil das schöpferische Grenzgängertum des André Heller auch an den eigenen Übergängen von Leben und Tod rüttelt, und wir gerade unseren lieben Kollegen Roman Reischl verloren haben, spielen wir diesmal einen Zusammenschnitt von besonderen Momenten aus dem besonderen Hauskonzert. Live und unplugged mit Robert Rotifer, Ernst Molden, Der Nino aus Wien, Voodoo Jürgens, Marwan Abado und den Neuen Wiener Concert Schrammeln et cetera pp.
Ebenfalls zu hören André Hellers Anekdote vom “toten Hundertwasser”, in welcher er mehrfach vom Wienerischen ins Hochdeutsch wechselt – und wieder zurück:
I bin in a Taxi eingstiegn – jedes Wort ist wahr, das ich jetzt erzähle – und da Taxler schaut mi on und sogt: „So a Ehre fia mi, doss sie mit mia foan, Herr Hundertwasser.“ I sog goa nix. I sog goa nix und denk ma, wonna wü, doss i da Hundertwasser bin, bin i da Hundertwasser.
Wir foan los, i schau – in seinem Rückspiegel die Entwicklung seines Gesichtes an – ea foad, und plötzlich merk i – da braut sich ein Gedanke zusammen in dem Taxifahrer – und i waaß ned, denk ma, boid wiada irgendwos sogn, vielleicht kummda auf wos drauf oda wos – und dann macht er was ganz Gefährliches: während ea so foad dreht er sich so um zu mir – und sogt: „Es is mia jetz so unongenehm – sie sand jo scho tot.“
Und i bin weidagfoan und ea woa sicha, do hintn sitzt da dode Hundatwossa und die Gschicht hod si.
In diesem Sinn …
Tuning Up widmet sich diesmal wieder den Geburtstagskindern des heutigen Tages, dem 7. Februar, wie Laurie Johnson, Michel Hausser, Bert Sommer etc. Außerdem mit dabei ist ein Salzburger Song gegen den Ausbau der Mönchsberggarage und das Geräusch des Monats.
Nachzuhören unter: https://cba.fro.at/541144
Er zählt wohl zu den wandlungsfähigsten und sich immer wieder neu erfindenden Künstlern der letzten Jahrzehnte. Vom 60er Jahre Britpop über den extravaganten Ziggy Stardust, vom Thin White Duke zum 50ies Reviver, vom Outsider zum Zelebranten eines todgeweihten Blackstar: David Bowie wäre heuer 75 geworden und in Tuning Up gibt es einen Querschnitt durch die musikalischen Erfindungen des britischen Musikers.
Nachzuhören unter: https://cba.fro.at/540037
Photobra|Adam Bielawski, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons